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Produktdetails
  • Verlag: nymphenburger
  • Artikelnr. des Verlages: 30900
  • Seitenzahl: 192
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm x 134mm x 23mm
  • Gewicht: 330g
  • ISBN-13: 9783485009003
  • ISBN-10: 3485009008
  • Artikelnr.: 10318456
Autorenporträt
Luisa Francia ist Schriftstellerin, Künstlerin, Zauberkundige, Reisende, hat eine erwachsene Tochter, spricht fünf Sprachen und hat über dreißig Bücher veröffentlicht, darunter viele Bestseller. Sie gibt Seminare, unterrichtet Yoga, hält Lesungen und Vorträge, die sich hauptsächlich mit Magie als Kommunikation, als Weg zum tieferen Verständnis spiritueller Energien, beschäftigen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.03.2002

Es rasselt
Luisa Francia ist
von allen Geistern verlassen
Es macht wenig Vergnügen, Bücher von Autoren zu lesen, die ihre Muttersprache wie eine entfernte Bekannte behandeln, und deren Umgang mit ihr kaum Anzeichen dafür erkennen lässt, dass ihnen an einem verständnisvolleren Verhältnis gelegen wäre. Luisa Francia ist Deutsche und hat, laut Klappentext, bereits „mehr als zwanzig Bücher veröffentlicht, von denen einige Bestseller wurden”. Wer ihrer Einladung folgt und ihre Internetseite besucht, erfährt aus Francias Selbstdarstellung zudem: „ich wusste schon mit sechs jahren, dass ich schreiben wollte. mit worten spielen.”
Speziell mit den Verben treibt sie ein grausames Spiel: Da werden „Menschen in die Psychiatrie verfrachtet”, und dort „auf Normalität getrimmt”. Bloß weil sie „im Meer der Geistwesen und Energien surfen” wollten. Surfen mag die bekennende „borderline-Persönlichkeit” besonders gern, durch Zeit und Raum: „Aus dem Zeitalter des ,Aberglaubens‘ wurde die ,Aufklärung‘ herauszentrifugiert.” Heraus kam böser „Satanismus”, und: „Die Geschichte der Menschheit ist voll von Beispielen, wo das hinführt. Vom römischen Herrscher Nero, über Hitler zum afrikanischen Bokassa.”
Damit sind ihre Allgemeinbildungsreserven erschöpft, doch geflügelte Worte fallen Francia selbst zu ihrem Spezialthema gerade mal vier ein: „Von allen guten Geistern verlassen. Der gute Geist des Hauses. Es spukt. Es liegt was in der Luft.” Mehr sind nicht in ihren „Sprachschatz eingegangen”. Kulturpessimismus ist die Folge: „Vielleicht sind sprachlose Kulturen wie die der Delfine, der Silberfischlein, der Farne und der Kakerlaken der menschlichen weit überlegen.'
Wer weiß? „Wir können‘s ja nicht wissen, weil wir nicht im Stande sind, deren Kommunikation zu verstehen, während sie uns ganz gut zu verstehen scheinen.” So weit der kühnste Gedanke in diesem ansonsten weitgehend gedankenlosen Buch, das sich den „praktischen Umgang mit allem, was man nicht gleich versteht” erfreulich leicht macht.
Den Geistern ganz egal
„Heiterkeit” ist „der einzig wahre Zugang” zur Geisterwelt. Zur Kontaktaufnahme muss man sie nur ganz „konzentriert anpeilen in vollkommener Heiterkeit”, und schon erscheint der anspruchslose Haufen. „Geister sind ja weder gut noch böse.” Und Spaßbremsen sind sie schon gar nicht! „Wo gelacht wird, lachen die Geister mit.” Worüber ist ihnen egal. Als uralte Praktiker passen sie sich der jeweiligen Gesellschaft an: „Schlechte Stimmung zieht gemeine Geister an, Freude zieht lustige Geister an.” Besonders an Feierabenden sind sie aktiv: „Sie tanzen, sie essen und trinken, sie verwirren den Verstand der Menschen.” Falls noch Reste vorhanden sind, denn der „so genannte Verstand” lässt sich auch mit Rasseln spielend vertreiben: „Rasselnd verabschiedet sich der Verstand”. Das Rasseln „holt die wilde Kraft ins Haus.” Und dann geht es richtig rund, denn die Geister teilen die Vorlieben ihrer Rasselbande: „Sie lieben Rauch, Klänge, Rhythmus, Lachen, Farben, Klangspiele.” Besonders wenn sie mit einem „Kultmörser für Hirse” oder einem „Ritualpaddel aus Neuguinea” erzeugt werden: „Diese Art von unkonventionellem Verhalten lieben Geister besonders.”
Dann schrecken sie vor nichts mehr zurück: „Wenn Frauen übermütig um Ritualfeuer tanzen, ihre Wünsche formulieren und singen und lachen” sind die Geister total „beGEISTert”. Luisa Francia erinnert sich: „Das gab ein lustiges Fest!”, auf dessen Höhepunkt „der Ritualkreis im kreischenden Gelächter kollabierte”. Ach, wer da mitbrechen könnte.
Doch das ist nicht jedem gegeben: „Auch die Geisterwelt tarnt sich.” So bleibt der Ungläubige nach bewährter Manier ausgeschlossen von jeder „Art Geistersmalltalk”: „Wer nicht sehen, nicht fühlen kann, sieht eben nichts” – selber Schuld!
Auch in ihrer Argumentation bedient sich Luisa Francia der Däniken- Methode. Eine Art Mischtechnik aus sprunghaften Assoziationen, scheinhaften Analogien, unhaltbaren Unterstellungen, schamlosem namedropping und angeblich selbsterlebten Anekdoten, die immer auf die eine Pointe hinauslaufen: „geschieht Wundervolles”, erfährt die Autorin „später”, dass dort schon seit Urzeiten Wundervolles geschehen ist. Das ist dann der Beweis. Nomen wird Omen: „Die Geister der Erde reiten die AutofahrerInnen.” Was brauchen die AutofahrerInnnen: „sprit für die spirits.” Und wer tankt sie auf? Die von DEA. Und: „Natürlich weiß kaum jemand, dass Dea auf Italienisch Göttin heißt.”
Däniken ist unterhaltsamer, da er sein Faktenwissen erfindungsreich einer fixen Idee unterordnet, während Francia nur vage Vorstellungen und widersprüchliche Beispiele zu bieten hat.
Ihr Buch beginnt mit dem Vorsatz: „Wenn wir uns mit Geistern beschäftigen, müssen wir anfangen, uns Fragen zu stellen.” „Geister – gibt‘s die?” fragt schon die Überschrift des zweiten Kapitels. Wenn diese Frage am Ende wiederholt wird: „Gibt es also Geister?”, ist jeder berechtigte Zweifel mit dem Zauberwort „natürlich” längst vom Tisch gewischt: „Geister gibt es natürlich immer.” Wozu, bleibt unklar. „Genauso gut kann man fragen: Gibt es Bäcker?”
Wenn Sie mich fragen: Gibt es so ein doofes Buch? Kann ich nur antworten: Ja, leider.
BERND EILERT
LUISA FRANCIA: Wohnungen der Geister. Vom praktischen Umgang mit allem, was man nicht versteht. Nymphenburger Verlag, München 2002. 200 Seiten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2002

Ein Jenseits im Nahbereich
Zum Glück sind Geister ewig: Luisa Francia trotzt den Entzauberern

Wodurch kam Hochkultur so richtig hoch? Kaum hatten aufkeimende religiöse Systeme, um zu wachsen, sich an den hellsten Köpfen ihrer Epoche hochgeschaukelt (Hieronymus, Thomas von Aquin, Luther), wurden ebenso helle Köpfe wach als Ketzer und Wertezertrümmerer (Cartesius, Kant, Nietzsche) und schaukelten sich rauf an der Widerlegung all der hochgezogenen Theoreme und Termini, bis Religion bloß noch von Normalos (Papst, Bischöfe, Küng) und deren Verehrern weitergewalzt wurde.

Buddha beseitigte beides in einem Aufwasch: Götter wie Dämonen, alles eine Bagage. Bischof Irenäus von Lyon sägte gnostische Hirngespinste ab; Diogenes von Apollonia sprach den Pflanzen das Denken ab; Wang Tschung (27 bis 97 nach Christus) nannte die Lehren von Yin, Yang und Dao "leeres Geschwätz". Doch jederzeit wuchs das spirituelle Unkraut sofort wieder nach, problemlos, so rationalistisch es auch immer wieder eins drauf bekam: Kaum wurde Erzgeisterseher Emanuel Swedenborg in enge Grenzen verwiesen von Alleszermalmer Immanuel Kant, um alsbald, reinkarniert in Dr. Rudolf Steiner, einen neuen Anlauf zu starten, reinkarnierte Kant in Adorno, um erneut allem visionären Wildwuchs extrem unspendable "Thesen gegen den Okkultismus" entgegenzuwuchten - ein ewiges Gezerre und Possenspiel, das zum Glück nicht aufhört. Sondern sich verlängert.

Diesmal in der bayerischen Geisterseherin oder besser: Geisterfühlerin Luisa Francia. Die die Frage aller Stehaufweiblein und Stehaufmännchen "Gibt es Geister und Geistinnen?" angenehm tückisch beantwortet, nämlich mit Buddha: Die desolat geisterlose Realität der Realisten sei doch ebenfalls nur Blendwerk. Wodurch Mensch und Geist optimal auf einer Ebene landen, alles eine Bagage. Übrigens auf einer Seins-Ebene. Unangekränkelt von Allan Kardecs "Le Livre des Esprits", 1857, Arthur Schopenhauers "Versuch über das Geistersehen", Kants Subjekt-Objekt-Relation oder C. G. Jungs Begriff "psychischer Realitäten", dafür aber nicht diesseits jeder Geisterwelt.

Neben Kants Hirngespenster- und "Focus imaginarius"-Theorie sieht jede, die heute, unbeleckt wie am ersten Tag, den Finger zu abgehakten Themata hebt, unvermeidlich flachschürferisch bis esprit-los aus, um nicht zu sagen: von irgendwelchen Geistern verlassen, schier geistesschwach. Andererseits sehen neben einer quirlig schillernden, kreativen, viel rumgekommenen, sensitiven Neo-Hexe wie Luisa Francia die landesüblichen Normalos, Ungeister, Wirtschaftsprüfer, Skeptiker und Agnostiker arg monophon, unbegeisterbar und blaß aus, um nicht zu sagen: lemurenbleich.

Geistigkeit und Geisterglaube hören bis dato nicht auf, sich feindlich auszuschließen. Jeder Geistesstufe ihr Offenbarungs-Modul: Hegel machte es nicht unter dem Weltgeist. Shri Aurobindo kam erst mit der Seins-Ebene des Supramentalen auf seine Kosten. Luisa Francia, statt wahnwitzig wie Swedenborg und Steiner in coelestischen Arkana zu versinken, in unsagbar überbelichteten, wenn auch menschenförmigen Engels-Universen, nippt bloß sympathetisch bis touristisch mit auf die Stirn geschobener Sonnenbrille und blütenweißer Sommerhose am Ensemble ihrer putzig hausbackenen Entitäten, alles im Nahbereich. Geistesgeschichtlich gleich weit entfernt vom Sanctus spiritus abgehalfterter Geistlichkeit wie von Schloßgespenst und von Geisterjäger John Sinclair gejagtem Trivial-Vampir, läßt sie sich am ehesten lokalisieren bei paracelsisch-anthroposophischen Elementargeistern, nicht gänzlich kontaktscheuen Hauskobolden, die man wie Meerschweinchen und andere Tamagotchis auf Augenhöhe halten und mit Opfergaben, Teelichtern und Katzenfutter versöhnen kann.

Was den Vorteil hat, nicht als geisteskrank zu gelten und alle Geister per Neuroleptikum weggenommen zu kriegen. Allenfalls fällt sie braven Mitbürgern, sobald sie an der B 12, einer schlafenden Drachin, Euromünzen opfert, als Spinnerin auf, die Wacholderschnaps ausgießt, um Unfallgeister günstig zu stimmen. Wenn Börsenspekulanten erst Gewinne machen, dann abstürzen, diagnostiziert Luisa eine Geisterrutschbahn. Geld ist eine beliebte Aufenthaltssubstanz für Geistwesen, und Flüche sind ein ideales Reisemittel. Alles a very big family! Immerhin kam sogar der 11. September durch Geistereinfluß zustande.

Während sich geistesgeschichtlich Zentralheizung und Hausgeist zunächst ausschlossen und das Wimmelbild insektoid, omnipräsent, infektiös flutender Sylphen, Dryaden, Gnome, für die Paracelsus kein Mikroskop brauchte, dem Wimmelbild ebenfalls ganz unsichtbarer, trotzdem vorhandener Mikroben und Viren Platz machen mußte, schließen sich bei Luisa Francia High-Tech und Animismus sowenig aus wie im Islam B-Waffen und Allah. Obwohl Gott von anderen Haushaltsmaschinen abgelöst wurde, von Elektrizität, Mammon, Symphonik, Esoterik, Atombombe, gibt es ihn immer noch. Die Wiederkehr der Bisons, Kräuterweiblein, Zauberinnen, aber gern doch, aber immer doch - wo aber bleibt die Wiederkehr so seltener Dinosaurier wie Adorno und Kant? Argumente wie Hirnchemie, die ein neuer kantförmiger Geisteraustreiber auftischen würde, entschärft sie gern vornweg.

Als Luisa Francia auf einer Buchmesse aus einem Zehn-Mark-Schein ein Ritualfeuerchen machte, ging ein Entrüstungsaufschrei durchs Publikum, was nicht fürs Publikum spricht - wann würde ein wiederkehrender Adorno oder Kant je fünf Euro anzünden?! Was also würde die Wiederkehr hochmütiger Aufklärer nützen, wenn ihnen, neben der visionären Saite, auch noch Humor fehlte und der dunkle Drang, sich zutraulich in Geisterhängematten und Teppiche aus Schmusegeistern einzurollen?

Nichts gegen hochtrabende spekulative Reflexionen, aber wie eng und unekstatisch muß eine Psyche gebaut sein, die sich begnügt, immer auf Mitmenschen herabzusehn und alles runterzuargumentieren. Dann lieber Benzin als Blut der Erdgöttin betrachten und ständig pro Türklinke mit jedem Ärmel hängenbleiben. Zumal irgendein Lehnstuhlphilosoph neulich in der Zeitung den doch arg atavistischen Animismus als die humanste und unzerstörbarste aller Religionen feierte. Und zumal von Luisa Francia, der ausgeflippten Mutter einer normalen Tochter, x-mal sympathischer als Starhawk oder Ulla von Bernus, auch x Buchtitel im Frauenoffensive Verlag und in Werner Piepers MedieneXperimenten laufen: bunte Reiseberichte aus Afrika, Tibet, Tanger, Warten auf blaue Wunder, Fiebervisionen, Narrengold, ulkige Einstiegshilfen für Uneingeweihte, Kapiteltitel wie "Blasphemie ist machbar, Frau Nachbar".

Wieso aber wuchsen die Geister, wenn sie mit PC-Viren herumscherzen, technisch voll mit, lassen sich aber weiterhin bevorzugt von neolithischen Schamanen-Rasseln locken? Und wieso findet sich nirgendwo eine Hexe ohne Infektion durch Eso-, Emanzen- und Psycho-Jargon, während umgekehrt die Geister sich von anthropomorpher Sichtweise offenbar nie emanzipieren können/wollen? Können Geister wenigstens, falls Gott tot wäre, irgendwie überleben? Gott ersetzen? Und wenn alle Sympathisantinnen plötzlich nicht nur Privatillusionen päppelten, sondern ein echter Geist erschiene, würden sie da wie ein Papst vor Schreck in die Hose machen, sobald Gott mal tatsächlich zu ihm spräche? Da sind noch Fragen offengeblieben.

ULRICH HOLBEIN

Luisa Francia: "Wohnungen der Geister". Vom praktischen Umgang mit allem, was man nicht gleich versteht. Nymphenburger Verlag, München 2002. 190 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wo sonst Schöngeister parlieren, weht plötzlich ein ganz anderer Geist, verbreitet von der umtriebigen "Neo-Hexe" Luisa Francia, deren Buch über die "Wohnungen der Geister" von Ulrich Holbein mit amüsiert-distanzierter Geste gewürdigt wird, nicht ohne - noblesse oblige - mit einer ganzen Wagenladung hochgeistiger Sentenzen und Formulierungen beim Leser für entsprechende geistige Unruhe gesorgt zu haben. Im Text spukt es nämlich nur so vor Buddhas, Kants, Adornos und anderen Geistesphilosophen und Geisteraustreibern. Aber es ist eben so, stellt Holbein irgendwo schadenfroh inmitten dieses Namedroppings fest, dass das "spirituelle Unkraut" jederzeit wieder nachwuchs, "so rationalistisch es auch immer wieder eins drauf bekam". Luisa Francia scheint zu den bodenständigeren Geisterseherinnen "oder besser: Geistesfühlerinnen" zu gehören, von Holbein bei den "paracelsisch-anthroposophischen Elementargeistern" angesiedelt, solche, die man mit Opfergaben versöhnen kann und die in Augenhöhe mit uns Normalos stünden. Das birgt für die Autorin den Vorteil, frotzelt Holbein, wenigstens nicht als geisteskrank zu gelten. Warum aber, fragt er empört, gibt es keine Hexe, die nicht vom "Emanzen-, Psycho- oder Esojargon infiziert" wäre?

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