19,99 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 1-2 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Friedrich von Gentz, der große Gegenspieler Napoleons, gilt als erster europäischer Staatsmann im eigentlichen Sinn. Die Studie Golo Manns ist weit mehr als eine Biographie, sie ist ein großartiges Epochengemälde im Zeichen der Französischen Revolution, der Napoleonischen Feldzüge und des Wiener Kongress'. Entstanden 1936-1941 in Amerika, beschreibt Golo Mann Gentz' Kampf gegen Napoleon unter dem Eindruck des aktuellen Widerstands gegen Hitler und entdeckt nach und nach ein wichtiges Vorbild: Gentz, den bedeutenden Europäer und »größten politischen Schriftsteller in deutscher Sprache«.

Produktbeschreibung
Friedrich von Gentz, der große Gegenspieler Napoleons, gilt als erster europäischer Staatsmann im eigentlichen Sinn. Die Studie Golo Manns ist weit mehr als eine Biographie, sie ist ein großartiges Epochengemälde im Zeichen der Französischen Revolution, der Napoleonischen Feldzüge und des Wiener Kongress'. Entstanden 1936-1941 in Amerika, beschreibt Golo Mann Gentz' Kampf gegen Napoleon unter dem Eindruck des aktuellen Widerstands gegen Hitler und entdeckt nach und nach ein wichtiges Vorbild: Gentz, den bedeutenden Europäer und »größten politischen Schriftsteller in deutscher Sprache«.
Autorenporträt
Golo Mann (1909-1994) ist einer der wichtigsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts. Mit seinen großen Werken ¿Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts¿, ¿Wallenstein¿ und seiner Autobiographie ¿Erinnerungen und Gedanken¿ fand er ein begeistertes Publikum. Zuletzt erschienen unter dem Titel ¿Man muss über sich selbst schreiben¿ aus dem Nachlass edierte Erzählungen, Familienporträts und Essays. Außerdem hat Tilmann Lahme eine hochgelobte Biographie des Historikers vorgelegt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.05.2011

Schwungvoller Zorn
Golo Manns Biographie des Friedrich von Gentz ist wieder da
Dieses Buch war weg, unbegreiflicherweise. Golo Manns Erstling, seine Biographie des politischen Essayisten, Napoleon-Gegners und Metternich-Beraters Friedrich von Gentz erschien auf deutsch 1947, in einem Schweizer Verlag. Die englische Ausgabe von 1945 war immerhin von Harold Nicolson, dem Historiker des Wiener Kongresses und reumütigen Versailles-Diplomaten von 1919, gerühmt worden. Seither gab es nur ein hässliches Ullstein-Taschenbuch davon, herausgebracht im Jahre 1972, offenbar im Erfolgsstrom der Wallenstein-Biographie Golo Manns, also für Fans des Autors, damals aber ohne Resonanz. Die Leser Golo Manns wussten allerdings immer, dass dieses Buch möglicherweise sein originellstes ist, beachtlich schon als Zeugnis der Entstehungsumstände in der deutschen Emigration der Hitler-Zeit. Die leidenschaftliche, geradezu schwungvolle Trauer, der typische Golo-Mann-Sound von Zorn und Wut angesichts einer bösartigen und dummen Politik, hier ist er zuerst hörbar geworden.
In einem späten Artikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat Golo Mann den Moment der Entstehung aus einem eigenen Tagebuch-Zitat bezeichnet, das den versäumten Widerstand Europas gegen Hitlers Besetzung des Rheinlands 1936 kommentiert: „Dies mein Tagebuch war seit der Emigration ein fast ausschließlich politisches. Aber nun ödet die Politik mich an. Seit der Rheinland-Affäre haben wir das Reich der Freiheit, der verschiedenen Möglichkeiten, verlassen, um in das Reich des Unvermeidlichen einzutreten.“ Im folgenden Sommer habe er an seiner Gentz-Biographie zu arbeiten begonnen, der Erzählung des Unvermeidlichen.
Es ging also um die Parallele Napoleon-Hitler. Die Literatur der Emigration ist voll von mehr oder weniger treffenden Vergleichen, die das Ungeheure der Zeit zu fassen suchten. Golo Mann hat genauer, historisch treuer gearbeitet als die meisten. Sein „Gentz“ darf als Zeugnis der Zeit, auch in seinem stilistischen Rang, in die Nähe des „Henri Quatre“ und des „Doktor Faustus“ gerückt werden, den anderen, geschichtlichen Parallelbildungen der Familie Mann.
Natürlich ging es nicht darum, Napoleon nachträglich zu einem Hitler zu machen; es ging um den versäumten Widerstand Europas, um die „Beschwichtigungspolitik“, das Appeasement. „Der Vergleich stimmte weniger als halb“, hielt Golo Mann im Vorwort zur Taschenbuchausgabe 1972 fest, „wessen ich mir auch bewusst war; bis zum erstaunlichen in der schieren Machtmechanik.“ Dafür waren die Briefe und Schriften von Gentz, die Golo in der Bibliothek seines Vaters Thomas Mann beim Herausschmuggeln aus Deutschland 1933 in die Hände gefallen waren, der untrügliche, die Gegenwart erhellende Text. Und daraus, aus dem Gentzschem Scharfsinn gegen Napoleon, ist dieses mitreißende Buch dann geschöpft worden.
Denn niemand hat Napoleons erst scheinbar wunderbaren Aufstieg und dann denn doch unvermeidlichen Sturz so hellsichtig begleitet und die ganze Bahn so vollkommen treffend vorhergesagt wie Gentz. Dass er der größte politische Publizist deutscher Sprache sei (man sollte präzisieren: der größte außenpolitische), das behauptete Golo Mann mit Hofmannsthal und Hebbel ganz fest. Und er zeigte es.
Seine Collagen aus Gentzschen Briefen konnten den Abscheu vor der eigenen, schrecklichen Zeit einfach delegieren: „Mein Hass gegen Frankreich“, zitierte Golo Mann, „gegen diesen treulosen, eitlen, kleinherzigen, durch die Infamie der Zeitgenossen erst bis zur Größe, dann zum Wahnsinn der Größe hinaufgeschraubten, übermütigen, gotteslästerlichen, bübischen Usurpator ist eine Leidenschaft, jetzt meine einzige, geworden, die mein Innerstes verzehrt. Wenn mir heute jemand mit Gewissheit vorausverkündigen wollte, dass ich nie etwas zum Sturze dieses Ungeheuers beitragen würde, so wäre mir von heute ab das Leben ein Ekel und eine Last . . . “
Dass Napoleon möglicherweise auf Dauer siegen könne, hielt Gentz für ein Unglück, das er mit Worten beschwor, die auf Hitler viel besser passen. „Das Entsetzlichste von allen entsetzlichen Dingen, ein so ungeheures und namenloses Unglück, wie selbst der Untergang eines ganzen Sonnensystems nicht sein würde“, wäre für ihn, erklärte Gentz vor der Schlacht von Austerlitz, „das in aller Ewigkeit, dass solche Canaillen recht behielten“.
Wie befreiend mussten diese Zeilen in den Jahren von 1936 bis 1938 wirken, als Hitler ohne Unterlass siegte! Aus verzweifeltem Hass stammt Golo Manns erstes Buch, ein Exempel von Geschichtsschreibung, deren Kraft ganz aus gegenwärtiger Erfahrung kommt, die aber nie das historische Detail vergewaltigt. Denn trotz des Dreißiger-Jahre-Hintergrunds bleibt diese Biographie doch auch ein brillantes Bild der Epoche um 1800, mit glanzvollen Personenschilderungen, nicht zuletzt jener vergessenen staatsmännischen Nullen in Wien und Berlin, die damals Deutschland wehrlos machten. Eine neue Erfahrung belebt eine frühere, nur scheinbar tote Epoche, das ist, wenn man die Selbstbeherrschung Golo Manns dabei hat, immer noch das beste Rezept für wirksame Geschichtsschreibung.
Es fehlt, wie Golo Mann später selbst einräumte, ein Kapitel über Gentz als Staatsdenker. Es hätte die von Kant und Burke beeinflusste Systematik dieses Gegenwartsanalytikers herausarbeiten müssen. Denn Gentz war doch mehr als nur ein scharfsinniger Leitartikler, er hatte klare Begriffe der internationalen Ordnung und des Verfassungslebens, die bis heute anregend bleiben.
Freude also, dass der Fischer-Verlag den verschollenen „Gentz“ jetzt wieder als Taschenbuch herausgebracht hat. Aber warum so ganz ohne Erläuterungen, ohne wenigstens Golo Manns FAZ-Artikel von 1988? Man druckt die Ausgabe von 1947 einfach nach (gibt ihr aber einen neuen Untertitel), dabei hatte das Taschenbuch von 1972 etliche stilistische Retuschen gebracht, die man immerhin hätte auflisten können. So hieß das Kapitel „Stop Bonaparte!“ später „Widerstand!“. Statt aus der Flut neuerer Literatur ziemlich willkürliche Ergänzungen in die Quellennachweise Golo Manns einzuflicken, hätte man den Text besser als Zeugnis seiner Zeit vorgestellt, der tragischen Jahre, als die Canaille Hitler zu siegen und recht zu behalten drohte.
GUSTAV SEIBT
GOLO MANN: Friedrich von Gentz. Gegenspieler Napoleons – Vordenker Europas. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2011. 400 Seiten, 10,95 Euro.
Die Kraft dieses Buches
stammt ganz aus der
Erfahrung der Emigration
Das größte Unglück
wäre, „dass solche Canaillen
recht behielten“
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gustav Seibt ist hocherfreut dass Golo Manns Biografie des Metternich-Beraters und Napoleon-Gegners Friedrich von Gentz nun wieder aufgelegt worden ist. Sie erschien 1945 auf Englisch und 1947 auf Deutsch und war abgesehen von einer Taschenbuchausgabe von 1972 lange vergriffen, teilt der Rezensent mit. Für ihn stellt diese Biografie nicht nur ein exemplarisches Stück Historiografie dar, in dem sich Manns Verzweiflung und Wut im Exil über die Hitler-Politik kanalisiert. Zugleich zeichne der Autor ein meisterhaftes Epochenbild um 1800 und warte mit großartigen Porträts der Zeitgeschichte auf, preist der Rezensent. Als Zeitzeugnis würde Seibt zudem Golo Manns Biografie neben den "Dr. Faustus" seines Vaters Thomas und den "Henri Quatre" seines Onkels Heinrich Mann stellen. Einziger Wermutstropfen ist für ihn, dass weder Erläuterungen noch Golo Manns kommentierender FAZ-Artikel von 1988 in die Ausgabe aufgenommen wurde, sondern schlicht die Fassung von 1947 zusammen mit "willkürlichen" Quellenergänzungen nachgedruckt wurde.

© Perlentaucher Medien GmbH