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Ein rekordheißer Sommer in Paris. Eine Badewanne voll von kaltem Wasser, darin: July, weißweintrinkend. Sie stellt Fragen, sie hört zu, sie kommentiert an den richtigen Stellen. Wo wäre Azizas Geschichte besser aufgehoben als bei ihr?Auf dem Fliesenboden neben der Wanne sitzend, nachts, erzählt Aziza jener July, einer Frau, die sie kaum kennt, von ihrem Aufwachsen in Paris - und ihrem Leben in Dschibuti. Seit Jahren versucht sie dort, ihr Pariser Leben und Lieben zu vergessen. Das fällt ihr nicht allzu schwer zwischen dem Job als Anästhesistin im chinesischen Krankenhaus, trockenen Gin…mehr

Produktbeschreibung
Ein rekordheißer Sommer in Paris. Eine Badewanne voll von kaltem Wasser, darin: July, weißweintrinkend. Sie stellt Fragen, sie hört zu, sie kommentiert an den richtigen Stellen. Wo wäre Azizas Geschichte besser aufgehoben als bei ihr?Auf dem Fliesenboden neben der Wanne sitzend, nachts, erzählt Aziza jener July, einer Frau, die sie kaum kennt, von ihrem Aufwachsen in Paris - und ihrem Leben in Dschibuti. Seit Jahren versucht sie dort, ihr Pariser Leben und Lieben zu vergessen. Das fällt ihr nicht allzu schwer zwischen dem Job als Anästhesistin im chinesischen Krankenhaus, trockenen Gin Martinis mit dem attraktiven Kollegen aus Addis Abeba, der verwüsteten Hotel-Suite nach den Nächten mit den somalischen Khat-Schmugglerinnen und den Yacht-Touren mit einem Playboy aus Mosambik. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Strehler sich wieder meldet. Strehler, den Aziza noch aus der Schulzeit in Paris kennt, ihre erste echte Beziehung. Strehler, der sich ihr aus unerfindlichen Gründen immer wiederentzog, der sich damals dann plötzlich und unerwartet von ihr abwandte. Die rätselhaften Lücken in dieser Romanze haben aus Strehler ein Phantom gemacht, das Aziza die Leichtigkeit am Horn von Afrika vermiest. Und so verwickelt sich Aziza zwischen den Welten schon wieder in Schwärmereien, die nur July in ihrer Badewanne zu entwirren vermag.Der Roman »Queen July« ist wie ein französischer Film - ganz leicht erzählt und trotzdem von erstaunlicher Reflektiertheit.
Autorenporträt
Stadelmaier, PhilippPHILIPP STADELMAIER, 1984 in Stuttgart geboren, promoviert zurzeit als Filmwissenschaftler in Frankfurt und Paris über Jean-Luc Godard und Serge Daney. Seit 2012 schreibt er für die Süddeutsche Zeitung, seit 2015 für das Filmbulletin. 2016 erschien im Verbrecher Verlag der Tage buch-Essay »Die mittleren Regionen. Über Meinung und Terror«, geschrieben in Paris nach den Anschlägen vom Januar und November 2015 - zwei Jahre später wurde er für dieses Buch mit dem Clemens-Brentano-Preis für Literatur der Stadt Heidelberg ausgezeichnet. 2017 entstand mit der grotesken Komödie »Vanishing Points« (Theaterverlag schaefersphilippen) sein erstes Theaterstück. Er lebt in Wien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.09.2019

LITERATUR
VON SZ-AUTOREN
Philipp Stadelmaiers
Roman „Queen July“
Sommer in Paris, eine Hitzewelle plagt die Stadt. July, eine Ingenieurin, entspannt in der Badewanne, die mit kaltem Wasser gefüllt ist, und trinkt Weißburgunder. Gerade beherbergt sie Aziza, die für zwei Wochen in der Stadt ist, um jemanden wiederzusehen. Bevor es soweit ist, erzählt Aziza July ihre Geschichte. Von ihrem Aufwachsen in Paris und von ihrem Leben in Dschibuti, wo die Anästhesistin in einem chinesischen Krankenhaus arbeitet. In seinem Debütroman entwirft SZ-Filmautor Philipp Stadelmaier für seine Figuren einen globalen Rahmen. Aziza berichtet von ihren Abenteuern am Golf von Aden, mit dem attraktiven Kollegen aus Addis Abeba, der kongolesischen Diplomatin und den somalischen Khat-Schmugglerinnen. Und sie erzählt von Anselm Strehler, ihre erste Beziehung während der Schulzeit. So verwickelt sie sich zwischen den Kontinenten in eine rätselhafte Liebesgeschichte, die bei niemandem besser aufgehoben ist als bei July. Dass Stadelmaier über Film schreibt, mag ihm geholfen haben, die Geschichte wie einen solchen vor dem Leser ablaufen zu lassen.
SZ
Philipp Stadelmaier: Queen July. Roman. Verbrecher Verlag, Berlin 2019. 144 Seiten, 19 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2019

Beichte im Badezimmer
Philipp Stadelmaiers Roman "Queen July"

Dass ein männlicher, deutschsprachiger Schriftsteller um die dreißig nicht allein von sich und seiner Lebenswelt erzählt, wie es in der Gegenwartsliteratur in den letzten Jahren in Mode gekommen ist (Stichwort: Autofiktion), ist zunächst einmal erfrischend. Für seinen Roman wählt Philipp Stadelmaier dieses Setting: ein Badezimmer im hochsommerlichen Paris, darin zwei Frauen, von denen die eine, July, in der Wanne Abkühlung sucht, während die andere, Aziza, ihr mit langem Atem von ihrem Leben in Dschibuti berichtet. Sie erzählt von ihrer Tätigkeit als Anästhesistin, ihren Affären mit Männern und Frauen, ihren Martinis und Eskapaden im örtlichen Sheraton. In der Hauptsache aber geht es um die in ihre wohlgeordnete Welt hereinbrechende Konfrontation mit der Jugendliebe aus Pariser Schulzeiten. Im Ton ist das Buch leicht, ja plauderhaft im besten Sinne, und es verzichtet auf badezimmerpsychologischen Jargon. "Queen July" ist ein weltläufiges Buch, das sich zudem auf der Höhe des kritischen Gegenwartsdiskurses bewegt: Immer wieder, mitunter nur beiläufig, werden Themen wie Gender, Ethnizität und Kolonialismus aufgegriffen.

Umso erstaunlicher wirkt es daher, dass es im Gespräch der beiden Frauen am Ende doch wieder nur um einen Mann geht; durch den sogenannten Bechdel-Test, ein kritisches Verfahren zur Identifikation stereotyper Weiblichkeitsbilder in Film und Literatur, würde der Roman vermutlich durchrasseln. Außerdem wird nicht wirklich überzeugend entwickelt, warum Aziza derart gefesselt ist von ihrer einstigen Jugendliebe. Der meist nur mit seinem Nachnamen genannte "Strehler" verkörpert das Klischeebild eines undurchsichtigen, verschlossenen Mannes, dessen Ausstrahlung ebenso faszinierend wie gefährlich ist. Dies verleitet Aziza an einer Stelle zu einem bizarren Vergleich: "Strehler, das war wie Terror, eine imaginäre Form des Terrors. Irgendwann taucht er mit seiner Kalaschnikow in deinem Leben auf und mäht alles nieder." Klar, es sind die Gedanken einer literarischen Figur, aber man darf sich schon fragen, worauf Philipp Stadelmaier, als Verfasser eines vielbeachteten Essays über "Terror und Meinung" (2016), eigentlich hinauswill: Geht es ihm um die drastische Beschreibung einer toxischen Mann-Frau-Beziehung? Oder um eine verstörend zeitgemäße Sprache der Liebe? Dies würde die Geschmacklosigkeit nicht aufheben, sie aber zumindest erklären.

sina

Philipp Stadelmaier: "Queen July". Roman.

Verbrecher Verlag,

Berlin 2019. 144 S.,

geb., 19,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Stark und eigenwillig findet Christian Metz Philipp Stadelmaiers Debüt. Der Roman, der als nachtlanges Gespräch zweier unabhängiger wie unverbindlicher Frauen im Paris von heute daherkommt, erzählt laut Metz von Liebesphantomen und dem Einfall des Terrors in die Blase der "Anywheres", jener Spezies von global agierenden Karrieristen, die überall und nirgends zuhause sind. Bemerkenswert scheint Metz, wie der Autor weit voneinander entfernte Orte und scharfe gesellschaftliche Analyse mit einer scheinbar mühelosen Gesprächssituation verbindet und dafür eine Sprache findet, die ambitioniert mit Rhythmuswechseln und Ellipsen arbeitet und dabei doch äußerst plastisch wirkt.

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