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Der Palermo-Besucher traut sich nicht mehr aus dem Hotel heraus, kein Wunder nach dem abenteuerlichen Landeanflug und dem scheußlichen Weg vom Flughafen, vorbei an Schwarzbauten und Schauplätzen von Mafiamorden ... Doch Roberto Alajmo, chaosresistenter Palermitaner, nimmt den Reisenden bei der Hand - und zeigt, warum es sich lohnt, seine widersprüchliche, atemberaubend schöne Heimatstadt am letzten, oft übersehenen Zipfel Europas zu erkunden.In zwölf Kapiteln entführt Alajmo ironisch-anekdotisch zu berühmten Monumenten und Märkten, kommentiert die wechselvolle Geschichte Siziliens mitsamt…mehr

Produktbeschreibung
Der Palermo-Besucher traut sich nicht mehr aus dem Hotel heraus, kein Wunder nach dem abenteuerlichen Landeanflug und dem scheußlichen Weg vom Flughafen, vorbei an Schwarzbauten und Schauplätzen von Mafiamorden ... Doch Roberto Alajmo, chaosresistenter Palermitaner, nimmt den Reisenden bei der Hand - und zeigt, warum es sich lohnt, seine widersprüchliche, atemberaubend schöne Heimatstadt am letzten, oft übersehenen Zipfel Europas zu erkunden.In zwölf Kapiteln entführt Alajmo ironisch-anekdotisch zu berühmten Monumenten und Märkten, kommentiert die wechselvolle Geschichte Siziliens mitsamt gängiger Stereotype, erklärt kulinarische Eigenheiten und überlebenssichernde Blicktechniken.Er erzählt von den Einheimischen, ihrem zufriedenen Pessimismus, ihrem vertrauten Umgang mit den Toten - und ihrem seltsamen Verhältnis zum Meer: Denn darauf pfeifen die Palermitaner mit der gleichen Arroganz, mit der sich ein Reicher die Zigarre an einem Geldschein anzündet.
Autorenporträt
Roberto Alajmo, 1959 in Palermo geboren, ist Romanautor, Redakteur bei der RAI und Theatermacher. Als Journalist begleitet er die Politik und Kultur Siziliens, besonders in seiner Heimatstadt. Und weil Palermo seiner unruhigen Natur treu geblieben ist, hat Alajmo seinen liebevollen Anti-Reiseführer von 2005 rundum überarbeitet, um von den Veränderungen der Stadt in den letzten Jahren zu erzählen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.2021

Keine Angst vor Palermo!

Dieses Buch ist ein moderner Klassiker der Reiseliteratur. Die deutsche Übersetzung, die 2007 unter dem absichtsvoll abwegigen Titel "Palermo sehen und sterben" erschien, war schnell vergriffen und wurde antiquarisch zu abenteuerlichen Preisen gehandelt. Wer nach Palermo fährt, muss das Buch gelesen haben. Wer es gelesen hat, fährt nach Palermo.

Der Trick und auch der Charme des "Antireiseführers" bestehen darin, dass der Autor den Leser als imaginären Besucher der Stadt anspricht, der sich mit den gängigen Vorurteilen im Gepäck in einem Hotel verschanzt und sich aus Angst vor dem, was er draußen erwartet - Mafia, Kriminalität, Müll, Chaos -, nicht vor die Tür traut. Eine paradoxe Intervention, die erst gar nicht versucht, seine Ressentiments zu zerstreuen, sondern alle Verlockungen aufbietet - Kunst und Architektur, Sinnes- und Gaumenfreuden -, damit er das Wagnis eingeht. Wie eine Zwiebel schält der Autor die Stadt, deren Name nur im Titel genannt wird, danach nicht mehr.

"Die Stadt verändert sich, Bücher werden alt", überschreibt Roberto Alajmo die Vorbemerkung zu der im Original als "remix" bezeichneten Neufassung, mit der er auf den - auch für ihn - erstaunlichen Wandel Palermos reagiert, das sich "in vielerlei Hinsicht ... zum Besseren verändert" hat. Was nicht heißt, dass nicht weiter "gerade das Unruhige und Ungelöste" die Faszination der Stadt ausmachen: "Die Perfektion ist hier nicht zu Hause." Den kulturellen, aber auch wirtschaftlichen Aufschwung erklärt Alajmo vor allem mit der Rückkehr des ewigen Bürgermeisters Leoluca Orlando, dessen Charakter "vom quecksilbrigen, bipolaren und unbegreiflichen Charakter der Stadt" abgepaust sei: Lebensqualität und Rechtsstaatlichkeit haben gewonnen, der Verfall wurde aufgehalten, Quartiere erneuert und Fußgängerzonen eingerichtet, die Mafia zwar nicht besiegt, aber zurückgedrängt.

Der Aufbau des Buchs wurde beibehalten, der Text ergänzt, aktualisiert und überarbeitet. Roberto Alajmo, 1959 in Palermo geboren, ist als Journalist, Schriftsteller und - von 2013 bis 2019 - Direktor des Teatro Biondo ein intimer Kenner seiner Stadt und zugleich auf kritischer Distanz zu ihr: Er erklärt den exzentrischen Totenkult und die theatralische Heiligenverehrung, erkundet Sehenswürdigkeiten und Problemviertel, durchstreift Parks und Gärten, weiß um die Existenzfrage "Bleiben oder gehen?", schmeckt die Unterschiede zwischen öffentlicher und privater Küche ab, dechiffriert die Semantik der Blicke, bilanziert die Anpassungskosten der Aristokratie, geht dem Misstrauen gegenüber dem Meer nach und nimmt literarische Spuren auf. Die Antimafia wird allzu pauschal abgehakt, die Initiative "Addiopizzo" (Tschüss Schutzgeld) nicht einmal erwähnt.

Als Preis der Aktualisierung erweist sich das schnelle Verfallsdatum. So ist das neu aufgenommene Kapitel über den Skandalklub US Palermo bereits überholt: Finanzielle Unregelmäßigkeiten führten im Sommer 2019 zum Zwangsabstieg und zum Neustart in der Serie D. Alajmo verknüpft Cicerone und Pitaval, Geschichtensammlung und Mentalitätsdiagnose zum Porträt einer Stadt, welche die Uniformität der Moderne noch nicht entzaubert hat.

ANDREAS ROSSMANN

Roberto Alajmo:

"Palermo ist eine Zwiebel".

Aus dem Italienischen von Karin Krieger und Moritz Rauchhaus.

Klaus Wagenbach

Verlag, Berlin 2021. 176 S., br., 13,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Andreas Rossmann empfiehlt Roberto Alajmos Palermo-Reiseführer als Klassiker. Wie der Autor, intimer Kenner der Stadt, in seinem Buch die Stadt wie eine Zwiebel schält und Schicht um Schicht ihre architektonischen, kulinarischen und künstlerischen Verlockungen freilegt und gegen die gängigen Voruteile (Mafia, Müll, Chaos) ausspielt, findet Rossmann stark, überzeugend. Die aktualisierte Neuauflage nimmt sich des jüngeren Wandels der Stadt zum Besseren an, handelt laut Rezensent aber manche Themen (Antimafia) allzu pauschal ab. Als Cicerone Palermos dennoch unverzichtbar, meint er.

© Perlentaucher Medien GmbH