Críticas:
»Lampes poetisches Verfahren ist oft mit einer dem Film entlehnten Montagetechnik verglichen worden, wobei dieser Roman durch die Polyvalenz der Schauplätze mindestens so viele Überblendungen wie Schnitte enthält. Seine Technik aber erscheint in »Septembergewitter« gegenüber dem Vorgängerroman bedeutend verfeinert, die Tendenz zur Verknappung des Textes unübersehbar, die mit sparsamen Mitteln erzeugte Atmosphäre noch fesselnder. Die Spätsommerstimmung, die sein schmales, kaum dreihundert Seiten langes Gesamtwerk prägt, findet sich niemals so wirkungsvoll beiläufig geschildert wie in diesem Roman, der unmerklich die anfangs fast unbewegliche Luft langsam in Schwingung versetzt, der die gewaltsame Entladung am Ende eines schwülen Tages bereits im Titel trägt und dies ganz unangestrengt mit dem Abschluß der wichtigsten Episodenstränge verbindet. Nichts ist mehr wie vor dem Gewittersturm, und dennoch führt die Leserphantasie die Geschichten fort, in der gleichen Landschaft, der gleichen Konstellation, der gleichen Atmosphäre eines ewigen Septembers.« (Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
»»Septembergewitter« ist, es sei vorausgeschickt, ein seltener literarischer Glücksfall, eine (auch editorische) Kostbarkeit. Ganz außergewöhnlich, nichts weniger als hinreißend ist schon der Einstieg in den Roman (...). Bereits in »Am Rande der Nacht«, noch mehr als in »Septembergewitter« konnte er das hohe dichterische Programm meisterhaft umsetzen. In den zwischen wehmütiger Lebensfeier und Todesverfallenheit luzide nuancierten, dem Naturgeschehen abgepausten Stimmungsbildern ebenso wie in deren nur ingeniös zu nennenden Komposition erscheint »Septembergewitter« als ebenso kompaktes wie intimes Kleinstmodell etlicher großer, zum Kanon zählender Werke der Moderne. (...)« (Bruno Steiger, Frankfurter Rundschau)
»Das Gewitter geht mit einem Wolkenbruch über die Stadt hernieder, vertreibt die Schwüle und löst die Spannungen. Es stellt sich so etwas wie Klarheit ein, deutlich symbolisiert darin, daß das Janus-Gesicht des Drachens vom Regen einfach abgewaschen worden ist. Aber hat sich wirklich etwas geändert? Im Einzelnen und an der Oberfläche wohl, nicht aber die existenzielle Grundstimmung, die für Lampe wohl typisch ist. Sie macht die Lektüre dieses modernen und avantgardistischen Romans, der gar nicht in die von der Nazi-Propaganda verbreitete Aufbruchstimmung passt, auch heute noch ebenso spannend wie anrührend.« (Detlef Grumbach, DeutschlandRadio)
Reseña del editor:
Originell und unverbraucht auch in »Septembergewitter« erweist sich Friedo Lampe als Meister des Magischen Realismus. An einem Septemberspätnachmittag vor dem ersten Weltkrieg blicken die Reisenden in einem Fesselballon durch ein Fernrohr auf eine alte Stadt am Fluß hinab. Von oben, wo die Luft klar ist, sieht alles ganz friedlich aus. Aber über der Stadt braut sich ein Gewitter zusammen. Dort lebt eine Frau, die ihren verstorbenen Mann nicht vergessen kann, ein Mädchen wird vorgestellt, das von ihrem ersten Geliebten verlassen wurde, ein schüchterner Junge besteht eine Mutprobe. Die düstere Melancholie und lastende Schwüle entladen sich schließlich im Gewitter, dem eigentlichen »Helden« des Romans. Wenigstens für kurze Zeit ist die Atmosphäre gereinigt, und der Ballon fährt weiter durch die klare Höhenluft in Richtung Norden. Der Roman hat ein »Lach-Wein-Gesicht« wie der Drachen, mit dem die Kinder spielen, und die Worte der Schwester des Dichters Christian Runge über eine seiner neuen Erzählungen charakterisieren Lampes Gesamtwerk: »Man muss n bisschen lachen dabei, aber es ist doch auch traurig. Natürlich geht das Ganze schief aus.« Friedo Lampes lyrische Prosa, seine filmartige Erzähltechnik, mit der er seine Szenen miteinander verwebt, erweist sich auch im »Septembergewitter« als gelungenes Beispiel eines magischen Realismus, dem Sachlichkeit und Wunder nicht als Gegensätze gelten.
„Über diesen Titel“ kann sich auf eine andere Ausgabe dieses Titels beziehen.