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Remarques Exiljahre am Lago Maggiore
In der Nacht vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler flieht Erich-Maria Remarque von Berlin ins Schweizer Exil am Lago Maggiore. Wenig später brennen seine Romane auf dem Scheiterhaufen der Nazis. Remarque stoßen die politischen Vorgänge in tiefe Ratlosigkeit, künstlerisch quält er sich seit Jahren mit einem neuen Roman herum. Seine Depression betäubt er mit Zigaretten und Alkohol, Ausschweifungen und erotischen Eskapaden, in die er sich mit seiner Exfrau Jutta stürzt. Auch sie auf der Flucht vor den Nazis, deren Hetze die Exilgemeinde in Ascona von Tag…mehr

Produktbeschreibung
Remarques Exiljahre am Lago Maggiore

In der Nacht vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler flieht Erich-Maria Remarque von Berlin ins Schweizer Exil am Lago Maggiore.
Wenig später brennen seine Romane auf dem Scheiterhaufen der Nazis. Remarque stoßen die politischen Vorgänge in tiefe Ratlosigkeit, künstlerisch quält er sich seit Jahren mit einem neuen Roman herum. Seine Depression betäubt er mit Zigaretten und Alkohol, Ausschweifungen und erotischen Eskapaden, in die er sich mit seiner Exfrau Jutta stürzt. Auch sie auf der Flucht vor den Nazis, deren Hetze die Exilgemeinde in Ascona von Tag zu Tag vergrößert. Und noch immer tritt der Roman auf der Stelle, Hoffnung auf Erlösung liegt für ihn allein in der Begegnung mit der Frau seines Lebens, die sein Schweizer Exil für immer beendet.

»Ein souverän-leichtfüßiger Tatsachenroman.« SZ
Autorenporträt
Edgar Rai, geboren 1967 in Hessen, studierte Musikwissenschaften und Anglistik. Von 2003 bis 2008 war er Dozent für Kreatives Schreiben an der FU-Berlin. Seit 2012 ist er Mitinhaber der literarischen Buchhandlung Uslar & Rai in Berlin. Mit seinem Bestseller »Nächsten Sommer« (2010) gelang ihm der Durchbruch als Autor. Außerdem erschienen »Die fetten Jahre sind vorbei« (Roman zum Film von Hans Weingartner 2004) ), »Vaterliebe« (Roman, 2008), »Salto Rückwärts« (Roman, 2010), »88 Dinge, die Sie mit Ihrem Kind gemacht haben sollten, bevor es auszieht« (Sachbuch zus. mit Hans Rath, 2011), »Sonnenwende« (Roman, 2011), »Wenn nicht, dann jetzt« (Roman, 2012) sowie »Die Gottespartitur« (2014), »Halbschwergewicht« (2018), »Im Licht der Zeit« (2019) und zuletzt »Ascona« (2021). Als Autorenduo zusammen mit Hans Rath entwickelte er die Kriminalromanreihe »Bullenbrüder«, zu denen die beiden auch die Drehbücher verfasst haben. Außerdem legte Edgar Rai unter dem Pseudonym Leon Morell den Bestseller »Der sixtinische Himmel« vor. Er lebt mit seiner Frau, der Übersetzerin Amelie Thoma, und den gemeinsamen Kindern in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Helmut Mauro wird nicht so richtig froh mit Edgar Rais Roman über Erich Maria Remarque. Dessen Begegnung mit dem Dritten Reich, Flucht nach Ascona und Suche nach der Gefahr als Lebenselexier des Schriftstellers versucht der Autor laut Mauro einzufangen. Besonders gut gelingt ihm das nicht, findet der Rezensent. Zwar verarbeitet Rai sein Material zu einem meistenteils "souverän-leichtfüßigen Tatsachenroman", immer wieder aber wird der Text "platt und kleinlich", stellt Mauro fest, und die Psychologie verabschiedet sich. Was Remarque umgetrieben haben mag, sein Denken und Sehnen, vermag der Autor nicht wirklich einzufangen, findet der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2021

Überschaubare Exzesse
Edgar Rais Roman über Erich Maria Remarque
Edgar Rai hat mehr als 20 Romane geschrieben, sechs davon unter dem Pseudonym Moritz Matthies. 1967 ist er im hessischen Hinterland geboren, studierte Musikwissenschaften und Anglistik, lehrt in Berlin kreatives Schreiben und bringt jedes Jahr mindestens ein Buch heraus.
Sein jüngstes heißt „Ascona“, es erzählt vom Exil des Schriftstellers Erich Maria Remarque, der mit seinem Weltkriegsroman „Im Westen nichts Neues“ der Bestsellerautor der Weimarer Republik war – ein von den Nazis verbissen Verfolgter. SA-Schläger störten die Uraufführung der bereits zensierten Hollywoodverfilmung des Romans, 1931 wurde der Film ganz verboten, Remarques Bücher landeten 1933 auf dem Scheiterhaufen, der Schriftsteller war einen Tag nach Hitlers Amtsantritt in die Schweiz geflohen. In „Ascona“ kommt ihm die Autokolonne des neuen Reichskanzlers entgegen, als er die Stadt verlässt. Eine nächtliche Begegnung in eisiger Kälte, er ist nicht sicher, ob wirklich Hitler im Auto saß, als wolle er es nicht wahrhaben.
Für den Erfolgsschriftsteller war es dennoch einfacher zu fliehen als für die meisten Intellektuellen, die auf der Verhaftungsliste standen. Remarque hatte sich 1931 eine Villa in der Nähe von Ascona am Lago Maggiore gekauft und seinen Hauptwohnsitz dorthin verlegt: Keine Probleme an der Grenze, keine Geldsorgen, eigentlich gar keine Sorgen. Und dies, das spürt er instinktiv, ist keine gute Voraussetzung für einen Schriftsteller. Jedenfalls nicht für ihn. Für seinen Kollegen und Freund Emil Ludwig vielleicht, den disziplinierten Vielschreiber, oder für die Großintellektuellen, Thomas Mann und Bertolt Brecht, die er verachtet wegen ihres Hochmuts.
Aber für ihn ist das nichts: „Er musste in Gefahr schweben, wenn er verstehen wollte, worum es ihm beim Schreiben wirklich ging. Vielleicht konnte ihm jetzt Großes gelingen.“ Und er muss die Gefahr nicht suchen, sie kommt ohne sein Zutun näher, schleicht sich heran mit der wachsenden Zahl prominenter Emigranten, die ihm erschreckend klar machen, dass niemand gefeit ist vor den Verfolgungen, dass es dabei keine Hemmungen und Schamgrenzen gibt, dass immer die ganze Familie in Gefahr ist. Und dass alles rasend schnell geht. Lange vor dem Reichstagsbrand sind die Listen der Gegner erstellt, jeder, der sich irgendwann einmal gegen die Nazis gestellt hat, ist in Lebensgefahr.
Edgar Rais „Ascona“ ist aber keine Empörungs- und Aufrüttelpredigt, sondern ein souverän-leichtfüßiger Tatsachenroman. Was im Detail so historisch nicht war, hätte allemal so sein können. Und was die Realität Remarque an Leidenschaft schuldig blieb, hier ist sie Ereignis. Die Nacht mit Marlene und mit Jutta natürlich, der neuen Gefährtin. Aber mitunter verlassen Rai die schriftstellerischen Kräfte, da wird es platt und kleinlich. Während sich Jutta „die Gebärmutter herausschneiden“ lässt, „vögelt“ Erich Marlene oder träumt davon – allemal überschaubare Exzesse. „Es klopfte. Marlene, bebend vor Leidenschaft. Du süßer Brummbär. Küss mich. Nein, wenn schon, dann . . . Und schon lagen sie auf dem Bett, sie über ihm, die köstlichste Kapitulation.“ Hier muss der Leser ergänzen, was dem Schriftsteller nicht gelang: ein über banale Äußerlichkeiten hinausreichendes psychologisches Szenario, das etwas über den Charakter des Mannes erzählen würde, über seine Visionen, sein Denken, seine verzweifelte Genusssucht.
Aber das Tragische liegt Rai nicht, eher schon die Faszination der Normalität, des Alltäglichen. Hinter dem Gewöhnlichen sucht er die lauernden Dämonen, das Unerwartete, die Gefahr. Aber sie will sich nicht einstellen, nicht einmal auf der scheinbar riskanten Überfahrt nach New York. „Vor der Küste, hieß es, lauerten deutsche U-Boote. Niemand konnte sagen, was morgen sein würde. Oder in einer Stunde. Jetzt aber, hier, in diesem Moment, war er am Leben.“ Das klingt wie aus einem Roman der Zwanziger Jahre und es wäre natürlich großartig, schlüge der lapidare Ton von der Banalität um in existenzielle Melancholie und Sehnsucht. So wie damals auf der Queen Mary.
HELMUT MAURÓ
Keine Probleme an der Grenze,
keine Geldsorgen,
eigentlich gar keine Sorgen
Edgar Rai:
Ascona. Roman.
Piper, München 2021.
256 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Dem Autor gelingt es gut, die Entwurzelung und die Verzweiflung der Menschen aufzuzeigen sowie ihre Fassungslosigkeit über das, was in ihrer Heimat geschieht.« Dolomiten Magazin (IT) 20211126