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Alles begann mit einer E-Mail ohne Absender: "Ich bin ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter." Was folgte, war die spektakulärste Enthüllung von Staatsgeheimnissen der Geschichte, ermöglicht von einem außergewöhnlichen Mann. Die Affäre erfasste Regierungen in aller Welt, nicht zuletzt die von Bundeskanzlerin Angela Merkel, und führte zu schweren Belastungen in den internationalen Beziehungen.Edward Snowden, ein junges Computergenie, das für die amerikanische National Security Agency (NSA) arbeitete, alarmierte die Weltöffentlichkeit, dass der mächtige Geheimdienst neue Technologien nutzt, um…mehr

Produktbeschreibung
Alles begann mit einer E-Mail ohne Absender: "Ich bin ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter." Was folgte, war die spektakulärste Enthüllung von Staatsgeheimnissen der Geschichte, ermöglicht von einem außergewöhnlichen Mann. Die Affäre erfasste Regierungen in aller Welt, nicht zuletzt die von Bundeskanzlerin Angela Merkel, und führte zu schweren Belastungen in den internationalen Beziehungen.Edward Snowden, ein junges Computergenie, das für die amerikanische National Security Agency (NSA) arbeitete, alarmierte die Weltöffentlichkeit, dass der mächtige Geheimdienst neue Technologien nutzt, um praktisch den ganzen Planeten zu überwachen und die Privatsphäre eines jeden zu zerstören. "Beherrschung des Internets", nannten das seine NSA-Kollegen.EDWARD SNOWDEN. Geschichte einer Weltaffäre ist die erste umfassende Schilderung der Taten Snowdens - und der Arbeit der Journalisten, die dem Druck der amerikanischen und britischen Regierungen widerstanden und die größenwahnsinnigen Überwachungsaktivitäten der NSA und ihres britischen Gegenstücks Government Communications Headquarters (GCHQ) ans Licht brachten.Snowdens Geschichte liest sich wie ein weltpolitischer Thriller: Seine Flucht führte ihn von Hawaii nach Hongkong und schließlich zur vorläufigen Endstation Moskau. Was veranlasste Snowden, sich zu opfern? Der "Guardian"-Journalist Luke Harding gibt in seinem Buch Antworten, die jeden Bürger des Internetzeitalters beunruhigen dürften.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2014

Die Gedanken sind frei
Zwei Bücher über die NSA zeigen: Warum es ein Fehler ist zu sagen,
wer nichts zu verbergen habe, könne sich doch abhören lassen
VON TANJEV SCHULTZ
Dieser schmächtige junge Kerl will es mit einer Supermacht aufnehmen? Ein schüchterner Mann, der sich nicht gern fotografieren lässt und der Kissen vor seiner Hoteltür stapelt, um sich vor Lauschern zu schützen? Ein Mann, der als Erkennungszeichen mit einem Zauberwürfel herumläuft? Die Journalisten, die den Whistleblower Edward Snowden im Sommer des vergangenen Jahres in Hongkong trafen, konnten es zunächst nicht glauben. Sie hatten sich ihre Quelle anders vorgestellt. Vielleicht als knurrigen älteren Herrn, als einen echten Haudegen aus der Schattenwelt der Geheimdienste.
  Edward Snowden war ja nicht einmal direkt bei der NSA angestellt. Dennoch hatte er es als Computerspezialist einer mit dem Geheimdienst verbundenen Firma geschafft, brisante Dateien aus dem NSA-System zu kopieren. Nicht ein oder zwei Dokumente, sondern Tausende. Es ist das vermutlich größte Leck, das ein Geheimdienst bisher erlebt hat – und nun saß die Quelle in einem Hotelzimmer auf der Bettkante vor verblüfften Journalisten. Sie spürten, dass hier jemand Geschichte schrieb.
  Ein Geschichtsbild, das heldenhafte „große Männer“ in den Mittelpunkt rückt und in ihnen die Kräfte vermutet, die das Geschick der Welt bestimmen – solch ein Bild gilt zu Recht als antiquiert. Doch es gibt Episoden, in denen es ganz auf den Einzelnen ankommt. Und es gibt Menschen, die etwas so Ungewöhnliches und Riskantes tun, dass sich später mit ihrem Namen eine Zäsur in der Geschichte verbinden wird. „Es gibt jetzt eine Zeit vor Snowden und eine danach“, schreiben die Spiegel -Autoren Marcel Rosenbach und Holger Stark in ihrem Buch über den NSA-Komplex.
  Journalisten neigen zu Dramatisierungen, aber hier ist dies gar nicht nötig, um aus der Geschichte des Whistleblowers und seiner Enthüllungen einen Sachbuch-Thriller zu machen. In gleicher Weise trifft das auf ein zweites Buch zum Thema zu, geschrieben vom Guardian -Reporter Luke Harding. Beide Bücher haben einen ähnlichen Aufbau: Sie erzählen, wie sich Snowden von einem loyalen, ein bisschen verschrobenen Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienstsystems in einen Staatsfeind verwandelte. Und sie verbinden dies mit einer Analyse des gewaltigen Überwachungsapparats, dessen Umrisse nun ans Licht gekommen sind.
  Beide Bücher zitieren aus Chat-Beiträgen, in denen Snowden sich noch 2009 über einen Artikel aufregte, der geheime CIA-Operationen thematisierte. „So ein Mist gehört nicht in die Zeitung“, schließlich gehe es um Geheimnisse. Zu Beginn seiner Karriere war Snowden weit entfernt davon, Verrat zu üben. Erst nach und nach erkennt er, dass es der Geheimdienst mit Recht und Moral nicht so genau nimmt.
  Er entdeckt Dokumente, die zeigen, dass die Spionage der NSA nicht vor den eigenen Bürgern haltmacht – entgegen den öffentlichen Beteuerungen des Geheimdienst-Chefs James Clapper. In Snowden, der ein Buch mit der amerikanischen Verfassung auf seinem Schreibtisch zu liegen hat, reift der Plan, Beweise zu sammeln. Er sieht sich nicht als Verräter, sondern als Verfassungspatriot – eine Sichtweise, die von den Autoren der Bücher geteilt wird.
  Snowden hat Clapper der Lüge überführt, dennoch ist der Geheimdienst-Chef weiterhin ungestraft im Amt. Snowden dagegen muss sich verstecken. Beide Bücher ergreifen Partei für den Whistleblower; sie tun dies aus voller Überzeugung der Autoren und nicht nur deshalb, weil sich Spiegel und Guardian aus Snowdens Fundus bedienen durften und sie dadurch Stoff für Exklusivberichte hatten. Sie beschreiben Edward Snowden als einen Idealisten, der aus ehrenwerten Motiven handelte. Als einen scheuen Mann, dem nichts am Rummel um seine Person liegt; der stattdessen angetrieben wird vom Glauben an die Bürgerrechte und an ein freies Internet.
  In Deutschland gibt es viel Sympathie für den Whistleblower, aber auch hierzulande sehen einige in ihm vor allem einen Verräter von Staatsgeheimnissen – einen Rechtsbrecher, der ausgerechnet in Russland Zuflucht gefunden hat. In einem Kommentar der FAZ heißt es angewidert, die Kritiker der US-Spionage würden dem nach Moskau geflohenen Snowden „wahlweise die Füße lecken oder aus der Hand fressen“. Nicht jeder erkennt offenbar die Größe von Snowdens Tat.
  Als er sich für sein Gewissen entschieden hatte, musste er alles aufgeben, den Beruf, Freundin und Familie, die Heimat und die Sicherheit eines ungestörten Lebens. Was aber bedeutet es überhaupt, ungestört zu leben in einer Welt, in der Geheimdienste jede Kommunikation abfangen können? Darf man da ruhig bleiben? Beide Bücher zitieren Henry David Thoreau, der Mitte des 19. Jahrhunderts über den zivilen Ungehorsam schrieb: „Wenn aber das Gesetz so beschaffen ist, dass es notwendigerweise aus dir den Arm des Unrechts an einem anderen macht, dann, sage ich, brich das Gesetz. Mach dein Leben zu einem Gegengewicht, um die Maschine aufzuhalten.“ Snowden hat die Überwachungsmaschine nicht stoppen können, aber immerhin hat er sie sichtbar gemacht.
  Die Spitzelei geht weit über das Aufspüren von Terroristen hinaus. Belauscht werden Freund und Feind, die UN, die EU, große Unternehmen und sogar die Frauen von NSA-Mitarbeitern. Das Spionieren zu privaten Zwecken ist auch nach internen NSA-Regeln ein Missbrauch, angeblich kommt er nur selten vor. Wie beruhigend.
  Das Buch von Rosenbach und Stark gibt einen guten Überblick über die Programme, mit denen die NSA und ihre Partner Daten absaugen und auswerten. Sie zeigen, was sich hinter all den seltsamen Namen wie „Prism“, „Upstream“ oder „Shelltrumpet“ verbirgt. Auch die Affäre um das Handy der Kanzlerin, die ein Spiegel -Artikel ins Rollen brachte, wird nachgezeichnet. Ehrlicherweise stellen die Autoren klar, dass ein anderer Bericht irreführend war: 500 Millionen Kommunikationen aus Deutschland würde die NSA innerhalb eines Monats abschöpfen, hieß es zunächst. Weitere Recherchen zeigten jedoch, dass es dabei offenbar um Daten ging, die vom deutschen BND stammten und die unter anderem Afghanistan betrafen, nicht etwa die deutschen Bürger. Das bedeutet nicht, dass die NSA Deutsche verschont. Aber die Zuordnung der imposanten Zahl stimmte hier nicht. Sie setzte sich gleichwohl bei vielen fest. Auch Luke Harding nennt sie nun in seinem Buch in einem falschen Kontext.
  Es ist wichtig, präzise zu sein, sonst müsste man sich gar nicht die Mühe machen, die Snowden-Dokumente zu verstehen. Rosenbach und Stark warnen vor dem Schulterzucken derjenigen, die sagen, sie hätten nichts zu verbergen. Es geht ja nicht nur darum, dass private Post niemanden etwas angeht. Was geschieht, wenn der Geheimdienst als politische Waffe gegen unliebsame Bürger eingesetzt wird? In den USA haben linke Aktivisten das in früheren Jahrzehnten erleben müssen.
  Und wie sieht es heute in China oder Russland aus? Dass Snowden nach Moskau geflohen ist, kritisieren typischerweise Leute, die es im nächsten Atemzug ablehnen, dass Deutschland ihm Asyl gewährt. Diese Verlogenheit stört Harding. Er sieht die Zwänge, in denen Snowden steckt. Trotzdem gefällt es dem Journalisten, der lange Korrespondent in Moskau war, gar nicht, dass ein Mann, der im Dienste der Freiheit gehandelt hat, nun „in informeller Weise ein Gefangener“ des russischen Geheimdiensts sei. Harding ist ein scharfer Kritiker Putins; in einem anderen Buch hat er Russland als „Mafiastaat“ beschrieben.
  Harding unterstellt Snowden allerdings nicht, Geheimnisse bei russischen Behörden auszuplaudern. Nicht einmal unter Folter, so hat der Whistleblower einmal versichert, werde er etwas verraten.
  Indem Harding erzählt, wie die Redaktion des Guardian mit den Enthüllungen umging und dem Druck der Regierungen in den USA und Großbritannien standhielt, präsentiert er gute Beispiele für Unbeugsamkeit. Selten oder nie zuvor hatten Chefredakteure so schwierige Entscheidungen zu treffen und so heikles Material zu verwalten wie in diesem Fall.
  Glenn Greenwald, der Snowden in Hongkong traf und dort die NSA-Dateien bekam, arbeitet mittlerweile für ein neues Online-Magazin („The Intercept“). Er hat am Buch des Guardian -Kollegen herumgemäkelt: Harding habe Snowden nicht mal persönlich kennengelernt. Tatsächlich liegt Hardings Stärke in der mitreißenden Darstellung von Abläufen in der Redaktion und in Passagen über den britischen Geheimdienst GCHQ, der eng mit der NSA zusammenarbeitet und mindestens so skrupellos nach Daten fischt wie der US-Partner.
Eine große Rolle spielt in Hardings Geschichte der Guardian -Kollege Ewen MacAskill, der neben Greenwald und der Dokumentarfilmerin Laura Poitras zu dem Trio in Hongkong gehörte. Ohne Poitras wäre der Kontakt zu Snowden womöglich nie zustande gekommen; sie half später auch dem Spiegel , an Material zu kommen. Über Poitras und Greenwald hätte man gerne noch mehr erfahren. Greenwald wird im Mai ein eigenes Buch über Snowden und die NSA veröffentlichen.
Marcel Rosenbach, Holger Stark : Der NSA-Komplex. Edward Snowden und der Weg in die totale Überwachung. DVA, 2014. 383 S.,19,99 Euro.
Luke Harding: Edward Snowden. Geschichte einer Weltaffäre. Edition Weltkiosk, Berlin 2014. 277 S., 19,90Euro.
Gesetze, die Unrecht befördern,
müssten gebrochen werden,
sagte schon Henry David Thoreau
„Spy Memorial“, in Anlehnung an ein US-War-Memorial
Illustration: Oliver Schopf
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Mitnichten ein Buch über Edward Snowden hält Daniel Haufler da in Händen. Was Luke Harding hier zusammenträgt, sind laut Haufler die entscheidenden Momente der Enthüllungsgeschichte aus dem Blickwinkel des "Guardian", der die Papiere mutigerweise veröffentlichte. Insofern findet der Rezensent den Buchtitel irreführend, auch wenn der Autor wichtige biografische Stationen aus Snowdens Leben in seine Geschichte einbindet. Zentral sind laut Haufler die Akten der NSA selber, deren Veröffentlichungsgeschichte der Autor spannend protokolliert. Sichtbar wird dadurch für Haufler der totalitäre Anspruch der Geheimen, aber auch, dass Snowden eigentlich kein Linker ist, sondern ein konservativer Patriot mit gehörigem Widerstandspotenzial.

© Perlentaucher Medien GmbH