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Der Panzer ist eine alte Idee, aber eine junge Erfindung. In seiner charakteristischen Anordnung von Feuerkraft, Panzerung und Beweglichkeit hat er den Landkrieg im 20. Jahrhundert revolutioniert. Dieses Buch untersucht die Geschichte des Panzers als Waffe und Symbol in Deutschland zwischen dem Aufkommen erster Planungen und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Anhand der zeitgenössischen Kriegsbilder, der Rüstung, der Operationen und der Bilder vom Panzer beschreibt das Buch den Stellenwert des Waffensystems in den deutschen Streitkräften. Dabei wird deutlich, dass idealisierende Vorstellungen…mehr

Produktbeschreibung
Der Panzer ist eine alte Idee, aber eine junge Erfindung. In seiner charakteristischen Anordnung von Feuerkraft, Panzerung und Beweglichkeit hat er den Landkrieg im 20. Jahrhundert revolutioniert. Dieses Buch untersucht die Geschichte des Panzers als Waffe und Symbol in Deutschland zwischen dem Aufkommen erster Planungen und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Anhand der zeitgenössischen Kriegsbilder, der Rüstung, der Operationen und der Bilder vom Panzer beschreibt das Buch den Stellenwert des Waffensystems in den deutschen Streitkräften. Dabei wird deutlich, dass idealisierende Vorstellungen vom Panzer seine tatsächliche militärische Wirkung oft überlagerten. Das Waffensystem "Panzer" wurde zum Indikator für soldatische Auffassungen über Technik, zum Symbol für die Niederlage von 1918, aber auch für die "Blitzkriege" von 1939/40 und für militärische Hybris. Im Panzer treffen Mensch und Maschine auf existenzielle Weise aufeinander. Das macht ihn bedeutsam bis in die Gegenwart.
Autorenporträt
Markus Pöhlmann ist Wissenschaftlicher Direktor im Forschungsbereich »Deutsche Militärgeschichte bis 1945« am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.2017

Raumgewinn bei Kraftverlust
Sorgfältig recherchierte Geschichte der deutschen Panzerwaffe von 1890 bis 1945

Der Kampfpanzer bewirkte zusammen mit dem Flugzeug in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Revolutionierung der Kriegführung. Entstehung und Verwirklichung der Idee vom Kampfpanzer beschreibt Markus Pöhlmann in seinem klar gegliederten und sorgfältig recherchierten, aber nicht immer leicht zu lesenden Buch. Es war letztlich der Kampfpanzer, also die existentielle Verbindung von Mensch und Maschine mit ihrer Kombination von Feuer, Bewegung und Schutz, der das taktische und operative Denken im 20. Jahrhundert nahezu bis zum Ende des Kalten Krieges bestimmte.

Der Panzer wurde ein, vielleicht zeitweise das entscheidende Instrument zur Umsetzung aller Angriffsstrategien des 20. Jahrhunderts. Zugleich zeigt aber gerade die im Panzer so deutlich werdende Verbindung von Schutz menschlichen Lebens und Menschen vernichtender Feuerkraft deutlicher als alle anderen Mensch-Maschinen-Systeme, dass es letztlich einzig und allein der Mensch ist, der technische Leistung als Mittel der Entscheidung im Krieg zu nutzen versteht. Nahezu zeitgleich zum Erscheinen des Panzers auf den Schlachtfeldern erschien das bewaffnete Flugzeug oben darüber. Wo sie zusammenwirkten, erzielten sie entscheidende taktische, oft sogar operative Erfolge. Wirkten sie aber getrennt, dann waren allenfalls taktische Erfolge möglich.

Interessant ist auch, dass die vom Verfasser gewählte zeitliche Begrenzung bis 1945, die sich natürlich aus der Gesamtanlage des Reihenwerkes am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr über das "Zeitalter der Weltkriege" ergibt, das Ende der letztlich entscheidenden Kraft dieser beiden die Kriege der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dominierenden Elemente Panzer und Flugzeug markiert. Mit der Atomwaffe entstand eine Waffe, deren Vernichtungskraft das Ende der bis dahin bekannten Kriegführung zwischen den Mächten bedeutete, die diese Waffe besitzen, weil deren Einsatz zugleich aus jedem regionalen Konflikt einen globalen Krieg machen würde.

Geschildert werden in vier Kapiteln die Vorgeschichte des Panzers bis 1914, sein Einsatz im Ersten Weltkrieg, die Zeit zwischen den Kriegen und schließlich die Nutzung des Panzers in den Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Die ausführliche Darstellung der Entwicklungen in Deutschland gewinnt durch eingeschobene Resümees und wird durch Fallbeispiele taktischer Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg aufgelockert. Gerade die Fallbeispiele lassen das Auf und Ab in den Lernkurven der deutschen taktischen und operativen Führung bei der Nutzung des entscheidenden Vorteils mechanisierter Verbände erkennen, des schnellen Raumgewinns.

Besonders interessant ist der Abschnitt "Zwischen den Kriegen", weil hier die Entwicklung der Konzeption für den Einsatz gepanzerter Truppen vorgestellt wird, die im Zweiten Weltkrieg zur Anwendung kam, aber weit über1945 hinaus das Denken operativer Führer bestimmte. Begriffe wie das Gefecht der verbundenen Waffen entstanden damals - und auch der Gedanke, zahlenmäßige Unterlegenheit durch Beweglichkeit auszugleichen, wurde damals geboren: nicht nur durch die Beweglichkeit im Raum, sondern auch durch die taktische und operative Beweglichkeit der Führung.

Bemerkenswert sind zwei bislang eher selten vertretene Ansichten: Zum einen, dass es die Beschränkungen des Versailler Vertrages waren, die in Deutschland zu einer bis dahin eher weniger üblichen, intensiven Beschäftigung mit Überlegungen zur Weiterentwicklung des Heeres in Frankreich und Großbritannien führten. Aus dem Denken der Feinde von gestern wurde die eigene Konzeption entwickelt. Zum anderen hatte die Zusammenarbeit der Reichswehr mit der Sowjetunion wohl eine geringere Bedeutung, als oft dargestellt wurde. Pöhlmann kann manche Behauptungen aus der Memoirenliteratur richtigstellen. So kommt der Rolle des späteren Generalobersten Ludwig Beck für die Entwicklung des Heeres der verdiente Stellenwert zu.

Der Hauptteil des Buches ist dem Zweiten Weltkrieg gewidmet. Gegliedert in die Abschnitte Polen und Frankreich, Russland 1941 bis 1943, dann 1944 bis 1945 und ergänzt durch Betrachtungen zur Verwicklung der Panzertruppe in Kriegsverbrechen sowie (unter der Überschrift "Bilder vom Panzer III") zur Nutzung des Panzers in Information und Propaganda, stellt der Verfasser das operativ-taktische Geschehen bündig und konzentriert dar. Die Bewertung der Rolle der Panzertruppe steht im Mittelpunkt, aber auch die nur selten erreichte Übereinstimmung von Doktrin und Mitteln.

Lebendig geraten sind die Fallbeispiele, die zeigen, wie schwer sich die Truppe anfänglich tat, die neue Waffe Panzer so einzusetzen, wie es theoretisch erdacht worden war. Die Ausführungen über den Weltkrieg sind besonders lesenswert, weil zusammenhängend die Rolle des Kampfpanzers als das die schnelle Entscheidung herbeiführende und deshalb nicht mehr aus der Landkriegführung weg zu denkende Instrument der Heere dargestellt wird. Die nüchterne, auf Fakten gestützte Darstellung überzeugt und hebt sich damit wohltuend von den oft verklärenden Erinnerungen der Beteiligten ab. Es wird sehr deutlich, dass allenfalls anfänglich von Blitzkrieg gesprochen werden konnte, und es wird belegt, wie risikobehaftet die gesamte Planung des Krieges war, weil die Kräfte der Weite des Raumes nicht entsprachen und weil die technische Entwicklung in Deutschland der Truppe keineswegs das Mittel in die Hand gab, ihre zahlenmäßige Unterlegenheit und die Schwächen in der Logistik auszugleichen.

Der Stellenwert des Buches ergibt sich aus der Betrachtung eines Waffensystems über einen längeren Zeitraum und im blutigsten Abschnitt der deutschen Militärgeschichte. Es war der Panzer, der die Landkriegführung aus der Erstarrung des Stellungskrieges löste, und es war der Panzer, der zum Träger der Landkriegführung wurde. Schon1942 war es allerdings mit der operativen Nutzung des Panzers vorbei. Von da an bis zum Ende des Weltkrieges wurde der Panzer zu einem von vielen Instrumenten der Verteidigung, in der taktisches Können, Kampferfahrung und die Nutzung von Kräften, Zeit und Raum über den Erfolg entschieden.

In meinen Augen hätte das - als Grundlage weiterer historischer Studien hervorragend geeignete - Buch als Basismaterial für die militärischen Führer von heute durchaus noch gewonnen, wenn der Widerhall des deutschen Denkens in den Doktrinen anderer Staaten und die Nachwirkungen der Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg auf das taktisch-operative Denken im Kalten Krieg wenigstens kurz in einem Nachwort dargestellt worden wären. In unserer Zeit rasanter technischer Entwicklung ist die Gefahr, sich in der eigenen Rüstungsplanung auf den Krieg von gestern vorzubereiten, besonders groß. Die Fortschreibung der Geschichte eines Waffensystems, das noch immer die Taktik bestimmt, aber den Krieg von morgen gewiss nicht entscheiden wird, wäre da als Anstoß für eine Konzeption von morgen besonders hilfreich.

KLAUS NAUMANN

Markus Pöhlmann: Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges. Eine deutsche Geschichte 1890-1945. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016. 604 S., 44,90 [Euro].

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