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Die erste Ausgabe des Magazins n+1 war eine Sensation auf dem amerikanischen Zeitschriftenmarkt. Die New York Times nannte die Essays »pointiert, präzise und brillant originell«, die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellte fest, die New Yorker Intellektuellen klebten an dem Heft wie Fliegen. In kurzen Reflexionen und Aufsätzen über Fitneßstudios, das Elend der permanenten Erreichbarkeit, über George W. Bush und die Krise der Philosophie kombinieren die Herausgeber um den Bestsellerautor Benjamin Kunkel (Unentschlossen) philosophische Diskurse aus dem alten Europa respektlos und intelligent mit…mehr

Produktbeschreibung
Die erste Ausgabe des Magazins n+1 war eine Sensation auf dem amerikanischen Zeitschriftenmarkt. Die New York Times nannte die Essays »pointiert, präzise und brillant originell«, die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellte fest, die New Yorker Intellektuellen klebten an dem Heft wie Fliegen. In kurzen Reflexionen und Aufsätzen über Fitneßstudios, das Elend der permanenten Erreichbarkeit, über George W. Bush und die Krise der Philosophie kombinieren die Herausgeber um den Bestsellerautor Benjamin Kunkel (Unentschlossen) philosophische Diskurse aus dem alten Europa respektlos und intelligent mit der angelsächsischen Erzähltradition. Mit ihrer ausgesprochen politischen Grundhaltung stellen sie sich in die Tradition großer, linksintellektueller US-Zeitschriften wie der Partisan Review oder The New Republic. Ein Schritt weiter versammelt die besten Beiträge aus den ersten fünf Nummern von n+1.
Autorenporträt
Kunkel, BenjaminBenjamin Kunkel, geboren 1972, studierte in Harvard und an der Columbia University. Er gehört zu den Gründungsherausgebern von n+1. In der edition suhrkamp gab er zuletzt die Anthologie Ein Schritt weiter mit heraus.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.09.2008

Befreiung aus der Unentschlossenheit
Das New Yorker Literaturjournal „n+1” macht wieder Lust auf Kritik
Man muss ziemlich am Ende sein, um heute in New York auf Papier und ohne Fotos ein Literaturjournal herauszubringen und es dann auch noch nach einer mathematischen Formel zu benennen. Die Herausgeber von n+1 behaupten genau das Gegenteil, wie eine bei Suhrkamp erschienene Anthologie der Zeitschrift belegt (Ein Schritt weiter – Die n+1-Anthologie. Aus dem Englischen von Kevin Vennemann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 293 S., 12 Euro). Nicht nur kann man offenbar immer noch Literaturzeitschriften machen. Man kann sie sogar lesen. Zumindest wenn sie so geschrieben sind wie diese.
In den USA erscheint das Magazin seit 2004 zweimal jährlich. Die jeweils um die 200 Seiten starken Hefte enthalten (wie die wöchentlich aktualisierte Website) Buchbesprechungen, Gedichte und Kurzgeschichten, vor allem aber politische Kommentare und zeitkritische Essays. Dass die kritische Theorie am Abgrund steht, wissen die Macher natürlich genau: „Kaum einer der alten Helden lebt noch. Die Ausnahmen sind Baudrillard (lebendig, aber zynisch und mittlerweile gestorben]), Habermas (alt und gesund, aber Deutscher) und, unglaublich, Claude Lévi-Strauss. Lebt Althusser eigentlich noch, im Gefängnis? Nein, tot. Nachfolgekandidaten aus dem Rest Europas, Leute wie Zizek, Badiou, Ferry, Virilio, Agamben, Negri, Vattimo, Sloterdijk, Luhmann, Kittler, scheinen irgendwie, na ja, vergleichsweise klein.”
Sie wissen aber auch, was das bedeutet: der Weg könnte frei sein für eine neue kritische Theorie.
Die Macher Benjamin Kunkel, Keith Gessen, Mark Greif und Marco Roth bringen diesen Anspruch so selbstverständlich unbescheiden ins Spiel, wie es der tun kann, der Mitte dreißig ist und die besten Schulen und Universitäten Amerikas besucht hat. Kunkel ist mit seinem Roman „Unentschlossen” sogar ein vielbeachteter Bestseller gelungen. Hinter einer leichtfüßigen und spöttischen Erzählung hatte er darin einen durchaus ernst gemeinten Aufruf verborgen: Habt Mut, euch aus eurer Unentschlossenheit zu befreien! Diese Befreiung ist auch das Ziel von n+1. Dabei geht es in erster Linie darum, endlich wieder entschlossen kritisieren zu dürfen. Denn eine Zeitschrift, die diesen Namen verdient, sollte die gegenwärtige Kultur weder als solche gut finden (wie die Zeitschrift The Believer des Schriftstellers und Verlegers Dave Eggers), noch als solche schlecht (wie etwa der einflussreiche Chefliteraturkritiker James Wood vom New Yorker).
Plötzlich diese Übersicht
Anders als Kunkel in seinem Roman verstecken sich die Autoren von n+1 allerdings nicht hinter einem Helden, der netter und auch ein bisschen dümmer ist als sie selbst. Das Magazin liest sich deshalb stellenweise auch wie ein Outing: Meistens schreibt jemand, der studiert, der Adorno und Flaubert gelesen hat – und dem die Welt dann doch nichts anderes zu bieten hatte, als eine unbefriedigende Anstellung im Hornbrillen-Proletariat. Unbefriedigend, weil Journalisten, Universitäts-Dozenten und Werber zwar nicht unbedingt im Elend leben, dafür aber auch nicht unbedingt auf der Höhe der Kritik.
Sogar der eitle Jonathan Franzen musste seufzend gestehen, er fühle sich dank n+1 endlich nicht mehr „intellektuell allein gelassen in dieser Welt”. Mit diesem Satz trifft er ganz gut das Gefühl, das sich auch beim Lesen der Anthologie einstellt: Plötzlich diese Übersicht! Auf MySpace, YouTube und in den Blogs mag noch so viel gesagt, geschrieben und gefilmt werden – mit einem Text aus n+1 kann nur wenig davon mithalten. Denn eigentlich wird der Menge des Gesagten (n) hier nicht einfach nur etwas hinzugefügt (+1), sondern es wird einem das Gefühl gegeben, vieles neu zu verstehen.
So beraubt n+1 die Gegenwart lustvoll und beeindruckend elegant ihrer Sprachlosigkeit und entdeckt revolutionäre Subjekte, wo man sie am wenigsten vermutet. Und selbst wenn sich mal ein Gedanke totläuft, büßt das Ganze nur wenig Schwung ein. Die entscheidende Regel für alle Beiträge lautet schließlich: Es dürfen nur lebende Autoren besprochen werden, und es darf um alles gehen, solange es die Gegenwart betrifft, sei es George W. Bush, der Klimawandel, Radiohead oder Internet-Pornographie: „Was aber stellt sich der werktätige Masturbator im tiefsten Innern wirklich vor, wenn er sich einen Cum-Shot auf das Gesicht seines Lieblingspornostars in Zeitlupe anschaut? Malt er sich aus, auch einmal auf das Gesicht einer Frau zu kommen? Oder träumt er vielmehr davon, auf seinen Bildschirm zu kommen, ihn womöglich dabei unbrauchbar zu machen, und sich damit ein für alle Male zu befreien: von der Arbeit und von der Pornografie, auch wenn es nicht einfach wäre, das seinem Chef zu erklären? Er tut, was er kann. Und Masturbation ist seine Form der Sabotage!” JAN FÜCHTJOHANN
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Vor Freude ganz aus dem Häuschen ist Ina Hartwig über diese Anthologie, die die besten Essays der noch jungen amerikanischen Zeitschrift "n+1" versammelt. Wobei ihre Begeisterung vornehmlich der Zeitschrift selbst gilt, für die sich die Ostküsten-Autoren Benjamin Kunkel, Keith Gessen, Mark Greif, Marco Roth und Elif Batuman zusammengetan haben, um die "intellektuelle  Zeitschrift als Projekt" wiederzubeleben. Und was hat Hartwig nicht alles darin gefunden: das Lebensgefühl der Strukturalisten, Frankophilie, ernste Ironie, eine "spielerisch-kalte Intelligenz" und grandiose Essays, die nun in Buchform vorliege: Besonders preist sie Keith Gessens über die Folter, Mark Greifs über George Bush ("W") oder Benjamin Kunkels über den Roman. Aber was hat die Rezensentin dazu gebracht, Selbstgespräche zu führen?

© Perlentaucher Medien GmbH