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Im Morgengrauen erreicht ein Zug die Kleinstadt Great Minden, wo an ebendiesem Tag ein großer Jahrmarkt stattfindet. Aber der Bankangestellte und Kriegsveteran Peplow, der sich auch unter den Passagieren befindet, ist nicht hier, um mitzufeiern: Der Mann, dem er die Schuld am Tod seines Sohnes gibt, ist in der Stadt - und Peplow will Rache. In Great Minden trifft Peplow alte Bekannte und hat neue Begegnungen. Wir begleiten ihn auf seinem Weg durch die Stadt, und nach und nach offenbart sich das Bild eines Ortes, der tief von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs gezeichnet ist. Die Menschen,…mehr

Produktbeschreibung
Im Morgengrauen erreicht ein Zug die Kleinstadt Great Minden, wo an ebendiesem Tag ein großer Jahrmarkt stattfindet. Aber der Bankangestellte und Kriegsveteran Peplow, der sich auch unter den Passagieren befindet, ist nicht hier, um mitzufeiern: Der Mann, dem er die Schuld am Tod seines Sohnes gibt, ist in der Stadt - und Peplow will Rache.
In Great Minden trifft Peplow alte Bekannte und hat neue Begegnungen. Wir begleiten ihn auf seinem Weg durch die Stadt, und nach und nach offenbart sich das Bild eines Ortes, der tief von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs gezeichnet ist. Die Menschen, die in Great Minden leben, leiden alle auf ihre Weise an der Welt - und doch findet Peplow hier im Angesicht seiner persönlichen Katastrophe neue Hoffnung.
In seinem Debütroman zeichnet J. L. Carr ein Porträt des ländlichen Großbritannien und richtet den Blick auf eine Gruppe von Menschen, die nach Erlösung suchen. Er lässt die Erzählbewegung zwischen den Figuren dieser Stadt pendeln und verdichtet die einzelnen Stränge zu einem Roman von unvergleichlicher Intensität, der sich seinen Witz bewahrt, auch und gerade wenn er von menschlichen Abgründen erzählt.
Autorenporträt
Monika Köpfer war viele Jahre als Lektorin tätig und übersetzt heute aus dem Englischen, Italienischen und Französischen. Zu den von ihr übersetzten Autoren zählen u. a. J. L. Carr, Mohsin Hamid, Milena Agus, Fabio Stassi, Richard C. Morais, Theresa Révay und Naomi J. Williams.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.05.2018

Ein Friedhof geht
in Flammen auf
Vater will Rache: J. L. Carrs „Ein Tag im Sommer“
Die Romane von J. L. Carr haben immer etwas von einer Expedition in unbekanntes Territorium an sich: Ein Mann kommt in den Norden, und dieser Norden gleicht einer weit entfernten Provinz, vom Rest des Landes wie durch eine unsichtbare Grenze getrennt. Niemals fällt der Name London, und wenn von der Welt außerhalb dieses selbst nicht unbedingt lieblichen Landstrichs die Rede ist, dann ist es die Welt die Krieges.
In Carrs „Ein Tag im Sommer“ trägt der fiktive Ort der Handlung sogar den Namen einer Stadt in Westfalen, die einst Schauplatz einer großen Schlacht war: Great Minden. Und der Mann, der in diese Stadt kommt, war ebenfalls, wie schon der Protagonist von Carrs erfolgreichstem Roman „Ein Monat auf dem Land“, im Krieg. Überhaupt zeigt der 1994 gestorbene Autor in seinen Werken wie wenige andere englische Schriftsteller, welch tiefe Wunden der Krieg auch bei der Siegermacht hinterlassen hat.
Und wie schon die Männer in „Ein Monat auf dem Land“ und dem zuletzt übersetzten „Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten“, trägt auch der Held von „Ein Tag im Sommer“, Peplow sein Name, eine innere Verletzung mit sich herum, allerdings keine, die vom Krieg herrührt, sondern vom Straßenverkehr. Ein Jahr vor Beginn der Handlung hat ein betrunkener Lastwagenfahrer mit seinem Gefährt Peplows zehnjährigen Sohn erfasst und getötet. Peplow ist nun nach Great Minden gekommen, weil er erfahren hat, dass dieser vom Gericht freigesprochene Lastwagenfahrer, ein Schausteller, sich hier aufhält. Es ist nämlich Kirchweihtag in Great Minden, und so kann Peplow immer behaupten, er sei mehr oder weniger wegen der Kirchweih hier, auch wenn er nicht zum Feiern gekommen ist, sondern um einen der Schausteller zu erschießen.
Wie in all seinen Romanen geht es Carr um zweierlei: Um ein individuelles Schicksal, einen Menschen, der in irgendeiner Weise Schaden genommen hat, auf der anderen Seite aber geht es ihm auch um das Land im Gegensatz zur Stadt, die heilende Kraft, die ein provinzieller Ort wie Great Minden offenbar entfalten kann.
Carr selbst lebte in Yorkshire, und so unvergesslich die Beschreibung der alles durchdringenden nordenglischen Nässe und der endlosen Rübenfelder etwa in seinem Fußball-Roman ist, so eindeutig hat er die Gegend und ihre Menschen doch ins Herz geschlossen, auch wenn sie selbst Great Minden als ein wenig lächerlich empfinden: „Machen Sie Witze? Ich? Hier aufgewachsen? Nein, ich wohne hier nur vorübergehend. Ich stamme aus einer richtigen Stadt. Aus Castleford! Dort gibt es zwei Flüsse, die Aire und den Calder, und Kanäle haben wir auch. Leute, die schon mal auf dem Kontinent waren, sagen, es ist ein bisschen wie Venedig, nur dass es kühler und weniger schmutzig ist. Der Ort ist bekannt für die Herstellung von Flaschen und Medikamenten“, informiert eine zufällige Straßenbekanntschaft den auf Rache sinnenden Vater. Zufällig leben auch zwei von Peplows ehemaligen Kriegskameraden in Great Minden, der eine liegt im Sterben, der andere sitzt ohne Beine im Rollstuhl und beobachtet vom Fenster aus das Geschehen in der Stadt mit einem Fernglas.
Wie mit dem Fernglas schweift auch Carrs Erzählerstimme über Great Minden, und dem Leser bietet sich ein Panorama dar, in dem nur hin und wieder der traurige Held mit seiner Pistole auftaucht. Man lernt den Lehrer Croser kennen, der von der Rektorin der örtlichen Schule schikaniert wird, wo es nur geht. Allerdings ist Croser auch nie ganz bei der Sache, weil gleich zwei Frauen seinen Körper und seinen Geist mit Beschlag belegen, die heiratsfreudige Friseuse Effi und die liebestolle Frau des Pfarrers. Und wie der Lehrer, laufen auch die Schüler durchs Bild, der arme Thickness, dessen Mutter sich mit besagtem Schausteller aus dem Staub machen und ihr Kind beim nichtsnutzigen Ehemann lassen möchte. Oder der kleine Nick, der seine Mutter nicht kennt und dessen Soldatenvater gerade stirbt.
Kammerspielartig verschränkt Carr all diese Geschichten, und passt auch auf der Handlungsebene am Ende alles etwas zu gut zusammen, mag das Bild der Kleinstadt, wie es hier gezeichnet wird, ein wenig (schauer)märchenhaft wirken, so gelingen Carr doch wie in seinen bislang übersetzten Romane, überzeugende Charakterschilderungen. Und wenn am Ende das Böse und das Gute aufeinandertreffen und ein ganzer Friedhof in Flammen aufgeht, dann umweht Great Minden gar, auch wenn Nordengland jede Art von Glamour abgeht, ein Hauch von Hollywood.
TOBIAS LEHMKUHL
„Ich? Hier aufgewachsen?
Nein, ich wohne
hier nur vorübergehend.“
J. L. Carr: Ein Tag im
Sommer. Übersetzt von Monika Köpfer. DuMont Verlag, Köln 2018. 304 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In "Ein Tag im Sommer" wendet sich J. L. Carrs Erzähler einer fiktiven Kleinstadt im Norden Englands zu, die so weit abseits liegt, dass der Rest der Welt wie abgeschnitten scheint, eine Insel im Nichts, erklärt Rezensent Tobias Lehmkuhl. Über dieser Stadt schwebe der Blick des Erzählers und nehme wie durch ein Fernglas mal den einen, mal den anderen Bewohner aufs Korn, kehre aber immer wieder zurück zu einem Mann, den der Wunsch nach Rache nach Great Minden getrieben habe. Seine traurige Geschichte bildet den Hauptstrang in Carrs Erzählung, erzählt Lehmkuhl. "Kammerspielartig" verwebt Carr die einzelnen Erzählstränge zu einem Land-Panorama, in dem sich am Ende vielleicht alles ein wenig zu "(schauer-) märchenhaft" ausschaut, überlegt der abwägende Rezensent. Der Authentizität der Figuren kann das jedoch glücklicherweise nichts nehmen, versichert er.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Wenn am Ende das Böse und das Gute aufeinandertreffen [...], dann umweht Great Minden gar [...] ein Hauch von Hollywood.«
Tobias Lehmkuhl, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

»Carr hat einen ganz leisen trockenen Humor, so einen Biss in der Sprache.«
Annemarie Stoltenberg, NDR KULTUR

»Man wünschte, 'Ein Tag im Sommer' [...] würde nie enden.«
Britta Heidemann, WAZ

»Die perfekte Sommerlektüre [...], J.L. Carr hat wirklich diesen trockenen britischen Humor. Der Roman ist sarkastisch, witzig und ironisch.«
Ariane Wick, HR2 KULTUR

»[...] stilistisch grandios erzählt und von Monika Köpfer kongenial übersetzt. Das macht Spaß, ist spannend, und es erschüttert. Ohne, dass es in jeder Zeile behauptet, welche zu sein, ist das ganz, ganz große Kunst.
Jürgen Deppe, NDR KULTUR

»Dramaturgisch ambitioniert baut der Roman einen Spannung auf, die er bis zum überraschenden Ende hält.«
Anja Dürrmeier, BR DIWAN

»Alles verwickelt sich dann aufs Ergötzlichste und schrecklich Peinliche, und unmerklich entwickelt es sich zu etwas, was man am Ende, fast ehrfürchtig, als literarisches Meisterwerk bezeichnen muss.«
Walter Klier, WIENER ZEITUNG

»In seinem Debütroman zeichnet J. L. Carr ein Porträt des ländlichen Großbritanniens und richtet den Blick auf Menschen, die nach Erlösung suchen.«
Jürgen Schnackertz, KÖLNER ILLUSTRIERTE

»Die Spannung steigert sich von Akt zu Akt, um in einem grandiosen nächtlichen Finale ihren Höhepunkt zu erreichen.«
Petra Pluwatsch, KÖLNER STADT-ANZEIGER MAGAZIN

»Der britische Autor beschreibt in diesem 1963 erschienenen Debütroman liebevoll und scharfsinnig eine ganze Dorfgemeinschaft.«
Heiko Buhr, LEBENSART IM NORDEN

»Ein wunderbarer kleiner Roman - und grosse Kunst.«
Heinz Storrer, SCHWEIZER FAMILIE

»Carrs liebevolle, mit Süffisanz angereicherte Geschichten, die einen kritischen, aber auch hoffnungsvollen Blick auf die englische Gesellschaft in schwierigen Zeiten nach den Weltkriegen oder Wirtschaftskrisen werfen, begeistern auch Jahrzehnte nach Veröffentlichung des Originals.«
Oke Simons, EKZ

»Gut, dass 'Ein Tag im Sommer' jetzt auf Deutsch erhältlich ist, denn schon in seinem Debütroman sieht J.L. Carr auf seine besondere Art tief hinein in die Seelen seiner Protagonisten. Mich hat dieser schicksalhafte Tagesausflug in die Kleinstadt jedenfalls sehr gefesselt.«
Marcus Kufner, BUECHERKAFFEE.DE

»Eine nostalgische Entschleunigungslektüre«
Marius Müller, BUCH-HALTUNG.COM
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