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Gerade einmal drei Generationen sind seit der Shoah vergangen. Deutschland ist heute ein anderes Land. Die Deutschen haben aus der Vergangenheit gelernt und sich ihrer Verantwortung für ein "Nie wieder" gestellt. Ist es wirklich so?Arye Sharuz Shalicar trifft in seinem Beruf deutsche Spitzenpolitiker, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Journalisten, Polizisten, Bundeswehrsoldaten, Akademiker und christliche Pilgergruppen. Nach unzähligen Gesprächen und Begegnungen gelangt er zu der bitteren Erkenntnis: Antisemitismus ist in Deutschland, nicht selten getarnt als "Israel-Kritik",…mehr

Produktbeschreibung
Gerade einmal drei Generationen sind seit der Shoah vergangen. Deutschland ist heute ein anderes Land. Die Deutschen haben aus der Vergangenheit gelernt und sich ihrer Verantwortung für ein "Nie wieder" gestellt. Ist es wirklich so?Arye Sharuz Shalicar trifft in seinem Beruf deutsche Spitzenpolitiker, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Journalisten, Polizisten, Bundeswehrsoldaten, Akademiker und christliche Pilgergruppen. Nach unzähligen Gesprächen und Begegnungen gelangt er zu der bitteren Erkenntnis: Antisemitismus ist in Deutschland, nicht selten getarnt als "Israel-Kritik", weiterhin tief verwurzelt. "Neu-deutsche" Antisemiten treten ihm unverhohlen und massenhaft in seinem Blog entgegen. Ihre Kommentare lassen keinen Zweifel daran: Juden gehören heute nicht selbstverständlich zu Deutschland.Inhalt: Muslimischer Antisemitismus - Linksintellektueller Antisemitismus - Rechtsradikaler Antisemitismus - "Israel-Kritik" - Philosemitismus - Christlicher Antisemitismus - Neidkultur
Autorenporträt
wird 1977 als Sohn persisch-jüdischer Eltern in Göttingen geboren und wächst in Berlin auf. Als er 13 Jahre alt ist, ziehen seine Eltern mit ihm von Spandau nach Wedding, wo er monatelang von muslimischen Jugendlichen antisemitisch angegriffen wird, bis er es schafft, sich in ihre Parallelgesellschaft zu integrieren. Er wird Teil der muslimischen Jugendbandenszene Berlins, u.a. als Mitglied der Black Panthers, und er gründet die deutschlandweit berüchtigte Graffitigang Berlin Crime. Nach Abitur und Wehrdienst entscheidet er sich, Deutschland zu verlassen, um woanders als Jude sicher leben zu können. 2001 wandert er nach Israel aus, wo er zunächst seinen Pflichtdienst in der israelischen Armee leistet. Anschließend nimmt er an der Hebrew University in Jerusalem, der Eliteschmiede des Landes, ein Studium der Internationale Beziehungen, Nahost-Studien sowie Europastudien auf, das er mit Auszeichnung abschließt. Nach einem Abstecher bei der Jewish Agency for Israel und beim ARD Studio Tel Aviv zieht es Arye zurück zum Militär, wo er 2009 bis 2016 als offizieller Sprecher bis in den Rang eines Majors aufsteigt. Seit Anfang 2017 ist er Direktor für Auswärtige Angelegenheiten im Ministerium für Nachrichtendienste im Büro des israelischen Ministerpräsidenten. Arye ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er schreibt in seinem Blog zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen und ist regelmäßig Experte, Gastautor und Kommentator in den Medien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2018

Extrem polarisiert
Drei Bücher über alte und neue
Formen von Antisemitismus –
mit teils sehr schrägen Argumenten
VON ISABELL TROMMER
Im Jahr 1996 verklagte der britische Publizist David Irving die amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt und den Penguin-Verlag. Lipstadt hatte Irving in ihrem in den Vereinigten Staaten 1993 erschienenen Buch „Denying the Holocaust“ als einen der gefährlichsten Wortführer der Holocaustleugner bezeichnet. Im britischen Rechtssystem trägt bei einer Verleumdungsklage der Beklagte die Beweislast. An 32 Verhandlungstagen wiesen Lip-stadts Anwälte die Geschichtsverfälschungen Irvings nach. Historiker wie Christopher Browning, Richard Evans und Peter Longerich schrieben Gutachten und wurden ins Kreuzverhör genommen. Unter anderem stellten sie dabei den Forschungsstand zur Vernichtung der europäischen Juden dar. Denn Irving behauptete, die Morde wären nicht systematisch erfolgt. Außerdem leugnete er, dass Juden in Gaskammern umgebracht wurden. Im April 2000 wies das zuständige Londoner Gericht seine Klage ab.
„Man kann sie nicht völlig ignorieren“, schreibt Deborah Lipstadt über Holocaustleugner in ihrem aktuellen Buch „Der neue Antisemitismus“. Man müsse ihre Lügen aufdecken. Mit Holocaustleugnern zu reden kommt für sie allerdings nicht infrage: „Die Wahrheit lautet, sie sind Lügner, und mit Lügnern kann man nicht diskutieren.“ Holocaustleugnung ist nur eine Spielart des Antisemitismus, mit dem sich Deborah Lipstadt befasst. Auch wenn der deutsche Titel des Buches, das im Englischen „Antisemitism: Here and Now“ heißt, etwas anderes vermuten lässt: Ihre These ist nicht, dass es eine neue Art von Antisemitismus gibt; ihr ist es um die vielfältigen gegenwärtigen Ausdrucksweisen zu tun.
Antisemitismus ist eine hartnäckige Konstante – eine antimoderne Weltanschauung, die sich auf kein politisches Lager beschränken lässt. Antisemitische Übergriffe nehmen wellenförmig zu und ab, wie Klaus Holz 2005 in „Die Gegenwart des Antisemitismus“ schrieb – einem Buch, das an Brisanz nichts eingebüßt hat.
Zwar lässt sich laut Polizeistatistik in Deutschland kein Anstieg antisemitischer Straftaten verzeichnen, aber sie sind sichtbarer als früher. Im Internet sind antisemitische Äußerungen in den vergangenen zehn Jahren radikaler geworden; dabei erweist sich außer klassischen Stereotypen der israelbezogene Antisemitismus als dominante Form der Judenfeindschaft, wie die an der Technischen Universität Berlin erstellte Langzeitstudie „Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses“ zeigt. Außerdem eskalieren immer wieder Auseinandersetzungen um Unterstützer der transnationalen Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ (BDS), die unter anderem zum Boykott israelischer Waren, Künstler und Wissenschaftler aufruft. Gegenwärtig ist in den öffentlichen Diskussionen also eine erneute Zuspitzung zu beobachten. So sind antisemitische und den Holocaust relativierende Stimmen – etwa von AfD-Politikern – lauter geworden. Solche Aussagen bleiben nicht unwidersprochen. Daran zeigt sich auch, dass die Auseinandersetzung um die NS-Vergangenheit andauert.
Deborah Lipstadt hat keine wissenschaftliche Studie geschrieben, sondern eine Art Briefroman. Lipstadt antwortet auf Nachrichten zweier fiktiver Figuren: Die jüdische Doktorandin Abigail und der Juraprofessor Joe berichten von persönlichen Erfahrungen, politischen Entwicklungen und antisemitischen Vorfällen, sie sind „besorgt“ und „verwirrt“; die in Atlanta lehrende Historikerin systematisiert und erklärt.
Antisemitismus versteht Lipstadt als eine wahnhafte Form von Hass. Es handle sich um eine Weltanschauung, eine Verschwörungstheorie. Dabei unterscheidet sie verschiedene Typen von Antisemiten: Extremisten, Steigbügelhalter, Salon-Antisemiten und ahnungslose Antisemiten. Die Ereignisse von Charlottesville, White-Supremacy-Gruppen, der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn, der seit einiger Zeit mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert wird, und die Linke in den Vereinigten Staaten kommen zur Sprache. Es geht außerdem um verschiedene Erscheinungsformen von Judenhass: islamistischen Antisemitismus, Antizionismus, Täter-Opfer-Umkehr und Feindschaft gegenüber dem Staat Israel.
Außer Beispielen aus europäischen Ländern liegt ein Schwerpunkt des Buches auf politischen Auseinandersetzungen an amerikanischen Universitäten. Lipstadt kritisiert die BDS-Kampagne, deren Ziel es sei, Israel zu dämonisieren, hält aber auch nichts davon, solche Bewegungen an Universitäten zu verbieten oder schwarze Listen mit den Namen von Unterstützern zu führen. Antisemitismus sei etwa dort zurück, wo jüdische Studierende „sich nur zögerlich jüdischen Studentenverbänden anschließen, weil sie ihre Studienzeit nicht im Kampf gegen überzogene Israel-Kritik und Judenhass verbringen wollen“.
Lipstadt nimmt die wachsende Anzahl antisemitischer Vorfälle ernst, will sich dabei aber weder von einem „absoluten Pessimismus“ noch von einem „naiven Optimismus“ leiten lassen.
Die Schwäche des als Konversation angelegten Buches besteht darin, dass es sich von dieser zu jener Beobachtung hangelt. Dabei ist der Ton gelegentlich betulich: „Das Gute im Angesicht des Bösen feiern“, wird etwa als Losung ausgegeben. Die Historikerin hat sich für einen persönlichen und edukativen Zugriff entschieden, weil sie sich nicht allein von Zahlen und Statistiken leiten lassen will. Das ist bisweilen unbefriedigend, zumal die Brief-Form nicht auf Dauer trägt.
Wie ideologisch aufgeladen und polarisiert die Debatten um Antisemitismus sind, kann man an zwei anderen Neuerscheinungen ablesen: einerseits am Buch „Der neu-deutsche Antisemit. Gehören Juden heute zu Deutschland?“ von Arye Sharuz Shalicar, andererseits an Moshe Zuckermanns „Der allgegenwärtige Antisemit oder Die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit“. Beide Autoren haben einige Jahre in Deutschland gelebt und sind nach Israel emigriert. Ihre Thesen sind gegensätzlich, jedoch nicht neu: Während Shalicar vom wachsenden Antisemitismus alarmiert ist, klagt Zuckermann über die in seinen Augen zu häufig und zu schnell erhobenen Antisemitismusvorwürfe.
Der in Berlin aufgewachsene Shalicar arbeitet heute als Direktor für Auswärtige Angelegenheiten im Büro des israelischen Ministerpräsidenten. Er berichtet hauptsächlich von persönlichen Erfahrungen, vom Antisemitismus auf deutschen Straßen und im Internet (etwa auf seiner Facebook-Seite). Seiner Wahrnehmung nach äußert sich Hass auf Israel und auf Juden immer heftiger: unter Links- und Rechtsradikalen, unter Muslimen und in den deutschen Medien. Es ist ein Verdienst des Buches, verschiedene Spielarten von Antisemitismus aufzuzeigen, doch kommt es argumentativ und sprachlich allzu grob daher.
Der Historiker und Soziologe Zuckermann befasst sich im ersten Teil seines Buches mit Israel. Das Land befinde sich in einer historischen Krise. Im Mittelpunkt seiner Kritik stehen die seit 1948 ungelöste Frage der Trennung von Staat und Religion sowie die Politik gegenüber den Palästinensern. Diese erzeuge „immer neue Opfer“, Israel habe sich, so seine Behauptung, „historisch zum Täter gewandelt“.
Anschließend wendet sich Zuckermann Deutschland zu, wo man sich geradezu obsessiv mit dem Thema Antisemitismus befasse. Das habe zum einen mit einer Zunahme antisemitischer Tendenzen zu tun. Doch hauptsächlich seien Philosemitismus und eine „unhinterfragte Israelsolidarität“ dafür verantwortlich, dass Kritik an der Politik Israels zu rasch mit einem Antisemitismusvorwurf belegt werde. Diese Solidarität verhindere kritische Debatten und sei letztlich selbstbezogen, weil sie auf Schuldgefühle der Deutschen zurückgehe. Hier zeigt sich, wie einseitig ausgewählt Zuckermanns Beobachtungen sind.
Die Bücher von Shalicar und Zuckermann sind als persönliche Erfahrungsberichte oder Streitschriften angelegt, Lip-stadt hingegen sucht den Dialog. Dabei wäre es interessant gewesen, wenn sie die historische Perspektive noch stärker entfaltet hätte. Es lohnt sich, ihr Buch aus den Neunzigern über Holocaustleugnung noch einmal in die Hand zu nehmen. Auch wenn sich Antisemitismus historisch wandelt, folgt er doch immer den gleichen Mustern.
Die Auseinandersetzung
mit der NS-Vergangenheit
dauert an
Lipstadt sucht den Dialog,
Shalicar und Zuckermann
bieten Streitschriften an
Deborah Lipstadt:
Der neue Antisemitismus. Aus dem Englischen von Stephan Pauli. Berlin-Verlag,
München/Berlin 2018. 304 Seiten, 24 Euro.
E-Book: 19,99 Euro.
Arye Sharuz Shalicar:
Der neu-deutsche
Antisemit. Gehören Juden heute zu
Deutschland? Eine
persönliche Analyse.
Hentrich & Hentrich, Berlin/Leipzig 2018. 164 Seiten, 16,90 Euro.
Moshe Zuckermann:
Der allgegenwärtige Antisemit oder Die Angst der Deutschen vor der Vergangenheit.
Westend-Verlag,
Frankfurt 2018.
256 Seiten, 20 Euro.
E-Book: 13,99 Euro.
25. April 2018: Solidaritätskundgebung „Berlin trägt Kippa“ der Jüdischen Gemeinde. Anlass ist der tätliche Angriff auf einen Mann mit jüdischer Kopfbedeckung in Prenzlauer Berg.
Foto: Michael Kappeler / dpa
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"Eine authentische, persönliche Stimme! Und ein wichtiges, notwendiges Buch, um den neuen Antisemitismus zu verstehen." Ahmad Mansour, Psychologe und Bestsellerautor "Judenhass zeigt sich immer offener im Netz, auf der Straße, in Schulen und anderenorts. Häufig tarnt er sich auch als Antizionismus. Shalicars neues Buch beschreibt dieses Phänomen kenntnisreich, authentisch und direkt - ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte über neuen und alten Antisemitismus." Detlef David Kauschke, Chefredakteur der Jüdische Allgemeine "Das Buch liest sich wie eine furiose Abrechnung mit dem islamischen Judenhass." DIE WELT, 28. September 2018 "Shalicar hat sein Buch geschrieben, wie er Facebook benutzt: aktuell, anekdotenreich, emotional." Berliner Morgenpost, 26. September 2018 "Sein [Arye Sharuz Shalicars] Buch ist flott geschrieben. Die Tiefe eröffnet sich im Laufe des Lesens. Das Buch ist einfach (und) genial oder genial einfach geschrieben." Tabularasa - Zeitung für Gesellschaft &Kultur, 24. September 2018 "Die Direktheit seiner Aussagen ist das Überzeugende an Shalicars Buch. Wo andere politisch korrekt um Probleme herumreden, scheut er nicht das klare Wort. [...] Shalicar belässt es nicht bei der Darstellung der Misere (die in dieser Gründlichkeit allein schon verdienstvoll wäre), sondern offeriert Vorschläge zur Lösung des Problems." Jüdische Allgemeine, 12. Oktober 2018 "[...] ein inbrünstiger, oft emotionaler Appell an die deutsche Gesellschaft, Antisemitismus nicht als Relikt der Vergangenheit zu betrachten. Shalicar gewährt unangenehme Einsichten in ein Leben, das von antisemitischen Übergriffen geprägt ist." Der Tagesspiegel, 6. November 2018 "Selbstironisch und in schlichter, bewusst unakademischer Sprache erzählt Shalicar über die Parallelwelten, in denen Juden- und Israelhass grassieren." Jüdische Allgemeine, 29. November 2018…mehr