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Ihr Schicksal war erstmals mit der Edition des Fontaneschen Ehebriefwechsel ins Interesse gerückt: Emilie Fontane hatte es an der Seite des berühmten Mannes nicht leicht - mit einem Wanderleben ohne eigene Wohnung, einer Existenz am Rande der Armut, sieben Geburten in dreizehn Jahren, dem Tod von vier Kindern. Als sich Emilie Rouanet-Kummer 1845 mit Theodor Fontane verlobt, hat sie nach einer unbehüteten Kindheit und ruhelosen Jugend das heftigste Verlangen nach Sicherheit. Doch gerade die kann ihr der mittellose Journalist und Literat nicht bieten. Erst mit der Stabilisierung seiner…mehr

Produktbeschreibung
Ihr Schicksal war erstmals mit der Edition des Fontaneschen Ehebriefwechsel ins Interesse gerückt: Emilie Fontane hatte es an der Seite des berühmten Mannes nicht leicht - mit einem Wanderleben ohne eigene Wohnung, einer Existenz am Rande der Armut, sieben Geburten in dreizehn Jahren, dem Tod von vier Kindern. Als sich Emilie Rouanet-Kummer 1845 mit Theodor Fontane verlobt, hat sie nach einer unbehüteten Kindheit und ruhelosen Jugend das heftigste Verlangen nach Sicherheit. Doch gerade die kann ihr der mittellose Journalist und Literat nicht bieten. Erst mit der Stabilisierung seiner schriftstellerischen Existenz entspannt sich die familiäre Lage. Emilie Fontane starb vor hundert Jahren - am 18. Februar 1902 in Berlin.
Autorenporträt
Dr. Gotthard Erler, Autor und Herausgeber. Seine jahrzehntelangen Forschungen und vielseitigen Editionen haben an der Verbreitung des Fontane'schen Werks einen hervorragenden Anteil. Zuletzt gab er eine Auswahl aus dem dreibändigen Ehebriefwechsel heraus, erschienen unter dem Titel "Die Zuneigung ist etwas Rätselvolles. Eine Ehe in Briefen" (2018). 2014 erhielt Gotthard Erler das Bundesverdienstkreuz.
Rezensionen
"Gotthard Erler - er ist der wohl bedeutendste Herausgeber und Kenner des Werkes von Theodor Fontane. Mit seiner jetzt erschienenen Biographie der Fontane-Ehefrau Emilie setzt er wieder Maßstäbe: Das Herz bleibt immer jung ist eine so lesbare wie faszinierende Lebensdarstellung einer bemerkenswerten Frau." (NDR (13.05.02))

"Gotthard Erler, der Herausgeber der Großen Brandenburger Fontane-Ausgabe, des Briefwechsels der Tochter Mete mit dem Vater, des Ehebriefwechsels, hat die Biografie Emilies, deren Details überaus kompliziert sind, sine ira et studio dargestellt, um Fontanes Frau historische Gerechtigkeit angedeihen zu lassen. Das ist vorzüglich gelungen." (Literaturen (4/2002))

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Gotthard Erler, der "große" Fontane-Herausgeber des Aufbau-Verlages, hat eine "wunderschöne" Biografie nicht über den Schriftsteller, sondern über dessen Frau Emilie geschrieben, ruft Astrid von Pufendorf begeistert aus. Darin zeichnet der Biograf das bewegte Leben einer ungewöhnlichen Frau nach, berichtet die Rezensentin. Leicht hatte es die 1824 in Dresden geborene Fontane-Gattin nicht. Nach der Geburt wurde sie zur Adoption freigegeben, wuchs bei einem Künstler und dessen häufig wechselnden Lebenspartnerinnen wenig behütet auf, lernte im Alter von zehn Jahren Fontane kennen, den sie Jahre später in Berlin wiedertraf, heiratete und fortan mit ihm sämtliche Schwierigkeiten des Lebens meisterte, referiert Pufendorf, die überhaupt in ihrer sehr langen Besprechung sehr detailliert auf die einzelnen Stationen im Leben der Emilie Fontane eingeht. Die Rezensentin ist kritiklos glücklich mit dieser "interessanten" Biografie, die uns Erler "geschenkt" habe.

© Perlentaucher Medien GmbH
»...eindrucksvoll...« Frankfurter Neue Presse 20020418

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2002

Durchs Leben geschritten und gestritten
Gotthard Erler versteht Emilie Fontane / Von Ernst Osterkamp

Ein ernstes Leben: geboren als uneheliches Kind einer Pfarrerswitwe; nach der Taufe Verwandten in einem Provinzstädtchen anvertraut; als Dreijährige per Zeitungsannonce kinderlosen Ehepaaren zur Adoption angeboten; nach einer an Demütigungen nicht armen Jugendzeit Verlöbnis mit einem Apotheker, dem die wirtschaftliche Basis zur Familiengründung fehlt; fünf "sehnsuchtskrank" verbrachte Verlobungsjahre, die der Künftige dazu nutzt, fern von der Braut zwei illegitime Sprößlinge in die Welt zu setzen; endlich die Eheschließung mit dem geliebten Mann, der sich aber nun als unfähig erweist, sich auf einen Brotberuf einzulassen, und sich lieber seinen künstlerischen Neigungen hingibt; Armut und Schulden als Resultat, während Kind auf Kind geboren wird, sieben insgesamt, von denen drei früh sterben; nach Jahrzehnten wirtschaftlicher Unsicherheit "der erste wirkliche Erfolg" des Ehemanns, aber da ist es fast schon zu spät: er 75, sie 70 Jahre alt, der älteste Sohn schon seit Jahren tot, die einzige Tochter, zu psychosomatischen Störungen neigend, noch immer nicht aus dem Hause. Ein Frauenleben im neunzehnten Jahrhundert, das Leben der Emilie Fontane.

Man kann die Geschichte natürlich auch ganz anders erzählen, etwa nach dem bewährten "Aus der Nacht zum Licht"-Muster. Das wäre dann die Geschichte einer Frau, die das Leben aus obskurer Herkunft an die Seite eines der größten deutschen Erzähler gehoben und der es damit die relative Unsterblichkeit "als Gattin des trefflichen, unvergeßlichen Dichters" beschert hätte, von der schon die Nachrufprosa aus Anlaß von Emilie Fontanes Tod schwärmte. Es ist dies die übliche erzählerische Gebärde eines literarischen Triumphalismus, der jedes weibliche Lebensopfer als Voraussetzung des künstlerischen Werks großer Männer hinnimmt und rechtfertigt.

Gotthard Erler aber erzählt die Biographie Emilie Fontanes als ein ernstes Leben. Das heißt: er nimmt die Frau, die achtundvierzig Jahre lang Theodor Fontanes Leben organisiert hat, in ihren eigenen Hoffnungen, Ängsten, Wünschen, Kümmernissen, Schmerzen ernst. Erlers Biographie bezieht auch deshalb entschieden Position, weil sie im Grunde eine große Ausfaltung und Fortsetzung von Emilies eigenem Versuch ist, ihr Leben zu erzählen. Im Herbst 1858, in den Londoner Jahren, schreibt Emilie den Anfang einer Autobiographie nieder; das Fragment dieser "Jugendnovelle" ist im Anhang abgedruckt. Mit diesem Text, in dem sie von sich selbst im objektivierenden Duktus als Emilie, nicht als Ich spricht, versucht sie sich die Traumata ihrer Kinderjahre von der Seele zu schreiben.

So wirkten denn all diese Verlustängste und Geborgenheitssehnsüchte in der komplizierten Ehe mit Theodor Fontane fort, der ihr gerade das nicht geben konnte, wonach sie sich am meisten sehnte: Sicherheit, lebensgeschichtliche Stabilität über den Tag hinaus. Wie tief hier die Wunden waren, zeigen die schweren Ehekrisen im Jahre 1870, als Fontane seine ungeliebte Stellung bei der "Kreuzzeitung" kündigte, und vor allem im Jahre 1876, als er nach wenigen Monaten sein Amt als Erster Sekretär der Akademie der Künste niederlegte; Emilie reagierte mit heftigen Vorwürfen und einer tiefen Depression, und Fontane beklagte sich über mangelndes Verständnis für seinen Wunsch, als Schriftsteller zu leben.

Emilie hatte in ihrer Kindheit in zu viele Abgründe blicken müssen, um mit der Fontaneschen Maxime "Sicherheit is nicht" leichten Herzens leben zu können. Welche Hypothek dies für ihre Ehe bedeutet hat, zeigt beispielhaft eine Wendung in einem Brief, den sie 1886 an die Braut ihres Sohnes Theo richtete: "fast fing mit dem beglückenden gegenseitigen ,Ja' die Schwere des Lebens an." Als sie dies schrieb, war sie schon sechsunddreißig Jahre lang verheiratet, und so fuhr sie fort: "aber gereut hat es uns nie, u. tapfer sind wir durchs Leben geschritten u. gestritten, um einen Lebensabend zu haben, an dem jeder Tag uns zu haben eine dankbare Freude ist."

Das ist das "Wir" aus jenen Jahren, als Emilie längst zur wichtigsten Gehilfin ihres Mannes auch in literarischen Angelegenheiten geworden war. Erler befreit sie für immer von dem Klischee quengelnder Verständnislosigkeit für den Künstlergatten, indem er die biographischen Ursprünge ihrer Ängste und die realen Gründe für ihre Sorgen offenlegt und ihr dabei sooft wie möglich selbst das Wort erteilt. Dies ist auch deshalb notwendig, weil die 1998 erschienene Fontanesche Ehekorrespondenz, deren Erfolg ihren Herausgeber wohl zu dieser Biographie angeregt hat, von einer markanten Asymmetrie in der Verteilung der Stimmen gekennzeichnet ist; Emilie hat viele ihrer Briefe vernichtet, und so stammen nur rund 180 der 751 Briefe von ihr. Erler hat etwa 300 weitere meist ungedruckte Briefe Emilie Fontanes ausgewertet und zitiert extensiv aus ihnen. Das verleiht freilich dieser Biographie, die nicht von vielen äußeren Sensationen berichtet, auch eine gewisse erzählerische Sprödigkeit.

Insgesamt aber entsteht das eindrucksvolle Porträt einer tapferen und großmütigen, bei allen Ängsten und Sorgen wagemutigen, geistig neugierigen, für neue Entwicklungen in Literatur, Theater und Kunst aufgeschlossenen Frau, der ihr Mann, wie er am Ende wohl wußte, kein leichtes Leben hat bereiten können. An Achtung für Emilie Fontane wird es dank Gotthard Erler fortan nicht mehr fehlen, und so wollen wir in die Bewunderung für Emilie Fontane, die es geschafft hat, fünf Jahrzehnte in "kritischer Harmonie" mit Theodor Fontane zu verbringen, diejenige für ihren Biographen einschließen.

Gotthard Erler: "Das Herz bleibt immer jung. Emilie Fontane". Biographie. Aufbau-Verlag, Berlin 2002. 460 S., geb., 25,-

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