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Ein dunkles Familiendrama mit magischen Untertönen
Als Normas Mutter Selbstmord begeht, steht die dreißigjährige Tochter plötzlich alleine da. Die beiden waren ein eingeschworenes Team und sich darin einig, Normas Geheimnis - ihre Haare wachsen unnatürlich schnell - für sich zu behalten. Während Norma herauszufinden versucht, wie die Mutter wirklich starb, kommt sie einem global agierenden Clan rund um Haarverlängerung und Leihmutterschaft auf die Spur.
Dieser magische Roman beginnt mit einer Beerdigung: Die 30-jährige Norma Ross hat soeben ihre Mutter Anita verloren. Während Norma auf
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Produktbeschreibung
Ein dunkles Familiendrama mit magischen Untertönen

Als Normas Mutter Selbstmord begeht, steht die dreißigjährige Tochter plötzlich alleine da. Die beiden waren ein eingeschworenes Team und sich darin einig, Normas Geheimnis - ihre Haare wachsen unnatürlich schnell - für sich zu behalten. Während Norma herauszufinden versucht, wie die Mutter wirklich starb, kommt sie einem global agierenden Clan rund um Haarverlängerung und Leihmutterschaft auf die Spur.

Dieser magische Roman beginnt mit einer Beerdigung: Die 30-jährige Norma Ross hat soeben ihre Mutter Anita verloren. Während Norma auf ihr Taxi wartet, kondoliert ihr ein unbekannter Mann, der sich als Max Lambert, ein alter Freund ihrer Mutter, vorstellt. Doch Lambert ist kein alter Freund, sondern der Inhaber des Frisiersalons, in dem Anita arbeitete. Norma glaubt nicht daran, dass ihre Mutter Selbstmord begangen hat, und sucht in ihrer Wohnung nach Hinweisen auf das, was wirklich geschehen ist. Dabei stößt sieauf verstörende Dokumente ...

In ihrem Roman thematisiert Sofi Oksanen die Ausbeutung von Frauen - sei es durch Leihmutterschaft oder den Verkauf ihrer Haare. Ein eigensinniger Roman mit einer klaren Botschaft.
Autorenporträt
Oksanen, SofiSofi Oksanen, geboren 1977, Tochter einer estnischen Mutter und eines finnischen Vaters, studierte Dramaturgie an der Theaterakademie von Helsinki. Ihr dritter Roman, »Fegefeuer«, war monatelang Nummer eins der finnischen Bestsellerliste und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Finlandia-Preis, dem Literaturpreis des Nordischen Rates und dem Prix Femina. Der Roman erschien in über vierzig Ländern und machte die Autorin auch in Deutschland zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der internationalen Gegenwartsliteratur. Sofi Oksanen lebt in Helsinki.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2017

Lass mir dein Haar
Die finnische Autorin Sofi Oksanen erzählt ein wildwucherndes Schauermärchen
von internationaler Geschäftemacherei mit Frauenkörpern
VON FRAUKE MEYER-GOSAU
Rihanna und Beyoncé tun es, Victoria Beckham ebenfalls: Am einen Tag sind ihre Haare modisch kurz geschnitten, am nächsten sind sie wieder üppig und lang, und dass dies so ist und trotzdem immer ganz natürlich ausschaut, haben sie Friseurinnen zu danken, die sich mit der Technik der Haarverlängerung auskennen: Sie verbinden das Haar ihrer Kundinnen, fürs ungeübte Auge unsichtbar, mit Haaren, die von anderen Frauen stammen – aus welchem Land, wollen die meisten Kundinnen gar nicht wissen. Wenn sie es sich leisten können, bestehen sie allerdings auf dem Typus „Remy“, echtem Menschenhaar, das zumeist aus Indien kommt. Dessen Qualität ist die beste. Folglich wirken Extensions damit am natürlichsten.
Dies alles lernen wir nicht etwa aus einem Fachblatt des Friseurhandwerks, sondern aus dem neuen Roman der finnischen Autorin Sofi Oksanen. „Die Sache mit Norma“ heißt er und trägt überdies noch allerhand Informationen über das Phänomen des extremen Haarwuchses, die Hypertrichose, zusammen. In ihrem 2012 auf Deutsch erschienenen Roman „Stalins Kühe“ hatte Oksanen bereits detailgenau von weiblichen Ess-Störungen, deren Erscheinungsformen und Auswirkungen erzählt. Nun geht es also um Haare, genauer gesagt: um das weltweite kriminelle Geschäft mit Menschenhaar. Und da der erweiterte Fokus hier auf der Ausbeutung von Frauenkörpern liegt, verknüpft Oksanen das Haargeschäft mit den nicht minder kriminellen Machenschaften um die in den meisten Ländern verbotene kommerzielle Leihmutterschaft.
Betrieben werden beide Geschäftszweige im Roman vom international agierenden Familienclan des Erzganoven Walter Lambert, der Frauen aus der Ukraine, aus Vietnam, Thailand und Mexiko an finnische Paare vermietet, die sich Kinder wünschen, selbst aber keine bekommen können. Den osteuropäischen Frauenmarkt hat Lamberts zweite Ehefrau Alla unter sich, seine erwachsenen Kinder Alvar und Marion sind mit der Anwerbung finanziell potenter Kunden betraut. Marion aber betreibt in Helsinki außerdem den Frisiersalon „Haarzauber“ und hat es daher also auch mit dem globalen Haar-Schwarzmarkt zu tun. Nachdem nämlich vor allem in der westlichen Welt die Nachfrage nach dem besten Material für Extensions sprunghaft gestiegen ist, wird es zunehmend schwierig, die Kundinnen mit erstklassiger Ware zu versorgen – ganze Landstriche in Vietnam sind mit kurzhaarigen Frauen bevölkert, erzählt Oksanen: mit Frauen, die ihre Haare verkauft haben und nun warten, bis neue Ware auf ihren Köpfen nachgewachsen ist.
Richtig haarig wird es im Roman allerdings, wenn Mitarbeiterinnen des Clans aus der Reihe tanzen, indem sie das Unternehmen durch auffälliges Verhalten gefährden oder sich, wie die bei „Haarzauber“ tätige Anita Ross, anschicken, die Gangster zu betrügen. Dann verschwinden sie von der Bildfläche, was wiederum Probleme mit den Hinterbliebenen verursachen kann, sodass aus einem kriminellen Akt leicht der nächste erwächst.
Ein Krimi ist „Die Sache mit Norma“ also auf jeden Fall, doch soll es mit diesem Genre hier keineswegs sein Bewenden haben: Die Kriminal-Story verquickt sich mit einem einigermaßen vertrackten Familienroman, der wiederum um das Problem extremen Haarwuchses kreist. Denn in der Familie von Anita Ross hatte es nicht nur eine Urgroßmutter Eva gegeben, die eines Tages aus ihrem Dorf verschwand und als Postkartenikone mit gigantisch wallendem Haupthaar in den USA wieder auftauchte, wie Anita in komplizierten Recherchen ermittelt – Anitas eigene Tochter Norma ist von derselben widrig wuchernden Erscheinung befallen. Jeden Tag wächst ihr Haar um mehr als einen Meter, und wenn Norma Bedrohliches wahrnimmt, ringeln sich die Haare aggressiv und kriechen selbst unter dem festgezurrten Turban hervor, der den Haarwildwuchs verbergen sollte.
Wobei Norma überdies auch noch hellfühlig ist, fremden Menschen auf den ersten Blick lebensgefährliche Krankheiten ansieht, aus dem Geruch von Haaren messerscharf erschließt, was für ein Leben deren Träger führen, was sie essen, ob sie Sex hatten oder aus irgendeinem Grund beunruhigt sind. Weiblichkeit und Hexentum gehen hier ineinander über.
Arme, geplagte Norma! Einen Arbeitsplatz nach dem anderen verliert sie, gegen ihre Dauerübelkeit muss sie Medikamente nehmen, mit starken Beruhigungsmitteln versucht sie sich einigermaßen auf seelischer Normaltemperatur zu halten und nimmt zudem Zuflucht zu alkoholischen Getränken. Einzig ihre Mutter, die auf Normas Ernährung achtet und sie mit Nahrungsergänzungsmitteln füttert (was wiederum mit der Qualitätssteigerung ihrer Haare zu tun hat), gibt ihr Halt.
Doch dann springt Anita, die zuletzt doch so heiter und optimistisch gestimmt war, am Morgen nach einer Thailand-Reise vor die U-Bahn – Norma durchstöbert ihre Recherchen und Aufzeichnungen und findet heraus, dass der Lambert-Clan seine Hände im Spiel hatte. Schritt für Schritt deckt sie nicht nur ihre eigene Familiengeschichte sowie die Geschichte von Anitas angeblich verrückt gewordener bester Freundin Helena auf (die wiederum die erste Ehefrau des Gangsters Lambert war, Mutter von Alvar und Marion). Sie stößt auch noch darauf, dass Anita Normas Haare als angeblich ukrainisches Extension-Material in „Virgin Remy“-Qualität an „Haarzauber“ verkauft und sich so für die Lamberts unentbehrlich gemacht hat. Bis sie sich zusammen mit Marion hinter dem Rücken des Clans auf eigene Großverdienerfüße zu stellen versuchte und vor die U-Bahn fiel.
Wer noch nichts von Elizabeth Siddal, dem durch ultralang und üppig herabfließendes kupferrotes Haar hervorstechenden Lieblingsmodell der Präraffaeliten gehört hat, kann hier alles über sie, ihren extremen Haarwuchs, ihr tragisches Ende und das legendäre Weiterwachsen ihrer Haare noch im Sarg erfahren – ein Stück Schauerromantik, das Sofi Oksanen bis in die Gegenwart hinein fortschreibt: Elizabeth Siddal nämlich „war eine wie Norma gewesen“, verdammt zu einem Dasein zwischen Freak und Muse, genauso wie Normas Urgroßmutter.
Haare und vermietete Gebärmütter, Mord und Totschlag allerorten und schließlich Normas Liebe zu Alvar, der sich als neuer Obergangster etabliert: Einigermaßen haarsträubend ist das alles. Und doch liest man es, kopfschüttelnd und doch auf die nächste schockierende Wendung gespannt, mühelos bis zum Ende. Das liegt zweifellos an der entspannten Übersetzung von Stefan Moster. Ebenso aber daran, dass Sofi Oksanen selbst einen komplett abgedrehten Stoff mit Grusel-Extensions aller Art gut erzählen kann.
Wenn die Heldin Bedrohliches
wahrnimmt, kringelt ihr Schopf
unter dem Turban heraus
Sofi Oksanen:
Die Sache mit Norma.
Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017.
350 Seiten, 22 €
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2017

Die schwatzhafte Locke

Es geht ums Haar, und deshalb geht es ums Ganze: In ihrem Roman "Die Sache mit Norma" folgt Sofi Oksanen den Spuren der Leihmutter-Mafia.

Von Tilman Spreckelsen

Dass man die Beerdigung der eigenen, lange vor der Zeit und gewaltsam ums Leben gekommenen Mutter nicht aushält, ist verständlich. Dass man sich deshalb noch vor dem Leichenschmaus davonmacht, sicher auch. Und dass man einen aufdringlichen Fremden aus der Trauergesellschaft nicht sofort zuordnen kann, erstaunt dann nicht weiter. Irritierend ist aber, auf welche Weise Norma, die Tochter der Toten, jenen unbekannten Besucher wahrnimmt: Nachdem sie dessen zurückweichenden Haaransatz, die gealterte Gesichtshaut, die Tränensäcke und die geplatzten Äderchen registrierte, riecht sie im Stirnschweiß des Mannes das "Bier vom Vorabend", identifiziert das Rasierwasser ("von Kouros und frisch, keines, das jahrelang im Schrank gestanden hatte") und das Haarshampoo des Fremden. Geradezu argwöhnisch macht dann der auf diese Leistung folgende Satz: "Damit endete Normas Bestandaufnahme, ihre Nase war noch von den Medikamenten und der Trauer erschöpft."

So beginnt "Die Sache mit Norma", der fünfte Roman der finnisch-estnischen Schriftstellerin Sofi Oksanen, und diesen unterkühlten Anfang wird man erst nach der beendeten Lektüre des Romans ganz erfassen können, so wie überhaupt das Buch beim zweiten Lesen noch gewinnt. Sehr viel von dem, was "Die Sache mit Norma" prägen wird, ist darin angelegt, und zwar weniger in dem, was an handfesten Informationen zu den Figuren und ihrer Konstellation vermittelt wird, sondern viel mehr in den irritierenden Momenten - wenn die verblüffenden olfaktorischen Erkenntnisse Normas mit einer limitierten Nase erzielt werden, wozu wäre sie dann erst im vollen Besitz ihres Geruchssinns fähig?

Erst vor dem Hintergrund der gesamten Handlung zeigt sich, wie elegant und effizient die Autorin (und ihr deutscher Übersetzer Stefan Moster) Beiläufigkeit und Bedeutung verschränken. Die Zusammenhänge, die am Ende offenbar werden, haben jedenfalls von Beginn an ihre Vorzeichen. Erzählt wird die kurze Geschichte der nun verwaisten, etwas über dreißigjährigen Norma und das, was sie im Lauf des Romans über die vorangehenden drei Generationen ihrer Familie herausfindet. Außer dem Geheimnis, das den Tod ihrer Mutter Anita umgibt, nötigt sie dazu das Rätsel ihrer eigenen Existenz, das sich dem Leser schrittweise offenbart: Norma ist nicht nur äußerst sensibel, wenn es um Gerüche geht, ihr Haar wächst auch ungeheuer schnell, so dass sie es mehrmals täglich schneiden und in der Öffentlichkeit unter einer Art Turban tragen muss.

Zusammen kommen diese beiden Eigenschaften schließlich in Normas diagnostischem Talent. Da genügen ein paar fremde Haare im großen, beinahe leeren Koffer einer Bekannten, um Norma ein komplettes Bild der Frauen zu vermitteln, denen jene Marion auf ihren Reisen begegnet ist: "Alle über dreißig, zwei über fünfzig. Die Dritte und die Vierte könnten ihren Alkoholkonsum einschränken, die Sechste war eine Anorektikerin mit Laktoseintoleranz, die unter einem Mangel an Magnesium und anderen Spurenelementen litt. Insgesamt sieben Frauen und im Haar von jeder Spuren einer Kinderwunschbehandlung."

Dabei bleibt es nicht: Unter Normas wachem Blick und unter ihrer Nase geben die Haare der anderen sogar preis, ob ihre Besitzer fröhlich oder ängstlich sind, ob sie die Wahrheit sagen oder lügen. Und Normas eigene Haare agieren derart selbständig, dass sie schon vor der jungen Frau wissen, zu wem sie sich hingezogen fühlt - und physisch genau diese Richtung einschlagen.

"Der Mensch hat mehr Haare auf dem Haupt als anderswo", heißt es im hochmittelalterlichen "Buch der Natur" des Konrad von Megenberg, "damit sein Gehirn vor übermäßiger Kälte oder Hitze geschützt sei." Dieser Perspektive, die das fühllose Haar rein funktional sieht, nämlich als eine Art körpereigene Schutzkleidung, steht im Volksglauben seit je her noch eine andere gegenüber: Demnach sind Haare so eng mit der jeweiligen Person verbunden, die sie hervorbringt, dass - wie im Fall des israelitischen Kriegers Samson - ihr Verlust deren Untergang bedeutet und umgekehrt schon das Tragen von fremden Zöpfen oder gar von Perücken aus dem Haar anderer Menschen ein Frevel ist. Diese Aneignung ist aber zugleich ein Mittel, dem - wegen des nicht zur Person passenden Haares verwirrten - Tod zu entgehen.

An diese kontroversen Vorstellungen knüpft Oksanen an, und es ist diese Dimension ihrer Geschichte, die aus dem Roman noch etwas mehr macht als einen zweifellos spannenden Thriller um eine international tätige Mafia, die in den armen Ländern der Welt Leihmuttergeschäfte betreibt, verbunden mit dem Import von Haaren für besonders schöne Extensions. Die beste Qualität liefert Anita, die Normas Haarwuchs zu Geld macht, um wiederum ihrer unwissenden Tochter eine Behandlung bei einem obskuren Wunderheiler zu finanzieren. Norma soll, so wünscht es sich Anita, ein normales Leben führen, ohne den Zwang zum ständigen Haareschneiden, während diese langsam entdeckt, dass der Familienstammbaum mehrere Frauen aufweist, die so sind wie sie selbst.

Normas Perspektive prägt den Roman, ihre mühselige Suche danach, was ihre eigentlich unauffällige Mutter offenbar unter großer Gefahr ermittelte, gibt dessen Handlung ihre Struktur. Im geheimen Zentrum steht aber eine andere: Helena, ehedem Anitas beste Freundin, inzwischen in einer Anstalt für psychisch Kranke verschwunden, seit sie das Baby ihrer Tochter vom Balkon fallen ließ, so wie sie ihren Sohn Alvar während ihrer Schübe mit dem Messer verletzte und einmal beinahe umgebracht hätte. Wie eine Person, die im Wahn lebt, ihre ganze Umwelt prägen kann, wird hier dezent, aber unmissverständlich gezeigt. Den Verheerungen gegenüber steht die Funktion, die sie für Anita einnimmt. Denn ob wahnhaft oder auf seltsame Weise wahrhaftig, vermittelt sie der Freundin Einblicke in die verschüttete Familiengeschichte; auf den Videos, die Anita von ihr aufnimmt und ihrer Tochter zuspielt, spricht Helena mit der Stimme einer längst Verschollenen - Anita jedenfalls nimmt das ernst, und Norma hat Mühe, sich dieser Faszination zu entziehen.

Das poetische Verfahren, das Sofi Oksanen hier anwendet, hält dem Romanstoff stand. Wo mit Säuglingen und Haaren gehandelt wird, als gehörten sie zu niemandem, schon gar nicht zu denen, von denen sie herrühren, da braucht es umgekehrt die diagnostische Intuition einer Norma, um diese Annahme energisch zu widerlegen.

Weit kommt sie damit allerdings nicht, am Ende befindet sie sich möglicherweise in einer schlimmeren Abhängigkeit als je zuvor, und auch der Handel mit den von Leihmüttern ausgetragenen Säuglingen wird trotz des großen Knalls ohne Einschränkung weitergehen. Wie in jedem Mafia-Epos macht die Geschäfte jetzt eben ein anderer.

So ist "Die Sache mit Norma" auch kein hoffnungsvolles Buch. Aber es zeichnet hellwach und mit Sinn für das Irrationale zugleich, illusionslos und doch vom Bewusstsein getragen, dass der Zustand der Welt kein Schicksal ist, mit großer Konsequenz ein Bild unserer Zeit, in dem die Haare der Beteiligten überraschend effizient zum Medium der Erkenntnis geraten.

Sofi Oksanen: "Die Sache mit Norma". Roman.

Aus dem Finnischen von Stefan Moster. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017. 352 S., geb., 22,- [Euro].

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» Die Sache mit Norma ist ein spannender Roman voller Magie und Dramatik.« Der Spiegel