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Es geht um die Überlebensfrage schlechthin: Wie kann der Frieden in Europa dauerhaft gesichert werden? Die vorliegende Analyse dreier herausragender Sicherheitsexperten führt uns die enormen Herausforderungen vor Augen, denen sich Europa und seine Verbündeten stellen müssen. Nach einer umfassenden Bestandsaufnahme präsentieren die Autoren ihre radikale Vision einer europäischen Verteidigungsstrategie: ein neuartiges atlantisches Bündnis, flankiert von innovativen strategischen Kooperationen zwischen Staat und Privatwirtschaft mit dem Ziel, eine E-Force als hochtechnisierte europäische Armee…mehr

Produktbeschreibung
Es geht um die Überlebensfrage schlechthin: Wie kann der Frieden in Europa dauerhaft gesichert werden? Die vorliegende Analyse dreier herausragender Sicherheitsexperten führt uns die enormen Herausforderungen vor Augen, denen sich Europa und seine Verbündeten stellen müssen. Nach einer umfassenden Bestandsaufnahme präsentieren die Autoren ihre radikale Vision einer europäischen Verteidigungsstrategie: ein neuartiges atlantisches Bündnis, flankiert von innovativen strategischen Kooperationen zwischen Staat und Privatwirtschaft mit dem Ziel, eine E-Force als hochtechnisierte europäische Armee aufzubauen. Klar ist: Cyber-Krieg, Hybrid-Krieg und "Hyperwar" sind reale Bedrohungen - und für die Europäer ist es höchste Zeit, sehr viel mehr für die eigene Verteidigung tun.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensentin Nana Brink annonciert ein hochaktuelles, wenn auch sehr amerikanisches Buch mit dieser Analyse der drei Sicherheitsexperten Julian Lindley-French, John R. Allen und Frederik Ben Hodges. Das Buch, im Original bereits 2021 erschienen und den Krieg gegen die Ukraine natürlich noch nicht aufgreifend, bietet der Kritikerin dennoch geradezu "gespenstisch hellsichtige" Analysen der gegenwärtigen Weltlage. Zunächst entwerfen die Autoren ein Hollywood-Katastrophenszenario, so Brink: Im Jahr 2029 wütet ein Virus, das Europa und die USA lahmlegt, China und Russland aber verschont, die beiden Supermächte nutzen die Chance, um den Rest der Welt anzugreifen, resümiert die Kritikerin. In Folge legen ihr die Autoren dar, wie stark die Sicherheit Europas von den USA abhängt. Deshalb sollten die Europäer selbst eine "einsatzfähige Streitmacht" aufstellen, fordern die Experten wenig neu - aber sie liefern auch eine exakte Handlungsanleitung für eine starke Nato, die auch in einem "Hyperkrieg" bestehen könne, liest die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2022

Alles neu
macht der Krieg
Zwei hervorragende Studien zeigen, wie Europa
sich in dieser neuen Welt behaupten kann
VON FLORIAN KEISINGER
Die politische Ordnung Europas ist eine Kriegsgeburt. Dasselbe gilt für fast alle EU-Staaten. Kriege haben Europa geprägt wie kein anderer Faktor. Die Wahrnehmung des Krieges als dem großen Zukunftsgestalter endete für die Europäer mit dem Zweiten Weltkrieg. Die Erfindung der Europäischen Union markierte einen präzedenzlosen historischen Sonderweg. Man integrierte den Nationalstaat in eine überstaatliche Ordnung, in der fortan die Konfliktregelung durch Krieg als ausgeschlossen galt. Militärisches Engagement sollte, wenn überhaupt, lediglich punktuell und als humanitäre Intervention erfolgen. Mit diesem Modell entwickelte Europa nach 1945 ein einzigartiges Laboratorium der pazifistischen Moderne – welches angesichts der Realitäten des 21. Jahrhunderts nun jedoch an seine Grenzen stößt.
Denn der europäische Sonderweg der vergangenen 70 Jahre beruhte im Kern auf zwei Voraussetzungen, die heute nicht mehr gelten: die weitreichende Schutzfunktion, die die Vereinigten Staaten für Europa übernahmen, und die bilaterale Ordnung des Kalten Krieges, in der Europa keine nennenswerte Rolle spielte.
Allerspätestens der russische Überfall auf die Ukraine dürfte auch den eingefleischtesten Anhängern eines pazifistischen Europas vor Augen geführt haben, dass sich die Welt gewandelt hat. Die Vereinigten Staaten können und wollen nicht länger den Schutz der westlichen Welt übernehmen; dazu kommen mit China und Russland globale Akteure, die ebenso expansiv wie aggressiv das Konzept einer liberalen und demokratischen Weltordnung nicht nur infrage stellen, sondern auch aktiv bekämpfen.
Die Frage der Stunde lautet daher: Was muss Europa unternehmen, um sich in diesem neuen weltpolitischen Koordinatensystem zu positionieren, vorausgesetzt, es will bei der künftigen Gestaltung des Weltgeschehens noch ein Wörtchen mitreden?
Damit befassen sich zwei neue Bücher, die beide vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine abgeschlossen wurden, ohne jedoch dadurch an Aktualität einzubüßen; im Gegenteil, die darin adressierten Punkte erweisen sich jetzt als drängender denn je. Sie unterscheiden sich in ihrer Sachlichkeit und Ausgewogenheit wohltuend von den einseitig anti-amerikanischen und russlandfreundlichen Ressentiments, mit denen jüngst etwa der frühere Erste Bürgermeister der Stadt Hamburg, Klaus von Dohnanyi, hervorgetreten ist – und damit just den Sprung in die Bestsellerlisten schaffte.
Für den Amerika-Experten Josef Braml steht nicht erst seit der Präsidentschaft Trumps fest, dass sich Europa aus seiner Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten lösen muss – politisch, militärisch und auch technologisch. Nicht zuletzt, da sich die Abwendung der Vereinigten Staaten vom europäischen Kontinent bereits unter Präsident Obama angebahnt hatte, der das strategische Augenmerk auf Asien und insbesondere China lenkte. Präsident Biden setze diese Politik unvermindert fort. In der sich abzeichnenden multipolaren Weltordnung müsse Europa daher ein eigenständiger Akteur werden, auf Augenhöhe mit den Vereinigten Staaten.
Die Westeinbindung im Rahmen etwa der Nato stellt Braml nicht infrage, sehr wohl jedoch die außenpolitische Positionierung Europas gegenüber seinem transatlantischen Partner. Schließlich könne man nicht wissen, „wann in Washington erneut jemand wie Trump im Weißen Haus sitzt“. Generell ist Braml skeptisch, was den weiteren Entwicklungspfad der Vereinigten Staaten anbelangt: Global gelinge es der einstigen Supermacht schon lange nicht mehr, seine Weltordnungsfunktion wahrzunehmen innenpolitisch sei das Land so tief gespalten wie nie zuvor, ein weiteres Abgleiten ins Antidemokratische nicht ausgeschlossen.
Bramls weitsichtige Empfehlungen für eine umfassende „europäische Souveränität“ sind angesichts des Ukrainekrieges aktueller denn je, etwa, wenn er eine transatlantische Umwelt- und Energiepartnerschaft anmahnt; aber auch, wenn er in der Handels- und Technologiepolitik darauf drängt, die Abhängigkeiten von den Vereinigten Staaten sowohl regulatorisch als auch, was die technologischen Fähigkeiten anbelangt, zu beschränken. Und selbst für den Umgang mit Russland haben Bramls Vorstellungen wenig an ihrer Gültigkeit eingebüßt. Seine Devise lautet: „Wandel durch diplomatische Annäherung“ bei gleichzeitiger „glaubwürdiger militärischer Abschreckung“ – wobei der Schwerpunkt, das darf man getrost hinzufügen, nunmehr bei Letzterem liegen muss. Hier setzt Braml neben erhöhten Verteidigungsausgaben vor allem auf die Gestaltung einer wegweisenden deutsch-französischen Verteidigungsstrategie, die außer gemeinsamen Rüstungsprojekten auch die Europäisierung der französischen Nuklearkapazitäten beinhaltet.
Wie ein solches gesamteuropäisches Sicherheits- und Verteidigungskonzept aussehen kann, damit beschäftigen sich die drei US-amerikanischen Militärexperten John R. Allen, Frederik Ben Hodges und Julian Lindley-French in ihrem Buch über den künftigen Krieg, der nunmehr – schneller als von den Autoren erwartet – zu einem Phänomen unserer Gegenwart geworden ist. Die Perspektive des Dreiergespanns ist reizvoll, Allen und Hodges sind als ehemalige hochrangige US-Militärs Praktiker des Krieges, während Lindley-French die akademische Perspektive beisteuert.
Nicht anders als Braml fordern auch sie, dass Europa seine Verteidigungsfähigkeit signifikant ausbauen müsse, da die Vereinigten Staaten nicht mehr länger in der Lage sein werden, den Schutz Europas wie bisher zu gewährleisten. Plakativ gesprochen heißt das, dass Europas Befähigung zum Krieg dergestalt sein muss, es mit einem militärischen Gegner wie Russland aufzunehmen, zumal im Falle eines globalen Kriegsszenarios die Vereinigten Staaten vollauf mit China beschäftigt sein werden. Mit dem apokalyptischen Szenario eines Dritten Weltkrieges im Jahr 2030, der zum Niedergang Europas und zum Sieg der totalitären Bündnispartner China und Russland führt, eröffnet der Band. Davon ausgehend skizzieren die Autoren Maßnahmen, die es militärisch, strategisch und politisch umzusetzen gilt, um im systemischen Großkonflikt Demokratie versus Autokratie die Oberhand zu behalten.
Sowohl Braml als auch Allen, Hodges und Lindley-French argumentieren in die gleiche Richtung. Dennoch unterscheiden sich ihre Konzepte in den Nuancen. Während für Braml die eigenständige europäische Handlungsfähigkeit die erstrebenswerte Zielgröße darstellt, steht für das US-amerikanische Trio die kollektive Stärkung der westlichen Sicherheitsarchitektur in Gestalt von EU, Nato und Vereinten Nationen im Vordergrund. Hätten die Europäer im Kalten Krieg noch rund 50 Prozent der westlichen Kapazitäten für die Verteidigung Europas zur Verfügung gestellt, rechnen sie vor, sei dieser Anteil mittlerweile auf 25 Prozent gesunken – eine Entwicklung, die dringend revidiert werden müsse, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Bei den technischen Fähigkeiten bewegten sich die Europäer derzeit deutlich hinter den amerikanischen, russischen und chinesischen Streitkräften.
Entsprechend stehen die Anforderungen an einen „Hyperkrieg“ der Zukunft im Mittelpunkt der Analyse. Zum einen bedürfe es hierfür der engen Koordination und Planung im westlich-globalen Verbund, primär unter Federführung der Nato, die die Autoren zuvorderst als eine europäische Institution betrachten (wenngleich unter Führung der USA); zum anderen eine grundlegende Revision der bisher stark divergierenden europäischen Verteidigungspolitiken sowie die Bereitschaft, umfassend und eng abgestimmt in die für den Krieg der Zukunft nötigen Spitzentechnologien zu investieren: von Künstlicher Intelligenz über maschinelles Lernen bis hin zu offensiven Cyber- und Nanotechnologien. Deutschland als „europäische Großmacht“ und global am stärksten vernetzte Wirtschaftsnation sehen Allen, Hodges und Lindley-French dabei in der Verantwortung, gestaltend voranzugehen.
Was bis vor wenigen Wochen noch als starker Tobak in den Ohren der meisten Deutschen geklungen haben dürfte, ist angesichts der Rückkehr des Angriffskrieges nach Europa mittlerweile mit einem gänzlich anderen Zungenschlag belegt. Die Forderung nach einer massiven Stärkung der deutschen und europäischen Verteidigungsfähigkeit ist nicht mehr nur der Appell einzelner Fachpolitiker, sondern, Stichwort „Zeitenwende“, vereinbarter Auftrag einer Ampel-Bundesregierung, inklusive der dafür erforderlichen Budgets.
Die Befähigung zum Krieg ist seit jeher ein maßgebliches Kriterium moderner Staatlichkeit. Die EU ist diesen Schritt bislang nicht gegangen. Will Europa sein Potential als Friedensmacht künftig jedoch nicht mehr nur nach innen, sondern auch nach außen geltend machen, bedarf es dieses Modernitätsnachweises. Die Bücher von Braml sowie Allen, Hodges und Lindley-French liefern hierfür ebenso wichtige wie zeitgemäße Denkanstöße.
Florian Keisinger ist Historiker.
Josef Braml ist skeptisch, was
den weiteren Entwicklungspfad
der USA anbelangt
John Lindley-French, John R. Allen
und Frederik Ben Hodges legen
den Fokus auf den „Hyperkrieg“
Josef Braml:
Die transatlantische Illusion. Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können. Verlag C.H. Beck, München 2022. 176 Seiten, 16,95 Euro.
E-Book: 12,99 Euro.
John Lindley-French,
John R. Allen,
Frederik Ben Hodges: Future War. Bedrohung und Verteidigung Europas. Aus dem Englischen von Bettina Vestring. Verlag LangenMüller, München 2022, 408 Seiten, 34 Euro.
Die Zukunft im Blick – oder doch nicht? Bundeswehrsoldaten 2017 in Rukla in Litauen mit Natofahne.
Kay Nietfeld/dpa
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