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Leda ist fast fünfzig, geschieden, sie unterrichtet Englisch an der Universität in Florenz. Die erwachsenen Töchter sind jetzt beim Vater in Kanada, und Leda muss sich eingestehen, dass sie statt der erwarteten Sehnsucht vor allem Erleichterung empfindet. Den heißen Sommer verbringt sie in einem süditalienischen Küstenort: Bücher, Sonne, das Meer, was könnte friedlicher sein? Am Strand macht sich neben ihr allerdings eine übermütig lärmende neapolitanische Großfamilie breit, darunter eine noch junge Mutter und deren kleine Tochter. Leda beobachtet die beiden über Tage, zunächst fasziniert,…mehr

Produktbeschreibung
Leda ist fast fünfzig, geschieden, sie unterrichtet Englisch an der Universität in Florenz. Die erwachsenen Töchter sind jetzt beim Vater in Kanada, und Leda muss sich eingestehen, dass sie statt der erwarteten Sehnsucht vor allem Erleichterung empfindet. Den heißen Sommer verbringt sie in einem süditalienischen Küstenort: Bücher, Sonne, das Meer, was könnte friedlicher sein? Am Strand macht sich neben ihr allerdings eine übermütig lärmende neapolitanische Großfamilie breit, darunter eine noch junge Mutter und deren kleine Tochter. Leda beobachtet die beiden über Tage, zunächst fasziniert, wohlwollend. Allmählich aber schlägt ihre Stimmung um, irgendwann folgt sie einem Impuls und tut dem kleinen Mädchen und der Familie etwas Unbegreifliches an. Und wird selber heimgesucht, von lange verdrängten Erinnerungen - an gravierende Entscheidungen, die sie zu treffen hatte, ganz zum Leidwesen ihrer eigenen Töchter ...

Was bedeutet es, eine Frau und Mutter zu sein? Mit frappierender Ehrlichkeit ergründet Elena Ferrante die widersprüchlichen Gefühle, die uns an unsere Kinder binden.
Autorenporträt
Elena Ferrante hat sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Ihre vierbändige Neapolitanische Saga - bestehend aus Meine geniale Freundin, Die Geschichte eines neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege und Die Geschichte des verlorenen Kindes - ist ein weltweiter Bestseller. Zuletzt erschienen im Suhrkamp Verlag auch Ferrantes frühere Romane Lästige Liebe, Tage des Verlassenwerdens und Frau im Dunkeln, sowie der Band Frantumaglia, der Briefe, Aufsätze und Interviews versammelt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2019

Eva Mattes liest
„Frau im Dunkeln“
Bevor sie ins Studio gehe, um zu lesen, hat Eva Mattes einmal erzählt, singe sie sich ein. Die Stimme werde dann geschmeidig und frei, Räusperer, „Frösche“ kämen seltener und sie könne, wie sie es brauche, hoch oder tief oder in der Mittellage sprechen.
Eva Mattes ist zur deutsche Sprechstimme von Elena Ferrante geworden, sie hat den gesamten Romanzyklus für den Hörverlag gelesen, vom ersten Band – „Meine geniale Freundin“ – bis zum letzten, „Die Geschichte des verlorenen Kindes“. Die Geschmeidigkeit ihrer Stimme und die Kunst der kleinen Nuancen bestechen auch im Folgeunternehmen, „Frau im Dunkeln“. Der Roman – „La figlia oscura“ – erschien bereits 2006 in Italien, ein Jahre später in der Übersetzung von Anja Nattefort. Suhrkamp hat sie in diesem Jahr noch einmal veröffentlicht.
Eine Frau, Ende vierzig, beruflich erfolgreich, fährt in den Urlaub an die ionische Küste. Sie braucht Ruhe, um sich selbst keine Last mehr zu sein. Nach einiger Zeit am Strand fallen ihr eine Mutter und deren Tochter auf, sie beobachtet die beiden, spürt etwas wie Neid, vergleicht mit ihrem Leben, ihren Entscheidungen. Ihre Töchter waren zum Vater nach Toronto gezogen, und sie hatte keinen Schmerz deswegen verspürt. Vieles fiel leichter, das Leben wurde entspannter. Oder täuschte sie sich?
Eines Urlaubsvormittags, sie hatte sich nach der fremden Mutter, der fremden Tochter umgeschaut und sie ganz vorn am Wasser entdeckt, nervt sie das Spiel der beiden. Die Kleine begießt die Knöchel ihrer Mutter und die ihrer Puppe mit Wasser. Sie fragt, ob es nun genug sei. Die Antwort der Puppe wie der Mutter lautet „nein“, das stumpfsinnig wirkende Spiel beginnt von vorn. Vor allem die Stimmen, die Mutter und Tochter der Puppe leihen, sind der selbstbewussten Zuschauerin zuwider. Sie stört sich am „gespielt erwachsenen Ton des Kindes“ ebenso wie am „gespielt kindlichen Ton der Erwachsenen“. Es scheint, als verabscheue sie das Ungeschiedene, die Verschmelzung in der Puppenstimme.
Eva Mattes spricht die symbolisch wichtige Szene ohne Ausrufezeichen, aber doch so eindringlich, dass sie im Ohr bleibt. Sie zieht das Tempo an, rhythmisiert die Sätze, hebt die Stimme für Namen, einzelne Substantive, zetert nebenher und halb unernst mit sich und den Fremden. Der Hörer weiß: In dieser Lebensgeschichte gibt es nichts Beiläufiges, der Selbstbeherrschung der Urlauberin, die so genau zu beobachten, so präzise zu benennen weiß, die sich nichts vormachen lässt, ist nicht zu trauen.
JBY
Elena Ferrante: Frau im Dunkeln. Aus dem Italienischen von Anja Nattefort. Gelesen von Eva Mattes. Der Hörverlag, München 2019. 4 CDS, Gesamtlaufzeit 4 Stunden und 29 Minuten, 22 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensentin Maike Albath freut sich über zwei neue, vielmehr zwei neu aufgelegte Bände von Elena Ferrante. Faszinierter scheint die Kritikerin noch von dem in Italien bereits 2003 in abgespeckter Variante erschienenen Essayband "Frantumaglia", der Briefe und Essays aus den Jahren 1991 und 2006 enthält und in dem die öffentlichkeitsscheue Ferrante Einblicke in ihre Werkstatt und Poetik liefert, aber auch über Fiktion, Privatssphäre und Mutterschaft sinniert. Auch in ihrem dritten, bereits 2006 erschienenen Roman "Die Frau im Dunkeln" beschäftige sich Ferrante mit dem Thema "Mutterschaft", fährt die Kritikerin fort, die staunt, wie differenziert die Autorin hier die ambivalenten Muttergefühle von Angst, Stolz, Übergriffigkeit und Kritik benennt.

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»Hochspannende Parabel über das Leben moderner Frauen!« DIE WELT 20190218