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Yorkshire, 1977. Polizeisergeant Robert Fraser wird zu einer Sondereinheit abgestellt, die den grausamen Mord an einer Prostituierten aufklären soll. Bald schon werden Parallelen zu anderen Mordfällen aufgedeckt und die ersten Verdächtigen festgenommen. Noch bevor ein weiterer Prostituiertenmord die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzt, schaltet sich Jack Whitehead, Starreporter der Evening Post, in die Ermittlungen ein und versucht, auf eigene Faust den 'Yorkshire Ripper' zu stellen. Doch Fraser und Whitehead verstricken sich in ein Geflecht aus Intrigen, Korruption und tödlicher…mehr

Produktbeschreibung
Yorkshire, 1977. Polizeisergeant Robert Fraser wird zu einer Sondereinheit abgestellt, die den grausamen Mord an einer Prostituierten aufklären soll. Bald schon werden Parallelen zu anderen Mordfällen aufgedeckt und die ersten Verdächtigen festgenommen. Noch bevor ein weiterer Prostituiertenmord die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzt, schaltet sich Jack Whitehead, Starreporter der Evening Post, in die Ermittlungen ein und versucht, auf eigene Faust den 'Yorkshire Ripper' zu stellen. Doch Fraser und Whitehead verstricken sich in ein Geflecht aus Intrigen, Korruption und tödlicher Gewalt. Denn die beiden teilen ein Laster, das ihnen zum Verhängnis werden kann: die Huren von Chapeltown. Temporeich und mit großer Leidenschaft erzählt David Peace von dunklen Obsessionen, vermeintlich rechtschaffenen Bürgern und einem tödlichen Spiel mit der Wahrheit. '1977' ist der zweite Teil des preisgekrönten Red Riding Quartetts, einer Chronik Englands in den siebziger und frühen achtziger Jahren, mit der David Peace zu einer der wichtigsten Stimmen der neuen englischen Literatur avancierte.
Autorenporträt
David Peace wurde 1967 im Westen Yorkshires geboren. Nach einem Studium an der Technischen Hochschule von Manchester arbeitete er jahrelang als Englischlehrer in Istanbul. Heute lebt er mit seiner Familie in Tokyo. David Peace wurde u. a. mit dem Grand Prix du Roman Noir ausgezeichnet und in die renommierte Granta s List of Best Young British Novelists aufgenommen
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.04.2006

Der Yorkshire-Ripper im Stakkato-Reißwolf
Nachhut des Splatter-Punk oder Zukunft des Kriminalromans? David Peace und sein hektischer Thriller „1977”
In den 1970er Jahren erschlug in der englischen Grafschaft York ein Serienmörder mehr als ein Dutzend Frauen mit einem Hammer, um sie dann mit Messern und Schraubenziehern auszuweiden. Die Jagd nach dem „Yorkshire-Ripper” zog damals nicht nur die Öffentlichkeit in ihren Bann, sondern auch den 1967 geborenen David Peace, der als Kind seinen eigenen Vater für den Mörder gehalten haben soll. Solche traumatischen Erfahrungen haben offenbar Spätfolgen. Nach dem im vergangenen Jahr erschienenen Thriller „1974” liegt jetzt der zweite unter dem Titel „1977” auf Deutsch vor.
Ein Polizist und ein Zeitungsreporter geraten in jenen Strudel, den der Mörder im Prostituiertenmilieu der Grafschaft ausgelöst hat. Ihre privaten Obsessionen und der brutale Aktionismus der in dubiose Machenschaften verstrickten Sicherheitsorgane vermengen sich darin zu einer explosiven Mischung. David Peace schreibt so ähnlich wie James Ellroy, aber nicht so gut - hektische Stakkatoprosa, verbale Blitzlichtgewitter, die Momentaufnahmen aus einem dröhnenden Chaos von Sex & Crime erhellen, während Hintergründe und Zusammenhänge dunkel bleiben oder gar nicht da sind.
Wollte man die Sätze seiner Szenen und Dialoge noch kürzer und fetziger machen, müsste man sie wohl in den Reißwolf stecken, aber dazu bleibt gar keine Zeit, weil Polizei und Leser immer zu spät kommen und immer wieder weiterhetzen oder gehetzt werden. Der Bewusstseinsstrom wird zum Katarakt greller Affekte und Effekte, und es fällt schwer zu sagen, aus wessen Perspektive man dieses blutige Spektakel gerade verfolgt und ob im Auge des Gesetzes nicht auch schon die Mordgier des Rippers aufglimmt. Der Amoklauf wird zum Polizeisport, und in manchen Szenen meint man, die alte Stummfilmtruppe der Keystone Cops spiele in Yorkshire unter Regie von David Lynch nach Motiven von Bret Easton Ellis.
Aber was will uns der Autor damit sagen? Dass es eine verdammt gute Entscheidung war, das schreckliche Yorkshire zu verlassen, um als Englischlehrer erst nach Istanbul und dann nach Tokyo zu gehen? Wer zur Spannung gern noch die gute Story, zur Geschichte noch die Zeitgeschichte und überdies noch eine Moral hätte, der steht am Ende mit leeren Händen da. Auch die von manchen Krimiserien mit Familienanschluss überstrapazierte Identifikation mit den Protagonisten gibt es bei Peace nicht.
Man wüsste auch gar nicht, mit wem man sich identifizieren sollte, weil man sonst unversehens der Mörder oder tot sein könnte. Aber jene lähmende Banalität des Bösen, der Aggression und der Hilflosigkeit, wie sie wirklichen Gewaltverbrechen entströmt, gibt es auch nicht. Über das Yorkshire der 1970er Jahre erfährt man so viel wie aus dem Action- painting eines Jackson „the dripper” Pollock über das Landleben in den USA. Während James Ellroy den Nährboden beschreibt, auf dem seine Obsessionen und die seiner Gestalten gewachsen sind - die schmutzigen Gerüchte der Traumfabrik Hollywood, die Machinationen der Schundpresse im teuflischen Los Angeles -, muss man das infernalische Yorkshire des David Peace aus blutgetränkten Fetzen zusammensetzen, die man vor die Füße geworfen bekommt. Ob das nun die Zukunft des Krimis ist, wie einige Rezensenten meinen, oder eher die Nachhut des Splatter-Punk, wird die Zukunft selbst entscheiden, aber wenn es die Krimizukunft sein sollte, würde darin Spannung von Hektik verdrängt, und das Manische würde Manier.
Am Ende dieses zweiten Bandes von Peace‘s „Red Riding Quartett”, dessen dritter Band „1980” in England schon erschienen ist, fasst man den Vorsatz, das Buch noch einmal in Ruhe zu lesen, um zu sehen, was einem beim ersten Mal entgangen ist. Aber das geht nicht. Man kann David Peace nicht in Ruhe lesen. Und man will es auch nicht unbedingt können. ULRICH BARON
DAVID PEACE: 1977. Aus dem Englischen von Peter Torberg. Liebeskind Verlag, München 2006. 396 Seiten, 22 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Die Rezensentin Katharina Granzin ist offensichtlich fasziniert von den Romanen des englischen Autors David Peace, denn in ihnen ist das Düstere nicht nur eine Pose. Vielmehr "arbeitet jemand erkennbar echte Obsessionen ab". Die erklären sich ihrer Einschätzung nach vielleicht dadurch, dass Peace zu der Zeit in Yorkshire aufwuchs, als dort der "Yorkshire Ripper" wütete. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung will die Rezensentin für die "wohl härtesten Serienkiller-Romane", die man derzeit kaufen kann, trotzdem nicht geben. Denn "dem großen, alles verschlingenden Schmerz, der in den Eingeweiden dieser Bücher wütet, entkommt man nicht" - auch nicht indem man nur "diagonal liest". Weniger verständlich wird die Handlung dadurch allerdings kaum, denn da wird sowieso "mit Namen, Ereignissen, Andeutungen um sich geworfen, als sei man schon immer dabei gewesen" - was verwirrend sei, aber bei der Lektüre auch das "Gefühl der Unmittelbarkeit steigert".

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