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"Italien des Ostens", "Balkon Europas". Seit ihrer Unabhängigkeit 1991 hat sich die Kaukasus-Republik Georgien viele Namen gemacht. Doch welches Land verbirgt sich hinter den Etiketten? Und welche verborgenen Reize hält es für den aufgeschlossenen Reisenden aus dem Westen bereit? Constanze John erkundet Georgien von seiner Hauptstadt Tiflis aus in alle Himmelsrichtungen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch mal zu Fuß. Sie reist zu Klöstern und Kathedralen, sucht das Gespräch mit alteingesessenen Einheimischen und einer Schulklasse in Tbilisi. Und auch die kleine Stadt Gori spart John…mehr

Produktbeschreibung
"Italien des Ostens", "Balkon Europas". Seit ihrer Unabhängigkeit 1991 hat sich die Kaukasus-Republik Georgien viele Namen gemacht. Doch welches Land verbirgt sich hinter den Etiketten? Und welche verborgenen Reize hält es für den aufgeschlossenen Reisenden aus dem Westen bereit? Constanze John erkundet Georgien von seiner Hauptstadt Tiflis aus in alle Himmelsrichtungen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch mal zu Fuß. Sie reist zu Klöstern und Kathedralen, sucht das Gespräch mit alteingesessenen Einheimischen und einer Schulklasse in Tbilisi. Und auch die kleine Stadt Gori spart John auf ihrer Reise nicht aus, den Geburtsort Stalins. Eine Reise auf der Suche nach der Seele Georgiens.
Autorenporträt
Constanze John, Jahrgang 1959, lebt - wenn sie nicht gerade auf Reisen ist - in Leipzig. Seit 1997 arbeitet sie als freiberufliche Autorin, u.a. mit Reisereportagen für den Deutschlandfunk und Deutschlandradio. Für ihr Schreiben wurde sie mit dem renommierten Johann-Gottfried-Seume-Literaturpreis ausgezeichnet. 2015 erschien ihr von der Kritik gefeiertes Reiseabenteuer - Vierzig Tage Armenien. In einem kleinen Land im Kaukasus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2018

Geist und Weingeist
Constanze John besucht Künstler und Literaten in Georgien
40 Tage. Da muss man zwangsläufig an Jesus in der Wüste denken oder zumindest ans Fasten. Wer nach Georgien fährt, wird allerdings schnell merken, dass dies kein Land für Asketen ist, denn wo man auch hinkommt, immer ist schon eine Tafel gedeckt, voll mit Köstlichkeiten und natürlich reichlich Schnaps und Wein.
So erging es auch Constanze John, die 40 Tage lang durch das Land im Kaukasus gereist ist. Zwei Konstanten ziehen sich durch das sonst recht frei assoziierende, nach Reisetagen geordnete Buch: hier die Kunst, vor allem Literatur und Film – dort die Supra, das traditionelle Festmahl, mit dem sich die Autorin sowohl praktisch als Gast sowie theoretisch und kulturgeschichtlich auseinandersetzt.
Supra, erfährt man, bedeutet nichts anderes als Tischtuch, es braucht nicht mal einen Tisch dazu. Wo man das Tuch ausbreiten kann, findet die Supra statt. John schreibt dazu eine schöne Geschichte auf, die ihr ein Ethnologe erzählt hat: Er habe zwei Männer beobachtet, die in einem Park an einem kleinen Tischchen saßen und nichts außer etwas Wodka und Trockenfisch dabei hatten. „Obwohl sie nur zu zweit waren, haben sie erst einmal einen Tischmeister gewählt, einen Tamada, der für das Ausbringen der Trinksprüche verantwortlich ist. Sie haben dann auch ihre weitere Unterhaltung nach Trinksprüchen strukturiert.“ Diese Tradition ist nach wie vor weit verbreitet in Georgien, das Trinken steht eindeutig im Vordergrund, auch wenn sich die Tafeln oft unter dem vielen Essen biegen. Die Toasts werden auf die Liebe, auf die Gastfreundschaft, manchmal auch auf Heilung von einer Krankheit, auf das Leben im Hier und Jetzt ausgebracht.
„Wir sind Gäste in dieser Welt der Minute / Wir vergehen und die Nächsten bleiben hier / Was wir miteinander tun, all diese freundlichen und angenehmen Dinge / das ist es doch, wofür wir leben, oder?“ Zutisopeli heißt das alte Gedicht, „Minutenwelt“, es ist den meisten Georgiern sehr geläufig, weil es eine innere Haltung widerspiegelt: den Augenblick nutzen, statt sich an Unwichtigem abzuarbeiten. Dazu erzählt John eine Legende, die man als Gast in Georgien sicher zu hören bekommt, selbst wenn man nie zu einer Supra eingeladen wird: Als Gott die Landschaften unter den Völkern verteilte, zogen es die Georgier und Armenier vor, zu feiern und zu singen, statt sich anzustellen. Am Ende war alles verteilt, die Armenier erhielten noch das Land der Steine, aber für die Georgier war nichts mehr da. Gott hatte aber ein Einsehen. Er gab ihnen das schönste Stückchen, das er eigentlich für sich als Alterssitz vorgesehen hatte. Mit folgender Auflage: „Ich werde euch immer wieder Gäste schicken. Seid freundlich zu ihnen, ganz egal, woher sie kommen und woran sie glauben.“
Es sind derlei positive Stereotype, die John wiedergibt, Gastfreundlichkeit erfährt sie auch über die Maßen, da sie sich schon vor ihrer Reise ein Netzwerk an Literaten, Übersetzerinnen, Filmemachern aufgebaut hat, die sie dann im Land immer weiter empfehlen. Das gibt ihrer Reiseerzählung teils eine schöne Zufälligkeit, und man erfährt dadurch manches über die Lebenswelt georgischer Künstler im Jahr 2017. Doch gleichzeitig verliert sich John passagenweise in Nebensächlichkeiten, schildert Tagesabläufe und das Zustandekommen von Verabredungen, beschreibt Kirchen und andere Sehenswürdigkeiten. Hier wäre statt einer chronologischen, Tag für Tag schildernden Struktur eine thematische Kapitelordnung für den Leser weniger ermüdend.
Über Armenien erschien von der Autorin ein ähnlich gestricktes Buch. Und in Georgien fällt ihr auf: „Während mich in Armenien Priester und der Glauben der Menschen in die Kultur eingeführt haben, sind es hier in Georgien vor allem die Künstler aller Art sowie Übersetzer.“ Sie schreibt nicht nur über lebende, sondern auch über längst tote Künstler, die Einfluss auf die Kultur des Landes haben – ob das nun der mittelalterliche Poet Rustaweli ist, der eine Art georgisches Nibelungenlied geschrieben hat, oder der Filmemacher Sergei Paradschanow – hier erfährt man viel über die Kultur eines postsowjetischen Landes, das sich nach den Turbulenzen der Wende stark nach Westen, nach Europa ausgerichtet hat. Kaum berichtet John aber über die aktuelle Politik, die voll von Skurrilitäten ist, fast nichts über die unerfreulichen Dinge, die sich in diesem Transitionsland zutragen.
John bewegt sich mit Marschrutkas fort, den Sammeltaxis, und sie übernachtet meist in Privatzimmern. Starke Reportageelemente sind in ihrem Buch aber selten, es ist eher eine Sammlung von Interviews, ihre meist gebildeten Gesprächspartner zitiert sie oft seitenlang. Das touristisch viel besuchte, auf 2200 Metern höchstgelegenen Dorf Uschguli in Swanetien erschließt sich John nicht über die faszinierende Bergwelt, sondern über eine junge Regisseurin, die dort oben den Sommer verbringt und einen Film über das Leben ihrer Großmutter gemacht hat. John erzählt ganze Szenen aus dem Film nach: Ahnenkult, Blutrache und aktueller Geisterglauben klingen darin an. Man kann es sich gut vorstellen, aber wirklich dabei war man nicht.
HANS GASSER
Und Gott sprach: Nehmt das
schönste Land. Aber ich schicke
euch Gäste – seid nett zu ihnen!
Constanze John:
40 Tage Georgien.
Unterwegs von Tiflis
bis ans Schwarze Meer.
Dumont Reiseverlag, Ostfildern 2018.
412 Seiten, 14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.01.2019

Ländlichschönste, so viel ich weiß

Vierzig Tage, schreibt Constanze John im Prolog, seien eine "kurze lange Zeit". Die Reiseschriftstellerin weiß, wovon sie spricht. Vor vier Jahren hat sie für ebenfalls vierzig Tage Georgiens Nachbarland Armenien bereist und ein Buch über das Land geschrieben, das mit klugen Beobachtungen, Gewissenhaftigkeit und dem Verzicht auf wohlfeile Urteile bestach. Warum ihr also nicht auch nach Georgien folgen? Schon sitzen wir im Sammeltaxi vom armenischen Jerewan nach Tbilissi, wo Ende Mai das Rosenfest für den armenischen Dichtersänger Sajat Nowa stattfindet. Die Dörfer im Grenzgebiet trostlos, die Anspannung auf den Autositzen groß. Nur die mit der deutschen Autorin reisende armenische Freundin plappert unaufhörlich, von großer Vorfreude erregt. Schließlich wird sie Constanze John die Hauptstadt Georgiens zeigen, eine Stadt, die die Armenierin selbst noch nie betreten hat. So geht es munter weiter. Bald trinkt man mit der Autorin aufgeschäumten Kaffee aus geblümten Tässchen, bekommt mit ihr Angst, für deutsche Zungen heikle Familiennamen wie Daschawachischwili oder Margwelaschwili richtig auszusprechen, und gewöhnt sich allmählich an den lieblichen Rotwein Chwantschkara. Unterwegs im Bus, im Sammeltaxi, im Allrad-Wagen mit Fahrer, zu Fuß, wird einem die Zeit mit dieser Reisenden nie lang. Mit den Zufallsbekanntschaften, die sie uns vorstellt, erst recht nicht. Als da wären eine Performance-Künstlerin und Filmemacherin aus Tbilissi, die zum Arteli-Kunstfestival in die Provinz Ratscha im Norwesten Georgiens einlädt. Oder fünf Georgier, die namenlos bleiben und am Fuß eines Gletschers gern den selbstgebrannten Kognak teilen. Oder einen aserbaidschanischen fliegenden Händler am Strand, der der allein Reisenden die Hand gibt, weil auch er allein unterwegs ist. Was in Georgien, so wissen wir da längst, nicht lange so bleiben dürfte.

ksi

"40 Tage Georgien. Unterwegs von Tiflis bis ans Schwarze Meer" von Constanze John. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2018. 412 Seiten. Broschiert, 14,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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