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Frauen hat es in der Philosophie immer gegeben. Doch nur selten wurden sie wirklich wahrgenommen oder ihre Lehren verbreitet und überliefert. Dabei können ihre Ideen wichtige Impulse zu alten und neuen Debatten liefern und eine andere Perspektive auf die Welt ermöglichen. Es ist also höchste Zeit, dass Frauen endlich den Platz in der Philosophie und den Wissenschaften bekommen, der ihnen zusteht.Die Herausgeberinnen Rebecca Buxton & Lisa Whiting haben in PHILOSOPHINNEN zwanzig Portraits einflussreicher Denkerinnen zusammengetragen, von der Antike bis in die Gegenwart, über alle Kulturkreise…mehr

Produktbeschreibung
Frauen hat es in der Philosophie immer gegeben. Doch nur selten wurden sie wirklich wahrgenommen oder ihre Lehren verbreitet und überliefert. Dabei können ihre Ideen wichtige Impulse zu alten und neuen Debatten liefern und eine andere Perspektive auf die Welt ermöglichen. Es ist also höchste Zeit, dass Frauen endlich den Platz in der Philosophie und den Wissenschaften bekommen, der ihnen zusteht.Die Herausgeberinnen Rebecca Buxton & Lisa Whiting haben in PHILOSOPHINNEN zwanzig Portraits einflussreicher Denkerinnen zusammengetragen, von der Antike bis in die Gegenwart, über alle Kulturkreise und Religionen hinweg, verfasst von zwanzig jungen, gegenwärtigen Philosophinnen. Ein Buch für Philosophie-Einsteiger und Fortgeschrittene, eine Horizonterweiterung in kritischem Denken - und eine zeitgemäße Ideengeschichte.Mit Texten über: Hypatia, Diotima, Ban Zhao, Mary Wollstonecraft, Lalla, Mary Astell, Harriet Taylor Mill, Mary Anne Evans (George Eliot), Edith Stein, Hannah Arendt, Simone de Beauvoir, Iris Murdoch, Mary Midgley, Elizabeth Anscombe, Mary Warnock, Sophie Bosede Oluwole, Angela Davis, Iris Marion Young, Anita L. Allen und Azizah Y. al-Hibri
Autorenporträt
Rebecca Buxton & Lisa Whiting (Hg.): Die beiden britischen Philosophinnen Rebecca Buxton und Lisa Whiting arbeiten im Bereich der politischen Philosophie in London und Oxford. Sie setzen sich für mehr Sichtbarkeit weiblicher Stimmen in der Philosophie ein. Zusammen starteten Sie ein Crowdfunding für die englische Ausgabe dieses Buches, für das es überragenden Zuspruch gab.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2021

Nötiges Ärgernis der kritischen Vernunft
Ein schwungvoller neuer Sammelband mit zwanzig Porträts herausragender Frauen der Philosophiegeschichte
Die Geschichte der Philosophie wird von Männern dominiert. Es gab über die Jahrhunderte allerdings gar nicht so wenige philosophierende Frauen. Marit Rullmann stellte viele von ihnen vor 20 Jahren in ihrer zweibändigen Sammlung „Philosophinnen“ vor. Im Fach einschlägig ist auch M.E. Waithes vierbändige „History of Women Philosophers“ aus den frühen Neunzigern. Und 1996 erschien Mary Warnocks „Women Philosophers“. Nur auf Letzteres als bemerkenswerte Ausnahme weisen die Herausgeberinnen eines neuen Philosophinnen-Bandes hin, die zwei jungen britischen Philosophinnen Rebecca Buxton und Lisa Whiting.
Alle 20 Denkporträts in dem Band stammen von Frauen, ansonsten wird auf Diversität geachtet. Die vorgestellten Philosophinnen lebten in verschiedenen Epochen, stammten aus unterschiedlichen Weltregionen sowie aus diversen kulturellen, religiösen und philosophischen Traditionen und Kontexten.
Neben der griechischen Mathematikerin Hypatia werden etwa der Dichterin Lalla aus dem Kaschmir des 14. Jahrhunderts, der 2018 verstorbenen nigerianischen Philosophin Sophie Oluwole und der analytischen Philosophin Elizabeth Anscombe Beiträge gewidmet. Auch über Fach- und Kulturkreise hinaus weniger Bekannte werden gewürdigt. Unvermeidlich sind Hannah Arendt und Simone de Beauvoir. Insgesamt neigt der Band zur gegenwärtigen praktischen Philosophie. Den Anfang macht, ebenfalls unvermeidlich, eine Griechin: Diotima. Ob es sie wirklich gab, muss nicht die wichtigste Frage sein. Platon lässt sie seinen Sokrates in der Philosophie der Liebe und Schönheit unterweisen.
Nun liegt der Einwand nahe, dass es doch gerade der Philosophie, der begründenden Vernunftwissenschaft schlechthin, nicht darauf ankommen kann, welchen Geschlechts (m/w/d) denn wohl ist, wer etwas sagt, sondern allein darauf, was gesagt wird, und ob das Gesagte auch gut begründet ist. Erobert also die Identitätspolitik nun auch noch die innere Burg der Geisteswissenschaften? Und wird, wer als alter weißer Mann spricht und rezensiert, womöglich gleich ins Unrecht gesetzt?
Die Gefahr besteht, solange es jedoch Bücher über Philosophie gibt, die fast ausschließlich von Männern handeln (und davon gibt es reichlich), sollten die Bedenkenträger vorerst eine andere philosophische Tugend pflegen – und schweigen. In einer idealen Welt könnte es wohl auch Bücher über Philosophinnen geben, aber es bräuchte sie nicht, gegenwärtig sind sie noch immer ein korrektives Ärgernis der kritischen Vernunft und daher nötig. Die Sache selbst bleibt indes unauflösbar paradox und fällt daher lebenspraktisch in die Zuständigkeit der Tugend der Nachsicht, nicht der Strenge.
Warum sollte es nicht Bücher geben, in denen Leser etwas über Mary Wollstonecraft erfahren, ohne zuvor auf Descartes’ denkendes Ego zu stoßen oder im nächsten Kapitel mit Kant konfrontiert zu werden? Überlassen wir Horizonterweiterungen dieser Art doch jedem und jeder selbst. Nur sollte nicht womöglich der Anspruch erhoben werden, ausschließlich Frauen könnten verständig über Philosophinnen schreiben. Drängender noch erscheint die Frage: Stimmt das denn überhaupt mit dem Vergessen? Leidet die Philosophiegeschichte tatsächlich unter partieller Amnesie? In den von Elif Özmen und Julian Nida-Rümelin herausgegebenen Bänden zur Philosophie des 20. Jahrhunderts sowie zur Philosophie der Gegenwart sind Philosophinnen gut vertreten.
Auch wenn das neue Buch daher keine Lücke füllen muss, sind die zwanzig Porträts ein guter Beitrag zum Genre – ein richtig gut lesbarer zumal. Jede Leserin und jeder Leser wird Entdeckungen machen. Dem Buch ist zudem eine Longlist beigefügt mit weiteren 94 Philosophinnen, die nicht vergessen werden sollten. Selbst auf der Longlist fehlen allerdings mindestens zwei Autorinnen von besonderem Rang, die aus tieferen Räumen des Vergessens zu bergen sind – aus dem Mittelalter und der Kammer der bösen Philosophinnen.
Im Falle Ayn Rands, der Ikone der nicht-religiösen amerikanischen libertären Rechten, mag ihr Fehlen daran liegen, dass bei aller Neigung der Herausgeberinnen zur Diversität doch Grenzen des Sagbaren bleiben. Die Gleichberechtigung wird jedoch nicht am Ziel sein, bevor Frauen nicht auch auf den dunklen Seiten volles Bürgerinnenrecht erhalten: auf der dunklen Seite der Macht in den Fantasiewelten wie auf den Seiten des schwarzen Hobbesianismus individualistischer Selbstbehauptungskämpfe. Zwischen Ayn Rand, der geistigen Lady Voldemort des Raubtierkapitalismus, die Egoismus zur Tugend erklärt, und Buxton und Whiting liegen aber dann offenbar doch zu viele Welten.
Noch einmal ganz anders verhält es sich mit Christine de Pizan, die eigentlich das Alter Ego der Herausgeberinnen im 14. Jahrhundert ist. Sie gilt nicht nur als erste Autorin, die von ihrem Schreiben leben konnte, sondern schuf 1405 mit ihrem „Buch von der Stadt der Frauen“ (im Original „Le Livre de la Cité des dames“) das Vorbild all jener, die den Leistungen von Frauen in der Geschichte des Denkens Anerkennung verschaffen wollen. Es ist ein Panorama weiblicher Intellektualität und Tugend. In der Stadt Christines bilden Philosophinnen neben Herrscherinnen die Mauern und die Bürgerschaft. Gerade ihr Fehlen bleibt ein Rätsel.
Gegen das Vergessen anzudenken, erscheint wie ein Versuch, mit löchrigen Kellen einen flüchtigen Stoff in lecke Gefäße zu füllen. Es geht auch beim besten Willen einiges daneben. Weiter versucht werden muss es dennoch.
DIRK LÜDDECKE
Zwei Autorinnen von
besonderem Rang
fehlen
Rebecca Buxton,
Lisa Whiting (Hg.):
Philosophinnen - Von Hypatia
bis Angela Davis:
Herausragende Frauen der
Philosophiegeschichte.
Mairisch Verlag, Hamburg 2021. 240 Seiten, 22 Euro.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Dirk Lüddecke beschwert sich erst am Schluss, dass einige wichtige Frauen in dieser weiblichen Philosophiegeschichte fehlen - vor allem Christine de Pizan. Das findet er rätselhaft. Ansonsten aber ist er des Lobes voll. Ihn beeindruckt, dass "über Fach- und Kulturkreise" hinausgeschaut und auch weniger bekannte Frauen berücksichtigt wurden. Und er macht sogar eine kritische Bemerkung zu all jenen, die solche Sammelbände, in denen zudem nur Frauen schreiben dürften, für überflüssig halten; sie sollten sich noch einmal all jene Bücher ansehen, in der die Geschichte etwa der Philosophie nur unter Männern abgehandelt würden. Der kritische Kritiker meint, man bewege sich hier nun mal in einem Paradox, da der Vernunft, um die es beim Philosophieren ginge, das Geschlecht der Philosophierenden tatsächlich herzlich egal sei. Alles in allem findet er, sei dies "ein richtig gut lesbarer" Beitrag. Nach der Beschwerde - siehe oben - übt er "Nachsicht" mit den Herausgeberinnen, eine Tugend, die er als vorläufig noch notwendige auch von anderen einfordert. Gerät sein Ton da nicht doch ein wenig gönnerhaft?

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