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Das Reisetagebuch einer Hofdame als bedeutsames Dokument zur Biographie der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach und aufschlussreiche Quelle für das »Arkadien-Erlebnis« deutscher Reisender im 18. Jahrhundert.Aus dem Nachlass der weimarischen Hofdame Louise von Göchhausen ist ein Reisetagebuch überliefert, das diese als Begleiterin der Herzogin Anna Amalia während eines zweijährigen Aufenthaltes in Italien schrieb. Es handelt sich um eine bislang unveröffentlichte Quelle aus dem unmittelbaren Umfeld Goethes und des klassischen Weimar.Göchhausens Tagebuch erweist sich als ein…mehr

Produktbeschreibung
Das Reisetagebuch einer Hofdame als bedeutsames Dokument zur Biographie der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach und aufschlussreiche Quelle für das »Arkadien-Erlebnis« deutscher Reisender im 18. Jahrhundert.Aus dem Nachlass der weimarischen Hofdame Louise von Göchhausen ist ein Reisetagebuch überliefert, das diese als Begleiterin der Herzogin Anna Amalia während eines zweijährigen Aufenthaltes in Italien schrieb. Es handelt sich um eine bislang unveröffentlichte Quelle aus dem unmittelbaren Umfeld Goethes und des klassischen Weimar.Göchhausens Tagebuch erweist sich als ein Faktenjournal, das tagtäglich, zum Teil mit genauen Zeitangaben, den jeweiligen Aufenthaltsort, die Reiseetappen, Ausflüge von Rom oder Neapel aus festhält, wie auch Besuche in Museen, Kirchen, Galerien, Konzerten und Opern. Daneben werden Begegnungen mit Menschen unterschiedlichen Standes beschrieben, sowie Anmerkungen zum Wetter, zur Qualität der Wege und Herbergen, zum Essen, zur Gesundheit usw.gemacht. Schließlich gibt es auch kurze Beschreibungen von Landschaften, knappe Urteile über Werke der bildenden Kunst oder Musik, über einzelne Menschen oder den allgemeinen Volkscharakter sowie einige in Konversationen aufgenommene, amüsante Anekdoten oder witzige sprachliche Wendungen, die das Tagebuch zu einem persönlichen Schriftstück machen.Die Edition des Tagebuchs wird ergänzt durch einen umfangreichen Kommentar und ein mit biographischen Informationen versehenes Personenregister.
Autorenporträt
Louise von Göchhausen (1752-1807) war Erste Hofdame Anna Amalias von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739-1807). Gebildet und belesen, pflegte sie freundschaftlichen Umgang u.a. mit Goethe, Herder, Wieland, Knebel und Merck. Bekannt ist sie durch ihre Abschrift der frühen Fassung des »Faust« um 1775.

Juliane Brandsch, geb. 1958, studierte Germanistik in Leipzig; Promotion über Bezeichnungen für Bauern und Hofgesinde im Althochdeutschen. Wissenschaftliche Mitarbeiterin u.a. am »Althochdeutschen Wörterbuch«, am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und am Institut für Germanistik in Erfurt. Seit 2002 Mitarbeiterin am Goethe-Wörterbuch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.11.2008

Kofferschlüssel vergessen
Auf Reisen mit Anna Amalia: Louise von Göchhausens italienisches Reisetagebuch
Dem Namen Louise von Göchhausen ist man vielleicht schon auf dem Gymnasium begegnet, in jedem Fall während eines Germanistikstudiums. Sie war es, die das Manuskript von Goethes „Urfaust” heimlich abgeschrieben und so der Nachwelt überliefert hat. Irgendwann hat man dann ihr kleines Zimmer in Schloss Tiefurt gesehen, mit dem schönen Blick über den Park. Über dem Kastensofa hängt dort ein Bild von Johann Georg Schütz, Goethes römischem Hausgenossen, das sie im Kreis der Reisegesellschaft der Herzogin Anna Amalia im Park der Villa Este in Tivoli zeigt. Und nun kann man lesen, was sie, das „Hoffräulein von Göchhausen” (wie man sie früher nannte, als das gute, alte Fräulein noch nicht der feministischen Zensur zum Opfer gefallen war) über diese Reise geschrieben hat.
Denn Louise von Göchhausen durfte Anna Amalia auf ihrer Grand Tour nach Italien begleiten. Am 15. August 1788 brach man in Weimar auf, zwei Stunden später, in Jena, stellte Göchhausen fest, dass sie die Kofferschlüssel vergessen hatte. Es sind solche Details, die das Tagebuch nicht nur zu einer vergnüglichen Lektüre, sondern auch zu einem aufschlussreichen Dokument des Reisebetriebs machen. Tag für Tag, über fast zwei Jahre hinweg, hat Göchhausen, meist kurz und knapp, festgehalten, was passiert ist, welche Touren man unternommen, wen man getroffen, welche Oper man besucht hat. Manchmal fügt sie ein paar landeskundliche Details oder sprachliche Reminiszenzen hinzu.
Ein Tagebuch ohne literarische Ambitionen und ohne jene großen Gedanken und Gefühle, zu denen sich andere in Italien haben hinreißen lassen. Und doch voller Miniaturen, in denen sich Szenarien verdichten, welche die Phantasie in Bewegung setzen: Tischbein zeigt der Herzogin sein „Goethe”-Porträt. Emma Hart und der Maler Hackert tanzen im Haus von Sir William Hamilton die Tarantella. Oder, jetzt wörtlich: „Abends die gewöhnliche Gesellschaft der ErzBischof blieb zulezt.” Der Erzbischof von Tarent, Giuseppe Capecelatro, den eine enge Freundschaft mit Anna Amalia verband, war wohl auch nicht ganz unschuldig an dem für die Zeit ungewöhnlichen Reiseverlauf. Nicht Rom, sondern Neapel stand im Mittelpunkt, fast ein volles Jahr hielt sich die Gesellschaft aus Weimar dort auf, ein längerer Ausflug führte sie sogar in das damals wenig besuchte Apulien.
Eine solche Edition steht und fällt mit dem Kommentar. In diesem Fall ist er geradezu üppig ausgefallen. Dankbar greift man auf die erläuternden sachlichen und biographischen Nachweise der Herausgeberin Juliane Brandsch zurück. Nicht minder ausführliche Informationen zu historischen Lokalitäten, manchmal sogar vor Ort recherchiert, wären zwar nicht in jedem Fall nötig gewesen, schaden aber auch nicht. (So folgt etwa auf die bloße Erwähnung eines Besuchs der Peterskirche ein fast einseitiger Kommentar zu deren Baugeschichte).
Diskussionswürdig ist hingegen die Textgestaltung. Wer je einen älteren, handschriftlichen Text ediert hat, kennt das Dilemma. Soll man die äußere Form des Textes der besseren Lesbarkeit wegen modernisieren oder soll man sie möglichst original belassen? Die Herausgeberin hat sich radikal für das Letztere entschieden. Sie hebt deutsche Kurrent- und lateinische Schreibschrift typographisch voneinander ab, sie übernimmt Göchhausens Orthographie, Interpunktion und Schreibfehler, und sie geht sogar so weit, deren in der Handschrift durch Streichung getilgte Wörter ebenfalls in durchgestrichener Form abzudrucken. Bringt das Erkenntnisgewinn? Würde man Goethes „Italienische Reise” in ähnlicher Form lesen wollen?
Göchhausens Tagebuch hätte es verdient, nicht nur so sorgfältig eingefasst wie geschehen, sondern auch selber ein bisschen formschöner präsentiert zu werden. Denn Juliane Brandsch hat mit diesem Buch ein kleines Juwel aus der Schatzkammer der Weimarer Klassik ans Licht gezogen. DIETER RICHTER
LOUISE VON GÖCHHAUSEN: „Es sind vortreffliche Italienische Sachen daselbst”. Louise von Göchhausens Tagebuch ihrer Reise mit Herzogin Anna Amalia nach Italien vom 15. August 1788 bis 18. Juni 1790. Hrsg. u. kommentiert von Juliane Brandsch. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 518 Seiten, 39 Euro.
Die Herzoginnen von Weimar, Anna Amalia (rechts) und Luise (2.v.l.) im Park, links Hofdame Luise von Goechhausen. Foto: AKG/PA
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein bisschen mehr Sorgfalt bei der Präsentation, eine behutsame Modernisierung der Form - und das Buch wäre ein Schatz, meint Dieter Richter. So wie es ist, mit der originalgetreuen Reproduktion noch des unbedeutendsten Schreibfehlers, reicht es "bloß" zum Juwel Weimarer Klassik. Und ob das eine Menge ist! Zweifellos, beeilt sich der Rezensent zu versichern, handelt es sich bei dem Tagebuch der Louise von Göchhausen über ihre zwei Jahre dauernde Italienreise an der Seite Anna Amalias um eine so vergnügliche wie aufschlussreiche Lektüre. Richter lernt den Reisebetrieb von 1788 kennen, lauscht landeskundlichen wie sprachlichen Details und fühlt sich dabei weder von etwaigen literarischen Ambitionen noch von vermeintlich großen Gefühlen oder Gedanken der Verfasserin gestört. Die festgehaltenen Miniaturen aber bringen die Fantasie des Rezensenten in Gang. Unterstützt durch den "üppigen" Kommentar lässt er ihr freien Lauf.

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