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Die Karikaturistin Catherine Meurisse, die seit vielen Jahren für Charlie Hebdo arbeitet, entkommt dem Attentat auf Charlie Hebdo nur, weil sie an diesem Morgen im Januar 2015 für die Redaktionssitzung zu spät dran ist. Viele ihrer Kollegen und Freunde werden bei dem Anschlag aus dem Leben gerissen. Sie selbst sucht seitdem nach einem Umgang mit der Tragödie und einem neuen Zugang zu ihrem Leben. Meurisse sucht in der Schönheit der Natur und der Künste nach anderen Bildern, macht sich nach Italien auf und beginnt langsam, zu ihrer eigenen Leichtigkeit zurückzufinden. Mit "Die Leichtigkeit" hat…mehr

Produktbeschreibung
Die Karikaturistin Catherine Meurisse, die seit vielen Jahren für Charlie Hebdo arbeitet, entkommt dem Attentat auf Charlie Hebdo nur, weil sie an diesem Morgen im Januar 2015 für die Redaktionssitzung zu spät dran ist. Viele ihrer Kollegen und Freunde werden bei dem Anschlag aus dem Leben gerissen. Sie selbst sucht seitdem nach einem Umgang mit der Tragödie und einem neuen Zugang zu ihrem Leben. Meurisse sucht in der Schönheit der Natur und der Künste nach anderen Bildern, macht sich nach Italien auf und beginnt langsam, zu ihrer eigenen Leichtigkeit zurückzufinden. Mit "Die Leichtigkeit" hat Catherine Meurisse ein intensives und sehr persönliches Buch geschaffen, das ihrer Trauer Raum gibt und zugleich eine Ermutigung ist, sich die Schönheit des Lebens zurückzuerobern.
Autorenporträt
Catherine Meurisse studierte Französisch und Literatur in Poitiers und anschließend Illustration - zunächst an der Estielle Schule in Paris und später an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs. Seit 2001 arbeitete sie für das Satiremagazin "Charlie Hebdo", wo sie von 2005 bis zum Attentat 2015 Teil der Redaktion war. Sie veröffentlichte Karikaturen und Zeichnungen in Le Nouvel Observateur, Libération und weiteren Zeitschriften und illustrierte Kinderbücher. Daneben veröffentlichte sie zahlreiche Comics für Kinder und Erwachsene. Im Januar 2020 wurde sie als allererste Comiczeichnerin in die Académie des Beaux-Arts Sektion Malerei gewählt, wo sie aktuell auch das einzige weibliche Mitglied ist.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Am 7. Januar 2015 kam Catherine Meurisse zu spät zur Arbeit. Deshalb lebt sie noch. Sie harrte in einem benachbarten Gebäude aus, während Attentäter elf ihrer Kollegen erschossen, elf Redakteure der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo. In diesem Comic erzählt sie von der Zeit danach. Wie die Überlebenden sich zusammenfinden und pünktlich die nächste Ausgabe herausbringen. Wie Catherine nach der Schlussredaktion zusammenbricht. Draußen sind inzwischen alle Charlie. Und Catherine weiß nicht mehr, wer sie ist. Eine Dissoziation, erklärt der Psychologe, eine Schutzreaktion des Gehirns. Zwischen Demonstrationen und Befragungen versucht Catherine, sich zu heilen. "Schönheit wird die Welt retten", schrieb Dostojewski. (Im Comic sagt es ein Frosch, der Dostojewski zitiert.) Das Stendhal-Syndrom, "die Ohnmacht, die einen jeden angesichts einer Flut von Schönheit ergreifen kann" (wieder der Frosch) soll dem Syndrom des 7. Januar entgegenwirken. Sie findet Trost in den Massakern der Kunst. Immer wieder erzählt sie auch vom Alltag bei Charlie Hebdo und feiert die, die sie verloren hat. Der feine Humor in diesem Comic ist die Folge ihrer Ehrlichkeit.

© BÜCHERmagazin

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2016

Viel zu
große Augen
Catherine Meurisse, der Anschlag auf
„Charlie Hebdo“ und ihre beeindruckende Antwort
VON ALEX RÜHLE
Der Schlaf kann einem das Leben retten. Catherine Meurisse hat schlechte Träume an diesem Morgen, Liebesleid, Trennungsfrust. Sie träumt so intensiv, dass sie den Wecker überhört, später fährt ihr auch noch der Bus davon. Als sie zur Redaktion kommt, hat die Konferenz längst begonnen. Sie will den Hausflur in der Rue Nicolas-Appert Nummer 10 betreten, da warnt sie ihr Kollege Luz, der ebenfalls zu spät kam und verstört an der Straßenecke steht. Es habe wohl eine Geiselnahme gegeben. Eine Sprechblase aus dem Nichts: „Geht da weg!“ Die beiden verstecken sich im Nachbarhaus, dann das Geräusch der Kalaschnikows, das ihr Leben für immer in zwei Teile zerreißen wird.
Wie malt man ein Trauma? Den Schrecken? Den Terror? Vom Anschlag selber, bei dem ihre engsten Freunde starben, die Kollegen Honoré, Wolinski, Cabu, Charb, mit denen sie zehn Jahre lang zusammengearbeitet hat, zeigt Catherine Meurisse nichts, schon weil sie das Massaker am 7. Januar 2015 in der Charlie-Redaktion nicht miterlebt hat. Das Einzige, was man zu sehen bekommt, ist ein in Schrift umgesetztes Geräusch: TAKTAKTAKTAK. Und danach ihre innere Reaktion: Sie rennt in dem grünen Mäntelchen, das sie an dem Morgen trug, durch leere Museumsräume, an deren Wänden graue Flächen hängen. Leere Bilder. Bilder, die sie nicht mehr sehen kann. Sie rennt und rennt, über mehrere Seiten, durch farblose Räume, bis sie am Ende kopflos in der Wand verschwindet, neben Edvard Munchs gellendem „Schrei“.
„Leichtigkeit“. So heißt der Band, der Anfang kommender Woche erscheint. Leichtigkeit? Eine Frau verliert bei einem Massaker ihre Kollegen und Freunde, steht danach selbst unter Polizeischutz, muss mit dem Zufall des Überlebens klarkommen, soll erst mal sofort weitermachen, die Welt wartet schließlich auf die Reaktion der überlebenden Charlie-Hebdo-Mitglieder, verliert dann das Gedächtnis, vorübergehend auch die Sprache, vergisst zu essen und zu schlafen, und hat Angst, dass sie nie wieder wird malen können. „Mir ist, als würde ich meiner eigenen Implosion zuschauen“, sagt sie einmal bei einem Psychologen, der ihr erklärt, sie sei dissoziiert, eine Notwehrreaktion des Gehirns, das so massiv von Adrenalin und Cortisol geflutet wird, dass es eine „Erinnerungsanästhesie“ auslöst. Welche Leichtigkeit bitte?
Wie sie da sitzt, in einem Pariser Café, an einem Novembernachmittag, fast zwei Jahre später, wirkt sie tatsächlich sehr leicht. Ein filigraner Körper in schwarzem Pulli, ihr schönes, schmales Gesicht, ihre ruhige Stimme, die Hände modellieren unentwegt in die Luft, was sie beschreibt: wie das ist, wenn man den eigenen Körper nicht mehr spürt. Wenn man hört, wie man beim Sprechen plötzlich alle Wörter vertauscht. Und wenn man irgendwann ahnt, dass nur die Kunst und die Arbeit einen vielleicht auf lange Sicht retten können.
Am 7. Januar hat ihr vielleicht erst mal Luz das Leben gerettet, weil er sie warnte. Ganz bestimmt aber hat er sie ein paar Monate später ins Leben zurückgeschubst: Im Mai 2015 veröffentlichte er selbst „Katharsis“, einen Band, mit dem er sehr schnell auf den Terror und das Trauma reagierte. Meurisse hat dieser Band erschüttert, einfach, weil es ihn plötzlich gab. „Wir Überlebenden klebten vorher im Kollektiv zusammen. Luz hat es als Erster gewagt, wieder Ich zu sagen. Kurz war da ein schockhafter Schmerz, er verlässt uns, aber er hatte recht. Und er hat mir damit einen Tritt in den Hintern gegeben.“
Luz hat in „Katharsis“ Einzelszenen gesammelt, grotesk, traurig, schrecklich, witzig, das Leben unter Polizeischutz, die Erinnerungen an die ermordeten Freunde, das Leben mit dem Trauma, das bei ihm zu einer Art Beule wird, die durch seinen Körper wandert und ihn nach Belieben deformiert, ja völlig aus der Fassung bringt.
All diese Themen kommen auch bei Meurisse vor, die Leibwächter, die ihr als Frau schnell zu Leibe rücken; der absurde Pariser Solidaritätstsunami, überall „Je suis Charlie“-Plakate, -Sprechchöre, -Produkte: nur ganz unten auf der Seite, winzig klein, sie in der Charlie-Redaktion, alleine vor einem leeren Blatt, mit einer Sprechblasenwolke über sich: „Wer bin ich?“
All die Anekdoten sind aber hier kunstvoll eingebettet in eine größere Erzählung. Die Geschichte einer Heilung klänge frivol, wie soll man rundum heilen von solch einem Erlebnis. „Einer Rettung“, sagt Meurisse, eher fragend. „Einer Rettung durch Schönheit?“ Sie lacht leise, weil es pathetisch klingt. Und doch ist genau dies das Thema ihres Buchs, in dem sie alle Register ihres zeichnerischen Könnens zieht, karikaturhaft sparsame Federzeichnungen mit üppigen Aquarellen, Kreidezeichnungen, Buntstiftskizzen mischt.
Das erste Bild nach den Anschlägen, das Luz malte, waren zwei schreckgeweitete Augen: Ein Polizist hatte ihn am Abend des 7. Januar gebeten zu zeichnen, was er gesehen hatte. Luz malte nur diese Augen, immer wieder, zitternd, riesig. Und einen winzigen Körper, der daran hing, wie ein schockstarrer Homunkulus. Sein Buch zeigt diese Augen auf dem Cover, das Selbstporträt eines Traumatisierten.
„Ich habe die Monate nach dem Anschlag genauso durchlebt“, sagt Meurisse, „mit diesem schreckgeweiteten Blick. Man hat nach so einem Schock eine schmerzhaft gesteigerte Wahrnehmung, als hätte man viel zu große Augen.“ Ein fernes Echo von Luz’ Selbstbildnis findet sich in Edvard Munchs Schrei, neben dem sich Meurisse in die Wand rettet.
Auch bei ihr wurde das erste Bild, das sie nach den Anschlägen malen konnte, zum Cover ihres Buches. Es zeigt den Moment, als sie ein paar Wochen nach dem Anschlag erstmals das Meer wiedersieht. Eine strichdünne Figur, die über eine riesige Düne unter einem wolkendurchtosten Himmel stapft. Sie erinnert sich noch genau daran: „Dieser Anblick des Atlantiks löste ein seltsam fundamentales Gefühl aus. Ich bin auf einem Planeten. Es gibt dieses Meer, es gibt den Planeten, es gibt mich. Das war extrem archaisch.“ Passend dazu gleitet ein Flugsaurier durch den Sonnenuntergang.
Sie trägt das ganze Buch hindurch den Mantel, den sie am 7. Januar anhatte. Als sei das Jahr 2015 ein ewiger Wintertag gewesen. Als sei sie in einer Art Trauersack gefangen. Oft ist sie von hinten zu sehen, wie sie in eine Landschaft, in ihre ungewisse Zukunft hineinläuft. Sie läuft und läuft und kommt erst ganz zum Schluss des Buches erstmals zur Ruhe. „Ja“, stimmt sie zu, „das habe ich ganz unbewusst so gemalt, das ist mir erst danach aufgefallen. Als hätte ich aus der Perspektive eines Erwachsenen einem Kind dabei zugeschaut, wie es die ersten Schritte ins Leben unternimmt.“
Der entscheidende Schritt war eine Reise nach Rom, im November 2015. Sie hatte vom Stendhal-Syndrom gelesen, diesem ästhetischen Taumel durch zu viel Kunst und Schönheit. „Ich hatte eine ganz simple Gleichung im Kopf, vielleicht kann solch ein Schönheitsschock den Schock des Massakers auslöschen.“ Sie durfte in der Villa Medici wohnen, in deren Garten Statuen von Niobes Kindern stehen. Die anderen Stipendiaten nehmen die Steinfiguren nur als typisch römischen Gartenhintergrund wahr, sie aber wurde geradezu angesprungen vom Schmerz der Statuen. Niobes Kinder wurden von Apoll und Artemis mit Pfeilen getötet, weil Niobe es gewagt hatte, sich über deren Mutter zu stellen. Niobe selbst erstarrte nach dem Gemetzel zu Stein, was Meurisse völlig plausibel erscheint, war bei ihr schließlich genauso, innere Erstarrung, Dissoziation aufgrund eines Massakers.
Mit dieser Empathie geht sie durch Roms Museen und Kirchen, und es ist frappierend, die Kunstgeschichte mit ihrem schreckverzerrten Blick zu sehen, als eine einzige Abfolge von Grausamkeiten. „Natürlich gibt es zarten Fragonard und die stille Schönheit von Vermeer“, sagt sie „aber ich war nur noch angezogen von Gewaltdarstellungen.“ In einer schlafenden Frau sieht sie eine junge Enthauptete, in einer Tänzerin eine „unglückliche Gemarterte, sich windend“. Der Todesschmerz legt sich in ihren Zeichnungen untrennbar um die Schönheit dieser Figuren wie die Schlangen um Laokoon. All die zerstörten Körper aber haben bei Meurisse das alte Trauma nicht aufgerissen, im Gegenteil, es war eine Kunsttherapie der ganz eigenen Art. „Eine Skulptur ist ein Körper, der von einem Künstler bearbeitet wurde. Ich habe meine Freunde ja nicht noch einmal gesehen, sie waren einfach weg, ich konnte mich nicht von ihnen verabschieden. Aus diesen verstümmelten und zugleich wunderschönen Marmorbüsten haben sie mich plötzlich angesehen und ich konnte sie gehen lassen.“
Und sie konnte, noch in Rom, das Buch schreiben, malen, zeichnen, ja die Zeichnungen und Bilder scheinen ihr geradezu aus den Fingern gequollen zu sein. In Frankreich war „Légèreté“, das kurz nach ihrer Reise, zum Jahrestag des Anschlags im Januar 2016 erschien, ein Riesenerfolg.
Catherine Meurisse: Die Leichtigkeit. Carlsen Verlag, Hamburg. 139 Seiten, 19,99 Euro
Aus den verstümmelten,
zugleich wunderschönen
Marmorbüsten haben mich
meine ermordeten Freunde
angesehen.“
Die ganze Kunstgeschichte
erscheint ihr als eine Abfolge von
Massakern und Gewaltakten
Catherine Meurisse, 36,
hat zehn Jahre bei
Charlie Hebdo
gearbeitet.
Foto: Dargaud / Rita Scaglia
Wie zeichnet man ein Trauma? Catherine Meurisse verschwindet nach dem Attentat neben einem Bild von Edvard Munch, das stellvertretend für sie schreit. Foto: Carlsen
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2017

Neues Reisebuch

Für den Tisch Sie kam zu spät, und das hat ihr Leben gerettet - und zerstört war es doch auch. Catherine Meurisse ist Comiczeichnerin in Paris, sie gilt als großes Talent - deswegen wohl wurde sie schon im Studium direkt von der Zeitschrift "Charlie Hebdo" engagiert. Der Traum aller Satiriker Frankreichs.

Am 7. Januar 2015 verschläft Meurisse. Sie hat Liebeskummer, ihr Freund hat sich am Vorabend von ihr getrennt. Sie überhört den Wecker, springt auf, versucht noch, den 69er Bus zu schaffen, um die Redaktionskonferenz zu erreichen - das alles sieht man auf den ersten Seiten ihres neuen Comics "Die Leichtigkeit". Der Bus fährt vor ihrer Nase ab.

Als sie vor der Redaktion ankommt, sind ihre Kollegen und Freunde tot. Sie ist dem Attentat auf die Redaktion des Satireblattes knapp entgangen. Catherine ist 35, zehn Jahre war sie in der Redaktion von "Charlie Hebdo". Die Ausgabe nach dem Attentat gestaltet sie noch mit, dann geht nichts mehr, sie kann nicht mehr zeichnen, sie verliert das Gedächtnis.

Im schrecklichsten Moment dieser gezeichneten Geschichte beginnt etwas, das eine erstaunliche Schönheit entwickeln wird: Meurisse geht auf Reisen. Getrieben von dem Wunsch, zu verarbeiten, was geschehen ist, fährt sie immer weiter. Zunächst nur nach Cabourg, das Seebad in der Normandie, in dem Marcel Proust seine Sommer verbrachte. Der Urlaub einer Bildungsbürgerin, die ihre Erinnerung wiederfinden will.

Doch sie fühlt sich leer. Sonst habe der Gedanke an Proust ihr Innerstes berührt, lesen wir. Nun tut sich nichts. Die Zeichnungen sind karg im Strich und mit Aquarellfarben grundiert, zuerst in Grautönen, in der zweiten Hälfte des Buches werden sie bunter. Röter vor allem, sehnsuchtsvoller vielleicht.

Meurisse macht sich auf ihrer großen Reise auf die Suche nach der Schönheit. Sie will das Schöne in der Welt spüren, um zu wissen, dass die Attentäter mit ihrer Zerstörung nicht gesiegt haben. Sie fährt ans Meer, sie spaziert durch Paris. Sie fährt aufs Land und umarmt einen Baum. Sie geht in die Berge. Oft sind Freundinnen bei ihr, und immer wird gemeinsam nachgedacht. Auf einem namenlosen Berggipfel zeigen die Sprechblasen das folgende Gespräch: "Was mir nach dem 7. Januar plötzlich als das Kostbarste erschien, das sind die Freundschaft und die Kultur." - "Bei mir ist's die Schönheit." - "Ist doch das Gleiche." Solche Küchenphilosophie, die in dem Buch oft eine Rolle spielt, kann durchaus auch mal banal klingen. Dass es der verzweifelte Versuch einer Traumatisierten ist, ins Leben zurückzufinden, ist immer offensichtlich, da dieser Comic sein verletztes Herz auf jeder Seite zeigt. Das macht ihn so mächtig.

Meurisse fährt nach Rom, in die Gärten der Villa Medici, in die Ausstellung der Villa Borghese. Die Zeichnungen werden kräftiger und greller. Dann flaniert sie durch den Louvre, imaginiert sich selbst in die Bilder hinein. Am Ende sitzt sie am Strand, da ist nur Sand und unendliches Blau. Die Welt ist reduziert, in Schönheit zwar, aber auf das Geringste reduziert. Ein Mensch und die Naturgewalten. Ob sie den Kampf gewonnen hat, wird nicht klar. Aber ihren Weg ist sie gegangen.

Thomas Lindemann

Catherine Meurisse: "Die Leichtigkeit". Carlsen, Hamburg. 144 Seiten, 19,99 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein bitterer und doch humorvoller Erfahrungsbericht in sanften Farben." stern 20170112