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Joseph Haydns Lebenslauf (1732-1809) verlief entlang einer kulturhistorisch faszinierenden Wegstrecke. Als Sohn eines Wagenbauers stammte Haydn aus Handwerker-Verhältnissen, die ihn Zeit seines Lebens nachhaltig geprägt haben. Als er mit acht Jahren nach Wien kam, entwickelte er sich dort in den folgenden zwanzig Jahren vom talentierten Chorknaben zum jungen Sänger, Instrumentalisten und Komponisten. 1761 wurde er Kapellmeister am Hofe der ungarischen Fürsten Eszterházy, in deren Diensten er 30 Jahre wirkte. In den 1790er Jahren führten ihn zwei ausgedehnte Reisen nach London, wo er große…mehr

Produktbeschreibung
Joseph Haydns Lebenslauf (1732-1809) verlief entlang einer kulturhistorisch faszinierenden Wegstrecke. Als Sohn eines Wagenbauers stammte Haydn aus Handwerker-Verhältnissen, die ihn Zeit seines Lebens nachhaltig geprägt haben. Als er mit acht Jahren nach Wien kam, entwickelte er sich dort in den folgenden zwanzig Jahren vom talentierten Chorknaben zum jungen Sänger, Instrumentalisten und Komponisten. 1761 wurde er Kapellmeister am Hofe der ungarischen Fürsten Eszterházy, in deren Diensten er 30 Jahre wirkte. In den 1790er Jahren führten ihn zwei ausgedehnte Reisen nach London, wo er große Erfolge als Komponist und Dirigent feiern konnte. Überragende musikalische Bedeutung erlangte Haydn vor allem mit seinen Streichquartetten und Sinfonien. Er entwickelte eine musikalische »lingua franca«, die ganz Europa sprechen lernte und die die Basis für das Schaffen Mozarts und Beethovens legte, besonders für deren Sinfonik. Hans-Josef Irmen zeichnet in seiner Biographie ein kenntnisreiches, lebendiges und zugleich kritisches Bild des »Vaters« der klassischen Sinfonie. Er schildert die ernüchternden Lebensumstände des großen Komponisten ebenso wie ihre Verwobenheit in eine reiche künstlerische Epoche. Der begeisterte Haydn-Fan sieht die herausragende Bedeutung der Musik darin, daß man sie in der ganzen Welt versteht, weil sie ausgewogen, klar, persönlich, aufrichtig, aber auch gewitzt und herzerfrischend natürlich ist.
Autorenporträt
Hans-Josef Irmen war Professor em. für Musik und ihre Didaktik an der Universität Duisburg-Essen, Musikwissenschaftler und Dirigent.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Da werden Stücke zugeschnitten, gewichtet und angepasst
Eine womöglich köstliche Biographie: Hans-Josef Irmen über den Komponisten Joseph Haydn und seine Wurzeln im Handwerk
Nur ein Brief des Vaters Mathias Haydn ist erhalten. Er richtet sich an den jüngeren Bruder von Joseph Haydn, an den Salzburger Komponisten und Freund Mozarts Johann Michael Haydn. Hans Michl nennt er seinen Sohn, und es geht um die Organisation einer Reise zusammen mit dem Bruder Joseph und noch einem Begleiter. Der Brief ist undatiert und leider auch nicht näher erläutert. Zu gerne wüsste man doch, ob die darin erwähnte Jungfrau „Nänerl” vielleicht Mozarts Schwester war. Bei der lockeren Rechtschreibung, wie sie damals nicht nur von Mathias Haydn gebraucht wurde, ist dies zumindest nicht ausgeschlossen.
Hans-Josef Irmen, dem emeritierten Musikprofessor aus Duisburg, geht es in diesem Kapitel seiner Biographie Joseph Haydns aber einzig darum, die Bedeutung des väterlichen Berufes eines Wagenmachers für die musikalische Tätigkeit der Söhne herauszustellen. Dass dies ein wenig bemüht ist, kann man sich denken. Irmen erklärt ausführlich, wie ein Kutschenrad hergestellt wird, um sodann die frappierenden Parallelen zum Komponistenhandwerk zu ziehen: „Alle Haydn-Söhne kannten den Wagenbau genau. Da wird Material geprüft, ausgewählt und verworfen, da werden Stücke zugeschnitten, gewichtet und angepasst. Ist das Einzelne in Arbeit, bleibt das Ganze im Auge; insgesamt unabdingbare Voraussetzungen, um ein Werk zu vollenden. Was tut ein Komponist anders?” Das könnte man als Musikprofessor eigentlich wissen. Ein Komponist ist mehr als ein Handwerker, er baut keine Räder und backt keine Semmeln, sondern er hat Visionen, wie ein Rad auch noch aussehen könnte, ohne dass es seine Grundfähigkeit verliert, sich zu drehen; aus welchen Materialien man eine Semmel backen könnte, die mehr ist als nur ein Nahrungsmittel. Dies tut ein Komponist, und dafür quält er sich und leidet, wird schlecht bezahlt und verachtet.
Symphonie- und Wagenbau
Irmen aber beharrt darauf, dass der Wagenmeister Mathias Haydn die geistigen Grundlagen für die genialen Komponisten Michael und Joseph Haydn gelegt hat. „Haydn-Biografen trennen den Komponisten gerne von diesen Wurzeln im Handwerk und reden von seinen Eltern herablassend als von ,einfachen, aber rechtschaffenen Leuten‘, ohne die handwerkliche Gesinnung und den gesellschaftlichen Rang des bürgerlichen Wagnermeisters in Rohrau zu ermessen, die den geistigen Horizont des Komponisten bestimmten.”
Und spätestens hier geht der Gaul politischer Gesinnung mit dem Reiter Hans-Josef Irmen vollends durch. Ob Haydns „Schöpfung” wohl beim Anblick eines Kutschenrades oder dessen Herstellung entstanden ist? Gründet die Entstehung der klassischen Symphonie auf dem Wagenbau? Oder waren die Brüder Haydn froh, der ländlichen Idylle entrinnen zu können und in Wien als Sängerknaben einen völlig anderen geistigen Horizont kennenzulernen, der ihnen die Chance eröffnete, sich als Musikhandwerker und schließlich als selbständig denkende Künstler zu entwickeln und über andere Musikhandwerker hinaus zu einer Größe zu gelangen, die die Jahrhunderte überstrahlte? Sind Haydns Messen, Oratorien, Symphonien und Streichquartette nicht doch ein bisschen mehr als die geistig überzüchtete, dekadente Schwundstufe des Wagner-Handwerks?
Wenn man Hans-Josef Irmens Haydn-Biographie liest, die in der ersten Durchsicht wie eine seriöse, wissenschaftlich fundierte Arbeit aussieht, glaubt man nicht immer daran. Irmen aber bringt nicht nur nichts Neues, er gelangt auch aufgrund des Bekannten zu keinen neuen Erkenntnissen. Im Gegenteil. Bisweilen scheint er durch seine Vorliebe für das Geschäftige und Arbeitsame als Wesenszug der Kunst geradezu geblendet zu sein und kann sich selten mit einer Betrachtungsweise anfreunden, die etwas erklärt oder auch bestaunt, anstatt nur kleinlich und ein wenig spießig die Geschichte und ihre faszinierenden Einzelphänomene zu kritisieren oder einfach buchhalterisch aufzulisten, was in allen anderen biographischen Auflistungen auch schon zu finden ist.
Besonders abstoßend findet Irmen das Phänomen der Kastraten, findet dafür prominente Mitstreiter, kann sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, was für einen Sinn diese historisch nahezu einzigartigen Stimmen gehabt haben sollten. Dafür gibt es bei Irmen aber viele Tabellen und Verzeichnisse, Listen und Übersichten. Übermäßig aufschlussreich sind sie nicht, ebenso wenig wie die musikpädagogische Verschlüsselung des Notentextes zweier Ausschnitte aus Klaviersonaten in die gängigen und hier ein bisschen ausgebauten Zeichen der funktionellen Harmonielehre.
Da wird mehr pseudowissenschaftlich verschleiert als erklärt. Symptomatisch für diese unter Musikpädagogen und auch Musikwissenschaftlern leider verbreitete Unsitte sind Sätze wie dieser, die in mehrfacher Hinsicht ein schlechtes Beispiel geben: „Trotzdem ging wahrscheinlich ein nicht geringer Teil dieser köstlichen Werke beim großen Schlossbrand in Eszterházy 1779 verloren.” Was soll man daraus erfahren? Wir wissen nichts, weshalb wir davon ausgehen, dass es sich um „köstliche Werke” handelt, die verbrannt sind? HELMUT MAURÓ
HANS-JOSEF IRMEN: Joseph Haydn. Leben und Werk. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2007. 363 S., 24,90 Euro.
Joseph Haydn (1732-1809) Foto: Blanc Kunstverlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Viel Vergnügen und reichlich unerwartete Einblicke hat die Lektüre von Hans-Josef Irmens Hayden-Biografie dem Rezensenten Dieter Hildebrandt bereitet. Keine leichte Aufgabe sei die Aufarbeitung dieser außerordentlichen Vita, doch in diesem Fall durchaus gelungen, befindet er. Zwar verzichte der Musikwissenschaftler und Dirigent Irmen weitestgehend auf Informationen und Anekdoten aus Haydens Privatleben, dafür entwerfe er jedoch ein spektakuläres historisches Panorama, welches der Rezensent gerne mit der Überschrift "Hayden in seiner Zeit" überschrieben hätte. Bestens unterhalten fühlt sich Hildebrandt von der "materialistischen Musikgeschichtsschreibung" des Autors, die ihm zufolge eine lebendige Einführung in das musikfanatische Wien des 18. Jahrhunderts bietet. Erfreut kommentiert er auch die polemischen Seitenhiebe des Professors, dessen Buch sich so gar nicht akademisch lese.

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