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Annie ist zehn und das jüngste von neun Geschwistern. Da gerät sie manchmal ziemlich zwischen die Fronten, vor allem, weil sie so winzig und ganz schön dünn ist. Doch das macht Annie nichts, für sie ist es normal. Und wenn's doch mal schwierig wird, dann zählt sie. Das hilft immer. Bis Annie merkt, dass zu Hause nichts normal ist: Gewalt und Armut bestimmen den Alltag. Werden sie und ihre Geschwister die Hilfe bekommen, die sie so dringend brauchen?

Produktbeschreibung
Annie ist zehn und das jüngste von neun Geschwistern. Da gerät sie manchmal ziemlich zwischen die Fronten, vor allem, weil sie so winzig und ganz schön dünn ist. Doch das macht Annie nichts, für sie ist es normal. Und wenn's doch mal schwierig wird, dann zählt sie. Das hilft immer. Bis Annie merkt, dass zu Hause nichts normal ist: Gewalt und Armut bestimmen den Alltag. Werden sie und ihre Geschwister die Hilfe bekommen, die sie so dringend brauchen?
Autorenporträt
Josephine Angelini, geboren 1975 in Massachusetts, ist Autorin zahlreicher Jugendromane. Sie studierte an der Tisch School of the Arts Theater. Ihre Romane sind internationale Bestseller.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.01.2020

Ein Leben in Müll und Misstrauen
Da bleibt für die zehnjährige Annie nur die Flucht in die Mathematik,
und dennoch zeigt uns Josephine Angelini „3 x 3 Gründe, um glücklich zu sein“
VON SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
Dieses Buch heißt in der US-Ausgabe „Snow Lane“, aber der deutsche Titel „Annies Welt“ passt viel besser, denn die Autorin, Josephine Angelini, lässt uns Leser dabei zuschauen, wie sich Annie ihre Welt entwirft. Annie erzählt, was das für ein kleines Mädchen bedeutet.
Denn Annie lebt in einer außergewöhnlichen Familie. Sie stellt sich erst einmal am Anfang vor: zehn Jahre alt, die Jüngste von neun Geschwistern, also: sieben große Schwestern und nur ein einziger großer Bruder. Annies Geschichte spielt in den Achtzigerjahren, als in katholischen Ehen keine Verhütung gestattet war, und der Vater muss drei Jobs haben, damit er genug Geld für diese Großfamilie herbeischaffen kann. Über diesen Vater hat Annie nicht viel zu sagen, denn morgens ist er meist schon auf Arbeit, und abends, wenn er heimkommt, zu müde, um sich um seine Kinder zu kümmern. Die Mutter dagegen muss Haus und Garten, Kinder und Küche versorgen, und das alles will sie richtig und vollkommen machen, das schafft sie natürlich nicht. Annie sieht sie manchmal tagelang nicht. Sie bekommt keinen Morgenkuss, manchmal kein Pausenbrot, keine Umarmung, keine Wärme, keine neuen Anziehsachen, kein Gespräch, wie es alle Kinder wohl brauchen, erst recht Annie, die zwar Legasthenikerin, aber blitzgescheit ist und versuchen muss, aus dem Verhalten der Menschen um sie herum Regeln und Möglichkeiten zu erkennen. Und die Geschwister? Ja, sie sind da, und manchmal lieben sie den Winzling, wie Annie genannt wird, und helfen, so gut, wie sie können, und manchmal sind sie gemein.
Die Autorin lenkt ihr üppiges Personal so geschickt wie ihre Leser, denn in Annies Erzählung fällt manchmal ein Satz, der das enthüllt, was alle Geschwister mit eisernem Geschick vollführen: verdrängen, beschweigen, übersehen, dass die Mutter nur wahrgenommen wurde, wenn sie kurz vor einem Zusammenbruch ist und dann buchstäblich auseinanderbricht, wenn sie hilfloser ist als ihre zehn Kinder. Sie kann dann nichts als prügeln, mit dem, was sie gerade in der Hand hat, mit harten Gegenständen, mit Holzlatten. Annie flüchtet sich dann in die Mathematik, spielt mit Zahlen, während die Mutter in den Müll flieht. Das ist ihr täglicher Zwang: nichts wegwerfen, alles überall dort stapeln und hamstern, wo sich eine Lücke zeigt. Wird einer der Räume von den Bewohnern des Hauses gebraucht, räumt die Mutter den Müll einfach in eine andere Ecke oder Kammer. Annies Mutter ist also ein Messie, und Annie kann keinen Klassenkameraden zu sich nach Hause einladen. Sie schämt sich für ihre Mutter, schämt sich selber, hilft aber in wortloser Übereinkunft den Geschwistern, die Mutter zu schützen und nicht zu verraten. Bei ihnen übt sie Überlebenstraining. Aber Annie gewinnt in der Schule verlässliche und treue Freunde, sogar Lehrer, deren Wohlwollen sie stärkt und ihr zum ersten Mal klarmacht, dass eine Familie nicht das Gefängnis und das Schicksal für immer und ewig ist. Weil sie nicht als Bettelkind verspottet und ausgegrenzt wird, erträgt sie, die Kleinste und Jüngste, die ewig wiederkehrenden Zusammenbrüche und Gewaltorgien der Mutter.
Dann aber ist eins der Mädchen plötzlich verschwunden, weil es das Leben im Müll und mit diesen Eltern nicht mehr aushielt. Diese aber erregen nun endlich bei den Sozialhelfern der Gemeinde Aufmerksamkeit und Misstrauen, weil sie den Verlust erst gar nicht bemerkten und dann viel zu spät bei der Polizei meldeten. So kommt alles zur Sprache, und Annie kann endlich um Hilfe bitten.
Josephine Angelini ist es gelungen, diese schreckliche Geschichte von häuslicher Gewalt und seelischer Unzulänglichkeit so von ihrer Heldin selber erzählen zu lassen, mit Witz und Warmherzigkeit, dass man weiß, dies Kind wird sich retten. Annie berichtet von Menschen und Erlebnissen in ihrer Welt, die sie genau beobachtet, aber noch nicht verstanden hat. Eben dieses Verständnis wächst und wird Annie wohl immer helfen, sich richtig zu entscheiden – für sich und für die, die sie liebt.
Dieses Buch ist für Kinder, die auch viele Geschwister haben, und für solche, die das einzige Kind bleiben. Gleichzeitig ist es eine Lektüre für Lehrer und Eltern, die beim Lesen lernen können, wie man mit Kindern wie Annie leben und sie lehren muss. Der Untertitel ist wie ein Motto: 3 x 3 Gründe, glücklich zu sein. Und die Geschichte ist gut geschrieben. Witzig und bedrückend zugleich. Der Wahrheit verpflichtet – so kann der Vogel, der vor jedem Kapitel sitzt, vom letzten davonfliegen. Er wird schon irgendwo ein Nest finden. (ab 10 Jahre)
Josephine Angelini: Annies Welt. 3 x 3 Gründe, glücklich zu sein. Aus dem Englischen von Sandra Knuffinke und Jessika Komina. Dressler Verlag, Hamburg 2019. 225 Seiten, 17 Euro.
Illustration aus Josephine Angelini: Annis Welt
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"Josephine Angelini ist es gelungen, diese schreckliche Geschichte von häuslicher Gewalt und seelischer Unzulänglichkeit so von ihrer Heldin selber erzählen zu lassen, mit Witz und Warmherzigkeit, dass man weiß, dies Kind wird sich retten. ... Dieses Buch ist für Kinder, die auch viele Geschwister haben, und für solche, die das einzige Kind bleiben. Gleichzeitig ist es eine Lektüre für Lehrer und Eltern, die beim Lesen lernen können, wie man mit Kindern wie Annie leben und sie lehren muss. Der Untertitel ist wie ein Motto: 3 x 3 Gründe, glücklich zu sein. Und die Geschichte ist gut geschrieben. Witzig und bedrückend zugleich. Der Wahrheit verpflichtet - so kann der Vogel, der vor jedem Kapitel sitzt, vom letzten davonfliegen. Er wird schon irgendwo ein Nest finden." Sybil Gräfin Schönfeldt, Süddeutsche Zeitung, 17.01.2020