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Wehrmacht in der NS-Diktatur In der Debatte über die Wehrmacht und ihre Verbrechen blieb der Kriegsschauplatz im Westen weitgehend ausgespart. Dabei hatten die Kämpfe der Wehrmacht gegen die Westalliierten und die französische Widerstandsbewegung während der Jahre 1943/44 kriegsentscheidende Bedeutung. Inwieweit gelang es der deutschen Führung, auch im Westen einen "Weltanschauungskrieg" zu entfesseln? Welche Rückwirkungen hatten die Erfahrungen im Ostkrieg auf die Kämpfe in Frankreich? Gab es Unterschiede zwischen Wehrmacht und Waffen-SS? Existierten an der Truppenbasis Handlungsspielräume,…mehr

Produktbeschreibung
Wehrmacht in der NS-Diktatur In der Debatte über die Wehrmacht und ihre Verbrechen blieb der Kriegsschauplatz im Westen weitgehend ausgespart. Dabei hatten die Kämpfe der Wehrmacht gegen die Westalliierten und die französische Widerstandsbewegung während der Jahre 1943/44 kriegsentscheidende Bedeutung. Inwieweit gelang es der deutschen Führung, auch im Westen einen "Weltanschauungskrieg" zu entfesseln? Welche Rückwirkungen hatten die Erfahrungen im Ostkrieg auf die Kämpfe in Frankreich? Gab es Unterschiede zwischen Wehrmacht und Waffen-SS? Existierten an der Truppenbasis Handlungsspielräume, die sich sowohl in die eine wie die andere Richtung nutzen ließen? Peter Lieb erörtert diese Fragen erstmals auf breiter Quellengrundlage und schließt damit eine große Forschungslücke. Die 2005 an der Ludwig-Maximilians-Universität München angenommene Dissertation wurde mit dem Prix Guillaume Fichet - Octave Simon und dem Werner-Hahlweg-Förderpreis ausgezeichnet. "Peter Liebs umfangreiche, gründlich recherchierte und klar argumentierende Untersuchung über die deutsche Westfront 1943/44 ist ein gewichtiger Beitrag zu aktuellen Kontroversen und Polemiken über die 'Verbrechen der Wehrmacht', deren Hauptaugenmerk fast ausschließlich auf die Balkanländer, Polen und Russland gerichtet war und Nordafrika und Frankreich vernachlässigte." Prof. Dr. Michael Burleigh
Autorenporträt
Peter Lieb, geboren 1974, ist Senior Lecturer im Department of War Studies an der Royal Military Academy Sandhurst und Research Fellow an der University of Salford (Großbritannien).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.04.2008

Bis zur letzten Patrone
Eine wegweisende Studie über den Krieg der Wehrmacht im Westen
Der Westfeldzug der deutschen Wehrmacht von 1940 gilt bis heute in der öffentlichen Meinung als„sauberer Krieg”. Dass auch in Frankreich gefangene Soldaten exekutiert und Zivilisten massakriert wurden, blieb selbst in der historischen Forschung weitgehend unbeachtet. Der britische Militärhistoriker Basil Liddell Hart ging in den sechziger Jahren sogar so weit, die deutsch-französische Annäherung auf ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den deutschen Besatzern und den französischen Einheimischen während der Kriegszeit zurückzuführen: „Reist man nach dem Kriege durch die befreiten Länder, so hörte man allenthalben das Lob der deutschen Soldaten. Es hatte sogar den Anschein, dass der durch die Besatzung bewirkte enge Kontakt ein besseres Verständnis zwischen den einfachen Leuten beider Seiten gebracht hatte.”
Der Historiker Peter Lieb hat nun als Erster akribisch alle zur Verfügung stehenden deutschen, britischen und französischen Quellen – darunter Dokumente aus der Vichy-Verwaltung – zusammengetragen und „Kriegführung” und „Partisanenbekämpfung” im letzten Jahr der deutschen Okkupation, 1943/44, untersucht. In seinem Buch „Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg?” macht er deutlich, dass die nationalsozialistischen Führungsoffiziere nicht nur gegen die Sowjetunion, sondern auch gegen die Westmächte – die „plutokratischen Massen des Weltjudentums” – einen ideologisch motivierten Krieg führen wollten. Ihre Befehle zum fanatischen Kampf bis zur letzten Patrone, zur rücksichtslosen Bekämpfung der Résistance oder zur „Verbrannten Erde” ähnelten den radikalen Anordnungen im Osten. Allein die Deportation von 75 000 Juden zeigt, dass die Deutschen skrupellos gegen das Völkerrecht verstießen.
Trotzdem ist auch die Einschätzung des deutschen Politologen Ahlrich Meyer aus dem Jahr 2000 einseitig, nach der die „Herstellung normalisierter, freundschaftlicher Verhältnisse zwischen beiden Ländern nicht zuletzt auf der Ausblendung einer zentralen Periode der gemeinsamen Geschichte beruhte”. Tatsächlich ist eine deutliche Differenzierung notwendig, wie sie Lieb in seiner wegweisenden Studie leistet, um zwischen dem Vorgehen und den Motivationen der einzelnen Wehrmachtseinheiten, der Sicherheitspolizei, dem Sichherheitsdienst und der Waffen-SS zu unterscheiden. Obgleich auch Wehrmachtssoldaten Massaker verübten, war es die SS-Division „Das Reich”, die mit beispielloser Brutalität alle Wehrmachtsverbrechen in den Schatten stellte. Die Wehrmacht ignorierte häufig sogar ideologisch motivierte Befehle. So brachte Infanterie-General Dietrich von Choltitz den Mut auf, Hitlers Befehl zu sabotieren, Paris als Trümmerfeld zurückzulassen. An keiner Stelle verharmlost Lieb jedoch die ambivalente Rolle der Wehrmacht. Im Gegenteil – das Doppelgesicht des Deutschen, das Vercors 1942 in seinem Roman „Das Schweigen des Meeres” zeichnete und das auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg das französische Deutschlandbild prägte, wird mehr als verständlich. FRANZISKA BRÜNING
PETER LIEB: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, 632 Seiten, 49,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.02.2009

Der Ostfront angenähert
Die deutsche Kriegführung in Frankreich 1943/1944

"Wer kommt: Die plutokratischen Massen des Weltjudentums. Der Anglo-Amerikaner ohne Maske, um kein Haar besser als der Bolschewik, genau von demselben Vernichtungswillen erfüllt wie der asiatische Rotarmist." Mit solchen Worten versuchten nationalsozialistische Führungsoffiziere im Frühjahr 1944 die Soldaten der Wehrmacht auf die bevorstehende alliierte Landung in Frankreich einzustimmen. Die Spitzen von Staat und Armee wollten nicht nur gegen die Sowjetunion, sondern auch gegen die Westmächte einen Weltanschauungskrieg führen. So verwundert es kaum, dass sich ihre Befehle zum fanatischen Kampf bis zur letzten Patrone nur wenig von den radikalen Anordnungen des Krieges im Osten unterschieden. Freilich streiten die Gelehrten darüber, ob und in welchem Ausmaß diese Anordnungen in Frankreich von der Truppe auch umgesetzt worden sind.

Tobte im Westen ein konventioneller Krieg oder ein NS-Weltanschauungskrieg? Peter Lieb geht dieser zentralen Frage nach und zieht alle verfügbaren Quellen heran: deutsche und in erheblichem Umfang auch solche der Vichy-Verwaltung. Als besonders ergiebig erwiesen sich zudem die Abhörprotokolle deutscher Soldaten in britischer Kriegsgefangenschaft. Die Gefangenen unterhielten sich sehr freimütig über ihre Erlebnisse in Frankreich - nicht ahnend, dass der britische Geheimdienst ihre Gespräche abhörte. Auf dieser Materialbasis ist es oftmals möglich, die Umstände der zahlreichen deutschen Kriegsverbrechen genau zu rekonstruieren und insbesondere die Täter zu benennen.

Lieb untersucht alle relevanten Ebenen des Krieges in Frankreich: die Kämpfe an der Front, die Partisanenbekämpfung, die Verbrechen während des Rückzuges und auch die völkerrechtliche Problematik. Eindeutig ist der Befund für das Geschehen an der Front: Sowohl die alliierten als auch die deutschen Truppen verübten Verbrechen. In summa wurde der Krieg hier aber weitgehend im Rahmen des Völkerrechts geführt. Der Verfasser betont allerdings die Unterschiede zwischen Wehrmacht und Waffen-SS. Letztere habe vielfach den vom NS-Regime geforderten radikalen "Weltanschauungskrieg" geführt. Selbst im Strudel des allgemeinen Zusammenbruchs im August und September 1944 kämpften die SS-Einheiten bis zum letzten Mann, während die Wehrmachtsoldaten zu diesem Zeitpunkt meist die Gefangenschaft dem "Heldentod" vorzogen.

Auch die große Mehrheit der überlieferten Gefangenenerschießungen geht auf das Konto der Waffen-SS. Hier stach die besonders ideologisierte SS-Division "Hitlerjugend" hervor, die in den ersten Tagen der Kämpfe in der Normandie mindestens 187 kanadische Kriegsgefangene erschoss. Der Partisanenkrieg in Frankreich hat sich mit den flächendeckenden Anschlägen des Maquis seit Beginn der alliierten Landung in der Normandie erheblich intensiviert und sehr schnell radikalisiert. Eine zentrale Rolle bei der Eskalation der Gewalt spielten der SD und die Waffen-SS. Obgleich die Wehrmacht sehr wohl zahlreiche größere und kleinere Massaker verübte, war es die SS-Division "Das Reich", die mit einer beispiellosen Brutalität alle Geschehnisse in Frankreich in den Schatten stellte. Mit der Ermordung aller Einwohner von Oradour-sur-Glane war diese Einheit für das grausamste deutsche Besatzungsverbrechen in Frankreich verantwortlich. Insgesamt sind der deutschen Partisanenbekämpfung rund 13 000 bis 16 000 Franzosen zum Opfer gefallen, darunter, wie Lieb herausarbeitet, 4000 bis 5000 vollkommen unbeteiligte Zivilisten. Weitere 65 000 Männer sind aus politischen Gründen oder wegen Widerstandshandlungen in deutsche Konzentrationslager deportiert worden, wo 40 Prozent von ihnen umkamen.

Der von der nationalsozialistischen Führung geplante Weltanschauungskrieg gegen die Westalliierten fand aber nicht statt. Dies gilt vor allem für die Kämpfe an der Front, für die befohlenen Zerstörungen während des Rückzuges, aber letztlich auch für die Operationen gegen die Partisanen. Die französische Widerstandsbewegung wurde als militärischer Störfaktor wahrgenommen, nicht als ideologischer Todfeind. Allerdings muss bedacht werden, dass die Eskalation der Gewalt in Frankreich bereits nach drei Monaten im August 1944 endete, während sie in der Sowjetunion über drei Jahre dauerte. Als die Wehrmacht aus Frankreich abzog, hatte sich die Gewaltbereitschaft der Truppe den Verhältnissen an der Ostfront immer mehr angenähert. Ein konventioneller Krieg sah zweifellos anders aus.

Peter Lieb hat eine vorbildliche Untersuchung vorlegt. Zahlreiche Fotos und etliche hervorragende Karten illustrieren das Werk.

SÖNKE NEITZEL

Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/1944. R. Oldenbourg Verlag, München 2008. 631 S., 49,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "wegweisend" würdigt Franziska Brüning Peter Liebs Studie über die Kriegsführung Nazi-Deutschlands im Westen, weil er darin mit Legenden aufräume, ohne einseitig zu urteilen, wie sie befindet. Der Historiker weist darin auf Basis eines breiten und gründlichen Quellenstudiums nach, dass der Krieg im Westen keineswegs als "sauber" angesehen werden kann, wie es in der Öffentlichkeit und weitgehend auch in der Forschung getan wird. Vielmehr könne der Autor zeigen, dass auch der Westfeldzug, wie später der gegen die Sowjetunion, ideologisch motiviert war und vielfach gegen das Völkerrecht verstieß, teilt die Rezensentin mit. Lieb differenziert in seiner Studie genau zwischen Wehrmacht und SS-Organisationen, ohne dass er die Verbrechen der Wehrmacht kleinredet, stellt die Rezensentin zudem angetan fest.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Peter Lieb hat ein Standardwerk zur Geschichte des Krieges im Westen 1943/44 vorgelegt, an dem sich künftige Forscher orientieren und messen lassen müssen. Sowohl hinsichtlich der Quellengrundlage, dem Bemühen um Differenzierung als auch der Sachkenntnis, die der Autor präsentiert, setzt die Arbeit hohe Maßstäbe. Moderne Militärgeschichte par excellence!" Roman Töppel, Das Historisch-Politische Buch, Nr. 12/2011 "Liebs analytische Quellentiefe und Detailpräzision markieren einen enormen Forschungsfortschritt; sein abwägender, stets die Forschung breit rezipierender Stil ist vorbildlich. In Zusammenschau mit der prägnanten Bebilderung, illustrativen Karten und einem ausführlichen Anhang hat Liebs Buch handbuchartigen Charakter und Orientierungsfunktion für die weitere Forschung." Magnus Brechtken, Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, Heft 7/8 2011 "Peter Lieb signe avec cet ouvrage un travail magistral". Gael Eismann, perspectivia.net "Peter Lieb hat eine vorzügliche Untersuchung vorgelegt. Zahlreiche Fotos und etliche hervorragende Karten illustiereren das Werk." Sönke Neitzel, FAZ, 11.2.2009 "brilliantly researched" Antony Beevor, World War II Quarterly 5 (2008) "vorzügliche Studie" Peter Tauber, HZ 287/1 (2008) "Eine wegweisende Studie über den Krieg der Wehrmacht im Westen" Franziska Brüning, Süddeutsche Zeitung, 9.4.2008 "Es sollten durch diese uneingeschränkt empfehlenswerte Arbeit weitere Forschungen angeregt werden." Hendrik Thoß, Historisch-Politisches Buch 2 (2007) "Diese Gründlichkeit der Recherchen, aber auch die Auführlichkeit der Darstellung, die Fülle der Fakten und die Qualität der Analysen zeichnen das Buch ohne Frage aus." Andreas Huth, goon Magazin "Der Autor hat eine große Zahl von Details des Kampfes der Parrtisanen gegen die deutschen Besatzer zu Papier gebracht. DIes kann dazu dienen, Einzelschicksale jetzt erfolgreicher aufzudecken." Detlef Vogel, MGZ, 66 (2007) "Mit seiner empirisch sorgfältigen Untersuchung hat Lieb fraglos einen bedeutsamen, beherzt gegen manchen zeitgeistigen Strich argumentierenden Beitrag zur Beurteilung der deutschen Kriegsführung in Frankreich geleistet." Willi Oberkrome, Neue Politische Literatur, Jg. 54, 2009…mehr