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Eckenga dringt in Problemzonen vor, die außer ihm niemand je betreten hat und wird. Kein Wunder, dass er dort von Phänomenalem überrascht wird und ein ums andere Mal wie einst der elefantenohrige Vulkanier feststellen muss: »Ja, es ist Leben, aber nicht, wie wir es kennen.« Eckenga entdeckt hirnähnliche Strukturen in den Knien von Fußballern, kommuniziert mit Smartphone-gestützten, schreibfähigen Vormagensystemen, sogenannten »Posting-Pansen«. Er berichtet feinfühlig von menopausenresistenten Trümmerfrauen, die in nordhessischen Wäldern noch mal ganz von vorne anfangen und zum Nichtrauchen…mehr

Produktbeschreibung
Eckenga dringt in Problemzonen vor, die außer ihm niemand je betreten hat und wird. Kein Wunder, dass er dort von Phänomenalem überrascht wird und ein ums andere Mal wie einst der elefantenohrige Vulkanier feststellen muss: »Ja, es ist Leben, aber nicht, wie wir es kennen.« Eckenga entdeckt hirnähnliche Strukturen in den Knien von Fußballern, kommuniziert mit Smartphone-gestützten, schreibfähigen Vormagensystemen, sogenannten »Posting-Pansen«. Er berichtet feinfühlig von menopausenresistenten Trümmerfrauen, die in nordhessischen Wäldern noch mal ganz von vorne anfangen und zum Nichtrauchen nach draußen gehen. Seine Expeditionen führen ihn zu Blind-Dates in lappländische Tattoo-Dark-rooms und hinter deutsche Elektroherde, wo sich die feuchte Bratfettkakerlake und der klebrige Kochschwadenfadennacktwurm zusammen mit dem feinschuppigen Rigips-Schimmelmolch aus jahrzehntealten Teigwarenskulpturen ein lecker' Nachtmahl zubereiten. Der Autor reist von den Ötztaler Alpen, in denen ledrige Ureinwohner abgebaut und als Wurzen an deutsche Touristen verfüttert werden, bis in den westfälischen Hintergarten, wo ein demütiger Rasenhalm sein Herrchen um Kürzung anwinselt.
Autorenporträt
Eckenga, Fritz
Fritz Eckenga dichtet sich vom Stützpunkt Dortmund aus die Welt zusammen. Die Ergebnisse stellt er in Büchern, im Radio und auf der Bühne vor. Eckenga spielt Solo-Programme, schreibt Theaterstücke, Hörspiele und ist Radiokolumnist beim WDR.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2017

Ranzige regionale Butter

"Fritz Eckenga ruhrt in sich selbst", heißt es im Verlagstext - mit anderen Worten: Liebhaber schwerfälliger Regionalromantik und vermutlich unter Schlafmitteleinfluss geschriebener, kaum komischer Kurzprosa mit lauwarmem Lokalkolorit aus verrußten Kohle-Schlepptendern kommen bei der Lektüre des neuen Buches des Dortmunder Kabarettisten voll auf ihre Kosten. Alle anderen dürften sich höchstens an den vereinzelten Gedichten und manchen Szenen aus den zum Teil schon in "tageszeitung" und beim WDR erschienenen Texten erfreuen, die gelegentlich Charme, Witz und Leichtigkeit zumindest erahnen lassen - zum Beispiel, als Oliver Kahn sich in Eichhörnchen einfühlt: "Im Herbst hast du als Eichhörnchen natürlich immer diesen wahnsinnigen Druck. Da musst du als Eichhörnchen natürlich immer wahnsinnig konzentriert bleiben. Da bist du als Eichhörnchen natürlich im Tunnel."

Überwiegend kippt das Ganze aber in verkrampfte Kaskaden aus Unlustigkeiten und trieft vor Uralt-Klischees: Manufactum, Rosamunde Pilcher, Christine Neubauer, Veronika Ferres, das "Projekt Berliner Großflughafen", Mallorca, Jürgen Drews, Antje Vollmer, achtzig Millionen Bundestrainer, Weißbier und Waldemar Hartmann, "verpflichtende Deutschkurse für Inländer", Merkel und das "Spreewaldgurkenwasser", "amerikanische Wissenschaftler", das "Sommerloch", die "Cloud", "DJ Ötzi" und der nuschelnde Til Schweiger (wobei immerhin der Vorschlag an SAT1, ihn Ursula von der Leyen spielen zu lassen, die dann aber wiederum Schweiger synchronisieren müsse, innovativ erscheint). Dieser Humor ist so bieder wie "geschäftstüchtige Grüne" und verschollene B-Prominenz, über die er sich lustig machen will. Das Werbeinterview des Autors mit der "Westfalenpost" ist unterhaltsamer. Kein Wunder, dass laut dem Buch dessen "Reiseziel in den Misantropen" liegt. Vielleicht braucht er ja mal einen "Spiegel - und damit mein' ich nicht das Nachrichtenmagazin"?

Auch der Ruhrpottsprech Eckengas changiert zwischen Poesie und Peinlichkeit. Er offenbart einerseits den deutschen Irrglauben, allein die Nennung von Regionen sei lustig (Ostfalen, Westfalen, Rheinland . . . lachen Sie schon?), oder ein seitenlanger Dialog von "Horst" und "Günther", die Fragen stellen wie: "Hasse Quasselwasser gesoffen?", sei es. Auf der anderen Seite ist es tatsächlich ganz schön, wenn der Autor reflektiert, "Region besteht doch vor allem aus Gegend", wenn er kritisiert, die "Menschen im Ruhrgebiet" hätten "es sogar geschafft, die Vorurteile über sich so anzunehmen, dass sie nun selber glauben, wer und was und wie sie angeblich sind", oder wenn er die Autoritätsfigur "Omma" sagen lässt: "Du musst jetzt mal aus Kacke gute Butter machen." Darauf hätte Eckenga besser mal gehört.

ADRIAN SCHULZ.

Fritz Eckenga: "Draußen rauchen ist Mord am ungeborenen Baum".

Neue Texte und Gedichte. Edition Tiamat, Berlin 2016, 143 S., br., 14,- [Euro].

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