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Wer war der Mann, der immer wieder Quadrate malte? Der bis zum Ende seines Lebens nach dem rigoros gleichen Prinzip über 2000 Homages to the Square schuf und dabei nur die Farben variierte? Josef Albers (1888-1976) stammte aus einer Handwerkerfamilie. Er wuchs in Bottrop auf und sollte in den USA zu einem der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts werden. Der englische Kunstkritiker Charles Darwent taucht in seiner Biografie in das Werk und in die Persönlichkeit eines Mannes ein, der voller Widersprüche steckte und dabei ein OEuvre von großer Klarheit, Stringenz und Schönheit schuf.Am…mehr

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Produktbeschreibung
Wer war der Mann, der immer wieder Quadrate malte? Der bis zum Ende seines Lebens nach dem rigoros gleichen Prinzip über 2000 Homages to the Square schuf und dabei nur die Farben variierte? Josef Albers (1888-1976) stammte aus einer Handwerkerfamilie. Er wuchs in Bottrop auf und sollte in den USA zu einem der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts werden. Der englische Kunstkritiker Charles Darwent taucht in seiner Biografie in das Werk und in die Persönlichkeit eines Mannes ein, der voller Widersprüche steckte und dabei ein OEuvre von großer Klarheit, Stringenz und Schönheit schuf.Am Bauhaus lernt Albers seine künftige Frau Anni, die begnadete Textilkünstlerin kennen. Er ist ein streitbarer Geist, er sagt, was er denkt. Mit Wassily Kandinsky freundet er sich rasch an, doch Johannes Itten bleibt für ihn ein »Quatschkopf« und László Moholy-Nagy ein rotes Tuch. 1933 ziehen die Albers nach Amerika. Gruppen und Kollektivdenken sind ihm verhasst, dennoch pflegt er ein Leben lang sorgsam seine Freundschaften. Er hat zahllose Affären, wobei stets klar ist, dass er sich Anni zugehörig sieht. Er zählt unbestritten zu den bedeutenden Kunstlehrern des 20. Jahrhunderts; viele seiner amerikanischen Schüler erlangten als Künstler Weltruhm.Eine Homage to the Square zu malen sei so einfach wie ein Sandwich zu schmieren, behauptete er. Tatsächlich sind diese Bilder in ihrer Art komplexe Werke. Was macht ihr Geheimnis aus? Weshalb sind sie Kunst - und nicht bloß ein auf Leinwand übertragenes Farbsandwich? Charles Darwent geht diesen Fragen auf unterhaltsame, kluge, ebenso einfühlsame wie spannende Weise nach. Damit liegt endlich die längst fällige Hommage an und Biografie über einen der wichtigsten deutschen Künstler und Kunstlehrer des 20. Jahrhunderts vor!Mit einem eigens für die deutsche Ausgabe verfassten Nachwort von Heinz Liesbrock (Direktor, Josef Albers Museum Quadrat Bottrop) zum Thema »Albers und Deutschland«.
Autorenporträt
Zum Autor: Charles Darwent lebt als Kunstkritiker in London. Er hat verschiedene Bücher publiziert: Mondrian in London und The Drawing Book: A Survey of Drawing; seine Albers-Biografie ist das erste Werk, welches in deutscher Übersetzung erscheint. Er schreibt regelmäßig für The Guardian, The Art Newspaper und ArtReview. Von 2014 bis 2016 trat er in der Netflix-Serie Raiders of the Lost Art auf.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2021

Auf manchen Bildern trampelte er herum

Das Sehen muss gelehrt werden, nicht die Kunst: Charles Darwent legt eine gut recherchierte Biographie des Malers und ästhetischen Spätzünders Josef Albers vor.

Man kommt nicht umhin, Josef Albers einen Spätzünder zu nennen. Am Bauhaus hatte der ausgebildete Grundschullehrer Glasbilder und Möbel angefertigt. Sein Opus magnum entstand aber erst Jahrzehnte später, als er mit 63 Jahren die "Homages to the Square" begann. Die Serie der "Huldigungen an das Quadrat" wuchs im Verlauf von 25 Jahren auf zweitausend Exemplare an, angetrieben von der Mission, der verschachtelten Interaktion von Farbkombinationen auf die Spur zu kommen.

Reagierte Albers, Jahrgang 1888, noch auf Kasimir Malewitschs Ur-Quadrat der Moderne von 1915, folgten ihm wiederum unzählige Quadrat-Liebhaber, von Frank Stella über Ellsworth Kelly bis zu Sol LeWitt, der 1988 mit seinen "Wall Drawings" eine Hommage an die "Homages" beisteuerte. Ohne die Begegnung mit dem "hageren, halbverhungerten Westfalen mit dem unwiderstehlichen blonden Pony", wie sie später sagte, wäre Annelise Fleischmanns Leben wohl auch anders verlaufen. Beim ersten Versuch wurde sie zum Studium in Weimar nicht zugelassen. Kaum hatte Josef Albers die zwölf Jahre Jüngere in das Papierfalten eingeführt, wurde sie prompt am Bauhaus angenommen. So lapidar beschreibt Charles Darwent den Beginn einer ein halbes Jahrhundert währenden Ehe, die "im Kreis der Bauhaus-Lehrer die einzige zwischen künstlerisch ebenbürtigen Partnern" war.

Was diese Partnerschaft mit der einstigen Leiterin der Weberei in Dessau auszeichnete, ist dem Briten in seiner opulent bebilderten Biographie des einflussreichen Bauhäuslers keine Zeile wert. Die Verbindung sei eine Mesalliance zwischen einem "Malersohn aus einer Bergbaustadt im Ruhrgebiet" und einer assimilierten Berliner Jüdin gewesen, deren Mutter der Ullstein-Dynastie entstammte. Von Anfang an stand sie unter keinem guten Stern, da sich Albers "als sexuellen Abenteurer" begriff - eine unter dem Deckmantel der freien Liebe euphemistische Umschreibung von Dreiecksbeziehungen und berüchtigten Übergriffen auf seine Studentinnen, die Anni mit dem Kommentar quittierte: "Bist du jetzt fertig damit, alle Mädchen zu kneifen, Josef?"

Dass man die besondere Chemie des Künstler-Paars nicht auf das Ungleichgewicht amouröser Eskapaden reduzieren muss, bewies kürzlich Nicholas Fox Weber in seiner bisher noch nicht übersetzten Doppelbiographie "Anni & Josef Albers - Equal and Unequal", die den Schwerpunkt auf gegenseitige Einflüsse legte. Auch wenn Darwent in seinem Vorwort das Defizit eingesteht, verwundert der Unwille, die Distanz zu der Frau zu verringern, mit der Albers am Black Mountain College im weißen Einheits-Look auftrat, was einen Studenten zu der Bemerkung animierte: "Sie waren das männliche und weibliche Exemplar derselben Spezies." Umso mehr, als Darwent der deutschen Ausgabe ein Kapitel über die Wiederentdeckung von Albers im Nachkriegsdeutschland aus der Feder von Heinz Liesbrock nachreicht, das nicht nur zur Einbettung des erst spät am Markt entdeckten Exilanten in den Galeriebetrieb ausholt, sondern die in der Regenbogenpresse gefeierte Sammlerbeziehung zu Maximilian Schell berücksichtigt und auch die akademische Rezeption durch den Kunsthistoriker Max Imdahl erhellt.

Ansonsten empfiehlt sich das akribisch recherchierte und plastisch erzählte Porträt neben den kundigen Werkanalysen und der Vorstellung von Architekturaufträgen auch als Wegweiser in das Fortwirken der Bauhaus-Idee. Im ersten Teil breitet Darwent neben dem Gewirr aus sich bekämpfenden Flügeln zwischen Esoterikern und Praktikern ebenfalls die nicht abbrechenden Intrigen aus, an denen sich Albers auf der Seite von Walter Gropius beteiligte, um sein eigenes Überleben zu sichern. Es folgt die Zeit in den Vereinigten Staaten bis zu seiner letzten Wirkungsstätte an der Yale School of Fine Arts, wo für Anni in der rein männlichen Fakultät keine Stelle verfügbar war.

László Moholy-Nagys Neues Bauhaus in Chicago schloss 1938 wegen fehlender Finanzierung. Auch Albers musste seinen Positionen trotz mangelnder Englischkenntnisse Gehör verschaffen: mit dramatischen Gesten, Verbot des Aktzeichnens, Ohrfeigen und Bildern, auf denen er herumtrampelte. Mochte er mit seiner Maxime, das Sehen müsse gelehrt werden und nicht die Kunst, auf viel Zustimmung stoßen, sorgten seine brachialen Ausfälle gegen den abstrakten Expressionismus oder Studenten, deren Ansatz ihm missfiel, bei manch einem Mitkämpfer für Unverständnis. Das galt auch für die Weigerung, gegen den Vietnam-Krieg zu protestieren - eine Abneigung gegen politische Vereinnahmung, die von den Dessauer Auseinandersetzungen mit dem kommunistisch agitierenden Direktor Hannes Meyer herrührte.

"Fahrende Züge" waren Albers' Sache nicht, so der zwischen Sympathie und Charakter-Kritik hin und her schwankende Darwent. Gleichzeitig bewies er keine Angst vor öffentlichen Aufträgen, als er mit seinem Wandbild "Manhattan" im New Yorker Pan Am Building Millionen Besuchern ein Begriff wurde. Dass der Katholik wie Andy Warhol im Alter jeden Tag die Messe besuchte, ist die letzte Pointe über einen Solitär, der sich "allen einlinigen Deutungsmustern" entzog. Seine Malerei mache keine Geräusche, gab er damals zu Protokoll. "Ich versuche, die Stille einer Ikone zu erschaffen. Darum geht es mir: die meditativen Ikonen des 20. Jahrhunderts."

ALEXANDRA WACH

Charles Darwent:

"Josef Albers".

Leben und Werk.

Mit einem Nachwort von Heinz Liesbrock. Aus dem Englischen von Britta

Schröder. Piet Meyer Verlag, Bern/Wien 2020.

600 S., Abb., geb., 35,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Alexandra Wach bedauert das Fehlen eines Kapitels zur Beziehung zwischen Josef Albers und Annelise Fleischmann in Charles Darwents Biografie des Bauhauskünstlers. Davon abgesehen möchte Wach den Band empfehlen aufgrund der akribischen Recherchen, der plastischen Erzählweise, mit der der Autor Albers' Werdegang zeichnet, der Kundigkeit der Werkanalysen sowie der Einblicke in die Kämpfe um die Bauhaus-Idee. Albers' drastische Ausfälle gegen unliebsame Kollegen und Stilrichtungen verschweigt Darwent nicht, seiner offenkundigen Sympathie für den Künstler tut das aber keinen Abbruch, so Wach.

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