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6 Kundenbewertungen

Was tun, wenn Freunde, Verwandte oder Bekannte mit Aussagen kommen, die ins Reich der Verschwörungsmythen und Fake News gehören? Wie mit bizarren oder gar gefährlichen Theorien in sozialen Medien umgehen? In Diskussionen über das Coronavirus, die Klimakrise oder Migration verzweifeln wir über Spekulationen und Falschmeldungen. Das Gefühl der Überforderung wächst: Wieso glauben die mir nicht einmal dann, wenn ich dem Unsinn im WhatsApp-Chat mit Fakten kontern kann? Ingrid Brodnig zeigt, wie wir in hitzigen Debatten ruhig bleiben und unseren Standpunkt verdeutlichen. Wann ist Diskutieren…mehr

Produktbeschreibung
Was tun, wenn Freunde, Verwandte oder Bekannte mit Aussagen kommen, die ins Reich der Verschwörungsmythen und Fake News gehören? Wie mit bizarren oder gar gefährlichen Theorien in sozialen Medien umgehen? In Diskussionen über das Coronavirus, die Klimakrise oder Migration verzweifeln wir über Spekulationen und Falschmeldungen. Das Gefühl der Überforderung wächst: Wieso glauben die mir nicht einmal dann, wenn ich dem Unsinn im WhatsApp-Chat mit Fakten kontern kann? Ingrid Brodnig zeigt, wie wir in hitzigen Debatten ruhig bleiben und unseren Standpunkt verdeutlichen. Wann ist Diskutieren überhaupt sinnvoll? Warum sind unseriöse Stimmen sichtbarer, und welche rhetorischen Tricks sollte man kennen? Welche Rolle spielen digitale Kanäle, und wie kommen wir gegen die Macht der Aufmerksamkeitsökonomie an? Dieses Buch liefert die Strategien für eine kluge Diskussionsführung und Tipps für Formulierungen, die auch in emotionalisierten Diskussionen wirken.
Autorenporträt
Ingrid Brodnig ist die Expertin für Fake News, Mobbing und Hass in unserer zunehmend digitalen Welt. Die Autorin und Kolumnistin hält Vorträge und Workshops und wird dabei immer häufiger um Tipps im Umgang mit Verschwörungsmythen gebeten. Für ihr Buch "Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können" wurde sie mit dem Bruno- Kreisky-Sonderpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Gustav Seibt empfiehlt diesen praktischen Ratgeber von Ingrid Brodnig als Ergänzung zu Nicola Gass' theoretischer Untersuchung "Halbwahrheiten". Beide wissen um die "Gefühlskraft" von Halbwahrheiten und FakeNews, und deswegen findet Seibt ganz richtig, dass Brodnig nicht nur auf nüchterne Faktenchecks setzt, sondern auf Strategien, die auch rhetorisch-emotional den Verschwörungstheorien etwas entgegenhalten. Und schließlich bekommt der Rezensent von Brodnig einen guten Gradmesser an die Hand: Immer wenn eine Nachricht oder eine Geschichte ins Blut geht "wie Traubenzucker", sollte man ihr misstrauen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.02.2021

Mal die Luft
rauslassen
Zwei Bücher über den öffentlichen Diskurs
in Zeiten von Corona und Verschwörungsmythen
VON ALEXANDRA FÖDERL-SCHMID
Ein Buch, das sich anschickt, „zur Rettung des öffentlichen Diskurses“ beizutragen, weckt hohe Erwartungen. Erst recht, wenn es im Titel „Streitlust und Streitkunst“ verspricht und gleich eingangs befindet, dass dieser Diskurs „kaputt“ sei. Dass man sich über manche Positionen wundert, manchmal ärgert, ist von Herausgeber Stephan Russ-Mohl, dem emeritierten Professor für Journalistik und Medienmanagement an der Universität in Lugano und Gründer des European Journalism Observatory, intendiert.
Von Streitlust zeugt zumindest sein eigener Beitrag zum Auftakt, in dem der Wissenschaftler zurück- und der Wutbürger hervortritt. Er fokussiert seine Kritik auf die Corona-Berichterstattung. Sein Verdacht, dass es „eher der Journalismus und die Medien als die Regierungen waren, die den Lockdown ausgelöst haben – und zwar mit ihrem Übersoll an Berichterstattung, das die Regierenden in Demokratien stark in Zugzwang gebracht hat“.
Auch wenn er betont, dass es sich „noch nicht um gesicherte Erkenntnisse“ handelt, so hat Russ-Mohl sein Urteil längst gefällt – und es fällt sehr pauschal aus: „Im Herdentrieb vereint, dem Clickbaiting und den Gesetzen der Aufmerksamkeitsökonomie folgend, haben sie gleichsam über Nacht die Pandemie zum alles beherrschenden Thema gemacht.“ Er konstatiert Angstmache und „obrigkeitsgläubiges Vertrauen“ in das „Millionen-Bingo der großen Koalition“ als Weg aus der Krise.
Russ-Mohl simplifiziert vieles und liefert als Medienkonsument Stoff für alle, die die traditionellen Medien kritisieren. Er liefert aber auch Anstöße zum Nachdenken für all jene, die nicht aus der bequemen Wohnzimmerperspektive die Entwicklung des Coronavirus beobachten können, sondern in ihrer täglichen Arbeit journalistisch damit umgehen müssen. Sein Einwurf, dass durch diese „Berichterstattungsüberdosis an Corona“ der „Rest des Weltgeschehens wochen-, ja sogar monatelang nahezu ausgeblendet“ wurde, ist berechtigt.
Tatsächlich neue Sichtweisen – und zwar empirisch unterstützt und nüchtern analysiert – liefert in seinem Beitrag Christian P. Hoffmann, der an der Universität Leipzig Kommunikationsmanagement lehrt. Er hat Forschungsergebnisse zusammengetragen, die vermeintliche Gewissheiten, die in vielen Diskursen vorkommen, infrage stellen – etwa jene über die Entstehung von Filterblasen, die er als „Mythos“ bezeichnet. „Der Gedanke ist verlockend plausibel und entspricht oft vermeintlich der persönlichen Erfahrung. Studie um Studie zeigt jedoch: Es sind nicht die Algorithmen, die unseren politischen Horizont verengen. Im Gegenteil, Nutzer sozialer Medien weisen in der Regel eine vielfältigere ‚Mediendiät‘ auf als solche, die sich vor allem auf klassische Medien verlassen.“
Auch das Thema Microtargeting – das Versprechen, durch personalisierte Onlinewerbung Wirkung zu erzielen – hält er für Prahlerei, und nach heutigem Stand der Forschung handele es sich „um eine Aufmerksamkeitsblase“. Der Zeitpunkt, wann der Diskurs über Tech-Konzerne vom Positiven ins Negative kippte, lässt sich nach Ansicht von Hoffmann genau datieren: 2016 mit dem Brexit und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.
Ins praktische Feld bewegt sich Axel Bojanowski, der seit Sommer Chefreporter im Ressort Wissen der Welt ist und davor als Chefredakteur von Natur und Bild der Wissenschaft wirkte. Er schildert in seinem Beitrag die Klimadebatte als moralisch aufgeladenen Konflikt, in dem beide Seiten ziemlich schamlos und jeweils sehr einseitig wissenschaftliche Forschungsergebnisse für ihre Zwecke instrumentalisieren, und so einen Diskurs verhindern. Er konstatiert eine „Politisierung der Klimatologie“ und kommt zu dem Fazit: „Der Gut-Böse-Diskurs sperrt die Klimadebatte in ein Sozialkorsett.“
Den Blick auf ein anderes konfliktträchtiges Diskursfeld lenkt Michael Haller, der als Professor für Journalistik an der Universität in Leipzig als Instanz in der Journalistenausbildung gilt. Er konzentriert sich auf die Flüchtlingsberichterstattung und konstatiert „Lernprozesse in den Medienhäusern“. Journalisten würde ihre Arbeit inzwischen viel selbstkritischer beurteilen und hätten erkannt, dass sie „bei wertebesetzten Konfliktthemen die Einbahnstraße verlassen und den Dialog mit ihrem Publikum entwickeln sollten“.
In der Berichterstattung über das Sars-CoV-2-Virus sieht er diesen Lernprozess etwa darin, dass in den Medien nicht mehr nur von Corona-Toten gesprochen oder geschrieben werde, sondern auch der Beitrag von Vorerkrankungen und Übersterblichkeit thematisiert werde. Bei den Vertretern der Migrationsforschung vermisst er dagegen diese Lernbereitschaft: „Tatsächlich scheint die akademische Migrationsforschung von moralisierenden Denkmustern dominiert zu sein, denen zufolge Migranten in Deutschland vor allem wegen ausländerfeindlicher Berichterstattung stigmatisiert, in jedem Fall missachtet würden.“
Zum Faszinosum von Sammelbänden gehört, dass man auf interessante Beiträge oder fesselnde Autorinnen und Autorinnen stoßen kann. In Kauf nehmen muss man jedoch Doppelungen und Redundanzen sowie spröde oder selbstverliebte Texte. Am Ende versucht der Herausgeber zur Diskurs-Belebung beizutragen: Stephan Russ-Mohl hat „Tipps für Jedermann und Jedefrau, für Journalisten und für Wissenschaftler“ zusammengestellt. Als eine von zehn Spielregeln und Anregungen gibt er den Ratschlag, „bei Multiplikatoren, bei Influencern und Meinungsbildnern die Filterblasen und Echokammern der anderen anzupieksen, Luft herauszulassen, sie manchmal auch mit Anregungen, Gegenpositionen und kritischen Fragen aufzupumpen“.
Ganz praktische Tipps gibt die Journalistin Ingrid Brodnig in ihrem Buch, wie man Verschwörungsmythen und Fake News kontern kann – in der Familie, im Freundeskreis und online. Brodnig beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und stellt – anders als die Forschungsergebnisse suggerieren – Filterblasen nicht infrage. Die Journalistin versucht, in sehr vereinfachter Form Anleitungen zu geben, indem sie sich direkt an die Leserin, den Leser wendet: Erklären Sie die Hintergründe! Prüfen Sie die eigene Wortwahl: Wie deutlich sprechen Sie? Nutzen Sie die Überzeugungskraft von Bildern.
Das gerät oft sehr holzschnittartig, ist aber dank vieler Beispiele geerdeter als die oft abgehobenen intellektuellen Problemdiskussionen im Sammelband, die dem hohen Anspruch selbst nicht immer gerecht werden. Damit ist der öffentliche Diskurs noch nicht gerettet. Aber beide Bücher bieten – auf sehr unterschiedlichem Niveau – Anstöße und sind ein Beitrag zur Förderung der Diskussions- und Streitkultur, die Essenz einer lebendigen Demokratie ist: die Bereitschaft zum Gespräch, zum Austausch von Argumenten und zum Zuhören und Voneinander-Lernen.
Stephan Russ-Mohl rügt
die Medien scharf für ihre
Pandemie-Berichterstattung
Ingrid Brodnig setzt auf
ganz praktische Tipps, wie man
Fake News kontern kann
Stephan Russ-Mohl (Hg.):
Streitlust und Streitkunst
Diskurs als Essenz der Demokratie. Herbert von Halem Verlag, Köln 2020. 472 Seiten, 28 Euro.
E-Book: 23,99 Euro.
Ingrid Brodnig:
Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online. Brandstätter-Verlag, Wien 2021.
160 Seiten, 20 Euro.
Filterblase ja oder nein? Aufgeblähte Sorgen? Luftballons auf einer „Querdenker“-Demo im Jahr 2020.
Foto: Jan Hübner/imago
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Eine in der Praxis absolut verwertbare Lektüre KirchenZeitung Diözese Linz 20220217