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  • Audio CD

Seit am letzten Märzabend des Jahres 1848 wie in einem verfrühten Aprilscherz, sich in Gegenwart der Geschwister Fox, Margaret und Kate, aus Hydesville, einem Städtchen im Staat New York, der Geist eines ermordeten fahrenden Händlers mittels Klopfgeräuschen Gehör verschafft, sind solch "übernatürliche" Kundgebungen nicht mehr wegzudenken und schon bald an der Tagesordnung - es ist dies die Geburtsstunde, der Big-Bang des modernen Okkultismus. Nach den Exzessen der Aufklärung kehrt die Lust am Phantastischen, Illusionären, Wunderbaren zurück. man sucht und sehnt sich nach der Wiederverzauberung…mehr

Produktbeschreibung
Seit am letzten Märzabend des Jahres 1848 wie in einem verfrühten Aprilscherz, sich in Gegenwart der Geschwister Fox, Margaret und Kate, aus Hydesville, einem Städtchen im Staat New York, der Geist eines ermordeten fahrenden Händlers mittels Klopfgeräuschen Gehör verschafft, sind solch "übernatürliche" Kundgebungen nicht mehr wegzudenken und schon bald an der Tagesordnung - es ist dies die Geburtsstunde, der Big-Bang des modernen Okkultismus. Nach den Exzessen der Aufklärung kehrt die Lust am Phantastischen, Illusionären, Wunderbaren zurück. man sucht und sehnt sich nach der Wiederverzauberung der Welt. Explosionsartig schnell, in nur wenigen Jahren, breiten sich "Tischrücken" und Séancen in Nordamerika und Europa aus. Millionen praktizierender Spiritisten experimentieren mit den Kräften einer vermeintlich anderen Welt; Tausende von Medien bieten ihre Dienste an - das Angebot ist durchaus vielfältig: Materialisationen, Apporte, Levitation, Hellsehen, Telekinesen, automatische Schrift. bis zum heutigen Tag findet man die Spuren, hört die Echos jener Zeit. Bei der Zusammenstellung der Audio-CD-Box "Okkulte Stimmen - Mediale Musik", die erstmals überhaupt sich in umfassender Weise des Themas annimmt, ging es nicht so sehr um die Frage, ob diese Art von akustischen Ereignissen wahr oder manipuliert, gefälscht, ob sie übersinnlich-jenseitig oder einfach nur menschlicher Natur sind - sie finden sich als fester Bestandteil in allen Kulturen und sollen hier phänomenlogisch aufgezeichnet und gewürdigt werden. Viele der Tonaufnahmen verschaffen sich mit einer ungeheuren, einer verstörenden Intensität Gehör - sie repräsentieren das Menschliche im Ausnahmezustand, sind wie ferne Rufe aus den Grenzregionen des Bewusstseins. Sie vermitteln unserer Wahrnehmung genau das, was im Dunkel des Séancen-Raumes für die damals Anwesenden im Hineinhorchen, in der rein auditiven Erfassung des Geschehens offenbar wurde. Dem hier repräsentierten Zeitraum (1905-2007) entsprechend, erzählen die Aufnahmen zugleich ein Stück Mediengeschichte. Aus den frühen Zeiten des Okkultismus existieren naturgemäß nur wenige Tondokumente, die, wenn auch bisweilen von schlechter Qualität, unverzichtbar, Höhepunkte einer solchen Sammlung sind. Die Vielfalt an Phänomenen, der man gerecht werden musste, erscheint überraschend groß: Trancereden, direkte Stimme, Telepathie und Hellsehen, Glossolalie und Xenoglossie, Paranormal Music, Raps oder "Electronic Voice Phenomena", hierzulande besser als "Tonbandstimmen" bekannt. Der Hörer wird seine eigenen Deutungen in den Zauber, die Magie, den manchmal überwältigenden, morbiden Charme dieser Tonspuren legen - und er wird vielleicht feststellen, dass sich das Mysterium nicht auflösen lässt, sondern immer nur weiter vertieft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Die Prophezeiungen der Aloisia Schinkenmaier
Oft wirken die Forschenden dämlicher als die Besessenen, die in unbekannten Sprachen reden oder Werke verstorbener Komponisten aufzeichnen. Knistern und Knacken aber gehören auf jeden Fall zur Welt der okkulten Stimmen und der medialen MusikVon Tobias Lehmkuhl
Spiritisten sind, so viel steht fest, keine begnadeten Tontechniker. Dafür ist ihr Talent fürs Rauschhaft-Ungefähre wohl zu ausgeprägt. Vielleicht gilt jenen, die sich mit Tonband und Mikrofon auf die Spur von unerklärlichen akustischen Erscheinungen machen, ein gewisses Restrauschen sogar als Gewähr für die Authentizität des paranormalen Erlebnisses. Was klar und deutlich zu hören ist, sich genauestens analysieren und einordnen lässt, gehört schließlich nicht mehr in den Bereich des Okkulten. Knistern und Knacksen scheint also unabdingbar, will man sich der Welt der Geister und Gespenster mit den Ohren nähern.
Die beste Gelegenheit dazu bietet das neue Hörbuch „Okkulte Stimmen – Mediale Musik. Recordings of unseen Intelligences 1905-2007”. Das aufwändig gestaltete 3-CD-Set ist soeben im Supposé Verlag erschienen, der sich bisher eher handfester Naturwissenschaft verschrieben hatte, von der Bienenforschung bis zur Quantenphysik. Ob der kürzlich erfolgte Umzug des Verlags von Köln nach Berlin mit der Aufweichung oder Ausweitung seines Geschäftsfeldes zu tun hat, darüber lässt sich spekulieren.
Die Hörbuch-Box auf jeden Fall, die die drei noch einmal einzeln und individuell verpackten CDs sowie ein umfangreiches Beiheft birgt, bietet auch dem Auge einiges. Am eindrucksvollsten ist wohl das Foto einer Gitarre spielenden Dame, die vom durchsichtigen Gewand eines Mannes umhüllt scheint. Sein Kopf schwebt über dem ihren und seine klauenartige Hand macht sich an ihrem Haar zu schaffen. Es ist dies wohl einer dieser „vollständig materialisierten und in ektoplastische Gewänder gehüllten ,spirit people’” von denen das Beiheft spricht. Angst macht das sehr gestellt wirkende Bild gleichwohl nicht.
Aura-Fotografie, Telekinese, Geisterschrift, Lichterscheinungen: Staunen macht uns vor allem, was wir sehen und doch nicht begreifen. Eine weitere Fotografie zeigt eine entrückte Frau, über deren Kopf drei zylindrige, hörrohrartige Apparaturen schweben. Solche Instrumente bezeichnet der Spiritist als „Trompeten” und nutzt sie als Verstärker für die Geister-Stimmen, die er ruft. Zum Spiritismus gehören also auch, darauf weist dieses Bild hin, eine ganze Reihe akustischer Phänomene. Das vorliegende Hörbuch bietet eine umfassende Phänomenologie dieser Erscheinungen.
Es versammelt neben Stimmen, die in verständlichen oder auch unverständlichen Sprachen reden, auch Klopfgeräusche, sogenannte „Rappings”, Gesänge oder „Electronic Voice Phenomena”. Das klassische Beispiel für okkulte Erscheinungen akustischer Art aber sind wohl die Trance-Reden oder „Direkten Stimmen”, denen die erste der drei CDs dieses Hörbuchs gewidmet ist. Hier hört man durch ein englisches Trance-Medium etwa die Stimmen von Oscar Wilde, Winston Churchill oder Charlotte Brontë. Die Autorin von „Jane Eyre” verleiht dabei ihrer Bewunderung für Jane Austen Ausdruck, wirkt aber ansonsten einigermaßen benommen und vernebelt. Dann sind da die besessenen Kinder Janet und Margaret, die von ihren irren Reden, soweit man weiß, keinen Schaden zurückbehalten haben. Anders der Fall der Anneliese Michel. Hans-Christian Schmid hat ihn in „Requiem” verfilmt: Eine junge Frau, die sich vom Teufel besessen glaubte und bei der Austreibung des Bösen schließlich zu Tode kam. So erschütternd der Film, so beklemmend auch die drei Minuten, die man von ihr und ihren Exorzisten hier zu hören bekommt. Mit tiefer Stimme brüllt und röhrt Anneliese Michel, gibt sich für Kaiser Nero aus und beschimpft ihre Eltern und die beiden anwesenden Priester. Ihre Flüche bleiben dabei so bieder-brav, dass man verzweifeln möchte, ob der tödlichen Enge der Welt, in der sie Wirkung entfalten konnten.
Es wäre also falsch über all die versammelten okkultistischen Phänomene nur zu lachen. Der vermeintlich rationale Verstand mag zwar fragen, und das mit Recht, ob irgendeine dieser Geisterstimmen denn jemals etwas Bedeutungsvolles oder Interessantes gesagt hat, mag bezweifeln, ob es sich lohnt, ihnen überhaupt zuzuhören. Für diejenigen, denen diese Dinge widerfahren, sind sie jedoch zuweilen peinigende Realität. Es sollte einem zumindest zu denken geben, und auch davon liefert dieses Hörbuch eindrucksvolle Beispiele, dass die, die forschen und fragen und diesen Phänomenen auf den Grund gehen wollen, meist weitaus dämlicher wirken als die Besessenen selbst.
Darum vielleicht auch enthalten sich die Herausgeber jeder Diskussion darüber, was von diesen Aufnahmen aus naturwissenschaftlicher oder philosophischer Sicht zu halten ist. Überdies sind die Möglichkeiten akustischer Manipulation wahrscheinlich besonders groß. Eine kritische Hinterfragung wäre also beinahe tautologisch.
Weniger ernst als der Fall Anneliese Michel, ja ein großer Spaß sind die Fälle von Xenoglossie, von denen die zweite CD reichlich Beispiel bietet. Xenoglossie oder Glossolalie, Reden in fremden oder nicht-existenten Sprachen also, ist durchaus eine literarisch-musikalische Qualität eigen. Es handelt sich in den hier dokumentierten Fällen nämlich nicht bloß um unverständliches Lallen oder abstruses Geschwätz. Die Äußerungen erscheinen zumeist durchaus abwechselungsreich und konsistent, sei es das vermeintliche Alt-Ägyptisch von einer gewissen Rosemary, die anonyme Aufnahme einer „Banta-Sprache” aus dem Jahr 1948 oder das „Enochische”, das der größte Okkultist des 20. Jahrhunderts, Alistair Crowley, in einem Mitschnitt von 1920 zum Besten gibt. Selbst viel Spaß an ihrer rätselhaften Rede hat das österreichische Medium Aloisia Schinkenmaier: „eventuell polynesischer Dialekt” notiert das Beiheft knapp.
Dichter wie Edgar Allan Poe und Thomas Mann waren fasziniert von Okkultismus und Spiritismus. Und wenn man nun in die dritte CD von „Okkulte Stimmen - Mediale Musik” reinhört, so gerät man endgültig in den Bereich der Kunst. Hier erklingen Kompositionen von Chopin und Franz Liszt, die man bisher noch in keinem Konzert gehört hat. Sie wurden nämlich nicht zu Lebzeiten verfasst, sondern erst weit nach Tod der beiden Komponisten. Begabte Medien haben sie empfangen und festgehalten, und manche dieser Mitschriften aus dem Geisterreich wurden extra für diese Aufnahme eingespielt – keine Hits sicherlich, aber es gibt Schlimmeres.
Eine Kunst für sich sind die „Electronic Voice Phenomena”, wenn überhaupt gehören sie in den Bereich des Hörspiels. Es handelt sich hierbei um durch elektronische Geräte empfangene Stimmen und Geräusche: die Stimme der toten Tochter auf dem Anrufbeantworter etwa, Interferenzen und Knacklaute, denen angeblich ein System eigen ist, oder die „spirituelle Kommunikation” durch den von William O’Neill entwickelten Apparat „SPIRICOM Mark IV”. In diesen Fällen können sich unterschiedliche Stimmen, Klänge und Geräusche überlagern und ganze spiritistische Hördramen ergeben. Die „paranormale Musik” des P. Affolter-Zinner ist dafür das beste Beispiel. Über diesen Schweizer Tüftler ist 1968 der Geist Thomas Alva Edisons gekommen, um ihm zu erklären, wie er seinen Fernseher manipulieren müsse, um damit eine Musik zu empfangen, die manche als „indisch”, andere als „altägyptisch-koptisch” bezeichnet haben. Den heutigen Hörer hingegen erinnert sie eher an die Synthesizer-Musik früher Science-Fiction-Filme.
Fiepen und Wabern gehört also genauso zu den akustischen Erscheinungsweisen des gemeinhin Verborgenen wie Rauschen, Knistern, Knacken und Dröhnen. Es gilt dabei gar nicht, diese Wand des Unverständlichen zu durchdringen. Man behorche sie bloß genau. Vielleicht teilt sich dann sogar etwas mit, was einem vorher ganz begreiflich erschien.
Andreas Fischer, Thomas Knoefel (Hg.)
Okkulte Stimmen - Mediale Musik
Recordings of unseen Intelligences 1905-2007. Supposé Verlag, Berlin 2007. 3 CD, 192 Minuten, 39,80 Euro.
Sie brüllt und röhrt mit tiefer Stimme, sie beschimpft Eltern und Priester
Es schwebt mehr zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit zu träumen wagt: Auf dieser Fotografie aus den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts ist es ein weiblicher Geist über einem Kinderbett. Foto: Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Faszinierend findet Wolfgang Müller diese von Andreas Fischer und Thomas Knoefel herausgegebene CD-Box, die auf drei CDs Stimmen und Klänge aus dem paranormalen Bereich präsentiert. Eine derart umfassende Auswahl und Zusammenstellung von Geisterstimmen, Trance-Reden, Zaubergesang und Klopflauten auf einem Tonträger hat es seines Wissens bisher nicht gegeben. Er begrüßt die Entscheidung der Herausgeber, nicht Kriterien wie "wahr", "manipuliert" oder "falsch" anzulegen, sondern sich ganz der "vorurteilslosen Dokumentation" zu verpflichten. Die Aufnahmen, die von 1905 bis 2007 reichen, eröffnen für ihn den Zugang zu einer "ungehörten Welt der Töne": "Absurdes, Morbides, Schreckliches" aus dem Bereich des Okkulten werde hörbar, unter anderem die Knurrlaute Anneliese Michels anlässlich ihres Exorzismus oder die "hellsehende Schallplatte", die Hanussen besprochen hat. Müllers Fazit: "Eine zauberhafte Kollektion, die in keinem Haushalt fehlen darf."

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