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Lautstark schwingen sich selbsternannte Tribunen des Volkes, esoterische »Querdenker« und autoritäre Demagogen zu Verteidigern der demokratischen Ordnung auf, deren Werte sie eigentlich ablehnen. Um Gefolgschaft zu organisieren, schüren sie Ängste vor drohendem Chaos und spinnen Verschwörungstheorien über anonyme Mächte, die das Schicksal der Nation bestimmen. Vorschläge zur Lösung komplexer gesellschaftliche Probleme sind ihre Sache nicht. Vielmehr verlegen sie sich auf eine aggressive Rhetorik des Kampfes gegen »die Politiker«, »die Linken«, »die Flüchtlinge« und immer wieder: »die…mehr

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Produktbeschreibung
Lautstark schwingen sich selbsternannte Tribunen des Volkes, esoterische »Querdenker« und autoritäre Demagogen zu Verteidigern der demokratischen Ordnung auf, deren Werte sie eigentlich ablehnen. Um Gefolgschaft zu organisieren, schüren sie Ängste vor drohendem Chaos und spinnen Verschwörungstheorien über anonyme Mächte, die das Schicksal der Nation bestimmen. Vorschläge zur Lösung komplexer gesellschaftliche Probleme sind ihre Sache nicht. Vielmehr verlegen sie sich auf eine aggressive Rhetorik des Kampfes gegen »die Politiker«, »die Linken«, »die Flüchtlinge« und immer wieder: »die Juden«.Was sich wie eine Kurzbeschreibung von Aspekten der politischen Kultur unserer Tage liest, ist Gegenstand eines Buches, das vor mehr als siebzig Jahren geschrieben wurde. In Falsche Propheten analysiert Leo LöwenthalThemen und Techniken politischer Demagogie. Er fragt, warum die immergleichen Phrasen und Phantasmen verfangen, legt dar, weshalb dem Agitator so schwer beizukommen ist, und warnt vor Unterschätzung. Denn nicht selten ist die Agitation »Generalprobe fürs Pogrom«. Falsche Propheten ist ein Klassiker der politischen Psychologie. Inwiefern es auch ein Buch für unsere Gegenwart ist, zeigt Carolin Emcke in ihrem Nachwort zu dieser Neuausgabe.
Autorenporträt
Leo Löwenthal (1900-1993) gehört zu den Mitbegründern der Kritischen Theorie, ist Mitautor der Dialektik der Aufklärung und gilt als Pionier der Literatursoziologie sowie der Massenkommunikationsforschung. Von 1925 bis Ende der 1940er Jahre war er für das Institut für Sozialforschung tätig, zunächst in Frankfurt am Main, später - nach der Schließung des Instituts durch die Nationalsozialisten und der erzwungenen Emigration - in New York. 1949 wurde Löwenthal Direktor der Forschungsabteilung des Senders Voice of America, ab 1955 bis zu seiner Emeritierung war er Professor für Soziologie an der University of California at Berkeley. 1982 erhielt er die Goetheplakette der Stadt Frankfurt, 1989 den Theodor-W.-Adorno-Preis

Carolin Emcke ist eine deutsche Autorin und Publizistin. Im Jahr 2016 wurde sie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Axel Wostry arbeitet als Sprecher, Hörfunk-Regisseur und Lehrer für künstlerisches Sprechen sowie mediale Präsentation. Seit den 1980er Jahren ist er als Sprecher und Regisseur vorwiegend für den Bayerischen Rundfunk in Hörfunk und Fernsehen tätig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.11.2022

Erschreckend aktuell
Donald Trump, Ron DeSantis und Leo Löwenthals altes Buch über die Techniken des amerikanischen Agitators
Die turbulenten Ereignisse in der amerikanischen Politik, die Anfang Januar 2021 stattfanden, sind unvergessen. Das Kapitol in Washington war von Hunderten fahnenschwingender Hooligans gestürmt worden, um die Inaugurierung des neuen Präsidenten Joe Biden zu verhindern. Was wie ausufernde Randale bei einem Fußballspiel aussah, war ein ernster Angriff auf die amerikanische Demokratie. Für Donald Trump war es natürlich der legitime Ausbruch des Volkszorns, den er obendrein anheizte. Angesichts der „gestohlenen Wahl“ gelte es auf Biegen und Brechen zu kämpfen. Später schlug er besänftigende Töne an, doch die Verantwortung für die Geschehnisse lehnt er bis heute ab. Wenn jüngste Zeugenaussagen zutreffen, hatte er sogar vor, sich an die Spitze der Randalierer zu setzen – was einen angesichts der Tatsache, dass er in dieser Woche wohl seine erneute Präsidentschaftskandidatur verkündet, umso mehr schaudern lässt.
Obwohl die Midterm-Wahlen in der vergangenen Woche für die Republikaner nicht ganz so erfolgreich verlaufen sind, wie allgemein erwartet, scheint die Sympathie für Trump und seine national-konservative Agenda weiter erschreckend groß. Auch sein größter parteiinterner Rivale um die Kandidatur, der am Dienstag mit großem Vorsprung erneut zum Gouverneur Floridas gewählte Ron DeSantis, ist ein ultrakonservativer Hardliner. Beide können sich auf ein Heer von Anhängerinnen und Anhängern verlassen, das christlich, freiheitlich und nationalistisch gesonnen ist. Nur wie ist eine solche, über bloße Parteizugehörigkeit hinausgehende Loyalität eigentlich zu erklären?
Dafür lohnt dieser Tage mal wieder ein Blick in das bereits 1949 erstmals publiziertes und im vergangenen Jahr neu aufgelegtes Buch „Falsche Propheten – Studien zur faschistischen Agitation“ des Soziologe und Mitbegründers der Kritischen Theorie“ Leo Löwenthal. Er untersucht darin „die Techniken des amerikanischen Agitators“. Damit waren damals jene Radiokommentatoren, Verschwörungstheoretiker und Wanderprediger zwischen 1932 und 1947 gemeint, die bei dem weitverbreiteten Unmut über die ökonomischen Probleme und die politisch verfestigten Strukturen, namentlich die Dominanz einer auf Washington konzentrierten Elite, ansetzen. Löwenthal und seine Mitarbeiter wollten ein Seitenstück liefern zur Theorie der „autoritären Persönlichkeit“, die die sozialpsychologischen Anlagen für faschistische Haltungen klären wollte.
Das Verfahren des Agitators, so Löwenthal, basiere darauf, dass er jegliche rationale Argumentation vermeidet. Es geht ihm darum, so viele Anhänger wie möglich zu gewinnen, sie zu „widerstandslosen Aufnahmeorganen für seinen persönlichen Einfluss“ werden zu lassen. Konkrete Probleme wie die Arbeitslosigkeit würden weder erklärt noch bekämpft. Die Verantwortung wird stets einer nicht näher definierten „Feindclique“ angelastet, die im Hintergrund lauert. Die Randständigkeit des eigenen Aktivismus ist dabei geradezu die Bedingung für die politische Wirkung.
Die reaktionäre Agitation setzt bei den Erscheinungsformen der „gesellschaftliche Malaise“ an. Geht es um Wirtschaftskrisen, würden sie den ausländischen Nationen angelastet, die „große finanzielle Unterstützung“ erhielten. Es seien immer Ausländer, die „unser Geld stehlen“. Politische Probleme werden der „Geißel des Internationalismus“ angelastet. Die drohende internationale Ausrichtung bedeute die Unterwerfung unter einen Weltgerichtshof, was geradewegs in ein Sowjet-Amerika führe. Obendrein seien die Medien in Händen der „Feinde der Nation“. Hollywood sei von dubiosen jüdischen oder ausländischen Feinden beherrscht, die sich durch eine provozierende moralische Laxheit auszeichneten. Empörend sei dabei vor allem die Leichtgläubigkeit und Naivität der Nichtjuden. Charakteristisch ist also die Emotionalisierung der Kritik, der Appell an Gefühle von Hilflosigkeit und Passivität und das Schüren von Angst, dass die amerikanische Lebensweise unterminiert werde. Die Reichtümer der Nation gingen an die anderen, die Fremden, das Ausland. Die angeblich von Juden und Ausländern gesteuerte Politik sei dagegen ein einziges Täuschungsmanöver.
Irgendwelche Lösungen biete der Agitator nicht. Aber gerade darin scheint seine Stärke zu liegen. Probleme, die von den liberalen Parteien ausgeklammert würden, spräche er an, freilich bloß mit dem Ziel, sie für weitere Manipulationen zu nutzen. Immer wieder tauchen die gleichen Motivkomplexe auf. Die einfachen Menschen seien die Betrogenen, die sich einer gegen sie gerichteten Verschwörung nicht erwehren könnten. Es drohe ein apokalyptischer Untergang, der sich nur vermeiden lasse, wenn man dem Agitator und dessen überlegenen Einsichten folge. Der Staat werde grundsätzlich als prinzipiell korrupt hingestellt, da Demokratie und Liberalismus unweigerlich entweder zu Anarchismus oder aber zu einem totalitären Staatskapitalismus führten. Letzteres gelte vor allem für die als „Nudeal“ verunglimpfte Politik Franklin D. Roosevelts, dem man vorwerfe, er habe „seine Technik von Hitler und den Juden übernommen“. Die eigene Doktrin des Agitators bestehe dagegen in der Berufung auf ein – klar, nicht näher definiertes – Prinzip der Gerechtigkeit.
Von entscheidender Bedeutung, so Löwenthal, sei bei alldem jedoch das Verhältnis von Agitator und Anhängerschaft, das auf psychologischer Wechselwirkung basiert. Der Agitator nutze und verstärke die Ängste, Abwehrmechanismen und Feindbilder seiner Anhängerschaft. Darauf beruht kaum zu unterschätzender Einfluss. Unübersehbar ist, dass emotionalisierende Agitationsformen dieser Art heute im Mainstream stattfinden, unter den Bedingungen der modernen Massenmedien und der Sozialen Medien. Vor allem letztere gaukeln einen engen Kontakt zwischen Meinungsführer und Followern vor. Der politische Diskurs, soweit er überhaupt noch im strengen Sinne existiert, wird so unterminiert und möglicherweise irreparabel geschädigt. Löwenthal hat früh erkannt, was für schwerwiegende Gefahren für eine sich als demokratisch verstehende Gesellschaft entstehen, wenn große Teile der Bevölkerung auf „falsche Propheten“ eingeschworen sind. Gebannt werden muss die Gefahr offenbar immer wieder neu. Und leider längst nicht mehr nur in der USA.
JÜRGEN PELZER
Die Verantwortung lastet der
Agitator stets einer nicht
näher definierten „Feindclique“
Loe Löwenthal: Falsche Propheten
– Studien zur faschistischen Agitation. Aus dem Englischen von Susanne Hoppmann-Löwenthal. Mit einem Nachwort von Carolin Emcke. Suhrkamp Verlag, Berlin 2022. 253 Seiten, 15 Euro.
Beschwörung dubioser Feinde: Republikaner DeSantis mit Familie nach seiner Wiederwahl als Gouverneur von Florida in Tampa Bay am 8. November.
Foto: ddp
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Etwas ambivalent bespricht Rezensent Lothar Müller diese Aufnahme. Eigentlich gefällt ihm nur der von Axel Wostry gesprochene Haupttext von Leo Löwenthal; die amerikanisch-aufgemotzten Töne inszenierter "Liveauftritte" faschistischer Agitation findet er überhaupt nicht gelungen. Dass dieser Text von 1949 heute beinahe ausschließlich gehört wird als eine Art historische Ankündigung von Donald Trump - Stichworte sind "überbordender Narzissmus" oder "Clownspantomine" - sei in gewisser Weise ein Nachteil, zumal man jetzt gerne glauben möchte, auch jener Spuk sei, ähnlich wie der faschistische, nun vorbei. Viele Formulierungen, hörte man genau hin, könnten einen jedoch warnen, so ein durchgängig ziemlich mürrisch gestimmter Kritiker.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2021

Aggressive Intoleranz
Wieder aufgelegt: Leo Löwenthals Studie über faschistische Agitatoren

Vor zwei Jahren waren es Theodor W. Adornos "Aspekte des neuen Rechtsradikalismus", jetzt Leo Löwenthals "Falsche Propheten": Klassiker der "Frankfurter Schule" empfehlen sich als Botschaften zur Stunde. Leo Löwenthal gehörte zum Kern des in die Vereinigten Staaten emigrierten Instituts für Sozialforschung, das sich seit den dreißiger Jahren systematisch mit den faschistischen und kommunistischen Herrschaftsformen der Epoche beschäftigte. Ein besonderes Phänomen war dabei in Nordamerika selbst zu beobachten, die faschistische und, wie man heute sagen würde, populistische Agitation gegen die Demokratie in der Mitte eines demokratischen Staats. Gerade erst war die deutsche Republik daran zerbrochen. Die Fragen lagen auf der Hand: Wie funktioniert solche Propaganda? Weshalb spielen Rassismus und Antisemitismus in ihr eine herausragende Rolle? Was sind die gesellschaftlichen Faktoren, die sie überhaupt fruchtbar machen?

Löwenthals 1949 erschienene Darstellung ist bestechend, weil sie nicht einfach nur warnt vor dem Phänomen der Demagogie, sondern die Themen, Reizworte und Argumentationsweisen der Agitation detaillierten Analysen unterzieht; sie betreibt Feldforschung durch Lektüre von Reden, Pamphleten, Flugblättern. Zwar ist sie dadurch stark an ihre Zeit gebunden und an die konkreten Zustände in der amerikanischen Gesellschaft, aber zugleich wird sichtbar, dass die Widerlegung von Demagogie sich einlassen muss auf die Bedingungen hier und jetzt. Der Gewinn, den man heute aus den "Falschen Propheten" ziehen kann, hängt vor allem an der überzeugenden Methode, mit Sprachanalyse den Mechanismus und die Grundstrukturen totalitärer Ideologien durchsichtig zu machen. Die produktive Anwendung auf Verhältnisse des 21. Jahrhunderts liegt deshalb beim Leser.

Bringt man diese Übertragungsleistung nicht auf, bleibt die Aktualisierung solcher Texte schnell stecken bei dem Muster "Der Schoß ist fruchtbar noch". Das Nachwort von Carolin Emcke, routiniert warnend, tappt direkt in die Falle, die es selbst benennt. Natürlich lesen sich ganze Passagen bei Löwenthal wie die Beschreibung von Trump, Le Pen und ihren Kollegen. Doch man instrumentalisiert und entschärft Löwenthal, identifiziert man in seinen falschen Propheten heute ausschließlich die üblichen und üblen Verdächtigen, "ob es sich um Pegida, die AfD oder um die Verschwörungsdogmatiker auf den sogenannten Hygiene-Demos handelt". Wer Antisemitismus allein bei Neonazis sucht, ignoriert willentlich eine gesellschaftliche Wirklichkeit, die leider ganz anders aussieht. Mit einem variierten Satz von Löwenthals Freund und Kollegen Max Horkheimer: Wer vom BDS nicht sprechen will, soll vom Antisemitismus schweigen.

Die heutige Gemengelage gleicht also sicher nicht der von Löwenthal, doch gerade um das zu analysieren, sind seine Instrumente hilfreich. Die "aggressive Intoleranz", die er benennt, charakterisiert heute eben nicht einfach nur reanimierten Rechtsradikalismus alter Prägung, sie gilt inzwischen für all die Spielarten identitärer Gruppenideologie mit ihrer dogmatischen Überzeugung, "daß alle sozialen Probleme auf dem Konflikt zwischen der Eigengruppe und den Fremdgruppen beruhen". Ob es halbfaschistische Querdenkereien sind oder die als "antirassistisch" etikettierte Wiedereinführung von Abstammungsfragen zur Gesellschaftssortierung: Es handelt sich um die Verwandlung rationaler Argumentation in eine Art "psychologische Geheimsprache", die nicht mehr einen Andersdenkenden überzeugen will, sondern nur noch die geschlossene Gruppenidentität ritualisiert. Und genau hier ist das demokratische Prinzip miteinander konkurrierender Überzeugungen in Frage gestellt.

Hier liegt Löwenthals entscheidende Konsequenz: "Das weitverbreitete Malaise-Empfinden der letzten Jahrzehnte reflektiert sich in zunehmendem Zweifel an den universalen Werten, die bislang die westliche Gesellschaft zusammengehalten haben." Gerade in Zeiten von Kulturrelativismen, nationalistischer und postkolonialer Kritik an diesen universalen Werten zeigt Löwenthal unmissverständlich, dass es eine demokratisch legitimierte Alternative zu diesem wie auch immer anfälligen und kritisierbaren Gesellschaftsmodell bis zur Stunde nicht gibt. Sein Buch ist eine überzeugende Verteidigung der Demokratie und ihrer Institutionen.

WOLFGANG MATZ.

Leo Löwenthal: "Falsche Propheten". Studien zur faschistischen Agitation.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 253 S., br., 15,- [Euro]

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Erschreckend aktuell ... Löwenthal hat früh erkannt, was für schwerwiegende Gefahren für eine sich als demokratisch verstehende Gesellschaft entstehen ...« Jürgen Pelzer Süddeutsche Zeitung 20221115