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Berlin, in einer nahen Zukunft. Die Stadt pulsiert dank der Hubot-Industrie: Robotik-Unternehmen stellen künstliche Partner_innen her, die von realen Menschen nicht zu unterscheiden sind; jede Art von Beziehungswunsch ist erfüllbar, uneingeschränktes privates Glück und die vollständige Abschaffung der Einsamkeit sind kurz davor, Wirklichkeit zu werden. Doch die Zahl der Selbsttötungen hat sich verzehnfacht. Denn die neuen Wesen beherrschen zwar die hohe Kunst der simulierten Liebe, können aber keine Verantwortung für jene übernehmen, mit denen sie zusammenleben. Immer mehr Menschen gehen an…mehr

Produktbeschreibung
Berlin, in einer nahen Zukunft. Die Stadt pulsiert dank der Hubot-Industrie: Robotik-Unternehmen stellen künstliche Partner_innen her, die von realen Menschen nicht zu unterscheiden sind; jede Art von Beziehungswunsch ist erfüllbar, uneingeschränktes privates Glück und die vollständige Abschaffung der Einsamkeit sind kurz davor, Wirklichkeit zu werden. Doch die Zahl der Selbsttötungen hat sich verzehnfacht. Denn die neuen Wesen beherrschen zwar die hohe Kunst der simulierten Liebe, können aber keine Verantwortung für jene übernehmen, mit denen sie zusammenleben. Immer mehr Menschen gehen an sozialer Entfremdung zugrunde. Deshalb kommt Roberta auf den Markt. Sie soll die Angehörigen der Suizidant_innen ausfindig machen, um dem Sozialamt die Bestattungskosten zu ersparen. Versagt sie, wird sie in Einzelteile zerlegt und an die Haushaltsrobotik verscherbelt. Und nicht jeder ist am Erfolg ihrer Ermittlungen interessiert.

Emma Braslavsky blickt einer Stadt ins Nachtherz undführt uns auf die dunkle Seite einer aufgekratzten Metropole. Ihr Roman ist Großstadtmärchen und Kriminalgeschichte und erzählt witzig und rasant von der Radikalisierung des Individuums, von der schmalen Grenze zwischen natürlichem und künstlichem Leben und von der Allmacht der Algorithmen.
Autorenporträt
Emma Braslavsky, 1971 in Erfurt geboren, lebt seit 1999 als freie Autorin und Kuratorin in Berlin. Ihr Debütroman, Aus dem Sinn, wurde 2007 mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis ausgezeichnet. Mit ihrer Erzählung Ich bin dein Mensch lieferte sie die Vorlage für den gleichnamigen Film von Maria Schrader, der 2022 mit vier Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet und als deutscher Kandidat für die Oscars ausgewählt wurde.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2019

Denken Androiden in scheinparadoxen Wortspielen?
Emma Braslavskys neuer Roman gibt vor, ein Krimi zu sein, lockt uns aber in ein Zerrspiegelkabinett des Menschseins

"Von den Speisenden und Tanzenden im Lokal blieb unbemerkt, was sich unterdessen draußen ereignet hatte. Eine junge Frau war vom Dach des Gebäudes gesprungen, ihr schmaler Körper lag verdreht auf dem Gehweg, ihr Kopf hing über dem Bordstein. Einige Passanten liefen zusammen, zwei, drei Gäste, die an den Fenstertischen saßen, standen auf, um die Szene draußen besser beobachten zu können."

Dieses Ereignis kommt früh im neuen Roman von Emma Braslavsky. Über die junge Freitote erfahren wir nichts Weiteres, aber ihr Suizid verschafft eine Ahnung davon, dass es nicht recht geheuer ist in diesem Berlin der nahen Zukunft. Die Stadt ist auf das Doppelte ihrer heutigen Bevölkerungszahl angewachsen, aber ein Gutteil der Personen in den Straßen und Wohnungen sind "Recheneinheiten", wie ein neuer Typ von Robotern genannt wird, die nach den partnerschaftlichen Bedürfnissen der Kunden konfektioniert werden. Doch immer mehr Menschen töten sich. Die junge Frau ist nur die Erste, von der wir es hören; keine zwanzig Seiten später folgt ihr eine der beiden Hauptfiguren des Romans, der erfolglose Tauchunternehmer Lennart Fischer.

Lennarts Selbstmord ist das Resultat eines Identitätsproblems, das im heiklen Verhältnis zu seinen Eltern begründet liegt. Eine neue Liebe zu einer Recheneinheit ist nicht genug, um sich ans Leben zu klammern. Mit den künstlichen Menschen glauben die echten zwar, sich ein problemloses Privatleben anschaffen zu können, doch das ist eine Illusion. Und selbstverständlich bleibt es auch nicht beim Privaten: Die zweite Hauptfigur ist die Polizistin Roberta Köhl, ein Prototyp für Künstliche Intelligenzen, die nun auch im Berufsleben zum Einsatz kommen soll. Gut gefüttert mit dem für eine Kriminalermittlerin nötigen logischen Denken, muss sich Roberta ein Gefühlsleben, das fürs Verständnis der Umwelt und somit für die Erfüllung ihrer Aufgabe nötig ist, erst zulegen. So streift sie des Nachts durch Berlin, auf amourösen und anderen Abwegen. Ihr Blick auf die Stadt und deren Bewohner ist das, als was sich die von ihr Beobachteten in den seltensten Fällen erweisen: unschuldig.

Emma Braslavskys "Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten" evoziert schon durch seinen Titel eine Genrestimmung. So beginnen Krimis. Und in gewisser Weise ist dieser Science-Fiction-Roman auch einer, denn wir folgen den Ermittlungen von Roberta zu Lennarts Tod. Die ersten beiden Kapitel, die die Namen der beiden Hauptfiguren tragen, erinnern vom Sog ihrer Stadtbeschreibungen und der inneren Anteilnahme an den Wahrnehmungen von Lennart und Roberta her an ein berühmtes und erfolgreiches Beispiel einer anderen Grenzüberschreitung avancierter deutscher Science-Fiction-Literatur zum Krimi: Georg Kleins Romandebüt "Libidissi", erschienen vor zwanzig Jahren. Nur dass darin ein imaginärer Orient der Schauplatz war, während hier nur weniges gegenüber dem uns vertrauten Berlin verändert ist - darunter aber das Zentrale: die Conditio humana. Die Krimihandlung ist ein Trick, mit dem Braslavsky uns Leser in eine weitaus komplexere Problematik verwickelt als die Aufklärung eines Todes.

Alle Beteiligten wissen ohnehin, dass es ein Suizid war; das Movens von Robertas Bemühungen ist die Beibringung der notwendigen amtlichen Bescheinigungen über Lennarts Ableben, weil damit erst die Kosten für seine Beisetzung aufgetrieben werden können - und daran ist der Staat (über dessen Verfasstheit in jener nahen Zukunft wir nichts erfahren) brennend interessiert angesichts der schieren Masse von durch eigene Hand sterbender Bürger. Ein sozialpolitisches Problem ist also der Hintergrund der Handlung, und dadurch wandelt sich der Science-Fiction-Krimi zur Dystopie.

Damit nicht genug. Die eigentliche Ebene, um die es Braslavsky geht, ist das Selbstverständnis einer Künstlichen Intelligenz. Immer wieder sieht Roberta eine Frau, die ihr aufs Haar gleicht, meist mit Kind an deren Seite - und so wird die Recheneinheit nicht nur darauf verweisen, dass sie etwas Nachgemachtes ist, sondern auch, dass ihr der Horizont eines befristeten Lebens fehlt, aus dem aber erst das Gattungsdasein entsteht. Just das aber geben die Menschen gerade aus Bequemlichkeit auf, und die hohe Suizidquote ist das Resultat dieses Umbruchs, während Berlin gefüllt wird mit Recheneinheiten, die zwar menschliche Erfahrungen sammeln, aber nie ein vergleichbares Eigeninteresse daran entwickeln. In einer der vielen Buchpassagen, die Spiegelphänomene zum Gegenstand haben, stellt Roberta fest: "War der Spiegel mit seiner oberflächlichen und unreflektierten Wiedergabe eines vermeintlichen Ichs nicht eigentlich schuld am Zerfall komplexer Gesellschaften?" Der Clou ist hier natürlich die Rede vom unreflektierten Spiegelbild - ein Scheinparadox.

Braslavsky liebt solche Spitzfindigkeiten; das weiß man schon seit dem Vorgängerroman "Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen", einer weiteren Berliner Zukunftsgeschichte. Die neue ist kürzer gehalten, darum auch ärmer an metareferentiellen Passagen, aber existenzialistisch angehauchte Textinvasionen gibt es immer noch reichlich. Eingestreut in die Handlung sind etwa kursiv gesetzte Stadtreflexionen von Lennart, die Emma Blasavsky den Aufzeichnungen eines verstorbenen Bekannten entnommen hat. Die sind etwas viel des Selbstbezugs und erscheinen als Fremdkörper. Denen die unschuldige Sachlichkeit einer Recheneinheit fehlt.

ANDREAS PLATTHAUS.

Emma Braslavsky: "Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten". Roman.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 271 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2019

Vater Staat und Mutter Natur
Emma Braslavsky erfindet eine Androidin und macht sie zur Sonderermittlerin in Sachen Weiblichkeit
Mehr Technik oder eher weniger Technik? In den großen Debatten der Gegenwart lassen sich die Lösungsvorschläge häufig nach diesem Schema sortieren. Vom Klimawandel bis zum Pflegenotstand ist das Verhältnis zur Technik oft aussagekräftiger als die politische Zuordnung. Erst recht, wenn man psychologische Implikationen einbezieht. Die betagte Nachbarin ist einsam – muss man wirklich ihr Heim verkabeln, damit man bei einem etwaigen Sturz Hilfe schicken kann? Oder wäre es nicht besser, die Nachbarn täten sich zusammen, um abwechselnd bei ihr vorbeizusehen? Das klingt romantisch und ist es wohl auch. Wichtige Termine, Reisen, kranke Kinder, man kann sich die Hindernisse vorstellen. Am Ende muss die alte Dame dann doch ins Heim. Der amerikanische Schriftsteller Jeffrey Eugenides hat aus einer ähnlichen Problemlage in seinem Erzählungsband „Das große Experiment“ eine famose Geschichte gemacht, sie heißt „Klagende“.
Auch Emma Braslavsky erzählt in ihrem neuen Roman von Einsamkeit. Allerdings geht es im vierten Roman der 1971 in Erfurt geborenen Schriftstellerin weniger um die Einsamkeit alter Damen als um die Einsamkeit vorwiegend männlicher Metropolen-Bewohner. „Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten“ spielt ungefähr im Jahr 2065 in Berlin, schwerpunktmäßig in Kreuzberg und Neukölln. Die Straßennamen, die U-Bahnstationen, die Topografie, alles ist wie heute. Die Postzustellung wird zwar immer noch von der Deutschen Post organisiert, aber nicht mehr von abgehetzten Boten durchgeführt, sondern von Drohnen mit Eigennamen. Ihr Kameraauge sieht vieles, was per Gesetz nicht ausgewertet werden darf. Manchmal pochen sie mit künstlichen Fingerchen gegen die Fensterscheibe, um herumliegende Bewohner zur Entgegennahme der Fracht zu bewegen.
Nur reagieren meistens die Empfänger nicht. Sie sind betrunken, von Psychopharmaka und allerlei Drogen zugedröhnt oder haben sich das Leben genommen. Obwohl sich mittlerweile fast jeder humanoide Roboter leisten kann, deren meist weibliches Aussehen und „Skript“ dem jeweiligen Bedarf angepasst ist – dem einen ist eben eine saubere Wohnung und gutes Essen wichtig, dem anderen optische Reize und Sex –, steigt die Suizidrate. Rund fünfzig Menschen pro Tag töten sich selbst. Das kann den Staat nicht ungerührt lassen. Schließlich muss er die Bestattungskosten übernehmen. Denn meistens gibt es keine Angehörigen, und sollten die Behörden doch mal welche finden, ziehen sie sich aus der Affäre und lehnen jede Verantwortung ab.
Da kommt Roberta ins Spiel. Auch sie ist ein Android wie jede(r) zweite auf der Straße. Aber sie wurde nicht nach Merkmalen der Attraktivität designt. Absichtlich hat man ihr das Aussehen einer mittelalten Frau gegeben, die keine erotischen Begehrlichkeiten weckt, selbst an die Falten am Hals hat man gedacht. Auch hausfrauliche Fähigkeiten wurden nicht programmiert. Als sie einmal für ein Kind Grießbrei kochen muss, ruft sie gleich zwei weitere Androiden zu Hilfe. Allerdings hat sie etwas, das bei weiblichen Androiden als zweitrangig gilt: sie ist tatsächlich intelligent.
Roberta ist eine KI, die den Namen wirklich verdient. Sie folgt nicht nur einem vorgefertigten Skript, sondern ist eine lernende Maschine, die aus ihrer Umgebung Daten generiert und mit deren Verarbeitung zu neuen Erkenntnissen gelangt. Das ist übrigens nichts, wofür man Zukunftsromane bräuchte. Die Datenmengen, die wir permanent erzeugen, werden von KI analysiert ausgewertet. Nur sind KI-Algorithmen teuer und aufwendig, weil sie nicht traditionell programmiert werden, sondern mit mathematischer, physikalischer, informationstheoretischer Expertise, wie man etwa bei der Juristin und IT-Unternehmerin Yvonne Hofstetter nachlesen kann.
Roberta soll die erste autarke polizeiliche KI-Sonderermittlerin im Suizid-Dezernat werden, qualifiziert für den gehobenen Dienst beim LKA. Noch steht sie auf dem Prüfstand. Und also strengt sie sich mächtig an. Schließlich will sie nicht in Einzelteile zerlegt werden, um in der Haushaltsrobotik oder der Liebesindustrie zu enden. Auf dem Dezernat geht es genauso zu, wie man es aus Hunderten Fernsehserien kennt. Die männlichen Kollegen beargwöhnen die Neue. Dabei hat man extra eine Frau aus der KI gemacht, damit sie nicht in den Konkurrenzmodus schalten. Auch die Kriminalkommissarin, der sie zugeordnet ist, verhält sich unwirsch. Sie solle nur ja nicht mit weiblicher Solidarität rechnen, bloß weil sie wie eine Frau aussieht.
Emma Braslavsky schürzt den dramaturgischen Knoten über den Todesfall eines ungefähr vierzigjährigen Mannes, der im Flughafensee in Reinickendorf ertrunken ist. Über Internetrecherchen findet Roberta heraus, dass es sich dabei um Lennard Fischer handelt. Ausgerechnet, denn der Mann war Profitaucher. Allerdings war seine Firma offenbar bankrott. Seine Androidin Beata, die er gebraucht von einem Mann übernahm, dessen sexuelle Vorlieben sich geändert haben, ist untröstlich.
Roberta, die nicht weiß, was Trauer ist, aber entdeckt, dass Beatas erster Mann namens Pedro Almodóvar selbst eine geschickt getarnte „Recheneinheit“ war, nimmt sie zu sich. Ziemlich rasch findet sie Lennards Eltern, einen Schauspieler und eine Drehbuchautorin, die aber ebenso wenig wie seine Ex-Frau die Bestattungskosten übernehmen wollen. Mit allerlei Kniffen, im Kampf gegen bürokratische Hürden und die tickende Uhr, versucht Roberta, eine familiäre Kostenübernahme durchzusetzen. Die Leserin reibt sich die Augen. Sollte der Aufwand, den dieser Roman betreibt, wirklich einzig und allein der Sanierung künftiger Sozialämter dienen?
Bei einer Autorin, die mit ihrem letzten Roman, „Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen“, bewiesen hat, dass sie Gegenwartsthemen furchtlos und mit sprachlicher Verve in Angriff nimmt, ist das eher unwahrscheinlich. In der Tat liefert der Roman einen Subtext, dessen reaktionäres Potenzial an Michel Houellebecq erinnert, ohne dass es Emma Braslavsky um bewusste Provokation zu gehen scheint. Roberta ist auch – und vielleicht in erster Linie – eine Sonderermittlerin in Sachen Weiblichkeit. Während sie durch Berlin läuft, fragt sie sich, wie es sein kann, dass Frauen, die durch ihre Gebärfähigkeit von Natur aus mächtiger seien als Männer, ihre Überlegenheit durch erotische Signale kaschieren: „Mit jedem weiteren Schritt schlug Roberta die Koketterie dieser Stadt entgegen. Die Metropole selbst war eine Bitch geworden, ein falsches Püppchen. Vorn die eitlen Schaufenster voller blitzblanker Technologien, voller männlicher General-Power, womit die Abhängigkeit der Männer von der Vulva überspielt und der Anschein erweckt werden sollte, dass sie unter ihrer Kontrolle war. (...) Roberta verstand: Die Frauen waren von Natur aus die Kapitäne auf dem gigantischen Schiff namens Menschwerdung, und nur sie hatten deshalb den Anspruch auf ein echtes Geschlecht (...). Männer hingegen mussten die Macht ihres Geschlechts erst künstlich erschaffen (...); sie erfanden ihr eigenes Kontrollsystem, die Religion, die Zivilisation und mit ihnen das Patriarchat, eine ‚männliche‘ Macht, die ihnen von ‚Mutter Natur‘ nicht zugeteilt worden war.“
Dass Lennard, dem wir zu Beginn des Romans in die psychedelisch entrückte Seele blicken dürfen, von der Rückkehr in den Mutterleib träumt und den Flughafensee als Uterus fantasiert, kann man der Psychologie der Figur zurechnen. Aber eine Androidin, deren Intelligenz zu nichts anderem führt, als dass sie zivilisationskritische Plattitüden wiederkäut, ist eine intellektuelle Beleidigung. Emma Braslavsky betreibt einen Genre-Mix aus Krimi-Elementen, filmischen Versatzstücken, die von „Metropolis“, über „Blade Runner“ bis zu „Tomb Raider“ und „Her“ reichen, gibt ein bisschen Ovid und Shakespeare dazu, assoziiert Heiner Müllers „Hamletmaschine“ mit der „Wunschmaschine“ des „Anti-Ödipus“. Warum sind ihr die Implikationen ihrer essenzialistischen Zurück-zur-weiblichen-Natur-Fantasie so gänzlich egal? Vielleicht weil der Remix genau das bewirkt, was der Roman beklagt: Keiner will sie mehr, die Last der Verantwortung.
MEIKE FESSMANN
Als Roberta für ein Kind Grießbrei
kochen muss, ruft sie gleich zwei
weitere Androiden zu Hilfe
„Die Frauen waren von Natur aus
die Kapitäne auf dem gigantischen
Schiff namens Menschwerdung.“
Emma Braslavsky: Die
Nacht war bleich, die Lichter blinkten. Roman. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019.
270 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Raffiniert vermisst Braslavsky die Maßstäbe des Menschseins durch den analytischen Schaltkreisblick Robertas mittels soziologischer und neo-feministischer Beobachtungen.« Sarah-Maria Deckert Der Tagesspiegel 20191027