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'Wie bei jeder Einführung sollten Sie wissen, was Sie erwarten dürfen und was nicht. Im Titel steht 'Philosophien der Literatur', nicht Theorien derselben. Theorie wäre ein passender Titel, wenn es darum gehen würde, Ihnen die aktuelle Diskussion über das, was Literatur ist oder nicht, zu präsentieren und eventuell sogar in diese Diskussion einzugreifen. Mit Philosophien dagegen sind keine heutigen oder doch gestrigen Wissenschaften vom Text als solchen gemeint, wie man neudeutsch so gerne sagt, sondern historische Gestalten eines Denkens, das ob seiner höchsten Allgemeinheit auch von Dichtung…mehr

Produktbeschreibung
'Wie bei jeder Einführung sollten Sie wissen, was Sie erwarten dürfen und was nicht. Im Titel steht 'Philosophien der Literatur', nicht Theorien derselben. Theorie wäre ein passender Titel, wenn es darum gehen würde, Ihnen die aktuelle Diskussion über das, was Literatur ist oder nicht, zu präsentieren und eventuell sogar in diese Diskussion einzugreifen. Mit Philosophien dagegen sind keine heutigen oder doch gestrigen Wissenschaften vom Text als solchen gemeint, wie man neudeutsch so gerne sagt, sondern historische Gestalten eines Denkens, das ob seiner höchsten Allgemeinheit auch von Dichtung oder Literatur zu handeln angehalten ist. Erwarten Sie daher keine für ein Studium der Nationalphilologien brauchbare Einführung in Literaturtheorien, sondern eine Langzeitgeschichte von den alten Griechen bis knapp vor unsere Gegenwart. Diese Art von Vorlesung scheint uns hier am Institut für Kulturwissenschaft eine notwendige Ergänzung zu Seminaren, die es fast nie schaffen, dergleichen große Brücken über die Jahrtausende zu schlagen, sondern schon aus Gründen der gemeinsamen Textarbeit schmalere Ausschnitte der Geschichte fokussieren.Dennoch ist es für Ihr Studium unabdingbar, wie uns scheint, ein sowohl begriffliches wie sachliches Wissen von den elementaren Unterschieden zu vermitteln, die das Gesamt der europäischen Kulturgeschichte artikulieren, also in genau unterscheidbare Teilsysteme zerlegen. Mag die Kulturwissenschaft an anderen deutschen Universitäten sehr praxisnah und daher gegenwartsorientiert sein, wir in Berlin tragen die Last von 3000 Jahren als eine Ehre auf unseren Schultern. Denn auf den Schultern von Riesen, sagte einst Blaise Pascal, sehen selbst wir Zwerge weiter als die Riesen.'
Autorenporträt
Friedrich Kittler (1943-2011), Kultur- und Literaturwissenschaftler, Medientheoretiker.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

In "Philosophien der Literatur", den Berliner Vorlesungen aus dem Jahr 2002, schlägt Friedrich Kittler eine Brücke von seiner Medientheorie zu seinen späten gräzistischen Ambitionen, berichtet Moritz Scheper. Wieder einmal steht das Projekt unter dem Motto der "Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften", erklärt Scheper, Kittler erklärt den Zusammenhang zwischen Alphabettechnik und aristotelischer Poetik, vergleicht die Regelpoetiken des achtzehnten Jahrhunderts mit dem aktuellen Onaniediskurs, und holt noch den Dichterfürsten Goethe und seine Genieästhetik auf eine sehr materielle Basis herunter, fasst der Rezensent zusammen. Viele der versammelten Thesen sind zwar bekannt, aber selten hat Kittler sie so klar formuliert, freut sich Scheper.

© Perlentaucher Medien GmbH