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Ich bin Dein ZuhauseDer fünfzehnjährige Joshua - »Rembrandt« genannt - ist ein sensibler, aber auch wütender Junge mit einer besonderen Begabung fürs Zeichnen. Die Schule mag er nicht besonders und möchte sie lieber heute als morgen beenden. Damit ist er in seiner durch und durch bildungseifrigen Familie seit jeher ein Außenseiter. Halt und Freundschaft findet er bei Zivan, die mit ihrer Familie einst aus dem Irak geflohen ist. Doch dann kehrt diese in ihre Heimat zurück, und plötzlich ist Funkstille. E-Mails bleiben unbeantwortet, die Häkchen hinter den WhatsApp-Nachrichten grau. Da erfährt…mehr

Produktbeschreibung
Ich bin Dein ZuhauseDer fünfzehnjährige Joshua - »Rembrandt« genannt - ist ein sensibler, aber auch wütender Junge mit einer besonderen Begabung fürs Zeichnen. Die Schule mag er nicht besonders und möchte sie lieber heute als morgen beenden. Damit ist er in seiner durch und durch bildungseifrigen Familie seit jeher ein Außenseiter. Halt und Freundschaft findet er bei Zivan, die mit ihrer Familie einst aus dem Irak geflohen ist. Doch dann kehrt diese in ihre Heimat zurück, und plötzlich ist Funkstille. E-Mails bleiben unbeantwortet, die Häkchen hinter den WhatsApp-Nachrichten grau. Da erfährt Joshua, dass Zivan mit ihrem Cousin verheiratet werden soll. Wird er sie jemals wiedersehen? Ein erschütterndes, ein eindringliches Buch.
Autorenporträt
Erna Sassen, 1961 in Beverwijk, Niederlande, geboren, trat nach ihrer Ausbildung an der Theaterschool in Amsterdam in Musicals und Theatervorstellungen auf. Ihr Jugendbuchdebüt >Das hier ist kein Tagebuch< wurde von der Kritiker- und der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2016 nominiert. Für den Roman >Komm mir nicht zu nah> und zuletzt >Keine Form in die ich passe< bekam sie viel begeisterte Resonanz von jungen LeserInnen. Erna Sassen lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn Mats, ihrer Tochter Micky, einem Kaninchen und einer Katze in Haarlem.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.03.2022

Rembrandt lernt boxen

Das Zeichnen ist eine lebensrettende Technik: Erna Sassen erzählt vom Verlust einer interkulturellen Jugendliebe.

Ist das Freundschaft? Begehren? Joshua weiß es nicht, und wir wissen es auch nicht, bis zuletzt. Dass es Liebe ist, und eine große, das wissen wir schnell. Eine, die in der Grundschule angefangen hat, bis zwei Kinder auch nachmittags unzertrennlich wurden, weil ihre Stärken und Schwächen einander perfekt ergänzten.

Es wirkt wie der Rauswurf aus dem Paradies, wenn Erna Sassen erzählt, wie diese liebevolle Symbiose endet. Von einem Tag auf den anderen darf Zivan, die aus dem Irak stammt, nicht mehr ins Nachbarhaus zu Joshua kommen. Noch schlimmer: Sie und die Familie kehren, in entgegengesetzter Richtung aller Migranten, zurück in ihr Heimatdorf, obwohl sie dort als Kurden immer noch keine Perspektive haben. Die Angst des Vaters, etwas falsch zu machen, gegen die Regeln der Familie zu verstoßen, wiegt schwerer als alle Chancen, alles Glück, das seine Tochter in ihrer niederländischen Umgebung hat. Und der europäische Pass, den sie längst hat, bietet ihr keinen Schutz vor der elterlichen Willkür. Sie soll, gerade mal fünfzehn Jahre alt, ihren Cousin heiraten. Damit Ruhe ist. Damit sie eine brave Tochter ist. Damit der Vater vor den Augen der Dorfgemeinschaft bestehen kann.

Zurück bleibt Joshua, den Erna Sassen und ihr kongenialer Illustrator Martijn van der Linden, mit dem sie schon zuvor gearbeitet hat, buchstäblich gemeinsam erzählen. Denn Joshua, ebenfalls fünfzehn Jahre alt, soeben von der Realschule in die achte Klasse Hauptschule zurückgefallen, ist in vielerlei Hinsicht besonders. Was unter all den Besonderheiten herausragt, ist sein Talent zum Zeichnen. Im Grunde erfasst er alles, was ihm widerfährt, über das selbst gemachte Bild. Das ist ein großer Reiz an Sassens Erzählung, die durchzogen ist von van der Lindens Bleistift- und Tuschzeichnungen. Sogar Vorder- und Rückseite sowie sämtliche Schnittseiten des Buchs sind mitgestaltet.

"Ohne dich", erschienen im Verlag Freies Geistesleben, ist damit nicht nur ein ausgesprochen schönes Jugendbuch, es wird zugleich zu einer jener Zeichenkladden, die Joshua, wo auch immer er sich aufhält, bei sich führt. Ein bisschen schade, dass der deutsche Titel nicht das niederländische Spiel mit Erscheinungsform und Inhalt weiterspinnt, dort heißt der Roman "Zonder titel". Denn Titel haben die Zeichenhefte Joshuas nicht, aus gutem Grund. Sie bergen allerhand Geheimnisse. Und mit dem Bruch dieser Intimität hebt Sassens Erzählung an.

Es ist Sergio, der Stärkste in der neuen Klasse, der ihm sein Zeichenheft abnimmt und von ihm verlangt, ausgerechnet sein Lieblingstier als Vorlage für ein neues Tattoo ausgehändigt zu bekommen. Dass der schmächtige Joshua sich traut, ihm zu widersprechen, liegt an der Bedeutung, die Ziege und Wolf für ihn mit jeder Zeichnung mehr erlangen: Stehen die Tiere doch für Zivan und ihn und ihre unterschiedlichen Strategien, mit den Widrigkeiten des Lebens zurechtzukommen. Wölfe, sagt Joshua, seien im Grunde feige. Ziegen hingegen ausdauernd, wehrhaft und nährend überdies - wie Zivan.

Dass es dann ganz anders kommt, dass das Mädchen, das Joshua jahrelang eine Stütze in seinem schwierigen Alltag war, selbst keinen Halt mehr hat und zusammenbricht, wird nach und nach deutlich, entlang der vergeblichen Versuche Joshuas, mit Zivan Kontakt aufzunehmen. Es ist die Geschichte eines Verlusts, die da stückweise hervorkommt, orientiert, wie Sassen dem Buch voranstellt, an zwei wahren Frauenbiographien. Zivan flieht vor ihren Eltern, taucht unter und gerät unter immer größeren Druck zwischen den Welten. Parallel dazu und in seiner Schlichtheit äußerst kunstvoll erzählt Sassen, wie Joshua mit Sergio und Dylan, den finstersten Gestalten der Klasse, eine trotz ihrer physischen Auseinandersetzungen regelrecht zarte Freundschaft beginnt, in der Tragik und Komik sehr nah beieinanderliegen. Etwa wenn Joshua den Blick nicht von seiner ausgesprochen kurvigen Klassenkameradin Lindsey abwenden kann oder mit der Klasse das Rijksmuseum in Amsterdam besucht, wo er seinen ursprünglich böse gemeinten Spitznamen "Rembrandt" vollends einlöst. Sassen, die ursprünglich Schauspielerin war, schreibt seit 2005 Kinder- und Jugendbücher und hat die Gabe, einen äußerst sorgfältig komponierten Text, der geradezu leichtfüßig auch noch ein bisschen Kunstgeschichte, Alltagskultur und Milieustudien trägt, in eine Sprache zu fassen, die nah an der wörtlichen Rede, frisch und direkt und zugleich kunstvoll ist. So folgt man ihrem Joshua und seinen Kumpels nur zu gern, auch da, wo es richtig düster wird - und wehtut. EVA-MARIA MAGEL

Erna Sassen:

"Ohne dich".

A. d. Niederländischen von Rolf Erdorf. Illustriert von Martijn van der Linden. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2022. 264 S., geb., 20,- Euro. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Rezensentin Ursula Nowak findet Ema Sassens Jugendroman über einen künstlerisch begabten, depressiven 15-Jährigen bewegend. Die Zeichnungen von Martijn van der Linden erscheinen ihr feinsinnig und kongenial zum Text. Die durchaus komplexe Handlung, die den Jungen mit dem Exilschicksal einer jungen Kurdin konfrontiert, mit seiner eher wenig empathischen Familie und Mobbing in der Schule, schließlich mit der Kunst als rettender Anker, lässt laut Nowak verschiedene (bildungsnahe und bildungsferne) soziale und politische Welten aufeinanderprallen. Die Thematik findet sie sehr aktuell.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2022

Was die Skizzen erzählen
Ein Mädchen, dem vom Vater Selbstbestimmung verweigert wird,
ein Junge, der nur mit seinen Bildern das Leben ertragen kann
VON HILDE ELISABETH MENZEL
Mit dem Buch „Ohne dich“ ist der niederländischen Autorin Erna Sassen ein auf mehreren Ebenen besonderes Jugendbuch gelungen. Schon die Ausstattung mit einem künstlerischen Cover, das die Zeichnung eines Mädchens mit einer Ziege zeigt, und die aufwendigen, farbigen Schnittverzierungen fallen aus dem Rahmen üblicher Jugendbücher. Beginnt man dann zu lesen, zieht einen die minimalistische Sprache (von Rolf Erdorf brillant ins Deutsche übersetzt), die sich im Laufe der Geschichte immer wieder wie ein Aufschrei des fünfzehnjährigen Icherzählers Joshua liest, sofort in ihren Bann. Begleitet wird sie von künstlerischen Skizzen von Martijn van der Linden (dessen Name leider nur im Impressum zu finden ist), die ein Teil der Geschichte sind und ein Schlüssel zum Verständnis für die Entwicklung des Helden und seiner Freunde.
Joshua ist in seiner Familie, aber auch in der Schule ein Außenseiter und kann sich mit seinen Zeichnungen besser ausdrücken als mit der Sprache. Nach der Trennung der Eltern und dem Auszug der älteren Geschwister, Überflieger alle drei, bleibt er beim Vater. Doch der wichtigste Mensch ist für ihn Zivan, seine Freundin. Zusammen mit ihren kurdischen Eltern und ihrem Bruder wohnt sie nach der Flucht aus dem Irak bei ihrer Tante Shanya, die mit einem Engländer verheiratet ist und sich von den strengen muslimischen Bräuchen befreit hat. Was auf Zivans Eltern leider nicht zutrifft. Als Zivan fünfzehn Jahre alt ist, kehren sie ohne jede Ankündigung und Abschied in ihre Heimat zurück. Zivans Vater hatte beschlossen, sie ohne ihre Einwilligung mit einem Cousin zu verheiraten. Einen Aufschub bekommt sie, als Tante Shanya an Krebs erkrankt, und ihre Schwester mit Zivan zurückkommt, um sie zu pflegen. Doch der Versuch der Tante, Zivan durch Flucht in wechselnde Frauenhäuser vor dem Vater zu retten, scheitert. „So ist es auch kein gutes Leben für Zivan. Immer auf der Flucht zu sein, das hält kein Mensch durch“, versucht Tante Shanya Zivans Entschluss, sich dem Vater zu fügen, zu erklären. „Ich will kein schlechtes Mädchen mehr sein“, sagt Zivan beim Abschied zu Joshua.
Dieser Einblick in die Parallelwelt streng gläubiger muslimischer Familien ist erschütternd, denn noch immer sind es die Väter, die über ihre Töchter bestimmen. So antwortet Zivans Vater auf die Frage von Tante Shanya, wie er reagieren würde, wenn Zivan – wie sie – einen Engländer heiraten würde: „Dann muss ich sie töten!“
Aber es ist noch eine andere Parallelwelt, die Erna Sassen ihren jugendlichen Leserinnen und Lesern aufzeigt, denn Joshua muss wegen schlechter Leistungen von der Realschule in die Hauptschule wechseln, wo das Recht des Stärkeren herrscht und der sanfte Joshua keine Chance hat. Doch hinter der Macho-Fassade der beiden gefürchteten Schlägertypen aus seiner Klasse verbergen sich empfindsame Jungen aus schlimmen häuslichen Verhältnissen, die einander helfen und ihr Verhalten Joshua gegenüber ändern, als sie ihm sein Skizzenbuch wegnehmen. Erstaunt erkennen sie seine große Begabung, nennen ihn von nun an „Rembrandt“ und lassen sich Tattoos nach seinen Entwürfen stechen. (ab 14 Jahre)
Erna Sassen:
Ohne dich. Aus dem
Niederländischen
von Rolf Erdorf.
Mit Illustrationen von
Martijn van der Linden. Verlag Freies
Geistesleben, 2022.
264 Seite, 19 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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