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In der Welt des Chauffeurs Paul Klee herrschen Übersicht und Präzision. Aber das Leben hält keine Garantie für unendliche Ordnung bereit: Nach einem schweren Autounfall und einer nicht minder schweren Fehlentscheidung beschließt er, ein kleines Hotel ganz nach seinen Vorstellungen zu führen. Und das Glück will es, dass er sich in die Maklerin Inoue verliebt. Also planen sie das Haus gemeinsam, von den Zimmern bis zur Bar, von den Sesseln bis zum Frühstück. Aber Klees ideale Welt zerbricht ein zweites Mal - und er entschließt sich zu einem für ihn sehr überraschenden Schritt ... "Der Chauffeur"…mehr

Produktbeschreibung
In der Welt des Chauffeurs Paul Klee herrschen Übersicht und Präzision. Aber das Leben hält keine Garantie für unendliche Ordnung bereit: Nach einem schweren Autounfall und einer nicht minder schweren Fehlentscheidung beschließt er, ein kleines Hotel ganz nach seinen Vorstellungen zu führen. Und das Glück will es, dass er sich in die Maklerin Inoue verliebt. Also planen sie das Haus gemeinsam, von den Zimmern bis zur Bar, von den Sesseln bis zum Frühstück. Aber Klees ideale Welt zerbricht ein zweites Mal - und er entschließt sich zu einem für ihn sehr überraschenden Schritt ... "Der Chauffeur" ist Heinrich Steinfests intensivster Roman und die Geschichte eines Mannes, den die Liebe und der Tod einmal zu oft behelligen.

Heinrich Steinfest war zweimal für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde mit dem Heimito-von-Doderer Literaturpreis sowie dem Bayrischen Buchpreis ausgezeichnet.
Autorenporträt
Steinfest, HeinrichHeinrich Steinfest wurde 1961 geboren. Albury, Wien, Stuttgart - das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten Autors, welcher den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, erhielt 2009 den Stuttgarter Krimipreis und den Heimito-von-Doderer-Literaturpreis. Bereits zweimal wurde Heinrich Steinfest für den Deutschen Buchpreis nominiert: 2006 mit »Ein dickes Fell«; 2014 stand er mit »Der Allesforscher« auf der Shortlist. 2016 erhielt er den Bayerischen Buchpreis für »Das Leben und Sterben der Flugzeuge«, 2018 wurde »Die Büglerin« für den Österreichischen Buchpreis nominiert, zuletzt erschien von ihm bei Piper »Der Chauffeur«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.2020

Rassismus und Wut
Krimis in Kürze: Heinrich Steinfest, Steph Cha und Steven Uhly

Mit der Welt ist etwas passiert. Es hat nur keiner gemerkt. Außer dem allwissenden Erzähler in "Der Chauffeur" (Piper, 360 S., geb., 22,- [Euro]), dem neuen Roman von Heinrich Steinfest. Gesehen haben die Leute nur, wie Laika, die russische Weltraumhündin, nach zweiundsechzig Jahren samt Raumkapsel auf einer Wiese in Süddeutschland landete. Ungealtert, unbeschädigt. Ein frühreifes Zwillingspaar war Zeuge. Ein Kriminalfall liegt da natürlich nicht vor, wie es überhaupt im ganzen Roman keinen übermäßigen Ermittlungszwang gibt. Das ist nichts Neues bei Steinfest, der den einarmigen Detektiv Cheng erfunden hat.

Hier heißt der Protagonist Paul Klee - und er muss all die Fragen und den Spott aushalten, die einem mit diesem Namen zufliegen, der keinerlei künstlerische Begabung hat. Klee war Chauffeur eines Politikers, nun ist er, nach einem Unfall und hoher Abfindung, gemeinsam mit einer Frau namens Inoue Sander Besitzer eines ganz besonderen Hotels. In Gestalt eines Gastes, eines ehemaligen Kommissars, schleicht sich so etwas wie ein Fall in die Geschichte. Als der Kommissar dann verschwunden ist, fühlt Klee sich verpflichtet, ihn aufzuspüren.

Mitunter denkt man, der Roman käme leicht auch ohne dieses Gerüst aus. Klees Idiosynkrasien sind unterhaltsam genug, sein "Weltklassefrühstück", seine Weigerung, in der Hotelbar Cocktails zu mischen; aber auch die Land-Art-Versuche der Zwillinge und die Umkehr der Evolution im Hintergrund der Geschichte erzeugen genug Farbe. Vorgetragen in diesem typischen, leicht umständlichen Steinfest-Ton, der beharrlich den naheliegenden und abgenutzten Sprachbildern ausweicht, ist "Der Chauffeur" ein Buch, für das nicht der Weg, sondern der Umweg das Ziel ist.

Dagegen ist "Brandsätze" (Ars Vivendi, 336 S., geb., 22,- [Euro]) von Steph Cha ein Buch der Konfrontation. Es geht zurück auf einen realen Fall aus dem Jahr 1991, als eine koreanische Ladenbesitzerin in Los Angeles einem sechzehnjährigen afroamerikanischen Mädchen von hinten in den Kopf schoss. Eine Haftstrafe blieb ihr erspart. Die Urteilsverkündung fiel in die Zeit im April 1992, als vier Polizisten, die den Afroamerikaner Rodney King misshandelt hatten, freigesprochen wurden und Teile von Los Angeles brannten.

Cha, Tochter koreanischer Einwanderer, hat diesem Schuss ein fiktionales Echo gegeben. Im Sommer 2019 wird die Koreanerin, die unter anderem Namen im Großraum Los Angeles lebt, angeschossen. Von einem Afroamerikaner. Quälend genau, nüchtern, ohne Parteinahme, in aller Widersprüchlichkeit lässt Cha die Perspektiven aufeinanderprallen: der Angehörigen des ermordeten Mädchens und der beiden Töchter der Schützin, von denen eine erst nach dem Gegenschuss erfährt, was ihre Mutter getan hat. Cha schildert zwei Welten: die angepasst-unauffällige Koreatown-Existenz und die Kontakte mit Gangs, Polizei und Knast auf der anderen Seite.

Es ist ein Buch über Rassismus und Wut, Verstocktheit, Verantwortung und Vergebung, und seine literarische Überzeugungskraft liegt darin, dass es in diesem psychischen und moralischen Labyrinth nie so tut, als sei es im Besitz der Wahrheit. Für alle in diese Geschichte Verstrickten geht es darum, "wie sie mit dem, was sie wussten, leben sollten".

Ein interessanter Versuch, den Erzählroutinen des Kriminalromans zu entkommen, ist das neue Buch von Steven Uhly. "Finsternis" (Secession, 190 S., geb., 20,- [Euro]) besteht aus zwölf Gesprächen eines Polizisten mit einer Therapeutin. Abid Malik ist nicht freiwillig da, und er ist nicht immer kooperativ. So kommt die Geschichte des Falls, der dem jungen Polizisten psychisch zusetzt, auf unkonventionelle, ungeordnete Weise zur Sprache, bis es auch die Therapeutin tiefer hineinzieht, als das Lehrbuch vorsieht.

Uhly lässt aus der Selbstbeschränkung, die das dialogische Erzählen mit sich bringt, durchaus Spannung entstehen, es gibt Abschweifungen und einige überraschende Twists. Nur bei der Auflösung, bei der psychosexuellen Erklärung dessen, was passiert ist, überdehnt der Roman die Grenzen des Plausiblen dann doch ein wenig. Was kein Einwand ist gegen sein Experiment mit der Form.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Tilman Spreckelsen vergeht das Schmunzeln mit Heinrich Steinfests neuem Roman, dabei stecke durchaus ein ironischer und tiefsinniger Kern in diesem Buch. Doch die in wilden Vor- und Rückblenden erzählte Story um einen umtriebigen, in die historischen Zeitläufe verwickelten Chauffeur namens Paul Klee törnt den Rezensenten ganz schön ab. Außerdem fühlt er sich durch die Geschwätzigkeit des Erzählers um seine eigene Denkarbeit gebracht, auch auf die Wiederholungen und Belehrungen hätte er gern verzichtet. Der ein oder andere skurrile Vergleich kann das nicht ausbügeln, meint Spreckelsen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»So etwas Schräges, Abgefahrenes, Utopisches und gleichzeitig immer in der Wirklichkeit Angesiedeltes habe ich noch nicht oft gelesen.« Solinger Tageblatt 20210128