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»Börse der Kunst« oder »Casino« - so nannten Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts das Auktionshaus Hôtel Drouot. An diesem Ort vereinten die Pariser Auktionatoren ab 1852 ihre Versteigerungen und veränderten damit den französischen Kunstmarkt maßgeblich. Lukas Fuchsgruber führt hinter die Kulissen des Spektakels der Auktion und zeigt die Bedeutung von Versteigerungen für die damalige Pariser Kunstwelt. Ausgehend von den ökonomischen und rechtlichen Besonderheiten des Auktionswesens in Frankreich einerseits und ihren Wechselbeziehungen zur französischen Kunstgeschichte andererseits beleuchtet die…mehr

Produktbeschreibung
»Börse der Kunst« oder »Casino« - so nannten Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts das Auktionshaus Hôtel Drouot. An diesem Ort vereinten die Pariser Auktionatoren ab 1852 ihre Versteigerungen und veränderten damit den französischen Kunstmarkt maßgeblich. Lukas Fuchsgruber führt hinter die Kulissen des Spektakels der Auktion und zeigt die Bedeutung von Versteigerungen für die damalige Pariser Kunstwelt. Ausgehend von den ökonomischen und rechtlichen Besonderheiten des Auktionswesens in Frankreich einerseits und ihren Wechselbeziehungen zur französischen Kunstgeschichte andererseits beleuchtet die Arbeit das Verhältnis des Hôtel Drouot zu Künstlern und Kunsthändlern seiner Zeit sowie seine Rezeption in der Kunstkritik. Archivquellen, historische Literatur und zahlreiche Illustrationen führen so durch die Räume des Auktionshauses und beleuchten eine Schlüsselzeit der Entwicklung des französischen Kunstmarktes. Indem sie den Fokus auf das Auktionshaus als einen der zentralen Orte der Kunst legt, eröffnet die Studie neue Perspektiven auf die Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts.

Autorenporträt
Fuchsgruber, LukasLukas Fuchsgruber ist Kunsthistoriker und lebt in Berlin. 2012 absolvierte er an der Technischen Universität Berlin den Master in Kunstgeschichte mit einer Abschlussarbeit zu Otto Mündler, 2018 verteidigte er seine Doktorarbeit zur Gründung des Auktionshauses Hôtel Drouot, betreut von Prof. Bénédicte Savoy. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und an der TU Berlin, Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und Mitglied des Deutsch-Französischen Doktorandenkollegs Unterschiede Denken. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf ökonomischen Aspekten der Kunstgeschichte. Er publizierte zu Künstlerreisen zwischen Deutschland und Frankreich, zum Auktionshandel in Paris und Berlin, zu Fotoarchiven und Kunstfälschungen, sowie zu Kunst im städtischen und im digitalen Raum.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit großem Interesse hat Rezensentin Bettina Wohlfarth diese Studie des Kunsthistorikers Lukas Fuchsgruber über das Hotel Drouot und den Pariser Kunstmarkt im 19. Jahrhundert gelesen. Aus zugleich kunsthistorischer und ökonomischer Perspektive war das Thema bisher noch nicht behandelt worden, erklärt die Kritikerin, die hier von der Gründung und Hochphase des großen Pariser Versteigerungshauses liest, aber auch viel über die Entstehung des spekulativen Kunstmarktes erfährt. Insbesondere Fuchsgrubers Analyse zu den aufkommenden Künstlerauktionen, an denen unter anderem Camille Corot oder Theodore Rousseau teilnahmen und die oft den Marktwert eines Künstlers bestimmten, verdankt die Rezensentin neue Erkenntnisse. Die Vielzahl an Abbildungen vermittelt Wohlfarth zudem einen lebendigen Eindruck der Auktionen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2021

Zum Ersten, zum Zweiten und - zum Dritten!

Über einen Ort, der auf Rundgängen durch Paris nicht fehlen sollte: Lukas Fuchsgruber erforscht die Geschichte des Auktionshauses Hôtel Drouot.

Während die künstlerische Bildungsreise, die Grand Tour, noch bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein vornehmlich an die antiken Stätten Italiens führte, entwickelte sich Paris zu einem Zentrum des westlichen Kunstmarktes. Neben einflussreichen Akademien, Kunstsalons und Händlern auf der einen Seite und finanzkräftigen Auftraggebern, passionierten Sammlern und musealen Institutionen auf der anderen, die zusammen das Entstehen, dann das Zirkulieren von Kunst begünstigten, kam Auktionen dabei immer größere Bedeutung zu. In Frankreich hatte allein der Huissier, der Gerichtsvollzieher oder Büttel, das Recht, Versteigerungen abzuhalten. Im achtzehnten Jahrhundert entdeckten die Kunsthändler die Vorteile von Auktionen. Sie mieteten zunächst Säle an und zogen einen Huissier als offizielle juristische Aufsicht hinzu, um Kunstwerken durch die Inszenierung des Ausstellens, Taxierens, Bietens und schließlich Zuschlagens einen neuen, nun öffentlichen Marktplatz zu bieten.

Das Pariser Versteigerungshaus Hôtel Drouot, noch heute ein Zusammenschluss von mehr als siebzig Auktionatoren, ist ein typisch französisches Phänomen. Es entstand aus einer Mischung aus Zentralisierung und Korporatismus, indem sich im neunzehnten Jahrhundert Kunsthändler mit der juristisch legitimierten Genossenschaft der Huissier-Auktionatoren assoziierten, um dann ab 1852 in einem eigens errichteten Gebäudekomplex an der Rue Drouot - mit seinen Ausstellungs- und Auktionssälen, Passagengängen und Entladehöfen - Expertise und öffentlichen Auktionsplatz unter einem Dach zu vereinen. Das Gebäude - 1976 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt - hatte zwei Etagen. Unten wurden Zwangs- und Nachlassversteigerungen abgehalten. Das obere Geschoss war den hochwertigeren und von einem vornehmeren Publikum besuchten Kunstauktionen vorbehalten.

Schon zur Entstehungszeit des Drouot war die Zahl der Auktionatoren auf achtzig festgelegt worden. Sie agierten im Tandem mit Händlern, die gleichzeitig als Experten auftraten. Der Kunstkritiker Philippe Burty, der zur damals blühenden Auktionshausliteratur einiges beigetragen hat, empfahl ausdrücklich den Besuch im anregenden Trubel des Hôtel Drouot: "Insgesamt lohnt es für den Fremden, für Auswärtige, die in Paris vorbeikommen, sich das Hôtel Drouot vorzunehmen, sei es auch nur zur Studie." Seine Empfehlung kann heute noch gelten.

Mit seinem Buch über das Hôtel Drouot und den Pariser Kunstmarkt im neunzehnten Jahrhundert erschließt Lukas Fuchsgruber ein Thema, das bislang noch nicht übergreifend als zugleich ökonomische und kunsthistorische Studie behandelt wurde. Am zentralisierten Drouot entstand ein spekulativer Kunstmarkt, mit seinen namhaften Auktionatoren, Händlerexperten, zeitgenössischen Kommentatoren und Kunstkritikern, auch mit neu aufkommenden Formaten wie der Künstlerauktion. Gerade diese Einzelauktionen, für die namhafte Künstler wie Camille Corot, Narcisse Díaz oder Théodore Rousseau eigens Werke produzierten, trugen zu Preissteigerungen bei. Der Marktwert eines Künstlers bildete sich in diesem Fall im öffentlichen Raum durch Bietergefechte, die durchaus auch von Strohmännern beziehungsweise den Händlern selbst angeheizt werden konnten.

Zum ersten Mal werden bei Fuchsgruber diese Künstlerauktionen als neu aufgekommenes Phänomen analysiert. Im zwanzigsten Jahrhundert gab es sie dann nur noch vereinzelt. So etwa die Auktion, die Marcel Duchamp 1926 für Werke von Francis Picabia organisierte. Im Jahr 2008 veranstaltete der britische Starkünstler und Marketingmeister Damien Hirst bei Sotheby's eine Versteigerung von 223 frisch produzierten Werken. Am Morgen des ersten Auktionstages, symbolische Koinzidenz, musste die amerikanische Bank Lehman Brothers Insolvenz beantragen - mit den bekannten Folgen. Damien Hirsts Versteigerung übertraf mit 140 Millionen Euro die Erwartungen.

Im Mittelpunkt des Buchs steht der Zusammenhang zwischen der steigenden Zahl von Auktionen nach deren Monopolisierung im Drouot und einem immer deutlicher spekulativen Kunstmarkt. Untrennbar damit verbunden ist das politisch-ökonomische Umfeld, in das sich diese Finanzialisierung des Kunstmarktes abspielte. Im Jahr der Gründung des Drouot, 1852, begann auch das wirtschaftlich liberal orientierte, politisch autoritäre Zweite Kaiserreich von Napoleon III., das durch die wachsende Industrialisierung von einem starken Aufschwung profitierte. Die Bereicherung des Bürgertums schürte wiederum das Interesse am Erwerb von Kunst. Kunstwerke wurden zu Spekulationsobjekten, das Hôtel Drouot, nahe am damaligen Finanzviertel, aber auch dem Kunstviertel um die Rue Laffitte gelegen, wurde als "Börse der Kunst" und "Eldorado der Spekulanten" bezeichnet.

Zahlreiche Abbildungen von Gemälden, Zeichnungen und Drucken geben einen guten Eindruck von der Stimmung in den Auktionssälen. Mit Honoré Daumier kommt eine ironisch-kritische Betrachtung des Auktionsgeschehens ins Spiel. Das Kapitel über Fälschungen ist besonders aufschlussreich und verweist auf den Zusammenhang zwischen spekulativem Markt und der Vermehrung von Formen der Fälschung und Marktmanipulationen. Dabei fehlt allenfalls der Ausblick auf den erst spät aufgeflogenen, aber bezeichnenden Korruptionsskandal, der im Jahr 2010 Lager- und Speditionsarbeiter des Hôtel Drouot vor Gericht brachte. Sie waren seit der Gründung des Auktionshauses als zunftartige Vereinigung organisiert und nutzten - ihrer geographischen Herkunft wegen "les Savoyards" genannt - ihr dynastisch vererbbares Monopol für systematischen Diebstahl mitten im Auktionshaus. Beim Spektakel der Auktion ist es sehr sinnvoll, genau hinter die Kulissen zu schauen.

BETTINA WOHLFARTH

Lukas Fuchsgruber: "Das Spektakel der Auktion". Die Gründung des Hôtel Drouot und die Entwicklung des Pariser Kunstmarkts im 19. Jahrhundert. Diaphanes Verlag, Zürich 2021. 226 S., Abb., br., 30,- [Euro].

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»Mit seinem Buch über das Hôtel Drouot und den Pariser Kunstmarkt im neunzehnten Jahrhundert erschließt Lukas Fuchsgruber ein Thema, das bislang noch nicht übergreifend als zugleich ökonomische und kunstgeschichtliche Studie behandelt wurde.« Bettina Wohlfahrt, FAZ