Cover: Groebner, Valentin, Das Mittelalter hört nicht auf

Groebner, Valentin

Das Mittelalter hört nicht auf

Broschur 19,90 €
Das Mittelalter zwischen Klischee und Wirklichkeit
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Groebner, Valentin

Das Mittelalter hört nicht auf

Über historisches Erzählen.

Das Mittelalter zwischen Klischee und Wirklichkeit

Ritter, Mönche, trutzige Bauern – Versatzstücke und Klischees vom Mittelalter sind allgegenwärtig. Aber was heißt eigentlich „mittelalterlich“, und wie sind diese Bilder entstanden? Das Buch verfolgt die Inszenierungen dieses besonderen Zeitalters von ihrer Entstehung im 14. Jahrhundert über ihre romantische und nationale Aufladung im 18. und 19. Jahrhundert bis zu den Vorstellungen der Nationalsozialisten und schließlich bis hin zu den Mittelaltermärkten und den Computerspielen unserer Gegenwart.
Das Mittelalter ist ein Paradox: Düster und romantisch zugleich, aufregend fremdartig, aber auch Wurzel für Vieles, das uns heute prägt – kurzum, das Mittelalter ist ein Reservoir für unsere Wünsche, vor allem jedoch für die Bedürfnisse nach einem ganz anderen, ursprünglichen und authentischen Leben. Von kaum einem Zeitalter hat die Moderne so lustvoll geträumt wie von dieser fernen, aber immer neu inszenierten Epoche; meistens funktionierte sie als bedrohlich verlockender Rückspiegel.  Auch die wissenschaftliche Erforschung dieser wundersamen Epoche hat sich nie im luftleeren Raum abgespielt. Gerade Mittelalterhistoriker waren den Vorstellungen ihrer eigenen Zeit von edlen oder weniger edlen Rittern, Burgfräuleins, tüchtigen Bürgern, gelehrten Mönchen und trutzigen Bauern eng verbunden. Sie fanden stets, was sie suchten. Anders gesagt: Mittelaltergeschichte handelt immer von der Gegenwart ihrer Erforscher. Aber was geschieht mit dem Rückspiegel Mittelalter – eine der großen Chiffren christlich-europäischer Kultur – angesichts der Globalisierung am Beginn des 21. Jahrhunderts?

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Inhalt
Danksagung

Zur Einleitung

1. Die Erfindung des mittleren Zeitalters

2. Der Wunsch nach Wurzeln

3. Starke Gefühle

4. Sprudelnde Quellen

5. Zukunftsmediävistik

6. Eigentlichkeit: Das Nachgemachte ist das Echte

7. Das Große Ganze

8. Wir sind die Brüder der romantischen Verlierer

9. Alles original: Kostümfeste und Themenparks

10. Das Mittelalter, das sind die Anderen

11. Erinnerungsarbeit

Literatur
Pressestimmen

Pressestimmen

"Wer sich an die poststrukturalistische Kritik historischen Erzählens erinnert, dürfte von dieser Aufzählung des rhetorischen Repertoires nicht überrascht sein (wohl aber davon, wie leichthändig sie bei Groebner daherkommt). Ihre Schlagkraft erhält sie durch die Verbindung mit der harschen Kritik am eigenen Fach. Die Mittelalterhistoriker vergrüben sich in monumentalen Editionen, Quellen gälten ihnen als `Feuchtgebiete der wahren Empfindung’. Neue Fragestellungen würden marginalisiert, und das Beharren auf einem christlichen Mittelalter blende die vielfältigen Verflechtungen mit der arabischen und der byzantinischen Welt aus.
Mit diesen Passagen steuert der leicht lesbare und für größere Leserkreise interessante Essay in die Gegenwart. So wie Francis Bacon einst das Mittelalter in den Wilden Amerikas und Afrikas erblickt hat, liegt es heute für viele in den islamischen Staaten. Idem Groebner die Öffnung der Mediävistik über die Grenzen Europas hinaus, ihre Auseinandersetzungen mit dem Islam und mit der orthodoxen Welt des Mittelalters anmahnt, formuliert er aktuelle Wünsche."
Jörg Plath, Deutschlandradio Kultur, 17. April 2008



"Ein spannendes Buch. (...) Anhand einer pointiert und zugleich essayistisch locker dargestellten Geschichte der Wandlungen des Mittelalterbildes samt der dazugehörigen Ideologien untermauert Groebner seine These, dass es bei der Geschichtsschreibung – exemplarisch jener des Mittelalters – immer um Wunschbilder und Projektionen geht. Daher versucht er, die blinden Flecken seines Faches ins Blickfeld zu rücken.
Das blendend geschriebene Buch ist auch eine Kritik an der eigenen Zunft, vor allem an ihrem im 19. und 20. Jahrhundert ziemlich unselig mit der Politik verstrickten deutschen Zweig. Zugleich formuliert es Perspektiven für das Fach, das in den letzten Jahren – wie andere Geisteswissenschaften auch – unter Legitimationsdruck geraten ist: Es sollte den Blick über die Grenzen Europas hinaus schärfen und populäre historische Genres ernster nehmen als bisher."
bas, Tages-Anzeiger, 16. März 2008



"Mit seinem polemischen und blendend formulierten Essay ‚Das Mittelalter hört nicht auf’ legt der Autor, Professor für Geschichte des Mittelalters und der Renaissance an der Universität Luzern, eine Kritik der deutschsprachigen Mediävistik vor. Er untermauert sie mit einem historischen Abriss der unterschiedlichen Bedeutungsgehalte, mit denen das Mittelalter – die rund tausendjährige Epoche zwischen dem Ende des Römischen Reichs um 500 und dem Beginn der Neuzeit um 1500 – zu verschiedenen Zeiten gefüllt wurde. (...) Er fordert seine Kollegen und Kolleginnen mit Bestimmtheit auf, die alten Selbstbilder ihrer Zunft aufzugeben, mit dem selbstmitleidigen Lamentieren über die Marginalisierung des Faches aufzuhören und sich in ihrer Arbeit der Gegenwart zu stellen."
Urs Hafner, Neue Zürcher Zeitung, 12. März 2008



"Groebner bietet Besonderes: einen Essay von funkelnder Rhetorik und geistreichen Pointen, von einem Florileg aus tausendundeinem Buch und dem flockenleichten Niederschlag schwer errungener Selbsterforschung in Konfrontation mit vielen Kollegen, deren Rat er suchte. (...) Der Luzerner Gelehrte will (...) Geschichte und Quellen der Osmanen in seine Forschungen einbeziehen. Und wirbt dafür, die ‚Geschichte des lateinischen Monopolmittelalters aufzulösen’ und neben den Türken die Araber und Mongolen, die Byzantiner und Juden, die Slawen und die importierten Sklavinnen vom Schwarzen Meer mit ins Zentrum unseres Mittelalterbildes zu rücken. Damit wäre endlich auch der humanistische Bann gebrochen, der nicht bloß das medium aevum zur Selbstillumination seiner Verkünder unter das Verdikt der Finsternis stellte, sondern die Mittelalterkenner auch einseitig auf die antike lateinische Vorgeschichte ihrer Quellen ausrichtete."
Michael Borgolte, Frankfurter Allgemeine Zeitung (Literaturbeilage zur Leipziger Buchmesse), 12. März 2008



"(Groebners) Argumentation zielt darauf, die andauernde Epoche der Naivität zu beenden, in der Geschichtswissenschaft sich aktuellen gesellschaftlichen Kontexten distanzlos untertan macht. (...) So dass am Ende des Buches die interessante Frage steht, aus welchen Komponenten ein Mediävist heute sein Berufsbild zusammensetzen könnte."
Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau, 11. März 2008



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Bibliografische Reihen

Bibliografie

978-3-406-57093-3

Erschienen am 15. Februar 2008

176 S., mit 1 Abbildung

Softcover

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Groebner, Valentin

Das Mittelalter hört nicht auf

Über historisches Erzählen

Das Mittelalter zwischen Klischee und Wirklichkeit

Ritter, Mönche, trutzige Bauern – Versatzstücke und Klischees vom Mittelalter sind allgegenwärtig. Aber was heißt eigentlich „mittelalterlich“, und wie sind diese Bilder entstanden? Das Buch verfolgt die Inszenierungen dieses besonderen Zeitalters von ihrer Entstehung im 14. Jahrhundert über ihre romantische und nationale Aufladung im 18. und 19. Jahrhundert bis zu den Vorstellungen der Nationalsozialisten und schließlich bis hin zu den Mittelaltermärkten und den Computerspielen unserer Gegenwart.
Das Mittelalter ist ein Paradox: Düster und romantisch zugleich, aufregend fremdartig, aber auch Wurzel für Vieles, das uns heute prägt – kurzum, das Mittelalter ist ein Reservoir für unsere Wünsche, vor allem jedoch für die Bedürfnisse nach einem ganz anderen, ursprünglichen und authentischen Leben. Von kaum einem Zeitalter hat die Moderne so lustvoll geträumt wie von dieser fernen, aber immer neu inszenierten Epoche; meistens funktionierte sie als bedrohlich verlockender Rückspiegel.  Auch die wissenschaftliche Erforschung dieser wundersamen Epoche hat sich nie im luftleeren Raum abgespielt. Gerade Mittelalterhistoriker waren den Vorstellungen ihrer eigenen Zeit von edlen oder weniger edlen Rittern, Burgfräuleins, tüchtigen Bürgern, gelehrten Mönchen und trutzigen Bauern eng verbunden. Sie fanden stets, was sie suchten. Anders gesagt: Mittelaltergeschichte handelt immer von der Gegenwart ihrer Erforscher. Aber was geschieht mit dem Rückspiegel Mittelalter – eine der großen Chiffren christlich-europäischer Kultur – angesichts der Globalisierung am Beginn des 21. Jahrhunderts?
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Inhalt

Danksagung

Zur Einleitung

1. Die Erfindung des mittleren Zeitalters

2. Der Wunsch nach Wurzeln

3. Starke Gefühle

4. Sprudelnde Quellen

5. Zukunftsmediävistik

6. Eigentlichkeit: Das Nachgemachte ist das Echte

7. Das Große Ganze

8. Wir sind die Brüder der romantischen Verlierer

9. Alles original: Kostümfeste und Themenparks

10. Das Mittelalter, das sind die Anderen

11. Erinnerungsarbeit

Literatur

Pressestimmen

"Wer sich an die poststrukturalistische Kritik historischen Erzählens erinnert, dürfte von dieser Aufzählung des rhetorischen Repertoires nicht überrascht sein (wohl aber davon, wie leichthändig sie bei Groebner daherkommt). Ihre Schlagkraft erhält sie durch die Verbindung mit der harschen Kritik am eigenen Fach. Die Mittelalterhistoriker vergrüben sich in monumentalen Editionen, Quellen gälten ihnen als `Feuchtgebiete der wahren Empfindung’. Neue Fragestellungen würden marginalisiert, und das Beharren auf einem christlichen Mittelalter blende die vielfältigen Verflechtungen mit der arabischen und der byzantinischen Welt aus.
Mit diesen Passagen steuert der leicht lesbare und für größere Leserkreise interessante Essay in die Gegenwart. So wie Francis Bacon einst das Mittelalter in den Wilden Amerikas und Afrikas erblickt hat, liegt es heute für viele in den islamischen Staaten. Idem Groebner die Öffnung der Mediävistik über die Grenzen Europas hinaus, ihre Auseinandersetzungen mit dem Islam und mit der orthodoxen Welt des Mittelalters anmahnt, formuliert er aktuelle Wünsche."
Jörg Plath, Deutschlandradio Kultur, 17. April 2008


"Ein spannendes Buch. (...) Anhand einer pointiert und zugleich essayistisch locker dargestellten Geschichte der Wandlungen des Mittelalterbildes samt der dazugehörigen Ideologien untermauert Groebner seine These, dass es bei der Geschichtsschreibung – exemplarisch jener des Mittelalters – immer um Wunschbilder und Projektionen geht. Daher versucht er, die blinden Flecken seines Faches ins Blickfeld zu rücken.
Das blendend geschriebene Buch ist auch eine Kritik an der eigenen Zunft, vor allem an ihrem im 19. und 20. Jahrhundert ziemlich unselig mit der Politik verstrickten deutschen Zweig. Zugleich formuliert es Perspektiven für das Fach, das in den letzten Jahren – wie andere Geisteswissenschaften auch – unter Legitimationsdruck geraten ist: Es sollte den Blick über die Grenzen Europas hinaus schärfen und populäre historische Genres ernster nehmen als bisher."
bas, Tages-Anzeiger, 16. März 2008


"Mit seinem polemischen und blendend formulierten Essay ‚Das Mittelalter hört nicht auf’ legt der Autor, Professor für Geschichte des Mittelalters und der Renaissance an der Universität Luzern, eine Kritik der deutschsprachigen Mediävistik vor. Er untermauert sie mit einem historischen Abriss der unterschiedlichen Bedeutungsgehalte, mit denen das Mittelalter – die rund tausendjährige Epoche zwischen dem Ende des Römischen Reichs um 500 und dem Beginn der Neuzeit um 1500 – zu verschiedenen Zeiten gefüllt wurde. (...) Er fordert seine Kollegen und Kolleginnen mit Bestimmtheit auf, die alten Selbstbilder ihrer Zunft aufzugeben, mit dem selbstmitleidigen Lamentieren über die Marginalisierung des Faches aufzuhören und sich in ihrer Arbeit der Gegenwart zu stellen."
Urs Hafner, Neue Zürcher Zeitung, 12. März 2008


"Groebner bietet Besonderes: einen Essay von funkelnder Rhetorik und geistreichen Pointen, von einem Florileg aus tausendundeinem Buch und dem flockenleichten Niederschlag schwer errungener Selbsterforschung in Konfrontation mit vielen Kollegen, deren Rat er suchte. (...) Der Luzerner Gelehrte will (...) Geschichte und Quellen der Osmanen in seine Forschungen einbeziehen. Und wirbt dafür, die ‚Geschichte des lateinischen Monopolmittelalters aufzulösen’ und neben den Türken die Araber und Mongolen, die Byzantiner und Juden, die Slawen und die importierten Sklavinnen vom Schwarzen Meer mit ins Zentrum unseres Mittelalterbildes zu rücken. Damit wäre endlich auch der humanistische Bann gebrochen, der nicht bloß das medium aevum zur Selbstillumination seiner Verkünder unter das Verdikt der Finsternis stellte, sondern die Mittelalterkenner auch einseitig auf die antike lateinische Vorgeschichte ihrer Quellen ausrichtete."
Michael Borgolte, Frankfurter Allgemeine Zeitung (Literaturbeilage zur Leipziger Buchmesse), 12. März 2008


"(Groebners) Argumentation zielt darauf, die andauernde Epoche der Naivität zu beenden, in der Geschichtswissenschaft sich aktuellen gesellschaftlichen Kontexten distanzlos untertan macht. (...) So dass am Ende des Buches die interessante Frage steht, aus welchen Komponenten ein Mediävist heute sein Berufsbild zusammensetzen könnte."
Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau, 11. März 2008