• Gebundenes Buch

4 Kundenbewertungen

Ein Sommer unter Reichsbürgern
Sommerferien, und alle verreisen - nur Juri nicht. Kurzerhand beschließt er, aufs Dorf zu seinem Vater zu fahren, zu dem er bisher kaum Kontakt hatte. Der vertritt zwar einige sonderbare Verschwörungstheorien, aber er führt mit seinen Freunden auch ein faszinierendes Leben: Es wird gejagt, geangelt und sie haben ein geheimes Projekt im Wald. Und dann ist da noch Jule, die Juri eines Abends am See kennenlernt ... Aber sind sein Vater und dessen Kameraden wirklich nur harmlose Spinner? Als Juri sich endlich diese Frage stellt, ist es schon fast zu…mehr

Produktbeschreibung
Ein Sommer unter Reichsbürgern

Sommerferien, und alle verreisen - nur Juri nicht. Kurzerhand beschließt er, aufs Dorf zu seinem Vater zu fahren, zu dem er bisher kaum Kontakt hatte. Der vertritt zwar einige sonderbare Verschwörungstheorien, aber er führt mit seinen Freunden auch ein faszinierendes Leben: Es wird gejagt, geangelt und sie haben ein geheimes Projekt im Wald. Und dann ist da noch Jule, die Juri eines Abends am See kennenlernt ...
Aber sind sein Vater und dessen Kameraden wirklich nur harmlose Spinner? Als Juri sich endlich diese Frage stellt, ist es schon fast zu spät.

Spannend, brisant und hochaktuell - vom Autor von »Endland«, »Die Scanner« und »Black Box Dschihad«

Autorenporträt
Martin Schäuble, geboren 1978, studierte in Berlin, Israel und Palästina Politik und promovierte nach dreijähriger Recherche über zwei Dschihadisten. Als Autor ist er für seine kritischen Jugendbücher bekannt, die vielfach als Schullektüre eingesetzt werden. Bei Hanser veröffentlichte er den vielbeachteten Titel »Endland«, bei FISCHER KJB ist sind von ihm bereits die Dilogie »Die Scanner«/»Die Gesannten« sowie »Sein Reich«, »Cleanland« und »Godland« erschienen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2021

Im Zauberwald

Wie man ein Haus baut, dem anderen seine Freiheit lässt und sich der Welt in die Arme wirft: Bücher für junge Leser, nicht nur zum Fest.

Von Tilman Spreckelsen

Eine Nische für urbane Romantiker.

Dass Serafin, ein Mann in den besten Jahren, seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hat, merkt man rasch. Als Verkäufer von U-Bahn-Karten jedenfalls ist er nicht glücklich, und als er gefeuert wird, weil er lieber einen Schmetterling rettet, als Kunden zu bedienen, ist er gar nicht so unglücklich. Dann geschieht ein Wunder: Serafin erbt ein Haus in einem großen Park, das zwar eher eine Ruine ist, aber gerade deshalb Ausgangspunkt für einen Traum, den Serafin, gemeinsam mit seinem jungen Freund Plum, tatkräftig zum Leben erweckt: ein selbst gebautes, bizarres, anheimelndes Wunderhaus, darin Altes und Neues in der herrlichsten Mischung, ein Fest für Serafin und Plum und natürlich für die Leser.

Ein Bilderbuchklassiker von 1967 (im Original), ein Plädoyer für ein Leben, das sich dem Druck der Moderne gründlich widersetzt. Und das genau deshalb in den Jahren seither so gar nicht gealtert ist. Ebenso wenig wie seine beiden Fortsetzungen.

Philippe Fix: "Serafin und seine Wundermaschine"; Diogenes Verlag, Zürich 1970; 32 S., geb., 18 Euro; ab 5 Jahre.

Nimm dich bloß in Acht, Hexe!

Wenn einem der eigene Vater seit Jahren predigt, man möge bloß nicht den Wald hinter dem Haus betreten, da wohne nämlich eine Hexe, und wenn dieser Vater dann doch bereitwillig in den Wald läuft, um Blaubeeren zu sammeln, dann kann man leicht auf den Gedanken kommen, dass es mit der Gefahr nicht weit her ist. Das Mädchen Dulcinea jedenfalls, dem genau das passiert, macht sich, nachdem der Vater von der Blaubeersuche nicht wiederkommt, tatsächlich auf, um im Wald nach ihm zu suchen. Die Hexe, stellt sie fest, ist kein Gerücht, sondern real und so bösartig wie befürchtet. Der Vater aber kann ihr nicht helfen, denn der ist inzwischen in einen Baum verwandelt.

Zauberhaft ist auch das Kinderbuch, das Ole Könnecke geschrieben und illustriert hat. Dulcinea wird man rasch ins Herz schließen. Und keine Sekunde zweifeln, wer sich von den beiden, Hexe und Dulcinea, am Ende durchsetzen wird.

Ole Könnecke: "Dulcinea im Zauberwald", ein Märchen; Hanser Verlag, München 2021; 64 S., geb., 16 Euro; ab 5 Jahre.

Mit den Zugvögeln den Jahreszeiten hinterher.

"Es war einmal einer, der hatte niemanden und nichts" - so beginnt die Erzählung "Einer" von Christine Nöstlinger. Dieser "Eine", der so gar nichts hat, hat auch keinen Namen. Eine Heimat hat er auch nicht, sodass er überall zu Hause ist. Er befindet sich aber ganz wohl bei seinen Wanderungen durch halb Europa, die er wie die Zugvögel am Stand der Jahreszeiten ausrichtet. Er sammelt auf, was er an Essen findet, klaut auch mal ein paar Hühnereier, badet im Meer und wärmt sich in der Sonne. Dann, auf dem Weg in den Norden, wird er krank. Er schafft es gerade noch ins Haus einer "kugelrunden Frau", bevor er endgültig zusammenbricht. Die Frau pflegt ihn, sie päppelt ihn auf. Und "Einer", der namenlose Mann, stellt fest, dass sich sein Leben langsam ändert.

Was ist das für eine Geschichte? Hat sie seit ihrer Entstehung in den Siebzigerjahren nicht reichlich Patina angesetzt? Welchem Kind kann man damit heute noch kommen, mit dieser Romanze zwischen flüchtigem Mann und sesshafter Frau?

Vielleicht macht gerade das Zusammenspiel von Nöstlingers Text und den tastenden, spielerischen, kolorierten Zeichnungen von Janosch den Reiz dieses Buches aus. Beide probieren etwas aus, genauso wie ihre Figuren: was das ist, so ein Leben in größter Freiheit, wie man es erzählen und wie man es zeichnen kann. Ob man dafür eigentlich bezahlen muss. Und ob die Entscheidung der Frau, den hereingeschneiten Mann wieder gehen zu lassen, nicht auch ein Zeichen von Freiheit ist.

Christine Nöstlinger, Janosch: "Einer"; Beltz und Gelberg, Weinheim 2009; 32 S., geb., 14,95 Euro; ab 6 Jahre.

Wir sind wenigstens vorbereitet!

Bei seiner Mutter hält es Juri gerade nicht mehr aus, schon gar nicht in den Sommerferien. Kurzentschlossen setzt er sich in den Zug und steht bei seinem Vater vor der Tür, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Was er dort, tief in der Provinz, antrifft, befremdet ihn, aber es interessiert ihn trotzdem: wie vertraut hier alle miteinander umgehen, anders als in der Stadt, in der er sonst lebt. Wie man gemeinsam feiert und sich hilft, wenn es etwas zu reparieren gibt, was man hier sowieso am liebsten selbst macht - Fremde will man hier nicht sehen. Wie sich die Mitglieder der abgeschotteten Gemeinschaft in geheimnisvollen Andeutungen ergehen und manchmal für Stunden einfach verschwinden. Bis Juri irgendwann erkennt, was für ein gefährliches Spiel hier gespielt wird und dass es auf ihn selbst ankommt, eine Katastrophe zu verhindern. Auch wenn er sich mittlerweile nicht wenig in diesem Netz verstrickt hat.

Martin Schäuble: "Sein Reich"; S. Fischer Verlag, Frankfurt 2020; 240 S., br., 9 Euro; ab 12 Jahre.

Machen wir einfach das Beste daraus!

Ratzfatz sind die Eltern der vier Schwestern McCready gestorben, als der Roman, der ihnen gewidmet ist, kaum begonnen hat. Und ebenso rasch - in Buchseiten gerechnet, nicht in der verfließenden Zeit - entscheidet sich, wo sie untergebracht werden. Nachdem alle möglichen Verwandten abgesagt haben, meldet sich eine alte Tante in Kanada, die alle vier Mädchen im Alter zwischen acht und vierzehn Jahren bei sich aufnehmen will. Sie machen sich auf den Weg von Ostasien nach Kanada, allein, was keine geringe Leistung ist, nur hat die Verwandte inzwischen der Schlag getroffen. Und die Mädchen, die mit Mühe den Weg zu dem idyllisch gelegenen Farmhaus von Tante Martha gefunden haben, müssen sich dort nun allein durchschlagen. Mehr noch: Niemand darf wissen, dass sie das eben allein tun, Worte wie "Jugendamt" und "Vormund" stehen drohend im Raum. Und so entwirft Fiona, die Älteste, einen Täuschungsmechanismus gegenüber den Erwachsenen, der ihr und ihren Schwestern alles abverlangt.

Das Wunder dieses sommerlichen Romans ist, dass Polly Horvath bei aller Last, die sie den Schwestern zumutet, nie aus dem Blick verliert, wie viel Energie Kinder und Jugendliche gemeinsam aufbringen können und wie sie trotz allem Wege finden, zu genießen, was sie haben. Hier ist das eine ganze Menge. Und zum Glück stellt sich heraus, dass sie die Last nicht ganz allein bewältigen müssen.

Polly Horvath: "Marthas Boot"; Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2021; 247 S., geb., 18 Euro; ab 11 J.

Alle Fremden sind Diener der Schlange.

Ein Mädchen kommt im Krankenhaus zu sich. Misstrauisch beäugt es die unbekannte Umgebung. Alles, was es in seinem bisherigen Leben gelernt hat, rät, nein befiehlt ihr, mit niemandem zu reden. Nicht mit den Krankenschwestern und Ärzten, die ihr helfen wollen, und schon gar nicht mit dem freundlichen Psychologen oder dem Polizisten, der wissen will, wie es zu der Katastrophe auf dem Gelände in der Wüste kam. Dort nämlich hatte eine Sekte ihr Hauptquartier eingerichtet, und die junge Erzählerin von "After the Fire" war von Kindheit an Teil dieser Gemeinschaft. Was dort passiert, ist so schrecklich wie spannend, und wie die Erzählerin uns - und den Erwachsenen, die sie umgeben - erst gar nicht und dann nach und nach die ganze Wahrheit erzählt, macht das Buch zu einer faszinierenden Lektüre. Weil es behutsam zeigt, wie jemand, der alle Fremden mit den Worten des Sektenführers als "Diener der Schlange" ansieht, zurück ins Leben findet.

Will Hill: "After the Fire", Roman; dtv, München 2020; 480 S., br., 15,95 Euro; ab 14 Jahre

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2020

Notnahrung
für einen Monat
Ein Junge gerät in eine militante Gruppe
von sogenannten Reichsbürgern
VON RALF HUSEMANN
Es gibt Deutsche (sogenannte Reichsbürger), für die ist der Krieg noch nicht vorbei. In ihren kruden Verschwörungstheorien ist das Land nach wie vor von den Alliierten besetzt. Deshalb verlangen diese Leute gelegentlich von den vermeintlichen Besatzern auch „Unterhalt“, wobei sie sich auf die Haager Landkriegsordnung berufen. Und die „Bundesrepublik Deutschland“ ist für sie kein legitimer Staat, weil das „Deutsche Reich“ nie aufgehört habe zu existieren. Deshalb haben für sie auch alle Behörden keinerlei Rechte, Steuerforderungen und Mahnschreiben werden weitgehend ignoriert, ja die Beamten sogar mit der „Todesstrafe“ wegen versuchter „Plünderungen“ bedroht.
Martin Schäuble, der mit einer Arbeit über den Dschihad promovierte, beschäftigt sich schon lange mit Extremisten aller Art und hat unter anderem 2017 ein Jugendbuch („Endland“) geschrieben, in dem er schildert, was konkret passieren könnte, wenn Deutschland erneut von einer nationalistischen Partei regiert werden würde. Dazu passt auch sein neuer Roman „Sein Reich“, in dem es um die erwähnten „Reichsbürger“ geht. Es würde zu weit führen, den ganzen Irrsinn noch näher zu beleuchten, den diese verwirrten Menschen mit sich herumschleppen. Aber da von den, laut Verfassungsschutz, etwa 19 000 Anhängern dieser Ideologie knapp 1000 als rechtsextrem und auch als „waffenaffin“ gelten, müssen die seltsamen Gestalten ernst genommen werden. 2016 erschoss einer von ihnen in Mittelfranken einen Kriminalbeamten, weil ihm seine Waffenbesitzkarte entzogen werden sollte.
Bei Schäuble beginnt alles noch relativ harmlos; was sich aber bald ändern soll. Der 15-jährige Juri beschließt, seinen Vater im Schwarzwald zu besuchen, da ihm seine alleinerziehende und mit einem Alkoholiker zusammenlebende Mutter kein Geld für den Urlaub geben kann. Den Vater kennt er praktisch gar nicht, weil er ihn zuletzt vor zehn Jahren gesehen hat. Am Anfang ist alles nur etwas seltsam: Der Papa hält die Mondlandung für einen Fake, die Kondensstreifen der Flugzeuge sind für ihn „Chemtails“, die giftige Chemikalien auf die Erde regnen lassen. Da der Vater ihn aber Auto fahren lässt, ihm das Angeln beibringt und dessen Partnerin ihn mit Maultaschen und anderen Leckereien verwöhnt und ihm überdies auch noch zwei hübsche Mädchen den Kopf verdrehen, steckt Juri die Spinnereien seines Erzeugers erst mal weg. Aber allmählich wird dem Jungen das Ganze doch unheimlich. Nicht nur weil der Vater und seine Kumpane Autokennzeichen mit dem Kürzel „DR“ (für Deutsches Reich) basteln, sondern sich offensichtlich ernsthaft auf den nächsten Krieg vorbereiten: mit einem getarnten unterirdischen Bunker im Wald, in dem Vorräte, „Notnahrung für einen Monat“ und Jodtabletten gebunkert werden.
Dabei bleibt es aber nicht. Die Schwarzwälder Gruppe besorgt sich auch schwere Waffen und bereitet Anschläge vor. Erst ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das die Gruppe schon seit längerer Zeit observiert, beendet den ganzen Wahnsinn.
Dem Autor (Jahrgang 1978) gelingt es, sein aufklärerisches Anliegen geschickt in einen die Spannung stets aufrechterhaltenden Jugendroman zu verpacken, in dem es auch um die Pubertätsprobleme eines Jugendlichen geht, um die erste Liebe und um den ganz normalen, aber schwierigen Alltag eines Heranwachsenden. Und das Haupthema, der Rechtsterrorismus, passt ja leider zu dieser Zeit. (ab 13 Jahre)
Martin Schäuble: Sein Reich. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2020. 238 Seiten, 14 Euro.
Erst ein Spezialkommando
der Polizei
beendet den Wahnsinn
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
Martin Schäuble ist ein hervorragender, fast journalistischer Schreiber. Die Situationen wirken filmisch-lebendig, die Dialoge passen und die Dramaturgie stimmt. Anita Westphal-Demmelhuber Eselsohr 20200801