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IG. Farbenindustrie AG. Die IG. Farben war einer der wichtigsten Konzerne Europas im Bereich der chemischen Industrie mit weltweiter Bedeutung. Ohne die IG. Farben ist die Historie der Bayer AG., Höchst AG., BASF AG. nicht zu verstehen. Die zentralen Fragen lauten: Wie begegnet ein Großkonzern politischen Herausforderungen? Wie reagiert eine Aktiengesellschaft auf Strukturen einer Diktatur? Anpassung oder Widerstand? Welche Werte spielen eine Rolle? Der IG. Farben wurden zahllose Vorwürfe entgegengehalten: Giftgas, Fabriken in Auschwitz, Rüstung für Hitlers Krieg, Verbindung zum Holocaust. Das…mehr

Produktbeschreibung
IG. Farbenindustrie AG. Die IG. Farben war einer der wichtigsten Konzerne Europas im Bereich der chemischen Industrie mit weltweiter Bedeutung. Ohne die IG. Farben ist die Historie der Bayer AG., Höchst AG., BASF AG. nicht zu verstehen. Die zentralen Fragen lauten: Wie begegnet ein Großkonzern politischen Herausforderungen? Wie reagiert eine Aktiengesellschaft auf Strukturen einer Diktatur? Anpassung oder Widerstand? Welche Werte spielen eine Rolle? Der IG. Farben wurden zahllose Vorwürfe entgegengehalten: Giftgas, Fabriken in Auschwitz, Rüstung für Hitlers Krieg, Verbindung zum Holocaust. Das vorliegende Buch untersucht ausführlich die Strukturen des Dritten Reichs und der IG. anhand der Analyse von tausenden Akten und Unterlagen.
Autorenporträt
Dr. phil., Dr. rer. pol. Stefan Hörner beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Erforschung wirtschaftlicher und staatlicher Strukturen des Dritten Reichs und der Bundesrepublik Deutschland, bzw. der Europäischen Union. Nach wissenschaftlichen Projekten an den Universitäten Freiburg und Berlin (FU) erfolgen seit 2011 Arbeiten zur wissenschaftlichen Analyse der aktuellen Krise.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2012

Zusammengeschusterte Akten
Banales über die I.G. Farbenindustrie im "Dritten Reich"

Manche Bücher mit dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit stellen trotz wortreicher Ausführungen einen Erkenntnisrückschritt dar. Das hier vorzustellende Werk gehört zu dieser Spezies. Der Titel verspricht viel. Das Thema "Profit oder Moral", untersucht am Beispiel der IG Farben im "Dritten Reich", kann kaum jemanden unbeeindruckt lassen, der sich mit den Abgründen der Wirtschaft im "Tausendjährigen Reich" beschäftigt. Faktisch bot schon im Zweiten Weltkrieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit gerade die Chiffre "IG Farben" einen Fixpunkt, wenn es um die Verbindungen von Wirtschaftsmanagern zum nationalsozialistischen Regime ging.

Noch vor der deutschen Niederlage veröffentlichte der amerikanische Journalist Joseph Borkin erste Untersuchungen zur verhängnisvollen Industriepolitik der IG und legte später ein publicityträchtiges Werk über die "verhängnisvolle Allianz" vor. Seit den Nürnberger Prozessen, wo mehrere Manager des Unternehmens auf der Anklagebank saßen, hat das Thema ganze Kohorten von Historikern beschäftigt, zumal die amerikanischen Ermittler für die Nürnberger Anklage eine Fülle von Beweismaterial gesammelt hatten, das zur Urteilsfindung unabdingbar war und später als wissenschaftliche Fundgrube genutzt werden konnte. Eine der lesenswertesten Studien stammt von dem amerikanischen Historiker Peter Hayes, der sein Werk über "Industry and Ideology" bei der IG Farben im Jahr 1987 vorlegte. Seine differenzierten Bewertungen des Verhältnisses zwischen "Geschäft und Komplizenschaft" waren für zahlreiche weitere Bücher über die Handlungsspielräume von Unternehmern in der NS-Diktatur wegweisend und werden bis heute bei der schwierigen Beurteilung der Verantwortung der Wirtschaft herangezogen. Ein weiteres unverzichtbares Werk zur IG Farben stammt von Gottfried Plumpe und erschien 1990. Er zeigte anschaulich auf, in welchem Ausmaß die Verantwortlichen der IG ihr Handeln dem wirtschaftlichen System unterwarfen, dem sie sich zugehörig fühlten.

Stefan Hörner ignoriert diese Vorarbeiten fast vollständig. Er beruft sich darauf, etwa 80 000 Seiten Material durchgesehen und hiervon 35 000 Fotokopien angefertigt zu haben, womit ihm "mittlerweile ein eigenes Archiv zur Geschichte der IG Farben zur Verfügung" stehe. Das ist allerdings auch die Crux. Statt die "Aktenfunde" (von denen viele ohnehin schon bekannt sind) in einer sinnvollen Weise mit den bisherigen Ergebnissen der Forschung zu verbinden, unternimmt es der Autor, allein aus den Akten eine Neuinterpretation vorzunehmen. Dies endet in einem wissenschaftlichen Desaster. Um nur ein Beispiel zu nennen: Bei der Behandlung des "Keppler-Kreises" stützt sich Hörner auf Material aus dem Bayer-Archiv, das notgedrungen unvollständig ist. Dass zu diesem berüchtigten Netzwerk hoher Parteifunktionäre und Männern der Wirtschaft spätestens seit der grundlegenden Studie von Rainer Vogelsang aus dem Jahr 1972 differenzierte Erkenntnisse vorliegen, bleibt unberücksichtigt. So erklären sich auch zahlreiche Fehlbeurteilungen und Ungenauigkeiten bei der Analyse von Spenden für die Partei und Heinrich Himmler.

Das Ergebnis sind Banalitäten, die zum Teil bruchstückhaft aneinandergereiht sind und Wichtiges mit Nebensächlichem kombinieren, alles in einem lieblosen Stil zusammengeschustert, der die Lektüre zur Qual macht. Dass der Verlag ein Buch verlegt, das mit unzähligen Grammatik-, Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern versehen ist, wirft ein betrübliches Bild auf eine Verlagslandschaft, die zunehmend auf ein vernünftiges Lektorat verzichtet beziehungsweise diese Arbeit den Autoren selbst überlässt.

JOACHIM SCHOLTYSECK

Stefan Hörner: Profit oder Moral. Strukturen zwischen I.G. Farbenindustrie AG und Nationalsozialismus. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2012. 446 S., 49,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erkenntnisrückschritt in Buchform, das ist doch mal was. Allerdings kann der erboste Joachim Scholtyseck über solche Späße nicht lachen. Schließlich musste er Stefan Hörners Versuch einer Annäherung an die IG-Farben im "Dritten Reich" zu Ende lesen. Daraus ergibt sich für den Rezensenten weder eine Frage nach Hörners Material (großteils bekannt) noch nach dessen Arbeitsweise (ohne Berücksichtigung der reichlich vorhandenen durchaus sorgfältigen Forschung). Sehr wohl aber danach, was mit einer Verlagslandschaft los ist, die solche Bücher auf den Markt wirft. Weder einen Lektor noch einen stilistisch versierten und genau arbeitenden Autor, lässt Scholtyseck uns ungehalten wissen, hat dieses Buch je gesehen.

© Perlentaucher Medien GmbH