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Augiéras schildert das Erklimmen des heiligen Bergs als Reise zum eigenen Inneren, die sinnlich und voller Melancholie ist und zugleich die radikale Abkehr von Konventionen, Dogmen und religiösen Zwängen feiert.
Ein junger Mann findet sich in einem seltsamen Dorf wieder, durch das er Zugang zur Mönchsrepublik Athos erhält. Er betritt den heiligen Boden, altert, verändert seine Gestalt und sein Wesen, empfindet den Duft der Kiefern und den Gesang der Zikaden als ebenso intensiv und unwirklich wie seine erotischen Begegnungen mit den Mönchen. Erzählt Augiéras von einem Fiebertraum, einer…mehr

Produktbeschreibung
Augiéras schildert das Erklimmen des heiligen Bergs als Reise zum eigenen Inneren, die sinnlich und voller Melancholie ist und zugleich die radikale Abkehr von Konventionen, Dogmen und religiösen Zwängen feiert.

Ein junger Mann findet sich in einem seltsamen Dorf wieder, durch das er Zugang zur Mönchsrepublik Athos erhält. Er betritt den heiligen Boden, altert, verändert seine Gestalt und sein Wesen, empfindet den Duft der Kiefern und den Gesang der Zikaden als ebenso intensiv und unwirklich wie seine erotischen Begegnungen mit den Mönchen. Erzählt Augiéras von einem Fiebertraum, einer Unterweltfahrt oder tatsächlich vom heiligen Berg Athos? Es spielt keine Rolle, denn seinem Bericht aus einem Zwischenreich, in dem Heiligkeit und Fleischlichkeit, Vereinigung und Einsamkeit nebeneinander existieren, eignet eine Wahrheit über den Menschen an sich.
Autorenporträt
François Augiéras wurde 1925 in Rochester, New York, USA als Sohn eines französischen Pianisten und einer polnischen Porzellanmalerin geboren. Nach Episoden als Schauspieler bei einem Wanderzirkus und Soldat reiste er durch die Sahara und den Mittelmeerraum. Er starb 1971 in Périgueux.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2019

Wunderliche Weltbetrachtung

Der Autor dieses Buches ist der Sohn eines französischen Pianisten und einer polnischen Porzellanmalerin, kam zufällig in Amerika zur Welt, verließ früh die Schule, heuerte bei einem Wanderzirkus an, wurde Soldat und zog sich schließlich in eine Höhle in der Dordogne zurück, wo er merkwürdige Riten praktizierte und sich "von Tee und dem Duft von Räucherwerk" ernährte. Dazwischen irrlichterte er durch die Welt und schrieb Bücher, die eher bescheidenen Widerhall fanden, was François Augiéras zu der Überzeugung brachte, ein verfemter Schriftsteller zu sein, obwohl er wohl nur zu närrisch und zu exzentrisch für seine Zeit gewesen ist. Eine der Früchte seines Vagabundendaseins ist das 1970 erstmals veröffentlichte Buch "Un voyage au Mont Athos", das nun auf Deutsch vorliegt: eine verlegerische Großtat, wird hier doch ein literarischer Schatz ersten Ranges gehoben. Es dient dem Verständnis, dass in Vor- und Nachwort allerlei Deutungsversuche unternommen werden. Es ist etwa von Reinkarnation oder vom Bewusstwerden des kosmischen Selbst die Rede, aber es steht dort auch, dass es vernünftiger sei, den Text nicht mit zu viel Philosophie zu belasten. Das ist richtig. Man muss einfach nur zu lesen beginnen und wird sofort in eine ebenso wunderliche wie wunderbare Weltbetrachtung hineingezogen, erliegt dem Zauber der hellsichtigen Beschreibung des heiligen Mönchsbergs, an dem man dem Himmel so nahe kommt wie sonst kaum wo, und verstrickt sich vollkommen in dem kunstvollen Gewebe einer außerordentlichen poetischen Phantasie.

tg

"Eine Reise auf den Berg Athos" von François Augiéras. Matthes & Seitz Verlagsgesellschaft, Berlin 2019. 243 Seiten. Gebunden, 28 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.08.2019

Ein bizarres
Vergnügen
François Augiéras’ „Reise auf den
Berg Athos“ neu aufgelegt
Es fängt einigermaßen skurril an: Die Reise auf den Berg Athos, den Berg auf der östlichen der drei Halbinseln des griechischen Chalkidike, den nur Männer betreten dürfen und der bewohnt ist von Mönchen, wird uns geschildert von einem, der sich als gestorben präsentiert. Trotzdem freut er sich an Düften und an Speisen, hat Hunger und Gelüste, hat Angst, sich bei Dunkelheit zu verstolpern, wird von notgeilen Mönchen vergewaltigt, und genießt das, weil er dabei eine andere, empfangende Seite seiner Persönlichkeit entdeckt, wie er notiert.
Er ist auf der Wanderung in ein beseligendes Jenseits und erinnert sich kaum noch seiner verflossenen irdischen Identitäten. Seine Ausführungen reichrt er mit metaphysischen und transzendentalen Begriffen zum Teil eigener Provenienz an. Formulierungen wie „Das Mysterium der kaum sichtbaren Pfade“ oder „Das klare Urlicht“ könnten, wenn einer bei Dunkelheit durch den Wald geht, leichthin erfunden sein, finden sich aber in frömmelnden Traktaten. Augiéras spielt mit der Ambivalenz religiöser Begriffe und ihrer Alltagsverwendung, zum Beispiel wenn ihn „der göttliche Friede des Abends zusammen mit der Gegenwart dieser heiligen Alten in eine tiefe Freude, in eine Art Trunkenheit“ taucht: „Ich war unter die Meinen zurückgekehrt!“ Ein Déjà-vu der Seelenwanderung, die als ein Aufstieg über Hürden und Prüfungen zu Erweckung und Ewigkeit führt, wozu der Berg Athos eine hübsche Metapher abgibt.
Was dies Buch ausmacht, ist die Fähigkeit des Autors und seiner Erzählstimme, erhabene Leichtigkeit zu erzeugen. Erst entzieht er sich aller Beschreibung, indem er jedwede Identität abstreitet, dann erlebt er die Gewalt, die ihm angetan wird, als Hilfe zur Selbsterkenntnis, und schließlich können die moralischen Zornausbrüche der Mönche, einzige Autoritäten des Berges, ihn in seiner Abgeklärtheit nur noch belustigen.
In der Literatur gibt es einige Genies, deren literarische Potenz so gewaltig gewesen ist, dass sie in die Literaturgeschichte eingegangen sind, statt bloß als Verbrecher oder Verrückte abgetan worden zu sein: François Villon etwa oder Jakob Michael Reinhold Lenz, in der Moderne Rimbaud oder Artaud. Andere sind schlicht vergessen, und dazwischen gibt es welche, die sich an bekannte Persönlichkeiten des Kulturbetriebs gewendet haben, um ihre Arbeiten begutachten und gegebenenfalls durch berufenes Lob etablieren zu lassen, und die dabei das Glück hatten, durch eine Antwort auf ihre Anfrage überdauert zu haben. So haben sich Arthur Cravan und eben François Augiéras an André Gide gewendet. Ohne Gides seriöse Manier, auf Briefe junger unbekannter Autoren einzugehen, wäre wohl von ihnen keine Rede mehr. Und, genau, der Verlag wirbt für dies Buch mit einem Zitat von André Gide, das sich wohl auf ein vorheriges Werk von Augiéras bezieht: „Ein bizarres Vergnügen“.
François Augiéras kam 1925 in Rochester, USA, zur Welt und wuchs im Périgord auf. Der Vater, ein französischer Pianist, starb vor der Geburt, die Mutter, polnischen Ursprungs, schlug sich als Porzellanmalerin durch. Das Périgord ist berühmt für seine einst bewohnten Höhlen längs der Ufer der Dordogne, Lascaux ist die bekannteste. Als dieses Buch erschien, im Jahre 1970, waren die Höhlen von Mátala gerade berühmt wegen der Hippies, die dort alternative Lebensformen vorlebten, was vielleicht einen Anknüpfungspunkt bietet.
Mit dem Voranschreiten dieser Seelenwanderung mehren sich die Begriffe aus anthroposophischem Gedankengut und aus dem Weltbild des Tibet-Romans „Das Dritte Auge“ eines britischen Autors, der sich den Namen Lobsang Rampa verliehen hatte und der darin gewissermaßen das wahre Wesen der Menschheit ausbreitet. „Das Dritte Auge“ war ein internationaler Bestseller und wurde, als es 1957 in Deutschland erschien, auch hierzulande gerade von anthroposophisch gestimmten Menschen geschätzt. In Frankreich fand es Ende der Fünfziger Jahre enorme Resonanz, so dass man einen Einfluss auf Augiéras vermuten darf, der zuvor mit einer „Reise der Toten“ aus seiner Zeit als berittener Dragoner auf Dromedar in Mali und mit Geschichten von homoerotisch und masochistisch gefärbten Aufenthalten in der Sahara auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Identitäten forderten ihn offenbar heraus: Er publizierte seine ersten Bücher – immerhin in den Éditions de Minuit, wo auch Beckett und Marguerite Duras erschienen, unter einem arabischen Namen, er posierte als Lawrence von Arabien, als wandernder Weiser, als Priester oder Sektenvertreter.
In dem malerischen Ort Domme über der Dordogne war er bekannt als extravaganter Höhlenbewohner und empörte hin und wieder die Bürger. Seine Leser kann er immerhin irritieren mit seiner Darstellung eines spirituellen Lebens, das womöglich mehr zum Glück des Menschen beitragen könnte als alles andere.
RUDOLF VON BITTER
François Augiéras: Eine Reise auf den Berg Athos. Aus dem Französischen von Dirk Höfer. Mit einem Nachwort von Jean Chalon. Verlag Matthes & Seitz Berlin, 244 Seiten, 28 Euro.
Im Dorf war der Autor
bekannt als
exzentrischer Höhlenbewohner
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