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Im Mittelpunkt der beiden Abschlussbände der renommierten Reihe »Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg« steht das Kriegsende in Deutschland 1945. Die militärischen Ereignisse an Ost- und Westfront sowie die alliierte Bomberoffensive führten im Frühjahr 1945 in die totale Niederlage und zu den größten Verlusten in der deutschen Geschichte. Bereits der Rückblick auf die deutsche Seekriegführung seit 1943 zeigt die Aussichtslosigkeit und den Realitätsverlust eines sinnlosen »Endkampfes«. Das moralische und politische Versagen der Wehrmachtführung erreichte während dieser Katastrophe seinen…mehr

Produktbeschreibung
Im Mittelpunkt der beiden Abschlussbände der renommierten Reihe »Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg« steht das Kriegsende in Deutschland 1945. Die militärischen Ereignisse an Ost- und Westfront sowie die alliierte Bomberoffensive führten im Frühjahr 1945 in die totale Niederlage und zu den größten Verlusten in der deutschen Geschichte. Bereits der Rückblick auf die deutsche Seekriegführung seit 1943 zeigt die Aussichtslosigkeit und den Realitätsverlust eines sinnlosen »Endkampfes«. Das moralische und politische Versagen der Wehrmachtführung erreichte während dieser Katastrophe seinen Höhepunkt. In der Agonie des Zusammenbruchs waren die Folgen für Flüchtlinge, Vertriebene und Kriegsgefangene besonders verheerend. Die »deutsche Frage« belastete die deutsche wie die internationale Politik gleichermaßen; mit der beginnenden Erinnerung an den Krieg kam zugleich die Chance für einen Neubeginn. Wie wegweisend der Zweite Weltkrieg für die deutsche Geschichte war, zeigen die Ergebnisse dieses umfassenden Forschungsprojekts.

- Endlich vollständig: das große Standardwerk über den Zweiten Weltkrieg
- Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg - eine Bilanz
Autorenporträt
Die Autoren sind international ausgewiesene Zeit- und Militärhistoriker. Für Teilband 1 schreiben Werner Rahn, John Zimmermann, Richard Lakowski, Manfred Zeidler und Horst Boog, für Teilband 2 Andreas Kunz, Rolf-Dieter Müller, Wilfried Loth, Michael Schwartz, Rüdiger Overmans und Jörg Echternkamp.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2008

Weiterkämpfen als Selbstzweck
Die unselige Rolle der Wehrmacht 1945: Das Militärgeschichtliche Forschungsamt schließt sein Mammutwerk über den Zweiten Weltkrieg ab
Die deutschen Soldaten, schlecht ausgerüstet und demoralisiert, benutzten statt ihrer kläglichen Waffen den Verstand. Als die US-Panzer Anfang April 1945 im Raum Gotha vorstießen, setzten sich viele Männer ab. Ihr General Friedrich Schulz sann auf Gegenmittel – „den Einsatz von fliegenden Standgerichten, Auffangstäben, nationalsozialistischen Führungsoffizieren gleich hinter der Front”. Sprich: Terror, Mord, Indoktrination, ganz im Sinne seines Führers also, der befohlen hatte, „defätistische Persönlichkeiten sofort auszumerzen”.
Für jene, die noch immer an eine im Grunde „saubere Wehrmacht” glauben, sind die Schlussbände der Weltkriegsgeschichte, die das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) an diesem Dienstag in Berlin vorstellt, eine niederschmetternde Lektüre. Die Wehrmacht kämpfte noch in den letzten Kriegswochen, so Mitautor Andreas Kunz, „für die Verlängerung der NS-Herrschaft und auf dem Rücken der eigenen Bevölkerung”, das Weitermachen war „zum Selbstzweck verkommen”. Mit den beiden Büchern, die den Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945 schildern, ist das Mammutwerk nun komplett. Zehn Bände, Tausende Seiten, eine Armee von Fußnoten beweisen immerhin eines: Die deutschen Militärhistoriker sind auf der Höhe der geschichtswissenschaftlichen Erkenntnis angekommen. Lange genug hat es gedauert.
Nicht sie haben die Standards gesetzt. Nicht sie haben als Erste die Nachkriegslegende von der sauberen Wehrmacht enttarnt, die Ehre der „Fahnenflüchtlinge" und „Kriegsverräter" wiederhergestellt, Hitlers Militärrichter als das gezeigt, was sie so oft waren: Mörder und Verbrecher in Uniform. Dabei wäre es doch das Militärgeschichtliche Forschungsamt selbst gewesen, das all diese schaurigen Verstrickungen des Militärs hätte aufklären können, lange vor der Wehrmachtsausstellung in den Neunzigern. Es ist die Geschichte einer verschenkten Gelegenheit.
Der Wunsch nach der „geistig-moralische Wende”, nach Geschichtsbildern, die der Nation einen „aufrechten Gang” ermöglichen sollten, nach weniger „Schuldbesessenheit” und andere Verdrängungsmetaphern der achtziger Jahre haben der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft erstaunlich wenig anhaben können. Sie gipfelten 1985/86 im Historikerstreit, bei dem die Konservativen kläglich unterlagen. Doch die Militärhistoriker der Bundeswehr, der das MGFA untersteht, bildeten eine Ausnahme. Der stramme Geist, der in den Kohl-Jahren durch die Amtsflure wehte, blies den Fortschritt davon und den Leitenden Historiker Manfred Messerschmidt aus dem Amt. Beides zeigte, wie tief die Kluft zwischen dem demokratischen Anspruch der neuen Armee und den zählebigen Wehrmachtstraditionen war.
Als Messerschmidt 1988 ging, verwandelte sich das Amt von einer elitären Avantgarde zu einem Haus, in dem bundesbesoldete Schlachtenmaler ebenso wie sehr fähige Historiker unter einem Dach saßen. Nur Messerschmidts großes Projekt, eine Gesamtgeschichte des Krieges und der Verstrickung aller Teile der Gesellschaft – und besonders der Wehrmacht –, blieb wie eine Bauruine stehen.
Das Projekt hatte in den siebziger Jahren als Reaktion auf die jähe Herausforderung durch die DDR-Geschichtswissenschaft begonnen. „Deutschland im Zweiten Weltkrieg” hieß die Ostberliner Buchreihe, die natürlich sehr viel Ideologie enthielt und viel Unsinn – wie die Legende von ostdeutschen Arbeitern, die jubelnd ihren Befreiern von der Roten Armee um den Hals fielen. Dennoch, das Werk zeigte auch vieles auf, was man im Westen damals noch gar nicht gern hörte: das Ausmaß der Besatzungspolitik, der Zwangsarbeit, der Verstrickung der Wehrmacht. Das bundesdeutsche Gegenstück, begründet 1971, verzögerte sich schier endlos durch die politischen Turbulenzen, Personalwechsel, den Umzug von Freiburg nach Potsdam und kuriose Affären. Einer der Mitautoren des vierten Bandes etwa, der 2002 verstorbene Joachim Hoffmann, Spezialist für die Rote Armee, wurde zum Kronzeugen der Rechtsradikalen, weil er in einem Buch belegen wollte, der Russlandfeldzug sei ein Präventivkrieg gegen sowjetische Einmarschpläne gewesen.
Für die Fehler der Vergangenheit können die heutigen Autoren am wenigsten. Schon der neunte Band hatte sich mit der Radikalisierung der Kriegsgesellschaft befasst. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene wurden als das geschildert, was sie waren: Sklaven für Zehntausende große und kleine Unternehmen, Willkür und Rache schutzlos ausgeliefert. Die neuen Bücher beleuchten nun in oft bisher unbekannten Details, welch unselige Rolle die Wehrmacht 1945 vor allem an der Westfront spielte.
Im Osten hat die Furcht vor der Rache der Sieger und auch der Wunsch, die Heimat vor den Übergriffen der Roten Armee zu bewahren, Soldaten zum Weiterkämpfen bewogen. Im Westen dagegen setzten sich bis zu 10 000 Mann pro Tag ab. Doch die Wehrmachtsführung kämpfte einen aussichtslosen Kampf weiter, obwohl sie damit zerstörte, was sie eigentlich verteidigen wollte: Deutschland. Städte und Dörfer sanken in Schutt und Asche, weil ein Durchhaltebefehl dem anderen folgte. Oft wurden deutsche Zivilisten, welche die weiße Fahne hissten, von den eigenen Soldaten ermordet.
Wenige Wochen vor Kriegsende übernahm das Oberkommando der Wehrmacht Mordbefehle der SS: Alle männlichen Einwohner eines Hauses, von dem die weiße Fahne wehte, seien „unverzüglich zu erschießen”. Als sich das badische Mörsch trotzdem den Franzosen ergab, schoss deutsche Artillerie den Ort in Trümmer. Mit Recht schreibt John Zimmermann: „Die eigene Bevölkerung hatte von deutschen Truppen kaum mehr Gutes, am allerwenigsten Schutz, zu erwarten.” Leider verweilt das Buch nur kurz bei Ausnahmen wie Walther Wenck, der mit der 12. Armee Hitlers letzte Befehle zum Entsatz Berlins
verweigerte, stattdessen viele Flüchtlinge und Soldaten über die Elbe zu den Amerikanern rettete und damit ein seltenes Beispiel von Courage in der Generalität zeigte.
Sehr aufschlussreich ist auch das Kapitel über den Luftkrieg. MGFA-Experte Horst Boog widerlegt präzise die durch die Guido Knopps und Jörg Friedrichs dieser Welt gern verbreitete (oder jedenfalls insinuierte) Legende, der strategische Luftkrieg der Alliierten sei ein reines Terrorinstrument gewesen, fast ohne militärischen Nutzen. Boog ist weit entfernt davon, die unmenschlichen Seiten der Bombardements zu verschweigen. Er spricht sogar von „einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit”, das Deutsche, Briten und Amerikaner gleichermaßen begangen hätten. Dies mag, berücksichtigt man, wer „den Wind gesät und den Sturmwind geerntet” hatte (Winston Churchill), ein anfechtbares Urteil sein. Boog belegt aber auch, dass die Mehrzahl der Bomben die Industrie, die Verkehrswege und militärische Einrichtungen traf; die Vernichtung des Eisenbahnnetzes und der deutschen Luftwaffe, die horrende Verluste erlitt, trugen erheblich zur Verkürzung des Krieges bei.
Interessant ist sein Kapitel über die deutschen Düsenjäger. Auch hier demontiert er einen Mythos, jenen nämlich, durch einen rascheren Einsatz der Me 262 wäre vielen deutschen Städten die Zerstörung erspart geblieben. Die Jet-Piloten waren zwar die einzigen, die bei schweren Verlusten überhaupt noch Erfolge erzielten, doch mehr als 200 Abschüsse waren es nicht. Wenig bekannt ist auch, dass spätestens mit drei alliierten Großangriffen auf die deutschen Düsenjägerplätze („the great jet massacre") Anfang April 1945 die Gefahr für die Bomber gebannt war, von letzten Ausnahmen abgesehen.
Manche Schwächen des Werks sind leider geblieben. Da ist zum einen die Darstellung selbst, die weiterhin jenen Stil pflegt, den man in Deutschland für wissenschaftlich hält. Eines der dramatischsten Jahre der Weltgeschichte wird hier erzählt und bleibt in vielen, nicht allen, Kapiteln doch so abstrakt, dass die Lektüre zäh wird. Rätselhaft bleibt der Hinweis von Werner Rahn, die deutsche Kriegführung 1945 „war hart und unmenschlich, doch aus positiv-rechtlicher Sicht nicht völkerrechtswidrig”. Dabei bleibt unbeantwortet, wie ein Angriffskrieg, der von vornherein gegen alle Prinzipien des Völkerrechts und des Kriegsrechts verstieß, nicht völkerrechtswidrig gewesen sein soll.
Das größte Problem des an sich aber gelungenen Werks ist sein schierer Umfang. 1700 Seiten umfassen allein diese letzten beiden Bände: Wer soll das alles bloß lesen? JOACHIM KÄPPNER
Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.: Rolf-Dieter Müller): Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945.
2 Bände. DVA, Stuttgart 2008. 947 und 797 Seiten, je 49,80 Euro.
Gefangen, aber das Leben gerettet: Eine Gruppe junger deutscher Soldaten wird im März 1945 von einem amerikanischen Soldaten bewacht. Die Aufnahme entstand im Umfeld der Kämpfe um die Brücke bei Remagen, den damals letzten intakten Rheinübergang. Die Eroberung der Brücke ging als „Wunder von Remagen” in die Kriegs- geschichte ein. Foto: SV-Archiv
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"Eines der größten Unternehmen der modernen Geschichts wissenschaft." Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Eine überaus eindrucksvolle Gesamtleistung, von der Öffentlichkeit und Forschung fortab profitieren werden." Hans-Ulrich Wehler, Die Zeit

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zu Joachim Käppners Befriedigung ist nun das vom Militärischen Forschungsamt herausgegebene Riesenwerk zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit diesen beiden Bänden zum Kriegsende abgeschlossen, auch wenn die militärhistorische Aufarbeitung des Krieges seiner Ansicht nach ein bisschen spät kommt. Lange, so Käppner, hielten Historiker des Militärgeschichtlichen Forschungsamts an überlieferten Legenden zur angeblich "sauberen Wehrmacht" fest und sind erst mit dieser 10-bändigen Weltkriegsgeschichte ganz auf der "Höhe der Forschung" angekommen. Die vorliegenden Bände, die das letzte Kriegsjahr untersuchen, machen nicht nur unmissverständlich die brutale Vorgehensweise, die die Wehrmacht mit ihren Standgerichten und starrsinnigen Durchhaltestrategien vielerorts auch gegenüber der deutschen Bevölkerung zeigte, deutlich. Gleichzeitig räumen die Autoren mit gängigen Verurteilungen des alliierten Bombenkrieges als militärisch unsinnig und allein aus Rache geführt a la Guido Knopp oder Jörg Friedrich auf. Weniger beeindruckt zeigt er sich vom allzu abstrakten und trockenen Duktus der Autoren, der die Lektüre unnötig erschwert und er hat zudem die Sorge, dass der gewaltige Umfang dieser, wie er betont, insgesamt sehr empfehlenswerten beiden Bände - zusammen sind es mehr als 1700 Seiten - Leser abschrecken wird.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Eine überaus eindrucksvolle Gesamtleistung, von der Öffentlichkeit und Forschung fortab profitieren werden.« Hans-Ulrich Wehler, Die Zeit