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Keine ausführliche Beschreibung für "Goethe-Bibliographie 1950 - 1990" verfügbar.

Produktbeschreibung
Keine ausführliche Beschreibung für "Goethe-Bibliographie 1950 - 1990" verfügbar.
Autorenporträt
Johann W. von Goethe, geb. am 28.8.1749 in Frankfurt a.M., gest. am 22.3.1832 in Weimar. Jurastudium in Leipzig und Strassburg. Lebenslanges Wirken in Weimar. Reisen zum Rhein, nach der Schweiz, Italien und Böhmen. Frühe Erfolge mit den Sturm und Drang-Stücken 'Götz' und 'Werther', Gedichte (herrliche Liebeslyrik), Epen, Dramen ('Faust', 'Tasso', 'Iphigenie' u. v. a.), Autobiographien. Zeichner und Universalgelehrter: Botanik, Morphologie, Mineralogie, Optik. Theaterleiter und Staatsmann. Freundschaft und Korrespondenz mit den grössten Dichtern, Denkern und Forschern seiner Zeit (Schiller, Humboldt, Schelling . . .). Goethe prägte den Begriff Weltliteratur, und er ist der erste und bis zum heutigen Tag herausragendste Deutsche, der zu ihren Vertretern gehört.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2000

Goethe, auf Millimeterpapier
Ohne jede Lücke: Eine Personalbibliographie vermißt den Dichter

Knapp 21 000 Goethe-Publikationen, rechnerisch also mehr als eine jeden Tag, sind weltweit zwischen 1950 und 1990 erschienen und in der weitgehend anhand der Bestände der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek in sorgfältiger Autopsie erstellten Bibliographie dokumentiert. Ein Siebtel dieser Titelmenge umfaßt Gesamt-, Teil- und Einzelausgaben einschließlich der Übersetzungen, den Löwenanteil macht die sogenannte Sekundärliteratur zu Leben, Werk und Wirkung des Dichters aus.

Das Unternehmen geht auf eine Anregung von Paul Raabe zurück, der diese Bibliographie als Anschluß an die letztmalig 1950 erfolgte Berichterstattung über die Goethe-Literatur in Goedekes "Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung" konzipiert und in Siegfried Seifert einen mit großer Sachkunde und Ausdauer begabten Bearbeiter gefunden hat. Systematik, Technik der Titelaufnahme, Erschließung durch ein Namen und Sachen zusammenführendes Register, auch der Blick auf die zahlreichen Filiationen von Nachauflagen, Wiederabdrucken oder Lizenzausgaben lassen überall die versierte Hand erkennen. Das Resultat ist gewichtig - leider auch in der äußeren Form, für die ein unhandliches Großformat gewählt worden ist.

Der Bearbeiter hat Vollständigkeit der Titelnachweise angestrebt, freilich mit der Einschränkung, daß Rezensionen nur verzeichnet werden, wenn sie "eine gründliche kritische Auseinandersetzung mit der jeweiligen Publikation" enthalten und Zeitungsbeiträge ganz ausgeschlossen bleiben (was ist, wenn sie gar unveröffentlichtes Quellenmaterial mitteilen?), während Schallplatten und Mikrofiches ebenso berücksichtigt sind wie die in der Berichtszeit zahlreich erschienenen Nachdrucke.

Wer in dieser Bibliographie nicht nur punktuell recherchiert, sondern in ihr zu "lesen" versucht, kann zu durchaus überraschenden Einsichten gelangen: In sechzig Sprachen - sie reichen im Alphabet vom Afrikaans bis zum Vietnamesischen - sind Goethe-Texte übersetzt worden, aber mehrbändige Ausgaben sind nur erschienen in: Italienisch, Japanisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbokroatisch und Spanisch. Keine größere Ausgabe also in Frankreich, keine in Amerika oder England, während doch die neueste und anspruchsvollste Goethe-Biographie von Nicholas Boyle aus Cambridge kommt. Gerade zu den Übersetzungen erführe man oft gern noch etwas mehr: Schade etwa, um nur dies eine Beispiel anzuführen, daß zu der großen italienischen Ausgabe der "Opere" im Verlag Sansoni die Inhalte der einzelnen Bände nicht mitgeteilt werden; bedauerlicher noch, daß nirgendwo vermerkt ist, daß die Herausgeberin Lavinia Mazzucchetti - in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts war sie eine der wichtigsten Vermittlerinnen deutscher Literatur in Italien überhaupt, nachdem sie die Faschisten ihres Mailänder Lehrstuhls enthoben hatten - bei ihren italienischen Versionen noch dem Modell der "belle infidèle" gefolgt ist, während erst die neueren Teilausgaben von Roberto Fertonani und Enrico Ganni im Verlag Mondadori auf Goethes Werke die transponierende Form der Übertragung angewandt haben, die dem Original so nahezukommen versucht, wie das die Sprache der Übersetzung gerade noch erlaubt. Dergleichen mitzuteilen freilich gehört zur hohen Kunst des bibliographischen Räsonnements, die neben der Kennerschaft auch den Mut zum kritischen Urteil voraussetzt.

Den aber kann man wohl billigerweise von einer auf möglichst vollständige Dokumentation angelegten Titelbibliographie nicht einfordern. Und doch liegt hier ein Problem. Denn mit der Dokumentation mag wohl dem spezialistischen Betrieb der Literaturwissenschaft zunächst Genüge getan sein, nicht jedoch auch ihrer öffentlichen Ausgabe. Die Bibliographie ist nicht der spektakuläre Teil einer Wissenschaft, sehr wohl aber eine ihrer Grundlagen. Sie verrät daher auch viel über den Zustand eines Faches. Vor bald fünfzig Jahren bereits hatte Hans Fromm es als den großen Sündenfall der Nachkriegsgermanistik bezeichnet, daß die Fachwissenschaftler ihre Bibliographie endgültig in die Hände der Bibliothekare gelegt hätten, während es früher gerade für die führenden Forscher vornehme Pflicht und Ehre zugleich gewesen sei, in den "Jahresberichten" der Berliner Akademie über die Neuerscheinungen zu berichten, und zwar mit klaren Wertungen.

Nimmt man mit solchen Gedanken im Kopf die neue Goethe-Bibliographie in die Hand, kommt man schnell zu der Einsicht, daß sie recht eigentlich die Vorarbeit für die noch ausstehende räsonierende Goethe-Bibliographie darstellt. Mehr und weniger zugleich müßte sie bieten: mehr Kommentar und Wertung, dafür sehr viel weniger Titel. Das Muster könnte die zweibändige, "von den Anfängen" bis 1964 reichende retrospektive Gesamtbibliographie zu Goethe abgeben, die unter Leitung von Hans Pyritz zwischen 1965 und 1968 erschienen ist. Weil seit der letzten auf Vollständigkeit angelegten Zusammenfassung im Goedeke von 1950 die Quantitäten explodiert sind, verlangt Wegleitung durch die Goethe-Literatur heute mehr denn je die sorgfältige Selektion nach Qualität.

Zu diesem Zweck könnte aus den von Seifert dokumentierten Massen vieles, sehr vieles wegfallen: Niemand braucht einen Hinweis auf acht Seiten zu Goethe in Franz Jungbauers "Kleiner Kunde der Interpretation" (1966) oder auf die 1969 vom Centre culturel allemand herausgegebene Broschüre "Collection Goethe". Nahezu systematisch aussondern könnte man die als Zeichen des Interesses willkommenen, vom Inhalt her meist jedoch unergiebigen japanischen Studien mit (oft nicht einmal sprachrichtigen) deutschen Zusammenfassungen in Zeitschriften wie "Doitsu bungaku". Großen Anteil an der erdrückenden Titelmenge bei Seifert haben die vielen sozialistischen Goethe-Publikationen, die als Zeichen der Moskauhörigkeit für die Beschäftigung mit Goethe nur Ballast darstellen.

Da ließe sich denn auch gleich die Crux beheben, daß die Sonne des Bibliographen über Gerechten und Ungerechten strahlt: Soviel Gewinn sich aus den Arbeiten Hildegard Emmels, einst Wolfgang Schadewaldts wichtigste Helferin in den Anfängen des "Goethe-Wörterbuchs", noch heute ziehen läßt, so wenig Interesse können die Veröffentlichungen ihrer einstigen Peiniger aus der DDR beanspruchen - nicht weil Gesinnung ein Kriterium für wissenschaftliche Leistung wäre, sondern weil verbohrte Ideologen selten einen Kopf haben. Was akademische Funktionäre wie Hans-Jürgen Geerdts, Helmut Holtzhauer und viele andere mehr über Goethe geschrieben haben, sind Quellen für Untersuchungen zur Geschichte der Germanistik in finsteren Zeiten. Noch wesentlich größere Courage - wer will sich schon gern die Chance zu einer Vortragseinladung verderben? - wäre vonnöten, wollte man die belanglosen Veröffentlichungen der nichtsozialistischen Germanistik im westlichen In- und Ausland wenigstens dadurch markieren, daß man sie aus der Bibliographie striche.

Ein letztes Beispiel: Thomas Manns Äußerungen über Goethe gehören natürlich als Zeugnisse der Wirkung in die Bibliographie, aber gilt dies auch für all ihre Übersetzungen? Es ist noch große Arbeit zu leisten. Aber die Voraussetzungen dafür bietet der von Seifert zusammengetragene Fundus allemal.

HANS-ALBRECHT KOCH

Siegfried Seifert: "Goethe-Bibliographie 1950-1990". Unter Mitarbeit von Rosel Gutsell und Hans-Jürgen Malles. Stiftung Weimarer Klassik. Bd. 1-3. K. G. Saur Verlag, München 2000. Zus. 1565 S., geb. 780,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hans-Albrecht Koch weiß sowohl Stärken als auch Schwächen an dieser Bibliografie zu diagnostizieren. So lobt er die Souveränität in technischer und systematischer Hinsicht, das Register und die Auflistungen von Nachauflagen u. ä.. Auch überraschende Erkenntnisse hat der Rezensent gewonnen, etwa die, dass es mehrbändige Ausgaben zwar beispielsweise in serbokroatischer Sprache gibt, in England, Frankreich oder den USA hingegen keine verfügbar sind. Bedauerlich findet Koch u. a., dass man nur wenig über die verschiedenen Herangehensweisen bei Übersetzungen erfährt oder dass Zeitungsbeiträge überhaupt nicht berücksichtigt wurden. Auf der anderen Seite sieht Koch zahlreiche Titel erwähnt, die seiner Ansicht nach für die Goethe-Forschung völlig unergiebig sind, wofür er auch einige Beispiele aufzählt. Insgesamt hätte sich Koch eine bessere Auswahl und weniger Titel gewünscht, dafür aber "mehr Kommentar und Wertung". Und so betrachtet er die vorliegende Arbeit eigentlich als "Vorarbeit für die noch ausstehende räsonierende Goethe-Bibliographie".

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