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Als Martin Guerre nach langjähriger, rätselhafter Abwesenheit endlich zu seiner Frau zurückkehrt, ist Bertrande de Rols, eine Frau von 30 Jahren, von Sinnen vor Glück. Der inzwischen zehnjährige Sohn weicht dem Vater nicht mehr von der Seite, das Gut blüht auf, die große Familie ist wieder vereint. Acht Jahre lang hatte Bertrande sich gesehnt, hatte gebangt und gezürnt, war weder Witwe noch frei gewesen, und jetzt - endlich - kann sie sich hingeben. Der Liebe, ihrer Sinnlichkeit, seinem Begehren. Welcher Dämon treibt ihr plötzlich Zweifel ins Herz? Ist der Mann, den sie liebt, wirklich Martin?…mehr

Produktbeschreibung
Als Martin Guerre nach langjähriger, rätselhafter Abwesenheit endlich zu seiner Frau zurückkehrt, ist Bertrande de Rols, eine Frau von 30 Jahren, von Sinnen vor Glück. Der inzwischen zehnjährige Sohn weicht dem Vater nicht mehr von der Seite, das Gut blüht auf, die große Familie ist wieder vereint. Acht Jahre lang hatte Bertrande sich gesehnt, hatte gebangt und gezürnt, war weder Witwe noch frei gewesen, und jetzt - endlich - kann sie sich hingeben. Der Liebe, ihrer Sinnlichkeit, seinem Begehren. Welcher Dämon treibt ihr plötzlich Zweifel ins Herz? Ist der Mann, den sie liebt, wirklich Martin? Hin- und hergerissen zwischen ihrer Sehnsucht nach Zugehörigkeit und einer düsteren Ahnung, entfesselt sie eine richterliche Untersuchung - und eine Tragödie.

Mit einem Nachwort von Judith Hermann

Autorenporträt
Lewis, JanetJanet Lewis (1899 - 1998) wurde in Chicago geboren und lebte zumeist in Kalifornien. Früh begann sie Gedichte zu veröffentlichen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Dichter Yvor Winters, war sie ihr Leben lang politisch streitbar und aktiv, vehemente Kriegsgegnerin und Fürsprecherin der Indianer und Schwarzen. Mit 'Die Frau, die liebte' griff Janet Lewis einen der berühmtesten Justizfälle Frankreichs auf und schuf den fulminanten Auftakt zu ihrer Trilogie um strittige Justizfälle.

Höbel, SusanneSusanne Höbel, geboren 1953, lebt in Südengland und arbeitet seit fast dreißig Jahren als Übersetzerin englischer und amerikanischer Literatur. Sie wurde vielfach ausgezeichnet. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören Graham Swift, Nadine Gordimer, John Updike, Nicholson Baker, Margaret Forster und William Faulkner.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.2018

Der falsche Heimkehrer
Zu entdecken: "Die Frau, die liebte" von Janet Lewis

Janet Lewis' Geschichte von der Rückkehr des Großbauernsohnes Martin Guerre und seinem Doppelgänger, der sich als Betrüger entpuppte, ist authentisch. Die Lyrikerin und Literaturwissenschaftlerin in Stanford hatte sie in der vieldiskutierten Sammlung historischer Strafrechtsfälle in Frankreich gefunden. Sie wurde ein Publikumserfolg wie ebenso zwei spätere Filmvariationen nach dieser Vorlage (mit Gérard Depardieu und Richard Gere als Martin Guerre und Jodie Foster als dessen Frau). Erstaunlicherweise ist der schon 1941 veröffentliche Roman bisher nie im Deutschen erschienen. Die vielfach ausgezeichnete Übersetzerin Susanne Höbel hat ihre Übertragung nun genau dem Tonfall des Originals zwischen sachlicher Chronik und poetischer Beschreibung der wilden Pyrenäenlandschaft und ihrer Bewohner angepasst.

"Die Frau, die liebte" handelt von der Tragödie einer Liebe, die sich nie sicher werden konnte; von der gewalttätigen Autorität eines Patriarchen, der absolute Unterwerfung verlangt; vom Recht, das zwar der Gegenpol zum Unrecht ist und doch gnadenlos zerstören kann. Über die Jahrhunderte hinweg liefert diese dramatische Geschichte Anlass zum Denken und Diskutieren.

Eine Hochzeit steht am Anfang. Die elfjährige Bertrande de Rols wird im Januar 1539 mit dem gleichaltrigen Martin Guerre verheiratet. Und was tut der kindliche Ehemann als Erstes im Ehebett? Er schlägt seine Kinderfrau ins Gesicht und zerrt sie an den Haaren, bis Dienstboten einschreiten. So verschafft man sich Respekt, hat er gelernt. Frauen müssen sich unterwerfen. Wie auch er sich seinem Vater unterwerfen muss. Doch ein paar Jahre später widersetzt er sich dieser Macht und wird von seinem Vater gedemütigt und zu Boden geschlagen. Kein Wunder, dass er ausbricht und den Hof heimlich verlässt. Auch die aufkeimende Liebe zu seiner Frau und dem kleinen Sohn kann ihn nicht halten.

Acht Jahre lang wartet die junge Frau auf ihren Mann, abwechselnd sehnt sie sich nach ihm oder wünscht sich seinen Tod im Spanischen Krieg, damit die Ungewissheit endlich aufhört. Als schließlich nach langer Zeit ein bärtiger Mann auf dem Hof auftaucht, den alle als den Erben wiederzuerkennen meinen, wird auch sie von Wiedersehensfreude überwältigt. Er hat sich allerdings erstaunlich verändert. Es ist ein neuer Martin, freundlich, einfühlsam, ganz und gar nicht gewalttätig wie sein Vater. Sie liebt diesen ganz anderen Martin. Drei glückliche Jahre folgen, zwei Kinder werden geboren, der Hof blüht auf, das Gesinde ist zufrieden. Doch dann weckt ein abgerissener Soldat Zweifel: Der wahre Martin Guerre habe auf dem Schlachtfeld von Saint Quentin ein Bein verloren; er sei dort mit ihm zusammen gewesen, behauptet der Söldner. Er weiß auch den richtigen Namen des Mannes, der sich als Martin Guerre ausgibt und dessen Erbe angetreten hat: Arnaud de Tilh.

Bertrande beginnt zu zweifeln, sie fürchtet in großer Sünde zu leben, und obwohl der Priester ihr Absolution erteilt, wächst ihr Argwohn weiter. "Was würde aus uns werden, wenn wir nicht die Kraft hätten, uns vom Bösen zum Guten zu wenden?" Vergeblich versucht der Priester, ihr die positive Entwicklung des neuen Martin zu erklären und sie davon abzuhalten, den Heimgekehrten als Betrüger anzuzeigen. Sie hat keine Ruhe mehr, und ihre Liebe verwandelt sich in Hass. Das Gericht in Rieux und später in Toulouse bietet hundertfünfzig Zeugen auf, die Mehrzahl von ihnen bestätigt, dass der Angeklagte der richtige Martin Guerre ist. Doch kurz bevor das Urteil auf Freispruch unterschrieben ist, betritt plötzlich ein Soldat mit einem Holzbein den Gerichtssaal, kein Zweifel, es ist der wahre Martin Guerre.

Janet Lewis schildert die dramatische Gerichtsverhandlung in allen Einzelheiten. Das grausige Ende des falschen Martin am Galgen spart sie aus. Aber auch wie es mit Fernande, die immer noch eine junge Frau ist, weitergeht, erfahren wir nichts. Der Roman schließt mit der trostlosen Vermutung: "Aber wenn Hass und Liebe zusammen die Seele aufgezehrt haben, kann der Körper kaum lange am Leben festhalten."

Judith Hermann liefert im Nachwort Wissenswertes über Janet Lewis, die 1998 hochbetagt starb und bei uns bis jetzt unbekannt geblieben ist, obwohl sie mit literarischen Größen wie Henry James, Stendhal oder Saul Bellow verglichen wurde und mit dreiundzwanzig Jahren bereits ihren ersten Gedichtband veröffentlicht hat. "Die Frau, die liebte" ist also eine späte Entdeckung, die sich nicht nur wegen des Themas, vielmehr auch wegen der vollkommenen Sprache zu lesen lohnt.

MARIA FRISÉ

Janet Lewis: "Die Frau, die liebte". Roman.

Aus dem Englischen von Susanne Höbel. Mit einem Nachwort von Judith Hermann. dtv Verlagsgesellschaft, München 2018. 134 S., geb., 18,- [Euro].

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Janet Lewis gelingt mit 'Die Frau, die liebte' ein Meisterwerk. Für Sie 20180910