18,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Verlag / Hersteller kann z. Zt. nicht liefern
Melden Sie sich für den Produktalarm an, um über die Verfügbarkeit des Produkts informiert zu werden.

oder sofort lesen als eBook
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Wo sind wir, wenn wir reisen? David Wagner, ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für sein Buch "Leben", schreibt in seinem neuen Buch über Hotelzimmer, wie jeder sie kennt und so noch nie gesehen hat. Ein Mann reist von Stadt zu Stadt, quer durch Deutschland und Europa bis nach China und in den Iran, aber Augen hat er immer nur für das: Hotelzimmer. Er kann sich nicht sattsehen an ihnen, bestaunt mit nie erlahmender Neugier, was es da alles gibt: Erdbeeren in einem Schüsselchen. Liegt neben dem Telefon ein Bleistift - spricht seiner Erfahrung nach für ein besseres Hotel - oder…mehr

Produktbeschreibung
Wo sind wir, wenn wir reisen? David Wagner, ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für sein Buch "Leben", schreibt in seinem neuen Buch über Hotelzimmer, wie jeder sie kennt und so noch nie gesehen hat.
Ein Mann reist von Stadt zu Stadt, quer durch Deutschland und Europa bis nach China und in den Iran, aber Augen hat er immer nur für das: Hotelzimmer. Er kann sich nicht sattsehen an ihnen, bestaunt mit nie erlahmender Neugier, was es da alles gibt: Erdbeeren in einem Schüsselchen. Liegt neben dem Telefon ein Bleistift - spricht seiner Erfahrung nach für ein besseres Hotel - oder ein Kugelschreiber? In wildgemusterte Teppichböden sind Flecken offenbar schon eingearbeitet worden. Energiesparfunzeln, er müsste Glühbirnen dabei haben. "Zum Lesen sollte ich mich eigentlich ins Badezimmer setzen, dort, im Schminklicht, ist es hell genug." Eine "Kulturgeschichte der Unterwäsche" mit vielen Abbildungen steht im Regal, fast hätte er das Buch geklaut. Ein kleiner Frosch, den er aus einem Eingangsbereich gerettet hat, springt in ein Farnbüschel und ist verschwunden - "oder wollte er geküsst werden?" Das Glück, in einem Turmzimmer nächtigen zu können, auf einen See zu schauen, das Licht. Das Unglück der Zierkissenpest. Und warum steht in manchen Bädern eine Waage?
David Wagner, Meister der poetischen Alltagsbeobachtung und immer wieder gerühmt für seine Beschreibungskunst bei höchster stilistischer Eleganz, nimmt uns mit in mehr als einhundert Hotelzimmer, wie jeder sie kennt und so noch nie gesehen hat. Ein Buch für alle, die unterwegs sind oder anderen eine Bleibe geben. Eine aufregende, anregende Reise der Wahrnehmung von lauter Sensationen des Gewöhnlichen - eine Schule des Sehens.
Autorenporträt
Wagner, DavidDavid Wagner, 1971 geboren, debütierte mit dem Roman «Meine nachtblaue Hose». Es folgten der Erzählungsband «Was alles fehlt», das Prosabuch «Spricht das Kind», die Essaysammlungen «Welche Farbe hat Berlin» und «Mauer Park», die Kindheitserinnerungen «Drüben und drüben» (mit Jochen Schmidt), der Roman «Vier Äpfel», der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand, und «Ein Zimmer im Hotel». 2013 wurde ihm für sein Buch «Leben» der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen, 2014 erhielt er den Kranichsteiner Literaturpreis und war erster «Friedrich-Dürrenmatt-Gastprofessor für Weltliteratur» an der Universität Bern. «Der vergessliche Riese» brachte ihm 2019 den Bayerischen Buchpreis und eine Platzierung auf der Shortlist für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis ein. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Er lebt in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ulrich Rüdenauer reist mit David Wagner von Hotelzimmer zu Hotelzimmer, von Offenburg über Turin bis nach Kairo. An Joseph Roth erinnert, sucht er allerdings vergebens nach einem irgendwie erhellenden Ausgreifen der Texte über das idiosynkratische Erleben des Autors und das mal luxuriöse, mal bescheidene Zimmerinterieur hinaus. Wagner ist vor allem ein Drinni! Erkundet Einrichtung, Atmosphäre und allenfalls die Frühstücksnachbarin. Das macht er elegant, poetisch. Mehr als eine Fingerübung ist das Buch für Rüdenauer aber nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.01.2017

LITERATUR
Joghurt mit Feng-Shui
Zu einem modernen Schriftstellerleben gehören die Lesereisen.
Der Autor David Wagner hat ihnen das charmante Buch „Ein Zimmer im Hotel“ abgewonnen
VON ULRICH RÜDENAUER
In einem Feuilleton aus dem Jahr 1929 schildert Joseph Roth seine Ankunft in einem Hotel irgendwo in einer europäischen Hafenstadt. Der Portier kennt seinen Gast bereits von früheren Aufenthalten. Verschwörerisch flüstert er Roth die Zimmernummer zu, als handele es sich um eine Geheimzahl, deren Bedeutung allein Eingeweihte entziffern können. Roth hat einen großen Teil seines Lebens in Hotels zugebracht, sogar einen Roman geschrieben mit dem Titel „Hotel Savoy“.
Gegen den nomadischen Hotelbewohner Joseph Roth ist David Wagner ein Waisenknabe. Allerdings: Rund 110 Hotelzimmer in drei Jahren, das ist auch nicht von schlechten Eltern. Viele dieser Übernachtungen dürften ausgedehnten Lesetouren geschuldet gewesen sein, die sich an Wagners Erfolg mit dem preisgekrönten, in etliche Sprachen übersetzen Buch „Leben“ anschlossen. Für viele Schriftsteller bedeuten Lesereisen verlorene Schreibzeit. David Wagner hingegen hat seine Aufenthalte genutzt und aus jedem Zimmer einen Snapshot in Worten mitgebracht.
„Ein Zimmer im Hotel“ beginnt mit einer weißen, mit Erdbeeren gefüllten Porzellanschale, die als Gruß des Hauses auf dem Couchtisch bereitsteht. Man erkennt daran die luxuriöse Unterkunft. Es gibt eine kleine Terrasse, an den Wänden hängen italienische Architekturstiche. Den Autor selbst muss man sich auf dem Bett liegend vorstellen (in diesem Fall weist das Bett einen Baldachin auf!), solcherart den Raum und seine Eigenheiten erforschend.
Wagner schreibt auf, was er in den Junior Suites, Comfort Rooms, fensterlosen Zimmerchen sieht – mit größter Genauigkeit und einem Sensorium für die feinen Unterschiede, die im Zeitalter der Hotelketten noch Individualität vorzutäuschen scheinen. Ein bisschen erinnert das an die Feuilletons von Joseph Roth, ein bisschen an die Zimmerreisen des späten 18. Jahrhunderts, als der knapp bemessene Raum zum Kosmos wurde und dem Autor in jeder Ecke etwas auffiel, das seine Reflexionslust entfachte. David Wagner geht dabei nach Art eines Archivars vor. Wie in einem Reisefotoalbum sind seine Aufzeichnungen chronologisch geordnet.
Manchmal werden wir über den Standort des Hotels im Stadtbild aufgeklärt, manchmal vom Portier direkt ins Zimmer geleitet, wo der Autor sich und uns einen genauen Eindruck verschafft von Einrichtung, Atmosphäre, Anmutung. Manchmal verweilen wir länger in der provisorischen Unterkunft, manchmal nur für ein paar flüchtige Zeilen. Und manchmal werden wir auch in den Frühstücksraum mitgenommen und nicht im Unklaren darüber gelassen, womit der Autor sich für den Tag stärkt (meist ist das eine eher frugale Mahlzeit, woran man den erfahrenen Hotelgast erkennt). Die Reisen führen Wagner um die halbe Welt: Rom, Basel, Teheran, Bologna, Turin, Tallinn, Peking, Wien oder Kairo, und auch ganz Deutschland wird durchmessen, von Offenburg bis nach Schwerin.
Dieser Vielreisende schenkt den Hotelzimmern besondere Aufmerksamkeit. Er verfügt zum Glück über ein elegantes Beschreibungsvermögen und greift zuweilen dezent über die Bestandsaufnahme hinaus ins Alltagsphilosophische: „Eine Frau, die sich zu mir an den Tisch setzt, ich weiß nicht, wie sie heißt, sagt, die Zimmer dieses Hotels seien sehr männlich, in anderen Hotels gebe es eher weibliche Zimmer, in ihrem ersten hier habe sie es, das sei eine Sache des Feng-Shui, nicht ausgehalten, sie habe (Feng-Shui!) in ein weniger männliches umziehen müssen. Ich sage dazu nichts, esse einfach meinen Joghurt.“
Diese Szene spielt in Turin, aber sie könnte sich überall zugetragen haben. Wagners poetische, idiosynkratische Skizzen handeln nämlich eigentlich davon, dass der Hotelbewohner ein bisschen außerhalb der Zeit lebt und außerhalb seines Lebens, in einer Zwischenwelt. Gerade erst angekommen, ist er schon wieder im Aufbruch begriffen. „Ich fühle mich, als hätte ich mich selbst in einem Hotelzimmer vergessen, als wäre ich oder etwas von mir, ein Teil von mir, in einem dieser vielen Zimmer, in denen ich schon übernachtet habe, liegen geblieben.“
Eine Passage in der Mitte des kleinen, filigranen Buches fällt heraus – nicht nur, weil der Aufenthalt bei der Wasnerin in Bad Aussee länger ist als üblich, sondern weil hier das Hotel nicht im Zentrum steht, sondern nur als Ausgangspunkt für strapaziöse Bergtouren des Autor-Ichs dient. Es ist fast so, als müsste der Erzähler nach all den beengten Zimmerreisen diesmal weit ausgreifen, ganz hoch hinauf zum Sarstein wandern und über Serpentinen wieder hinab in die sich endlos streckenden Täler, bis zur Erschöpfung, um sich selbst nicht irgendwo zu vergessen. Eine Ablenkung von der Arbeit. Ein Luftholen. Auch für den Leser. Und am Ende ein Seufzer: „Diese Berge. Schauen sie nicht doch zurück?“ Danach beginnt allerdings wieder der Alltag des Lesereisenden – mit dem Hotel Nizza, das ausgerechnet in Frankfurt steht.
„Ein Zimmer im Hotel“ ist eine kontemplative Fingerübung, die den Blick für den nächsten Hotelbesuch schärft. Wagner endet dabei allerdings meist da, wo das Interesse des großen Joseph Roth erst geweckt wird: „Hier, in der Halle, bleibe ich sitzen“, schriebt er 1929, „sie ist die Heimat und die Welt, die Fremde und die Nähe, meine ahnenlose Galerie. Hier beginne ich über das Hotelpersonal, meine Freunde, zu schreiben. Es sind lauter Persönlichkeiten! Weltbürger! Menschenkenner! Sprachenkenner, Seelenkenner! Keine Internationale neben der ihrigen! Sie sind die wahrhaft Internationalen!“
Das Leben jenseits des Hotelzimmers bleibt bei Wagner verschwommen; es ist da, aber es wird nur gestreift. Weil es die Persönlichkeiten, von denen sich Roth in Schreiblaune bringen ließ, nicht mehr gibt? Oder weil das Projekt sonst ausgeufert wäre? Vielleicht auch nur, weil die Beredtheit der Dinge manchmal schon ausreicht. Man muss die Gegenstände eben nur zum Sprechen bringen können.
David Wagner: Ein Zimmer im Hotel. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016. 128 Seiten. 18,95 Euro. E-Book 16,99 Euro.
David Wagner reist viel, und
wendet doch jedem Hotelzimmer
seine Aufmerksamkeit zu
Das Leben jenseits des Hotels
bleibt verschwommen.
Es ist da, aber es wird nur gestreift
Groß ist die Beredtheit der Dinge im Hotelzimmer.
Foto: Regina Schmeken
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2016

18. Im Hotel übernachten - aber wo?

Der Schriftsteller David Wagner war in Hotels überall in der Welt. Von Stadt zu Stadt ist er gereist, quer durch Deutschland und Europa bis nach China, und hat all seine feinen Beobachtungen festgehalten. Er schreibt keine Hotelkritiken, er sammelt poetische Details: Tischtennisplatte, Tischkicker, Asterix-Hefte und Musikbox im "25Hours Hotel Hamburg Number One" ("Sind wir in eine Jugendherberge geraten?"). Die leere Kondompackung unter dem Zimmertelefon im "Leonardo Hotel" Budapest. Die Initialen J. H., die jemand in der Lehne eines Sessels aus massivem Holz im "Ayre Hotel Caspe" in Barcelona eingeritzt hat (sind es die eignen oder die einer oder eines Geliebten?). Das Klemmbrett, das am Putzwagen des Zimmermädchens im "Best Western Plus Hotel Bahnhof" in Schaffhausen hängt und auf dem die Namen der übrigen Gäste zu lesen sind (Monika Maron wohnt in Zimmer 23, Klaus Modick in der Nummer zwölf). Oder das "Drinking Water"-Schild am dünnrohrigen Wasserhahn im "BFSU Hotel" Peking: Unter dem Waschbecken entdeckt David Wagner dort mehrere hintereinandermontierte Behälter, Schläuche und einen Tank, die er als Wasserreinigungsanlage identifiziert. Ein Schildchen (überall Schilder!) besagt, die Reinigung erfolge durch Umkehrosmose. Er trinkt das Wasser trotzdem nicht. Aber er staunt weiter. Und das ist das Erstaunlichste an Wagners Buch "Ein Zimmer im Hotel", dass er sich trotz der so unterschiedlichen Hotelerfahrungen einen zugewandten, freundlichen Blick bewahrt hat. Wagner, man glaubt es ihm, liebt Hotels. Man glaubt es ihm sogar noch, als er im "Amber Hotel" in Hilden, wo das Teppichmuster Flecken tarnen soll, froh ist, seine Flipflops dabeizuhaben und diesen Teppichboden nicht mit nackten Füßen betreten zu müssen. Eine Übernachtung im Hotel, in London oder Paris, in New York oder Marrakesch, gehört zu den schönsten Geschenken. Für den, der nicht wegwill, reicht "Ein Zimmer im Hotel". Oder, noch schöner, man liest dieses Buch in den Hotels, die David Wagner beschreibt, und setzt seinen Eindrücken die eigenen entgegen. Der französische Schriftsteller Georges Perec hatte einmal vor, alle Ort zu beschreiben, an denen er geschlafen hat. David Wagner hat sich da lieber eingeschränkt. Hotels, in denen Kugelschreiber auf dem Zimmer liegen, seien eher nicht so gute, Hotels, in denen es Bleistifte gibt, eher bessere, sagt der Schriftsteller. Er muss es wissen.

Julia Encke

David Wagner: "Ein Zimmer im Hotel". Rowohlt, 128 Seiten, 18,95 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Kluge Miniaturen über Hotelzimmer. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung