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Syrien im Jahr 2012: Der Bürgerkrieg wütet immer heftiger. Die Pazifistin Yasmin betreibt ein Untergrund-Krankenhaus zur Versorgung verwundeter Rebellen. Im Freedom Hospital kreuzen sich die unterschiedlichsten Lebenswege: Die französische Journalistin Sophie will einen Dokumentarfilm über den Konflikt drehen; Dr. Fawaz, ein Alawit, hilft aufständischen Verwundeten; Zahabiah, die Köchin des Krankenhauses, ist vor ihrer konservativ-sunnitischen Familie geflohen; Dr. Yazan steht den Muslimbrüdern nahe, und einer der Patienten entpuppt sich als Spion Assads. Hamid Sulaimans aufrüttelnde Graphic…mehr

Produktbeschreibung
Syrien im Jahr 2012: Der Bürgerkrieg wütet immer heftiger. Die Pazifistin Yasmin betreibt ein Untergrund-Krankenhaus zur Versorgung verwundeter Rebellen. Im Freedom Hospital kreuzen sich die unterschiedlichsten Lebenswege: Die französische Journalistin Sophie will einen Dokumentarfilm über den Konflikt drehen; Dr. Fawaz, ein Alawit, hilft aufständischen Verwundeten; Zahabiah, die Köchin des Krankenhauses, ist vor ihrer konservativ-sunnitischen Familie geflohen; Dr. Yazan steht den Muslimbrüdern nahe, und einer der Patienten entpuppt sich als Spion Assads. Hamid Sulaimans aufrüttelnde Graphic Novel mit ihren ausdrucksstarken Schwarzweißbildern spiegelt die komplexe und zerrissene syrische Gesellschaft wider.
Autorenporträt
Hamid Sulaiman, 1986 in Damaskus geboren, studierte Architektur und arbeitet als Maler und Illustrator. 2011 floh er aus Syrien, seitdem lebt er in Paris. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Freedom Hospital ist sein erstes Buch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.02.2017

Drei Wochen und 2386 Opfer später
In seiner Graphic Novel „Freedom Hospital“ zeigt Hamid Sulaiman ein Jahr des
Bürgerkriegs in seinem Heimatland Syrien. Eindrucksvoll skizziert er die verworrenen Frontlinien
VON ALEX RÜHLE
Die Explosion, die hier zu sehen ist, zerfetzt Häuser, die es nicht gibt, die Fliegerbomben detonieren in Houria, einer fiktiven Kleinstadt im Norden Syriens. Die anschließenden Youtube-Bilder aber gibt es, sie wurden nach einer „echten“ Bombardierung im syrischen Bürgerkrieg verbreitet. Der Text, den die Frau auf dem Video schreit, ist Wort für Wort exakt wiedergegeben – das Gesicht der Trauernden ist jedoch so stark abstrahiert, dass es eher einer Totenmaske gleicht als der Syrerin, deren kleine Tochter gerade von Assads Truppen getötet wurde.
Hamid Sulaiman wollte den Bürgerkrieg in seinem Heimatland möglichst genau und detailgetreu zeigen. Zugleich arbeitete er in seiner epischen Graphic Novel „Freedom Hospital“ mit allen Mitteln künstlerischer Verfremdung und Verdichtung. Seine Tuschezeichnungen spielen mit starken Kontrasten, sie erinnern an Scherenschnitte, Druckgrafiken, überbelichtete Fotos. Oft ist das eigentlich Dargestellte die grellweiße Leerstelle in tintentiefem Hintergrundschwarz, oft werfen auch die Ruinen, Gesichter, Militärjeeps so harte Schatten, dass sie alles ringsum zu verschlucken scheinen. Immer aber besteht die Welt auf diesen Bildern nur aus Schwarz und Weiß. Dabei ist „Freedom Hospital“ doch vor allem eine großartige Studie über die Grautöne des Krieges.
Die Story umspannt ein Jahr, und so wie die Wochen vergehen, vergehen hier die Menschen: „Drei Wochen und 2386 Opfer später“ lautet die Zählung, der Tod geht in diesem Krieg seiner Arbeit selbst zwischen dem Umblättern nach.
Erzählt wird die Geschichte des „Freedom Hospital“, eines winzigen Untergrundkrankenhauses, das von der Friedensaktivistin Yasmin betrieben wird. Dr. Fawaz, ein junger Alawit, arbeitet hier als Arzt, der Philosophiestudent Hawal wartet auf eine Niere und freundet sich mit Salem an, der sein Gedächtnis verloren hat. Einige gratulieren Salem zu diesem Glück, schließlich müsse er so weder um seine getöteten Verwandten trauern noch sich mit Schuldgefühlen rumplagen wie all die anderen, die sich nur zu gut daran erinnern, wie sie es jeweils geschafft haben zu überleben.
Hamid Sulaiman stammt aus Damaskus. Er hatte sein Kunst- und Architekturstudium gerade beendet, als der Arabische Frühling auch in Syrien kurz aufblühte. Sulaiman war engagiert in einem Netzwerk, das Fotos und Videos der ersten friedlichen Demonstrationen gegen Baschar al-Assad ins Internet stellte. Viele dieser Fotos hat er in seiner Graphic Novel abgemalt, ähnlich wie die Youtubeaufnahmen der trauernden Frau. Er selbst geriet während einer dieser frühen Demonstrationen in die Fänge des Geheimdienstes und wurde gefoltert, doch ließ man ihn wieder frei. Als er kurz darauf zum Militär eingezogen werden sollte, floh er nach Frankreich, wo er seither lebt – und sich anfangs wunderte darüber, wie wenig die Europäer über diesen Krieg wissen.
„Freedom Hospital“ ist eindeutig als Werk der Aufklärung gedacht, ein Versuch, die verworrenen Frontlinien dieses Krieges wenigstens anzuskizzieren, die Verbrechen von Assads Leuten, logistisch unterstützt von der russischen Armee, zu dokumentieren und aber auch den Alltag im Krieg zu zeigen: Ist es einem gläubigen Muslim erlaubt, Haschisch zu rauchen? Und wie kommuniziert man überhaupt noch mit der Außenwelt, wenn alles in Schutt und Asche liegt?
Joe Saccos journalistische Graphic Novels über den Palästinakonflikt oder den Bosnienkrieg haben Sulaiman genauso beeinflusst wie Marjane Satrapis „Persepolis“. Sacco sagte mal, der Comic biete sich deshalb so gut fürs dokumentarische Arbeiten an, weil er anders als der Roman sich nie in Introspektionen verliere, sondern „nach außen orientiert ist. Dabei verbindet er Non-Fiction mit Subjektivität.“
Viele Menschen kennen übrigens ein Bild von Sulaiman selber – und wissen doch nicht, wer er ist: Nach den Anschlägen von Paris veröffentlichte er zusammen mit seiner Frau ein Foto, die beiden küssen sich darauf, mitten auf der Place de la Republique, und halten eine Schrifttafel in die Kamera, die ihre nackten Oberkörper verdeckt: „Als französisch-syrisches Paar zahlen wir täglich einen hohen Preis für Terror, Fanatismus und Grenzen. Fuck off, die Liebe wird immer gewinnen.“ Zehntausende interkulturelle Paare teilten das Foto seinerzeit auf Facebook.
Sulaimans Graphic Novel atmet einen ganz ähnlichen kämpferisch optimistischen Geist wie dieses Fotostatement: Das Freedom Hospital ist eine kleine kosmopolitische Insel im Malstrom des Krieges. Es ist natürlich trotzdem nur eine Frage der Zeit, bis hier einer zum Verräter wird.
Hamid Sulaiman: Freedom Hospital. Aus dem Französischen von Kai Pfeiffer. Hanser Berlin, Berlin 2016. 288 Seiten, 24 Euro.
Wie kommuniziert man
mit der Außenwelt, wenn alles
in Schutt und Asche liegt?
Houria ist eine fiktive Kleinstadt im Norden Syriens, dort steht ein winziges Untergrundkrankenhaus.
Foto: Abb. aus dem besprochenen Band, Hamid Sulaiman/ Hanser Berlin
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eher als durch seine Arbeiten kennt man den Comiczeichner und Fotografen Hamid Sulaiman durch ein Foto, das nach den Anschlägen in Paris viele Male geteilt wurde, auf dem er und seine Frau sich, halb verdeckt von ihrem Transparent "Fuck off, love will always win", auf der Place de la Republique küssen, weiß Rezensent Alex Rühle. Ähnlich "kämpferisch optimistisch" wie dieses Bild wirkt auf ihn Sulaimans aufklärerische Graphic Novel "Freedom Hospital", in der die Geschichte eines kleinen Untergrundkrankenhauses in Syrien erzählt wird. Sulaiman arbeitet mit Fotos und Youtube-Stills, die er abmalt und dabei stark verfremdet. Mit seinen scherenschnittartigen Schwarz-Weiß-Bildern liefert er eine wichtige und sehr eindrucksvolle "Studie über die Grautöne des Krieges", lobt der beeindruckte Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
"In Hamid Sulaimans Figuren spiegelt sich die Zerrissenheit und Widersprüchlichkeit der syrischen Bevölkerung. ... Interessanterweise schafft es gerade die Comic-Form, nicht abzulenken von dem, worum es Hamid Sulaiman geht: Die komplizierte Situation in Syrien zu erklären. Das Buch ist Kunst, Comic und politische Aufklärung in einem. Unbedingt empfehlenswert!" Marcela Drumm, WDR 5 "Scala", 09.05.17

"Eindrucksvoll skizziert Hamid Sulaiman die verworrenen Frontlinien in seinem Heimatland Syrien. ... Die Welt auf diesen Bildern besteht nur aus Schwarz und Weiß. Dabei ist 'Freedom Hospital' doch vor allem eine großartige Studie über die Grautöne des Krieges. ... Sulaimans Graphic Novel atmet einen kämpferisch optimistischen Geist: Das Freedom Hospital ist eine kleine kosmopolitische Insel im Malstrom des Krieges." Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung, 08.02.17

"Hamid Sulaiman ist ein wirkliches Talent. ... Wer verstehen will, wie sich aus einem blühenden Land mit relativ friedlich zusammenlebenden ethnischen und religiösen Gruppen der undurchschaubare Albtraum entwickelt hat, den wir heute mit dem Wort Syrien verbinden, dem hilft diese Graphic Novel." Die Welt, 04.02.17

"Diese streng in schwarz-weiß gehaltenen Zeichnungen erzählen eindrücklich von dem, was in Syrien passiert. Reduziert auf den Mikrokosmos Krankenhaus wird die Zerrissenheit der Gesellschaft fast physisch spürbar. Eine berührende Graphic Novel!" Deutschlandradio Kultur, 01.02.17

"Sulaiman arbeitet mit einfachen Mitteln, die aber umso eindrucksvoller wirken. ... In Sulaimans Geschichte spürt man das Leiden in seinem eigenen Land aus jedem Dialog. ... Wenn 'Freedom Hospital' dazu beiträgt, dass wir noch mehr Abscheu vor der Grausamkeit der Kriegsführung in Syrien entwickeln und noch mehr Mitgefühl für diejenigen, die dem Schlachten entkommen sind, dann hat es sich schon gelohnt." Andreas Platthaus, FAZ.net, 30.01.17

"'Freedom Hospital' ist eine starke Antwort auf Propagandabilder, wie sie der IS oder das syrische Staatsfernsehen verbreiten. ... Sulaiman erzählt durch seine kontrastreichen, expressiven Schwarz-Weiß-Zeichnungen von einem 'anderen Syrien'. Originell und in Europa bislang weitgehend unbekannt - mit deutlich antiautoritärer Handschrift. Einer, der keine einfachen Wahrheiten sucht, aber große Ideale praktisch umzusetzen versucht. ... 'Freedom Hospital' ist ein Monument der Unbeugsamkeit, der Rebellion, der Verweigerung und der Erinnerung - an eine revolutionäre Bewegung, die es im Moment des Betrachtens so schon nicht mehr gibt. Mit 'Freedom Hospital' ist Sulaiman eine Art 'Syrien für Einsteiger' gelungen, spannend und ohne großes Vorwissen lesbar." Andreas Fanizadeh, taz, 28./29.01.17

"Ein dunkles Meisterwerk über den Weltkrieg vor unserer Tür." Tobias Rapp, Der Spiegel, 09.04.16
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