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Nichts Neues oder alles anders? Am Begriff der hybriden Kriegführung scheiden sich die Geister. Hybride Kriege sind nicht neu; ihre Komplexität und Variabilität und damit auch ihr Überraschungspotential sind jedoch deutlich gestiegen. Das Handeln hybrid agierender Gegner muss möglichst ganzheitlich verstanden werden, um neuartige Kombinationen von Konfliktformen zu erkennen. Daraus können Folgerungen für die vernetzte Sicherheit ebenso wie für den Einsatz eigener Streitkräfte abgeleitet werden. Uwe Hartmann zeigt auf, welche Rolle die bereits totgesagte Innere Führung dabei spielt. Sie wurde…mehr

Produktbeschreibung
Nichts Neues oder alles anders? Am Begriff der hybriden Kriegführung scheiden sich die Geister. Hybride Kriege sind nicht neu; ihre Komplexität und Variabilität und damit auch ihr Überraschungspotential sind jedoch deutlich gestiegen. Das Handeln hybrid agierender Gegner muss möglichst ganzheitlich verstanden werden, um neuartige Kombinationen von Konfliktformen zu erkennen. Daraus können Folgerungen für die vernetzte Sicherheit ebenso wie für den Einsatz eigener Streitkräfte abgeleitet werden. Uwe Hartmann zeigt auf, welche Rolle die bereits totgesagte Innere Führung dabei spielt. Sie wurde vor dem Hintergrund eines Kriegsbildes erarbeitet, das viele Ähnlichkeiten mit der heutigen Lage hat. Manches Alte kommt wieder zu erstaunlicher Relevanz.
Autorenporträt
Uwe Hartmann, Dr. phil., Dipl. Päd., M.A. NSA, Oberst i.G., Mit-Herausgeber des Jahrbuchs Innere Führung
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2015

Konfliktform der Zukunft?
Hybride Kriegführung

Um politische Ziele zu erreichen, wurden in Kriegen und kriegsähnlichen Konflikten immer Mittel und Wege gefunden, die von großem Einfallsreichtum zeugten - meint Oberst im Generalstab Uwe Hartmann. Gleichwohl eigne sich der Begriff "hybrider Krieg" besonders zur Beschreibung einer Kriegführung, die nicht vorrangig auf die Zerschlagung gegnerischer Streitkräfte, sondern auf die Destabilisierung staatlicher Strukturen, gesellschaftlicher Institutionen und Schwächung nationalen Zusammenhalts gerichtet sei.

Der Begriff entstand 2006 in den Vereinigten Staaten bei der Analyse des Kriegs im Libanon. Das konventionell überlegene Israel sah sich mit einer terroristischen Hizbullah konfrontiert, die neben irregulären Kampftechniken auch moderne Kampfmittel wie Drohnen, Boden-Luft-Raketen und tiefgestaffelte Verteidigungsstellungen samt moderner Führungssysteme nutzte. Den Europäern biete der Konflikt Russlands mit der Ukraine unmittelbare Einblicke in hybride Kriegführung, so Hartmann. Offene Aktionen stünden neben verdeckten Einsätzen, in denen Militärs ohne Hoheitsabzeichen und Geheimdienstangehörige einsickerten. Desinformation und gezielte Propaganda, das Schüren von sozialen Disparitäten und Spannungen, psychologischer Druck durch militärischen Aufmarsch an Grenzen und wirtschaftlicher Druck bildeten in diesem unerklärten Krieg eine komplexe Gemengelage. Sodann zeigt der Autor, dass vor allem das Vorgehen des "Islamischen Staats" (IS) mit dem politischen Ziel der Errichtung eines Kalifats alle Facetten eines hybriden Krieges aufweist.

Begriffe wie regulär und irregulär oder konventionell und unkonventionell können demnach ein Kriegsgeschehen, welches auf Zerstörung der Staatlichkeit eines Gegners, eines Bündnisses oder einer Gemeinschaft durch Verschärfung bestehender Konflikte und Vertiefung innerer Frontlinien mit Hilfe von Unruhen, Aufständen, Propaganda und Bürgerkriegen abzielt, nicht mehr hinreichend erfassen. Die Analyse hybrider Kriegführung potentieller Gegner müsse eine Auseinandersetzung mit den eigenen Defiziten und Brüchen in Staat und Gesellschaft, an denen ein möglicher Gegner ansetzen könnte, einbeziehen. Der Provokation des IS durch den brutalen Bruch der Menschenrechte sollten die westlichen Demokratien dennoch mit Handeln im Sinn des Völkerrechts und der Moral begegnen, um nicht die eigene Glaubwürdigkeit zu gefährden und damit zu ihrer eigenen Schwächung beizutragen. Für militärische und politische Führer fordert Hartmann neben einer hohen geistigen Flexibilität einen umfassenden Ausbildungs- und Bildungshintergrund, um den komplexen Herausforderungen hybrider Kriegführung mit lageabhängigen und klaren strategischen Konzepten entgegentreten zu können.

Für unverzichtbar hierbei hält der Autor die Innere Führung. Diese möchte er von der gegenwärtigen Dominanz des Verständnisses als Menschenführung wieder mehr in die Richtung der sich schon im Kalten Krieg bewährten Führungsphilosophie umlenken. Sie enthalte nicht nur eine Theorie über das Kriegsbild, sondern auch daraus hervorgehende überzeugende Folgerungen für Politik, Gesellschaft und Streitkräfte. Die Komplexität des Denkens und Handelns sei für eine umfassende Analyse sowie die erfolgreiche Abwehr hybrider Bedrohungen unverzichtbar.

Innere Führung sowie die Motivation zum Kämpfen könne allerdings nicht nur aus der soldatischen Gemeinschaft erwachsen und durch ein Konzept des "professionellen Kämpfers" ersetzt werden. So sehr dies von jüngeren Offizieren angesichts einer Gesellschaft, die Kampfeinsätze ablehne und Soldaten mit Einsatzerfahrung die Wertschätzung verweigere, auch gefordert werde, bilde doch weiterhin allein die demokratische Gesellschaft den Referenzrahmen. Der Inneren Führung folgend, werde Konsens in Fragen des soldatischen Selbstverständnisses in partnerschaftlichen Gesprächen, übrigens nicht zuletzt auch zwischen der politischen Klasse und der militärischen Führung, erreicht. Die Kernelemente Innerer Führung wie die Integration der Streitkräfte in die Gesellschaft, das Primat der Politik, die Rechtsstaatlichkeit, die Achtung der Menschenrechte sowie die Orientierung zum Frieden bildeten das solide Fundament, welches hybride Anfeindungen nicht so einfach zerstören könnten.

Wenn die Innere Führung zur Widerstandskraft und Erhöhung der Handlungsstärke von Politik, Gesellschaft und Streitkräften beitragen soll, genügt allerdings nicht ihre häufige Nutzung als substanzloser Begriff politischer Rhetorik. Vielmehr ist die intensive Beschäftigung mit ihren Inhalten erforderlich. Die Lektüre der Schrift von Uwe Hartmann könnte ein erster Schritt dazu sein.

REINER POMMERIN

Uwe Hartmann: Hybrider Krieg als neue Bedrohung von Freiheit und Frieden. Zur Relevanz der Inneren Führung in Politik, Gesellschaft und Streitkräften. Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2015. 107 S., 9,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was Innere Führung bedeutet, lernt Reiner Pommerin bei Uwe Hartmann. Die Anforderungen an Politik und Militär durch hybride Kriegsführung etwa des IS kann ihm der Autor auseinandersetzen. Dem Autor scheint geistige Flexibilität und ein umfassender Ausbildungs- und Bildungshintergrund dazu unerlässlich, schreibt Pommerin, er hält die Komplexität des Denkens und Handelns für die Abwehr hybrider Bedrohungen für unverzichtbar. Dass Innere Führung über die bloße rhetorische Nutzung des Begriffs hinauszugehen und zu intensiver Befassung mit Inhalten zu führen hat, scheint dem Rezensenten nach der Lektüre auf der Hand zu liegen. Hartmanns Buch ist für Pommerin ein erster Schritt in diese Richtung.

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