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Karl Alexander von Müller (1882-1964) was a mediator between traditional and Nazi historical viewpoints. He was well known before 1933 and quickly put himself and his knowledge at the disposal of the Nazis. Especially in his role as Editor of the "Historische Zeitschrift" (History Journal) was he able to engage other German historians in this effort. Matthias Berg draws a picture of the life and works of von Müller from his early childhood onward, bringing to light his writings during World War I and his opposition to the Weimar Republic as well as his later path into the service of the Nazi regime and his efforts to be rehabilitated after 1945.…mehr

Produktbeschreibung
Karl Alexander von Müller (1882-1964) was a mediator between traditional and Nazi historical viewpoints. He was well known before 1933 and quickly put himself and his knowledge at the disposal of the Nazis. Especially in his role as Editor of the "Historische Zeitschrift" (History Journal) was he able to engage other German historians in this effort. Matthias Berg draws a picture of the life and works of von Müller from his early childhood onward, bringing to light his writings during World War I and his opposition to the Weimar Republic as well as his later path into the service of the Nazi regime and his efforts to be rehabilitated after 1945.
Autorenporträt
Dr. Matthias Berg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wolfgang Hardtwig ist dankbar für dieses Buch von Matthias Berg. Karl Alexander von Müller, dem "Gespenst am Wissenschaftsstandort München", vermag der Autor laut Hardtwig ein Gesicht zu geben, wenngleich auch kein sympathisches. Den archivalischen Aufwand, den Berg dafür betreibt, weiß Hardtwig zu schätzen, ebenso die klare Urteilsfähigkeit, bei diesem speziellen Fall keine Kleinigkeit, wie wir erfahren. Der Autor zeichnet die Karriere von Müllers in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vor dem Ersten Weltkrieg nach, verfolgt dessen Einlassung mit radikalnationalistischen Kreisen, seinen Einfluss auf Leute wie Göring, Hess und Schirach und schließlich seine "persilweiße" Nachkriegsvita. Den Skandal dieses Lebensweges vermag Berg dem Rezensenten als fast banale Mischung aus Begabung, Persönlichkeit, politischer Überzeugtheit und Opportunismus zu vermitteln.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.03.2015

Eitelkeit und Machthunger
Das Leben des einflussreichen NS-Historikers Karl Alexander von Müller
Durch den Wissenschaftsstandort München geisterte ein halbes Jahrhundert lang ein Gespenst. Es heißt Karl Alexander von Müller und ist jetzt durch eine rundum gelungene Berliner Dissertation von Matthias Berg dingfest gemacht worden. Das ist eine beträchtliche Leistung, denn das Thema verlangte gründliche archivalische Arbeit, breite Kenntnisse und klare Urteilsfähigkeit.
  Karl Alexander von Müller stammte „aus gutem Hause“ in München, promovierte 1908 über die bayerische Politik 1866 und habilitierte sich 1917 über Joseph Görres. Lebensbestimmend wurde die Karriere in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, vom Syndikus 1917 zum Akademiemitglied und Sekretär der Historischen Kommission 1928 und schließlich zum Präsidenten 1936 bis 1943. Einflussreiche Ämter folgten, vom Gründungspräsidenten des Südost–Instituts bis zur Ehrenmitgliedschaft in Walter Franks „Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschland“ und zur Schriftleitung der Historischen Zeitschrift 1935 bis 1945. Publizistisch gehörte Müller zum Kreis um die seit 1914 zunehmend radikalnationalistischen Süddeutschen Monatshefte des jüdischen Herausgebers Paul Nikolaus Cossmann. Gemeinsam mit Erich Marcks gab Müller ein dreibändiges Sammelwerk „Meister der Politik“ heraus, das Essays führender Historiker über historische Persönlichkeiten vereinte. Damit gelangte er trotz ausbleibender Forschungsleistungen in die Mitte der bürgerlichen Bücherschränke, aber auch der Historikerzunft. So kam er 1928 endlich auf einen Lehrstuhl – für bayerische Landesgeschichte, aber ausdrücklich mit dem Recht, auch weiterhin Themen der deutschen und europäischen Geschichte zu behandeln.
  Als akademischer Lehrer war Müller in einer geradezu bizarren Weise erfolgreich. In seinen Vorlesungen saßen etwa Rudolf Hess, Hermann Göring und Baldur von Schirach, die „linken“ Wolfgang Hallgarten (1933 emigriert) und Michael Freund, aber auch der nach 1945 einflussreiche Hochschulreferent im bayerischen Kultusministerium, Johannes von Elmenau. Zu den 228 Doktoranden zählten der spätere katholisch-konservative Kultus- und Landwirtschaftsminister Alois Hundhammer ebenso wie die prominenten Nazis Ernst „Putzi“ Hanfstaengl, Walter Frank, der „Judenforscher“ Wilhelm Grau und einige Ordinarien der frühen Bundesrepublik: etwa Kurt von Raumer, Theodor Schieder, Karl Bosl und Heinz Gollwitzer.
  Mit dem Ende des Dritten Reichs verlor Müller seine Ämter und sah sich auf wohlwollende „Persilscheine“ und Hilfestellungen seiner Schüler angewiesen. Jedoch gelang ihm mit den ersten Bänden seiner Erinnerungen (1951, 1954) noch zu Lebzeiten der Coup, sich als tonangebender Geschichtsschreiber seiner selbst zu etablieren; der posthum erschienene dritte Band mit dem Augenzeugenbericht zum Hitlerputsch 1923 ist inzwischen eine renommierte Quelle für die frühe NS-Geschichte.
  Worin besteht das Skandalon diese Lebensweges? Am Ende der gekonnten Darstellung Bergs erscheint das Geheimnis der Müllerschen Erfolgsgeschichte fast banal. Es war gemixt aus Begabung, einem „heute gar nicht mehr wiederzugebenden Zauber der Persönlichkeit“ (Hermann Heimpel), aus der Fähigkeit gleichermaßen zu Loyalität wie – wenn es der Karriere diente – ungerührter Illoyalität, aus Eloquenz und Schreibgewandtheit, Eitelkeit und Machthunger. Das Faszinierende – und Erschreckende – an Müller ist jedoch, mit welch singulärer Mischung von politischer Überzeugtheit und Opportunismus, von Trägheit und kommunikativer Klugheit er im Wechsel der politischen Ordnungen seinen Anspruch auf Macht und Ansehen geltend machte. Das konnte nur gelingen durch die geradezu unerschütterliche Solidarität der Historikerzunft.
  Müller profitierte langfristig vor allem von seiner Schreibbegabung, die seine Universitätskarriere zunächst eher behindert hatte. Als dürftig ausgewiesener Forscher und weit rechts stehender Publizist scheiterte er in der frühen Weimarer Republik bei Lehrstuhlbesetzungen in Halle, Breslau, Köln und Kiel – ein Beweis für den oft unterschätzten Selbstbehauptungswillen der republikanischen Kräfte. Die Historikerzunft aber hatte Bedarf an literarischen Talenten. Spätestens seit 1918 sahen die universitären Historiker ihre bis dahin starke Stellung auf dem Markt für gegenwartsbezogene Vergangenheitsdeutung durch den Erfolg von Literaten wie Houston Stewart Chamberlain, Oswald Spengler, Emil Ludwig oder auch Stefan Zweig bedroht. Süffig geschriebene Essays, Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel eines im Universitätsmilieu verankerten Historikers kamen da gerade recht. Das in der Zunft meist misstrauisch beäugte „Künstlertum“ eines Kollegen fand in dieser Situation hohe Anerkennung, zumal es sich mit Organisationstalent und gesellschaftlicher Gewandtheit verband. Nach seiner endgültigen Ankunft in Universität und Akademie 1928 war Müller als „Netzwerker“ und Mitteleinwerber einsame Spitze. Das bedeutete nolens volens auch die – vorläufige und vorbehaltliche – Integration in die Republik. Dieser stand Müller lange ablehnend gegenüber – was ihm dann den Aufstieg zum einflussreichsten Repräsentanten der deutschen Geschichtswissenschaft im NS-Staat ermöglichte– trotz des verspäteten Parteieintritts im August 1933.
  Es bedurfte dazu keiner großen Verbiegungen. Es genügte, 1933/34 Freunde und Förderer wie Cossmann und auch Oncken zu verleugnen, die schon vorhandene völkische Unterfütterung seines Nationalismus zur Förderung der „Judenforschung“ zu radikalisieren und bei Gelegenheit Hymnen auf den Führer zu singen, dessen Reden Müller schon seit 1920 zustimmend gelauscht hatte. Auch die vor allem vom Oldenbourg-Verleger betriebene Übergabe des Herausgeber-Amtes bei der Historischen Zeitschrift ging glatt vonstatten.
  Nach 1945 hielt Müller sich zugute, die Kontinuität des Faches einigermaßen gewahrt zu haben, so wie er auch – nicht zu Unrecht – in Anspruch nahm, als Präsident an der Ausrichtung der konkreten Akademiearbeit wenig geändert zu haben. Er war klug genug, 1943 und 1945 nicht auf der Weiterführung seiner Ämter zu insistieren. Vielmehr begab er sich in die Rolle des „verständig Abtretenden“ und wusste auch hie und da brieflich ein Schuldeingeständnis zu formulieren. Zugute kam ihm seine Freundschaft mit Kurt Huber, dem Mentor der „Weißen Rose“ – was zeigt, wie eng Gesinnungsnähe und Divergenz der Charaktere beieinander liegen konnten.
Die gleitenden Übergänge zwischen Honoratioren- und Radikalnationalismus ermöglichten Müllers Etablierung in der Zunft, andererseits aber auch die Duldung des NS-Exponenten Müller durch die klügeren Kollegen. Und die hoffnungsvollen, zum Teil schon im Dritten Reich auf die Lehrstühle gekommenen Schüler konnten – mit der Ausnahme Heinz Gollwitzers – die kritische Auseinandersetzung umgehen, indem sie sich an den in der Gelehrtenrepublik legitimitätsstiftenden Wert der Lehrer-Schüler-Kontinuität hielten. An diesem Punkt erlaubt sich der Biograf seinen einzigen Missgriff. Der Rezensent vermag in den zu Recht breit referierten Stellungnahmen von Schülern und Kollegen keinerlei „Entsetzen“ über die politische Publizistik des verehrten Lehrers zu erkennen. Die „kollegiale Solidarität“ (Berg) ist in der prinzipiell agonal angelegten Gelehrtenrepublik ein hohes Gut, aber es gibt Situationen, in denen sie in Verlogenheit abgleitet.
WOLFGANG HARDTWIG
Erst 1928 erhielt Müller
einen Lehrstuhl
Seine Schüler vermieden
die kritische Auseinandersetzung
  
    
    
Matthias Berg: Karl Alexander von Müller. Historiker für den Nationalsozialismus. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014. 572 Seiten, 79,99 Euro.
E-Book 64,99 Euro.
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