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Der hier erstmals vollständig übersetzte und um die wichtigsten Essays ergänzte Almanach des Pioniers des ökologischen Denkens zählt zu den wirkmächtigsten Schriften über die Folgen des menschlichen Eingriffs in das komplexe Zusammenspiel der Wildnis. Als in den 30er-Jahren auch die bisher größte Dürre in den Great Plains nicht zu einem Umdenken in den USA führt, bricht Aldo Leopold nach Deutschland auf, um im Land seiner Vorfahren Anregungen für eine nachhaltige Forstwirtschaft zu bekommen. Begeistert von den dort entwickelten Ideen, wie der des »Dauerwalds«, versucht er nach seiner Rückkehr…mehr

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Produktbeschreibung
Der hier erstmals vollständig übersetzte und um die wichtigsten Essays ergänzte Almanach des Pioniers des ökologischen Denkens zählt zu den wirkmächtigsten Schriften über die Folgen des menschlichen Eingriffs in das komplexe Zusammenspiel der Wildnis.
Als in den 30er-Jahren auch die bisher größte Dürre in den Great Plains nicht zu einem Umdenken in den USA führt, bricht Aldo Leopold nach Deutschland auf, um im Land seiner Vorfahren Anregungen für eine nachhaltige Forstwirtschaft zu bekommen. Begeistert von den dort entwickelten Ideen, wie der des »Dauerwalds«, versucht er nach seiner Rückkehr deren Umsetzung und beginnt mit der Renaturierung des Geländes rund um eine verlassene Farm mit ausgemergeltem Boden am Wisconsin River in Sand County. Seinen Aufzeichnungen über die sich von Monat zu Monat wandelnde Landschaft folgen kurze Prosatexte, die er während seiner über 40 Jahre währenden Forschungen in den Wäldern von Arizona, Oregon und Manitoba verfasst hatte. Seine heute noch drängenden philosophischen Fragen zum Naturschutz beschließen diese so eigenwillige wie prophetische Naturethik eines sich zeitlebens für die Erhaltung von Wildnisgebieten einsetzenden Visionärs.

»Das bedeutendste Buch des 20. Jahrhunderts über Umwelt.« - Nature Study
Autorenporträt
Aldo Leopold, geboren 1887 im Südwesten der USA, gilt als der Pionier ökologischen Denkens im 20. Jahrhundert. Als einer der ersten amerikanischen Förster arbeitete der Forstwissenschaftler, Wildbiologe, Jäger und Ökologe nach seinem Studium an der Yale University von 1909-28 für den US Forest Service. Bereits 1923 formulierte er eine Ethik der Nachhaltigkeit. Auf sein Drängen hin wurde 1924 das erste nationale Wildnisgebiet des Landes , die Gila Wilderness Area in New Mexico, gegründet. Von 1933 bis zu seinem Tod lehrte er an der University of Wisconsin. Als Direktor der Audubon Society setzte er sich zeitlebens für die Erhaltung von Wildtier- und Wildnisgebieten ein, und gründete 1935 die Wilderness Society. Seine Forschungen mündeten in die Gründung des Grand Canyon Nationalparks und des National Wildlife Refuge Systems, einem aus über 500 Schutzgebieten bestehendem Netz natürlicher Lebenräume. Er starb 1948 in den USA. 1949 erschien A Sand County Almanac, das eines der einflussreichsten Bücher in der Geschichte des amerikanischen Natur- und Umweltschutzdenkens werden sollte und für das er 1977 posthum mit der John-Burroughs-Medaille ausgezeichnet wurde. Jürgen Brôcan, 1965 geboren, ist Autor, Kritiker und Übersetzer aus dem Englischen, Französischen und Altgriechischen, u. a. von Walt Whitman, Nathaniel Hawthorne und René Char. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und Essays, für sein Werk erhielt er u. a. den Paul-Scheerbart-Preis und den Literaturpreis Ruhr. Zuletzt erschien bei Matthes & Seitz Berlin seine Übersetzung von John Muirs Die Berge Kaliforniens und Bäume vernichten kann jeder Narr. Er lebt in Dortmund. Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und lebt als freie Schriftstellerin und Buchgestalterin in Berlin. Sowohl ihr Atlas der abgelegenen Inseln als auch ihr Bildungsroman Der Hals der Giraffe wurden von der Stiftung Buchkunst zum »Schönsten deutschen Buch« gekürt. Für ihr Verzeichnis einiger Verluste erhielt sie 2018 den Wilhelm-Raabe-Preis. Seit dem Frühjahr 2013 gibt sie die Reihe Naturkunden heraus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2020

Es tanzen die Schnepfen am Himmel
Vom Wert der Natur: Aldo Leopolds "Sand County Almanac" liegt erstmals vollständig auf Deutsch vor

Neben Henry David Thoreau und Rachel Carson ist der Forstwissenschaftler, Wildbiologe, Jäger und Ökologe Aldo Leopold (1887 bis 1948) die bedeutendste intellektuelle Gründungsfigur der amerikanischen Umweltbewegung. Leopold begann 1905 an der kurz zuvor gegründeten Forstfakultät der Yale University zu studieren. Dort durchlief er einen der modernsten Kurse in angewandten Wissenschaften, und er machte sich auch vertraut mit modernen Theorien der politischen Ökonomie, die fest in einem utilitaristischen und darwinistischen Weltbild verankert waren.

Im Anschluss an das Studium machte Leopold rasch Karriere in der föderalen Forstverwaltung, musste aber 1913 seine Position wegen Gesundheitsproblemen aufgeben. Nach einer Reihe von Verwaltungspositionen wurde er 1933 zum Professor für Wildtiermanagment an der Universität Wisconsin berufen.

In den dreißiger Jahren war Leopold Teil einer kleinen Gruppe von Pionieren in der Forstwissenschaft und der Biologie, welche die neue Disziplin der Ökologie prägten. Leopolds einflussreichstes Werk, der 1949 postum erschienene "Sand County Almanac", versammelte eine Reihe kurzer Beiträge, die zuvor in anderen Jagd- und Naturzeitschriften veröffentlicht worden waren, sowie einige längere, philosophische Stücke. Dieses schmale Buch entwickelte aber erst in den sechziger Jahren seine volle Wirkungskraft und wurde seither mehr als zwei Millionen mal verkauft. 1992 erschien eine gekürzte deutsche Fassung, jetzt liegt die von Jürgen Brôcan hervorragend übersetzte Originalversion vor, ergänzt um einige zusätzliche Essays.

Die ersten beiden Teile des "Sand County Almanac" sind eine Sammlung von kurzen Skizzen, die Leopolds Beobachtungen und Gedanken wiedergeben: über die Natur, die Interaktion von Pflanzen und Tieren, die Folgen menschlichen Handelns für die Wildnis. Der erste Teil folgt den Jahreszeiten und beschreibt ein Jahr im Sand County. Im Januar deutet Leopold die Spuren eines Skunks im Schnee, beobachtet einen Rauhfußbussard, der in Hoffnung auf Tauwetter aus der Arktis gekommen ist, denn tauender Schnee bedeutet, dass Bussarde wieder Mäuse fangen können. Im Februar denkt Leopold über das Eichenholz nach, das auf seinem Kaminbock glüht, sinniert über die ökologischen, politischen und wirtschaftlichen Ereignisse während des achtzigjährigen Lebens der Eiche. Später beschreibt er die Rückkehr der Gänse, ein Hochwasser im April oder den Himmelstanz der Waldschnepfenmännchen.

Im zweiten Teil des Buches rückt der Raum in den Fokus der Essays. In "Wie ein Berg denken" erinnert sich Leopold an eine Jagd im Südwesten der Vereinigten Staaten, bei der er selbst, "jung und schießwütig", eine Wölfin erlegte. In dem kurzen Essay skizziert er dann eine Theorie, die heute als "trophische Kaskade" bezeichnet wird - eine über indirekte Wechselwirkungen in Nahrungsnetzen vermittelte Veränderung von Ökosystemen: Das Erlegen von Raubtieren führt zu einer Explosion der Populationen von Pflanzenfressern, was wiederum Überweidung und Bodenerosion verursacht.

Mit dem Essay "Land-Ethik", der den Abschluss des dritten Teils bildet, wurde Leopold zu einem der Gründer der Umweltethik. Hier zeigt sich, wie ein Intellektueller, der sich außerhalb der konventionellen Heuristiken, Methoden und Grenzen der akademischen Wirtschaftswissenschaft bewegte, auf utilitaristische Problembearbeitungen reagierte. Einflussreich wurde vor allem diese Mahnung: "Hört auf, vernünftige Landnutzung allein als wirtschaftliche Aufgabe zu betrachten. Prüft jede Frage unter dem Aspekt, was ethisch und ästhetisch richtig und wirtschaftlich ratsam ist. Etwas ist dann richtig, wenn es die Integrität, Stabilität und Schönheit der biotischen Gemeinschaft bewahrt."

Leopolds Ansätze sind von mehr als rein historischem Interesse. Er und seine Schüler hatten seit den sechziger Jahren großen Einfluss auf die Umweltbewegung in den Vereinigten Staaten. Die Umweltethik bietet eine von wirtschaftlichen Bewertungen unabhängige Antwort auf die Frage, was der "Wert" der Natur ist. Die neoklassische Ökonomie nutzt die Methode der "kontingenten Bewertung" von Umweltgütern und -leistungen und bleibt damit dem auf den Menschen zentrierten utilitaristischen Paradigma verhaftet. Die sogenannte ökologische Ökonomie beruht im Wesentlichen auf der neoklassischen Theorie, erweitert jedoch die Fragestellungen und Antwortmöglichkeiten, weil externe Effekte, gesellschaftliche Bedingungen und ökologische Grenzen berücksichtigt werden. Doch die Umweltethik vollzieht einen radikalen Bruch - sie entzieht die Natur strikt dem wirtschaftlichen Kalkül von quantifizierbaren Kosten und Nutzen.

Die Umweltethik ist aus aktuellen Debatten nicht mehr wegzudenken. Auch sie kann freilich, wie ihre in den klassischen Wirtschaftswissenschaften verankerten Konkurrenten, keine einfachen Lösungen anbieten. "Integrität, Stabilität und Schönheit" sind in vielen Fällen viel zu unscharfe, auch umstrittene Kriterien, um als Grundlage von Entscheidungen herangezogen werden zu können. Dem Reiz von Leopolds Naturschilderungen tut das keinen Abbruch.

THOMAS WEBER

Aldo Leopold: "Ein Jahr im Sand County". Aus dem Englischen von Jürgen Brôcan. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2019.

258 S., geb., 34,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Es ist eine Sammlung von Schriften und Essays eines der Pioniere des Naturschutzes, der ohne die Herausgabe dieses Buches wohl gänzlich im deutschsprachigen Raum dem Vergessen anheimgefallen wäre. Es regt zum Hinterfragen des eigenen Verhaltens an, der eigenen Verantwortung gegenüber der Natur.« Frank Brehe forum naturfotografie 20200318