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Die Geschichte der Neuen Heimat beginnt als regionales Hamburger Wohnbauunternehmen 1926, das 1933 von der Deutschen Arbeitsfront übernommen wurde und nach seiner Wiedergründung im Jahr 1950 zur größten Wohnungsbaugesellschaft der nicht-kommunistischen Welt aufstieg. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang prägte der gewerkschaftseigene Konzern die Leitlinien des deutschen Wohnungs- und Städtebaus. In ihrer Spätphase ging die Neue Heimat jedoch immer mehr auf Expansionskurs und verfing sich in einem unüberschaubaren Geflecht von Tochtergesellschaften und Auslandsbeteiligungen. 1982 von einem…mehr

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Produktbeschreibung
Die Geschichte der Neuen Heimat beginnt als regionales Hamburger Wohnbauunternehmen 1926, das 1933 von der Deutschen Arbeitsfront übernommen wurde und nach seiner Wiedergründung im Jahr 1950 zur größten Wohnungsbaugesellschaft der nicht-kommunistischen Welt aufstieg. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang prägte der gewerkschaftseigene Konzern die Leitlinien des deutschen Wohnungs- und Städtebaus. In ihrer Spätphase ging die Neue Heimat jedoch immer mehr auf Expansionskurs und verfing sich in einem unüberschaubaren Geflecht von Tochtergesellschaften und Auslandsbeteiligungen. 1982 von einem Korruptionsskandal in der Unternehmensführung erschüttert, wurde der Konzern von 1986 an vollständig abgewickelt. Das führte zu einem katastrophalen Ansehensverlust sozialreformerischer Gemeinwirtschaftsideen und leitete nicht nur den Untergang der gewerkschaftseigenen Wirtschaftsunternehmen und des sozialen Wohnungsbaus ein, sondern auch das vorläufige Ende des sozialdemokratischen Zeitalters.Angesichts des großen Interesses am Umgang mit dem architektonischen und städtebaulichen Erbe der Nachkriegsmoderne, der quantitativ größten geschlossenen Epoche der deutschen Baugeschichte, dokumentiert und analysiert der vorliegende Band die bislang nicht gewürdigte Geschichtsquelle der 1954 bis 1981 erschienenen Konzernzeitschrift Neue Heimat Monatshefte. Leitfrage ist, wie die Öffentlichkeit für die neuen sozioökonomischen und urbanistischen Ideale gewonnen werden konnte und auf welchen Argumentationsmustern die Überzeugungs- und Durchsetzungsarbeit der Neuen Heimat beruhte.
Autorenporträt
Mönninger, MichaelMichael Mönninger studierte Germanistik, Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main und Karlsruhe. 1986 - 2007 Redakteur, Architekturkritiker und Auslandskorrespondent u. a. bei F.A.Z., SPIEGEL und DIE ZEIT. Seit 2007 Professor für Geschichte und Theorie der Architektur an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Mitherausgeber und Bearbeiter der sechsbändigen Camillo-Sitte-Gesamtausgabe (2008 - 2014).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2018

Größenwahn, durchsonnt und mit Aschenbecher
Sie baute die alte Bundesrepublik: Michael Mönninger führt in die Höhle des Baulöwen „Neue Heimat“
Man hat der alten Bundesrepublik intellektuelle und ästhetische Provinzialität nachgesagt. Was immer sonst ihre Vorzüge sein mochten, sie schien ohne Ehrgeiz, formlos beschaulich, ein Schönwetter-Staat, dem es an Ritualen und Erhabenheit fehlte, in dem vom Kanzler bis zur Angestellten alle ihr Glück in einem bescheidenen Einfamilienhaus erblickten. Das war bestenfalls die halbe Wahrheit. Zu welchem Größenwahn das Land fähig war, zeigt eine Anthologie mit Texten und Bildern aus der Konzernzeitschrift Neue Heimat Monatshefte für neuzeitlichen Wohnungsbau. Gegründet vom Architekten Ernst May, erschien sie von 1954 bis 1981 und begleitete publizistisch die größte Wohnungsbaugesellschaft der westlichen Welt.
Wer sich überhaupt noch an die Neue Heimat erinnert, dem fallen zuerst die Skandale ein, die in den Achtzigerjahren zum Untergang des gewerkschaftseigenen Unternehmens führten. Ein korruptes Management und Überschuldung führten zu Bankrott, Verkauf, Untersuchungsausschüssen. Gemeinnützige Wohnungswirtschaft war fortan nachhaltig diskreditiert.
Ein paar Jahre zuvor hatte das Vertrauen in die eigene Kraft kaum Grenzen gekannt. Die Neue Heimat behandelte das Bonner Wohnungsbauministerium wie eine nachgeordnete Behörde, ihr Geschäftsführer Albert Vietor prahlte 1970: „Wenn Sie wollen, können Sie bei uns eine komplette Stadt bestellen.“ Fünfhunderttausend Wohnungen, die meisten in etwa siebzig Großwohnanlagen, errichtete die Neue Heimat, darunter „Neue Vahr“ in Bremen, Neuperlach in München.
Die politische Ökonomie der Neuen Heimat ist mehrfach dargestellt worden, aber was haben die Akteure gedacht, gewollt, erhofft, als sie die Daseinsvorsorge vergesellschafteten? Die Monatshefte für neuzeitlichen Wohnungs-, später auch Städtebau geben auf ungefähr 22 000 Seiten Auskunft. Gut achtzig Dokumente hat Michael Mönninger ausgewählt und kommentiert. Seine Einleitung ist ein knapper, erhellender Rückblick auf die Nachkriegsmoderne und ihre Planungskultur. Er behandelt die Selbstdarstellung des Konzerns, Leitbilder, Utopien, Vorstellungen von Stadt und städtischem Leben: „Die häufigste soziale Tätigkeit jenseits der Vitalfunktionen war das ,Bummeln‘. Besonderer Wertschätzung erfreuten sich Entwürfe ,wie aus einem Guss‘.“
In den goldenen Jahren der Berliner Republik zählte der Formulierungskünstler und Polemiker Michael Mönninger zu den wichtigsten Architekturkritikern. Er entfaltete ein nicht-technokratisches Verständnis von Urbanität als städtebürgerlicher Lebensform und setzte damit die Kritik an der Nachkriegsmoderne und ihren Fetischen fort. Er schrieb gegen Entmischung und den Fetisch von der „autogerechten Stadt“, die weder den Autos noch ihren Fahrern gerecht wurde, gegen Geschichtsvergessenheit und die Idee, Gesellschaft ließe sich behördlich planen, nach Kennziffern optimieren, von Architekten qua Gestaltung erziehen oder in Kiez-Idyllen ruhigstellen.
Seit 2007 lehrt Michael Mönninger an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Seine Dokumentation gipfelt in einer faszinierten Beschreibung der Großbauten, jener Technik-Tempel, in denen der Glaube an Planbarkeit und „Globalsteuerung“ seinen Ausdruck fand. Die Neue Heimat errichtete Kongresszentren in Hamburg, Monaco und – dort selbstredend das größte und teuerste – in Westberlin, das ICC: „In jedem der 3000 Polstersessel gab es Mikrofon, Wortmeldetaste, Signal für Worterteilung, Simultan-Dolmetscher-Verbindung, Schreibplatte, Tischbeleuchtung, Lautstärkeregler, Kopfhöreranschluss, Aufhängevorrichtung für Taschen, Ablagenetz, Halterungen für Gläser und Flaschen sowie als besondere Annehmlichkeit: einen eigenen Aschenbecher.“ So detailversessen wurde das Gesamtkunstwerk für eine Gesellschaft im Gleichgewicht und in Dauerkommunikation geplant.
Der Rückblick dient freilich weder der Empörung noch dem billigen Hohn der Spätgeborenen. Viele Fragen jener Jahre liegen wieder auf dem Tisch. Die Daseinsvorsorge den Märkten zu überlassen, wie es nach dem Zusammenbruch der gewerkschaftseigenen Unternehmen Mode wurde, hat erstens die Wohnungsfrage verschärft und zweitens neue Immobiliengiganten hervorgebracht, die nun wiederum, so Mönninger, „heikle Ambitionen als umfassende Systemanbieter entwickeln“. Großsiedlungen wie Trabantenstädte sind in Verruf geraten, waren es schon zur Zeit ihrer Entstehung. Doch wird man neue Stadtteile bauen müssen. Aus einem Guss? Mit Investoren oder gemeinwirtschaftlichen Unternehmen? Durchsonnt, großzügig oder verdichtet, kleinteilig? Wer mitdiskutieren will, findet in dieser Anthologie ausreichend Material über weitgehend vergessene, aber nützliche Erfahrungen.
JENS BISKY
Michael Mönninger: „Neue Heime als Grundzellen eines gesunden Staates“. Städte- und Wohnungsbau der Nachkriegsmoderne. Die Konzernzeitschrift „Neue Heimat Monatshefte 1954 – 1981“. DOM publishers, Berlin 2018. 480 Seiten, 48 Euro.
„Wenn Sie wollen,
können Sie
bei uns eine komplette
Stadt bestellen.“
Albert Vietor, Geschäftsführer
der Neuen Heimat, 1970
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2019

Die Idee mit dem Gemeinwohl war gut

Bauen im sozialdemokratischen Zeitalter: Michael Mönninger zeigt, wie der gewerkschaftseigene Wohnungsbaukonzern "Neue Heimat" wuchs und zerbrach - und welche Folgen das bis heute hat.

Die Entstehung des größten Wohnungsunternehmens Europas im Herbst 2017 war der Wirtschaftspresse lediglich eine Meldung wert. Damals schloss der börsennotierte deutsche Immobilienkonzern Vonovia einen Partnerschaftsvertrag mit der staatlichen Vermietungsgesellschaft Groupe SNI aus Frankreich; zusammen verfügen beide über mehr als 700 000 Wohnungen. Ein historischer Rekord, zumindest in Europa. Für Michael Mönninger, Professor für Architekturgeschichte in Braunschweig und Autor dieser Zeitung, bot die Transaktion Anlass genug, ein vergessenes oder verdrängtes Kapitel bundesdeutscher Wohnungsbauhistorie noch einmal aufzuschlagen: die Geschichte der "Neuen Heimat".

Zur Erinnerung: Aus einem 1926 gegründeten gemeinnützigen Hamburger Wohnungsbauunternehmen, das während der Zeit des Nationalsozialismus zur Deutschen Arbeitsfront gehörte, ging nach seiner Neugründung 1950 die "größte Wohnungsbaugesellschaft der nicht-kommunistischen Welt" hervor. Nach wie vor dem Gemeinwohl verpflichtet, stieg die im Besitz des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) befindliche "Neue Heimat" in der Bundesrepublik zu einem gigantischen Städte- und Wohnungsbaukonzern auf, der über einen Bestand von mehr als einer halben Million Wohnungen verfügte und sich darüber hinaus mit Tochterunternehmen an Großprojekte im In- und Ausland wagte.

Das so expansive wie undurchschaubare Firmengeflecht scheiterte schließlich in seiner Doppelbelichtung als gemeinwohlorientiertes Unternehmen einerseits und Marktteilnehmer andererseits: Da die "Neue Heimat" qua Gemeinnützigkeitsgesetz nicht mehr als vier Prozent Rendite erwirtschaften durfte und sämtliche darüber hinausgehenden Überschüsse in den Neubau investieren musste, konnte das Unternehmen irgendwann die hohen Zinsen für seine irrwitzigen Bankkredite nicht mehr bedienen und ging 1986 mangels Kapital schlichtweg pleite.

Und als hätte das krachende ökonomisches Ende nicht genügt, wurde kurz vorher auch noch die Unternehmensleitung der Korruption und Selbstbereicherung im großen Stil überführt.

Michael Mönninger interessiert sich jedoch weniger für die wirtschaftshistorischen oder kriminalistischen Aspekte von Aufstieg und Niedergang der "Neuen Heimat", sondern nimmt "die politischen, soziologischen und vor allem kulturellen Entstehungsbedingungen, Strategien und Auswirkungen dieses Unternehmens im Neuaufbau der Bundesrepublik" in den Blick. Dafür exhumiert er die von 1954 bis 1981 erschienenen "Neue Heimat Monatshefte für neuzeitlichen Wohnungsbau", ein insgesamt mehr als 22 000 Seiten umfassendes Archiv, das er mit analytisch-hermeneutischem Besteck und einem informierten Interesse an den Wechselwirkungen des Sendungsbewusstseins der verantwortlichen Akteure und den politisch-ökonomischen Produktionsbedingungen des modernen Wohnungs- und Städtebaus der Nachkriegszeit seziert.

Mönninger bekommt die schiere Fülle des Materials über eine systematische Analyse des Überbaus - Selbstdarstellung, Leitbilder, Utopien - sowie eine kritische Bestandsaufnahme des "Neue Heimat"-Wirkens in Sachen Großsiedlungen, Großbauten und Innenstadt überzeugend in den Griff. Dass er seine Leserschaft nicht unvorbereitet den mitunter schwergängigen Originalbeiträgen aussetzt, sondern deren Lektüre mit der zeitdiagnostischen Einordnung der jeweils tragenden Ideen und Paradigmen vorbereitet, spiegelt sich auch im Aufbau des Kompendiums. Analyse und Kommentar mit ausführlichen Verweisen nimmt der kompakte erste Teil des Buches praktisch vorweg; der zweite, umfangreichere Teil umfasst die Auswahl der rund achtzig Quellentexte aus den Monatsheften, in ungekürzter Form und damaliger Rechtschreibung.

Der kühle Forensiker Mönninger hat mit diesem Buch, wenn man so will, auch eine Pathologie der sozialen Aufgabe Wohnungs- und Städtebau vorgelegt. Er dokumentiert zum einen die paradigmatischen Korrekturen und Kurswechsel innerhalb der planerischen Disziplinen selbst, zum anderen kann er diese Entwicklungen immer an die Zeitläufte rückkoppeln. Indem er die Unternehmenskarriere der "Neuen Heimat" mit den reich bebilderten und typographisch aufwendig publizierten Ambitionen und Versprechungen ihrer Lenker kurzschließt, legt er nebenbei die Verführungen von scheinbar nie versiegenden Geldquellen und großer politischer Einflussnahme offen.

Der von 1972 bis 1974 amtierende Bundesbauminister Hans-Jochen Vogel klagte damals, sein Ministerium würde von der Neuen Heimat "wie eine nachgeordnete Dienststelle" behandelt. Im Grunde hatte der SPD-Politiker das Verhältnis des Gewerkschaftsunternehmens zur Politik damit präzise erfasst; denn diese hatte im Verständnis der selbstbewussten Konzernlenker nur die Aufgabe, dem gemeinnützigen Geschäftszweck der "Neuen Heimat" möglichst günstige Rahmenbedingungen zu verschaffen. Ihr Wachstum zu einem "universellen Systemanbieter großtechnischer Baulösungen" war gebunden an die weithin geteilten sozialtechnologischen Glaubenssätze der Moderne, mithin die wissenschaftlich beglaubigte Planbarkeit lebenswerter und schöner Städte für eine demokratische und gerechte Gesellschaft.

Der paternalistische Wohlfahrtsstaat Bundesrepublik, der sich in Fragen sozialer Wohltaten in dauerhafter Konkurrenz mit der sozialistischen DDR sah, wusste die Wohnungsfrage bei der "Neuen Heimat" jedenfalls in guten Händen. Vom moralischen Kredit einer dem Gemeinwohl verpflichteten Institution zehrte der Konzern auch noch, als er 1972 mit der Errichtung eines Kongresszentrums in Monte Carlo begann, Luxushotels und Spielcasinos plante und sich über Auslandsbeteiligungen auch auf Immobilienmärkten in Übersee tummelte. "Wenn Sie wollen, können Sie bei uns eine komplette Stadt bestellen", tönte "Neue Heimat"-Geschäftsführer Albert Vietor. Die deutschen Kommunen orderten außerdem Großkliniken, Einkaufszentren, Freizeiteinrichtungen oder neue Innenstadtquartiere.

Es gibt mutmaßlich kein Projekt, das die Fortschritts-Hybris der fetten Jahre, den technokratischen Machbarkeitswahn und den ökonomischen Kontrollverlust eines wachstumsverwöhnten Gemeinwesens sinnfälliger verkörpert als das von 1968 bis 1979 durch die "Neuen Heimat" errichtete Internationale Congress Centrum (ICC) Berlin. Hatte schon der Bau mit über einer Milliarde Mark mehr als das Dreifache der ursprünglich angesetzten Kosten verschlungen, vermeldete das Monatsheft Nummer 3 des Jahres 1979, das anlässlich der Eröffnung als ICC-Special erschien, dass der Betrieb der "Mehrzweckhalle mit 4000 Plätzen" , vorsichtig geschätzt, jährliche Zuschüsse in Höhe von 28 Millionen Mark erfordern würde.

Obwohl das Bauwerk inzwischen stillgelegt wurde, widmet Mönninger dem ICC ein besonderes Augenmerk - als Manifestation der Planungs- und Baukultur des sozialdemokratischen Zeitalters. Er lässt sich dabei weder zu abschätziger Bewertung noch Ridikülisierung hinreißen, auch wenn beispielsweise die detailbesessene Beschreibung des technisch hochgerüsteten Kongress-Sitzes als "Heimatpunkt" durchaus loriothafte Qualitäten entfaltet.

Doch seine Dokumentation bliebe eine akademische Fleißarbeit, wiese sie nicht auf die offenen Fragen einer Gegenwart hin, die gerade erkennen muss, dass sie sich mit der konsequenten Abkehr von einer "Vergesellschaftung der Daseinsvorsorge" neue Probleme eingehandelt hat. Denn das skandalumwitterte Aus der "Neuen Heimat" ging mit einem grundsätzlichen Legitimationsverlust gemeinwohlorientierter Wirtschaftsregulierung einher, der auch die Sozialdemokratie in eine Krise stürzte. Die Politik vertraut seither auf die Selbstregulierung des Marktes - auch und gerade im Wohnungsbau.

Inzwischen zeigt sich, dass der liberalisierte Markt eher das Problem als die Lösung der aktuell drängenden Wohnungsfrage ist und außerdem Akteure hervorgebracht hat, bei denen Mönninger wieder "heikle Ambitionen als umfassende Systemanbieter" erkennt. Ob Vonovia mit seinem anschwellenden Portfolio oder die neuen städtebaulichen Smart-City-Ambitionen geldsatter Technologiekonzerne wie Google oder Microsoft - für das Verständnis der Politischen Ökonomie eines weitgehend entsicherten Immobilien- und Wohnungsmarkts liefert Mönningers aufklärerische Materialsammlung viele Einsichten.

CORNELIA DÖRRIES

Michael Mönninger: "Neue Heime als Grundzellen eines gesunden Staates". Städte- und Wohnungsbau der Nachkriegsmoderne. Die Konzernzeitschrift Neue Heimat Monatshefte 1954-1981.

DOM publishers, Berlin 2018.

480 S., Abb., br., 48,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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