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Usama Al Shahmani steckt mitten im Asylverfahren, ohne Geld, ohne Arbeit, als in Bagdad sein Bruder Ali spurlos verschwindet. In den sicheren Süden wollte er nicht gehen, wenn er Bagdad verlassen soll, dann möge ihn Usama bitte herausholen aus dem Irak. Aber wie soll dieser die zweitausend Dollar für die Flucht nach Beirut aufbringen? Da kommt auch schon die Nachricht von dessen Verschwinden.
Während Usama mit Ankommen mehr als beschäftigt ist, treffen laufend Nachrichten aus dem Irak ein. Bilder aus dem Leichenschauhaus, von denen doch keines Ali zeigt. Windige Typen aus der
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Produktbeschreibung
Usama Al Shahmani steckt mitten im Asylverfahren, ohne Geld, ohne Arbeit, als in Bagdad sein Bruder Ali spurlos verschwindet. In den sicheren Süden wollte er nicht gehen, wenn er Bagdad verlassen soll, dann möge ihn Usama bitte herausholen aus dem Irak. Aber wie soll dieser die zweitausend Dollar für die Flucht nach Beirut aufbringen? Da kommt auch schon die Nachricht von dessen Verschwinden.

Während Usama mit Ankommen mehr als beschäftigt ist, treffen laufend Nachrichten aus dem Irak ein. Bilder aus dem Leichenschauhaus, von denen doch keines Ali zeigt. Windige Typen aus der Hochsicherheitszone in Bagdad, die bestochen werden wollen für angebliches Wissen. Vorwürfe der Mutter, es wäre nicht passiert, wenn er nicht geflüchtet wäre.

Diese persönliche Geschichte und ein im Exil entdecktes, neues Verhältnis zur Natur formt Usama Al Shahmani zu einem vielschichtigen Roman über den Spagat eines Lebens zwischen alter und neuer Heimat.
Autorenporträt
Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und aufgewachsen in Qalat Sukar (Al Nasiriyah), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert, er publizierte drei Bücher über arabische Literatur, bevor er 2002 wegen eines regimekritischen Theaterstücks fliehen musste. Er arbeitet heute als Dolmetscher und Kulturvermittler und übersetzt ins Arabische, u. a. Werke von Thomas Hürlimann oder Friedrich Schleiermacher. Usama Al Shahmani lebt mit seiner Familie in Frauenfeld.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2018

Wer Honig will, muss mit Bienenstichen rechnen
Tonfall und Stil aus der Heimat: Usama Al Shahmanis Roman "In der Fremde sprechen die Bäume arabisch"

Der 1971 in Bagdad geborene Schriftsteller Usama Al Shahmani schreibt in seinem neuen Roman "In der Fremde sprechen die Bäume arabisch" über seine persönlichen Erfahrungen als Fremder, der seinem Leben im neuen Land einen Wert geben will, über die Auseinandersetzung mit der eigenen Nationalität und seinen Begegnungen mit den Kulturunterschieden zwischen arabischen und mitteleuropäischen Welten. Als Flüchtling ist sein Protagonist, der auch Usama heißt, hin und her gerissen zwischen der Fremde und der Heimat. Im Gefühl des Andersseins baut er eine besondere Beziehung zur Natur auf und verbindet mit ihr wichtige Erfahrungen und Personen.

Usama hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert. Nach seiner Flucht aus Bagdad in die Schweiz ist er jedoch nichts weiter als ein Fremder ohne Geld und Arbeit. Während er mit den Tücken des Asylverfahrens zu kämpfen hat, erreicht ihn die Nachricht vom Verschwinden seines Bruders Ali. Usama wirft sich vor, Ali, der ihn um genügend Geld für eine Flucht aus Bagdad gebeten hatte, im Stich gelassen zu haben, und wird zermürbt von Ungewissheit und Angst um den Verwandten in der Heimat. Er fühlt sich hilf- und machtlos in der Schweiz, so weit weg von Bagdad und der Familie.

Zu Anfang seiner Kommunikationsfähigkeit nahezu beraubt, beginnt Usama, sich an einsame Orte zurückzuziehen. Er beschreibt das Leben in der Fremde als eine "Abwesenheit der Seele" und findet nur in der Natur das Gefühl von Heimat, Verständnis und Willkommensein. Unterschwellig befasst er sich mit der kulturellen und nationalen Definition einer Persönlichkeit und nennt Liebe zur Heimat als wichtigen Teil seiner Identität. Selbstreflektiert und offen schreibt er über Gastfreundschaft, seine einzigartige Beziehung zum Wald und seinen Eindruck von der Schweiz und ihren Einwohnern. Die Natur ist für ihn ein Spiegel seines Selbst und trostspendender Rückzugsort in den Zeiten von Trauer und Angst. In der arabischen Sprache schafft er sich selbst ein neues Zuhause.

Die kulturellen Unterschiede zwischen westlicher und nahöstlicher Welt werden im Vergleich der Haltungen zu kontroversen, aber auch banalen Themen und Sachverhalten gegenübergestellt. Usama setzt sich mit Emanzipation, Sprache und Kommunikation, dem Umgang mit Literatur, Gästen und Fremden und der Natur auseinander und wird zum Schnittpunkt beider Kulturen. Am meisten jedoch beschäftigt er sich mit dem Konzept Hoffnung und versucht auf verschiedene Weisen, der Verzweiflung zu entgehen. Usama geht der Frage nach, was ihn in seine Heimat zieht, obwohl sie eine doch so offensichtliche Gefahr darstellt.

Die zeitraffende Erzählweise legt den Fokus auf Usamas Gedanken und Gefühle und die für ihn prägenden Ereignisse des Krieges. Seine Schilderungen darüber sind erschreckend real, vergegenwärtigen das Leiden der im Krieg Lebenden auf direkte und persönliche Weise und zeigen die nicht sichtbaren Spuren, die der Krieg hinterlässt. Man begleitet Usama auf seinem schweren Weg des Ankommens, durch Zeiten der Trauer und des Heimwehs, hin zur Akzeptanz dessen, was ihm begegnet. Und das Buch übernimmt die Schönheit und Poesie von Usamas Al Shahmanis Muttersprache ins Deutsche und bekommt dadurch eine einzigartige sprachliche Intensität.

"In der Fremde sprechen die Bäume arabisch" ist ein Roman voller unbeantworteter Fragen, der dem Leser das Gefühl völliger Ungewissheit nahebringt. Im Verlauf der Handlung unterzieht man sich einem markanten Perspektivwechsel: Don't judge, you don't know their story wird zu Don't judge, you know their story. Wer nur annähernd so fasziniert von Sprache ist wie Shahmani, wird an diesem Buch großen Gefallen finden.

MARIE DETTMAR

Usama Al Shahmani: "In

der Fremde sprechen die Bäume arabisch". Roman.

Limmat Verlag, Zürich 2018. 192 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Zart erzählt der 47-jährige von Diktatur und Krieg im Irak, von Exil, Verlieren und Ankommen. Trauer, Humor und Weisheit verbinden sich in diesem poetischen Text, der sich verzweigt wie die Äste eines Baumes.« Neue Zürcher Zeitung am Sonntag