16,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

"Don't cry for me, Argentina" - durch ihren frühen Tod wurde Eva Perón zur Legende. Andrew Lloyd Webber widmete ihr ein Musical, Madonna verkörperte sie im Kino. Ursula Prutsch erzählt das kurze, aber intensive Leben einer starken Frau aus einfachen Verhältnissen, die zum weltweiten Mythos wurde, und führt dabei zugleich ein in die Geschichte des modernen Argentinien. Mit nur 33 Jahren starb "Evita" an Krebs. Trotzdem ging die Gattin des argentinischen Präsidenten Juan Perón als mächtigste Frau Lateinamerikas in die Geschichte ein. Für die einen war sie Feministin, Wohltäterin der Armen und…mehr

Produktbeschreibung
"Don't cry for me, Argentina" - durch ihren frühen Tod wurde Eva Perón zur Legende. Andrew Lloyd Webber widmete ihr ein Musical, Madonna verkörperte sie im Kino. Ursula Prutsch erzählt das kurze, aber intensive Leben einer starken Frau aus einfachen Verhältnissen, die zum weltweiten Mythos wurde, und führt dabei zugleich ein in die Geschichte des modernen Argentinien.
Mit nur 33 Jahren starb "Evita" an Krebs. Trotzdem ging die Gattin des argentinischen Präsidenten Juan Perón als mächtigste Frau Lateinamerikas in die Geschichte ein. Für die einen war sie Feministin, Wohltäterin der Armen und Heilige der Arbeiter, für die anderen eine machtgierige, berechnende Aufsteigerin, die Mildtätigkeit als bloße Show inszenierte. Zur Politik Eva Peróns gehörte es auch zu polarisieren und mit Emotionen zu regieren. Dadurch prägte sie den peronistischen Populismus entscheidend mit. Ursula Prutsch legt nun die erste wissenschaftlich fundierte deutschsprachige Biographie dieser modernen Kunstikone vor.
Autorenporträt
Ursula Prutsch ist Dozentin am Amerika-Institut der Ludwig- Maximilians-Universität München. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist die Geschichte Lateinamerikas im 19. und 20. Jahrhundert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2015

Der Sperling, der Condor und das Volk
Eva Perón wird noch immer von den einen übermäßig verehrt und von den anderen als Verführerin der Massen betrachtet.
Ursula Prutsch gelingt es, ein differenziertes Bild zu erarbeiten – es ist auch ein Lehrstück für das Handeln von Populisten
VON FRIEDERIKE BAUER
Als Eva Perón starb, bekam sie eine Trauerfeier mit allen militärischen Ehren: Zehn Tage blieben die Fahnen auf Halbmast in Argentinien; Tausende Menschen defilierten an ihrem gläsernen Sarg vorbei. Es war die Trauer um eine First Lady, die längst selbst zu einer politischen Figur geworden war. Die bereits beim Ableben den Status einer Märtyrerin, für manche gar einer Heiligen hatte. Damals gelobten ihre Anhänger, sie werde weiterleben, ihr Geist werde herrschen, mächtiger denn je. Das war im Jahr 1952.
  Und tatsächlich lebt dieser Mythos auch mehr als ein halbes Jahrhundert später noch fort. Nicht nur im Namen der Peronisten, die sich immer noch so nennen, obwohl die Partei längst „Partido Justicialista“ heißt, sondern vor allem als historische Referenz. Als Bezugsgröße für eine Politik, die angibt, für Gerechtigkeit und den Dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus zu stehen. Die diese Woche scheidende argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner hat sich in ihrer achtjährigen Amtszeit jedenfalls ganz offen zu Eva Perón bekannt – zu „Evita“, wie die Argentinier sie noch heute liebevoll nennen. Deren Autobiografie „Der Sinn meines Lebens“ gehöre seit Kindesbeinen zu ihren Lieblingsbüchern. Vor einigen Jahren ließ sie an einem Hochhaus in Buenos Aires sogar ein riesiges, stilisiertes Porträt aus Stahl anbringen: Eine wunderschöne Eva Perón lächelt milde zu ihren argentinischen Landsleuten herab. Deutlicher kann eine Huldigung kaum ausfallen.
  Warum Eva Perón zu einer Legende wurde und bis heute die Fantasie vieler Menschen beflügelt, dieser Frage widmet sich die Amerikanistik-Professorin Ursula Prutsch in einer neuen, deutschsprachigen Biografie. Dabei zeichnet sie die Stationen von Peróns Lebens nach, ohne ihrer Faszination zu erliegen, aber ihr Wirken andererseits auch nicht als reinen Populismus abzutun. So entsteht das differenzierte Bild einer Frau, die von den einen übermäßig verehrt und von den anderen als Verführerin der Massen betrachtet wird. Genau diesen Unterschied herauszuarbeiten zwischen Mythos und Macht, zwischen Märchen und Machwerk, ist der Autorin gut gelungen. Voyeuristen allerdings mag die Lektüre enttäuschen, denn Prutsch legt keine seichte Lebensgeschichte, sondern eine anspruchsvolle politische Biografie vor.
  Die Legende beginnt bereits mit María Eva Duartes Herkunft: Sie kommt als uneheliches fünftes Kind 1919 in einem unbedeutenden Ort namens Los Toldos etwa 200 Kilometer von Buenos Aires zur Welt. Als der Vater die finanziellen Zuwendungen an seine Geliebte einstellt, rutscht die Familie „rasch in die Armut ab“. Die wirtschaftliche Unsicherheit, verbunden mit ihrem minderwertigen Status prägen Evita ein Leben lang. Auch später, als sie längst in Wohlstand lebt, reich behängt und elegant gekleidet, wird sie immer darauf verweisen, dass sie sehr gut wisse, wie sich Armut anfühle.
  Ehrgeizig und jung kehrt sie ihrer Heimat mit fünfzehn den Rücken und zieht in die Hauptstadt, um sich als Schauspielerin zu versuchen, zunächst auf der Bühne. Doch es ist eine schwere Zeit, in der sie sich „nur mühsam über Wasser“ halten kann. Bergauf geht es erst einige Jahre später, als sie Filmrollen und Sprecherjobs im Radio ergattert. 1944 dann lernt sie den bedeutend älteren Witwer und Minister Juán Domingo Perón Sosa kennen, um schon kurz darauf seine Geliebte – und später seine Frau – zu werden.
  Die Verbindung gründet auf Zuneigung, aber befeuert wird sie durch den unbedingten Willen zur Macht, zumal die beiden ein tiefes Unbehagen gegenüber der Oberschicht eint, denn auch Perón ist unehelich geboren. Sie ergänzen sich als politisches Power-Paar: Er, der starke Minister, später Präsident, fasziniert vom europäischen Faschismus. Sie, die mitfühlende, aber zähe Charismatikerin, beide Workaholics. Zusammen verstehen sie es, in einer cleveren Kombination aus Fürsorge und Repression die Massen durch ein „Wir-Gefühl“ zu mobilisieren. „Juán und Eva Perón (. . .) zeigten Presse und Fotografen, dass sie als erstes Ehepaar der Nation repräsentativ waren für ein neues Argentinien: kameradschaftlich, zugänglich, sozial und modern.“
  Und so regieren sie gemeinsam das Land, herrschen als Fürsprecher der Armen, aber durchaus autoritär, denn sie erheben Loyalität zum obersten Prinzip. Eva steht als gleichberechtigte Partnerin stets an des Präsidenten Seite, befördert seine Karriere und ist über die Stiftung „Fundación Eva Perón“ auch selbst politisch aktiv. Manche meinen, sie sei de facto Arbeits- und Sozialministerin gewesen, andere sehen in ihr sogar die eigentliche Präsidentin des Landes. Auf jeden Fall ist ihre Teilhabe für die späten Vierzigerjahre eine kleine Revolution, denn noch hat keine Frau im 20. Jahrhundert so viel politischen Einfluss wie sie besessen; und das ohne offizielles Amt.
  Es ist die Zeit, als die Männer in der Politik unter sich bleiben, als es noch keine Margret Thatchers, Benazir Bhuttos und schon gar keine Angela Merkels gab. Vielleicht vergisst Perón deshalb nie, betont unterwürfig darauf hinzuweisen, dass ihrem Mann die eigentliche Macht gebührt: „Ich war und bin nicht mehr als eine einfache Frau (. . .) ein Sperling in einem immensen Schwarm von Sperlingen (. . .) und er war und ist der gewaltige Condor, der hoch und sicher zwischen den Gipfeln und nahe Gott fliegt.“ Im Jahr 1951 erwägt Eva Perón kurz, nach dem Amt des Vizepräsidenten zu greifen, aber weil die Militärs ihrem Mann mit Entmachtung drohten, verzichtet sie am Ende doch.
  Zu dem Zeitpunkt ist sie bereits krank; Perón leidet an Unterleibskrebs, der sie mehr und mehr zeichnet und auszehrt. Trotz aller Qualen arbeitet sie mit eiserner Selbstdisziplin weiter, solange es geht. Am Tag, als ihr Mann zum zweiten Mal sein Präsidentenamt antritt, steht sie im offenen Wagen an seiner Seite. Nur wenige wissen, dass sie an ein gepolstertes Metallkorsett gebunden ist, das von einem schweren Pelzmantel verhüllt wird, weil sie nicht mehr stehen kann.
  Als sie 1952 schließlich ihrem Krebsleiden erliegt, gerade 33-jährig, hat sie mit dieser Mischung aus Bescheidenheit und Pomp, Disziplin und Selbstherrlichkeit einen Mythos geschaffen, zu dem als Zutaten nicht nur ihr märchenhafter Aufstieg und ihre Mildtätigkeit gehören, sondern auch ihre Schönheit und ihr früher Tod. Eva Peróns Leben ist eine Melange aus modernem Märchen und antiker Tragödie. Zugleich ist es aber auch ein „Lehrstück für das Handeln von Populisten“, wie Prutsch nüchtern schreibt, „heißen sie nun Hugo Chávez, Victor Orbán, Jean-Marie und Marine Le Pen, Jörg Haider und Sarah Palin“. Dass die Autorin vor allem gegen Ende solche Brücken in die Gegenwart schlägt, gehört zu den besonderen Reizen dieser Biografie. Und ist ein weiterer, wenn auch indirekter, Hinweis dafür: Evitas Mythos lebt.
Friederike Bauer arbeitet als freie Journalistin und schreibt vor allem über Außen- und Entwicklungspolitik. Sie ist Autorin der weltweit ersten Biografie über Kofi Annan.
Das erste Ehepaar im Staat
wollte repräsentativ sein
für ein Neues Argentinien
  
  
  
  
Ursula Prutsch,
Eva Perón. Leben und
Sterben einer Legende.
Eine Biografie. Verlag C. H. Beck, 251 Seiten. 16,95 Euro. Als E-Book: 13,99 Euro.
Huldigungen an die Huldvolle: Eva Perón und ihr Mann, der Präsident, 1950 in Buenos Aires.
Foto: AP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Friederike Bauer hat keinen Zweifel, dass der Mythos Evita lebt. Ursula Prutsch gibt ihr Hinweise darauf durch Bezüge zu populistischen Karrieren von Hugo Chavez bis Sarah Palin. Die Nüchternheit, mit der die Autorin in dieser Biografie das Märchenhafte wie auch das Tragödienhafte an Eva Perons Leben herausarbeitet, hat Bauer beeindruckt. Dass die Nachzeichnung der Lebensstationen im Buch so differenziert geschieht, scheint ihr bemerkenswert. Der Unterschied zwischen Mythos und Macht wird offenbar, ohne dass der Text voyeuristische Ansprüche bedienen würde, wie die Rezensentin schreibt. Das Ergebnis ist eine anspruchsvolle politische Biografie, findet Bauer.

© Perlentaucher Medien GmbH