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Eine delikate Dreiecksgeschichte um Schuld, Moral und Sühne
Die eine: sanftmütig, nobel und fein, eine Seele von einer Frau; die andere: geheimnisvoll, sinnlich und sündhaft schön, eine Künstlernatur par excellence - wie soll sich der leichtsinnige Günther von Tarniff zwischen Beate und Mareile entscheiden können? Was zwangsläufig hieße: Entsagung üben, und damit just das, wofür er so gar kein Talent hat. Eine allein ist ihm zu wenig, beide zusammen bringen ihn um den Verstand. Er weiß es und kann doch nicht anders. Die Geschichte endet im Desaster menschlichen Unvermögens, dem brennenden…mehr

Produktbeschreibung
Eine delikate Dreiecksgeschichte um Schuld, Moral und Sühne

Die eine: sanftmütig, nobel und fein, eine Seele von einer Frau; die andere: geheimnisvoll, sinnlich und sündhaft schön, eine Künstlernatur par excellence - wie soll sich der leichtsinnige Günther von Tarniff zwischen Beate und Mareile entscheiden können? Was zwangsläufig hieße: Entsagung üben, und damit just das, wofür er so gar kein Talent hat. Eine allein ist ihm zu wenig, beide zusammen bringen ihn um den Verstand. Er weiß es und kann doch nicht anders. Die Geschichte endet im Desaster menschlichen Unvermögens, dem brennenden Herzen Mäßigung zu gebieten. 1903 erschienen, begründete dieser baltische Schlossroman den Ruf des Autors. Die Feinheit, mit der der Anti-Nostalgiker Keyserling darin moderne Seelennöte ausmalt, weist ihn als Stilisten vom Range eines Tschechow aus.
Autorenporträt
Eduard von Keyserling (1855¿1918) stammt aus altem baltischem Geschlecht, studierte Kunst und Jura und begann schon früh mit dem Schreiben. Als freier Schriftsteller lebte er zunächst in Wien, später in Italien und München, wo er der Schwabinger Boheme angehörte. Durch eine Krankheit erblindet, vereinsamte Keyserling in den letzten Lebensjahren zunehmend.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vor diesem nun in einer Neuausgabe vorliegenden, 1903 entstandenen Roman von Eduard von Keyserling warnt uns Gerhard Schulz insofern, als der Titel dem Leser vermitteln könnte, es handle sich um eine gemütliche Schlossgeschichte im Stil Fontanes. Dem ist nicht so, erläutert der Rezensent. Es geht um Stand und Geschlecht in diesem Text, um soziale Komplikationen, die laut Schulz schon bald "grimmige" Konsequenzen, den Hauch der Tragödie erhalten. Wagner tönt im Hintergrund. Förderlich für das Verständnis der Geschichte war dem Rezensenten übrigens das den Band beschließende Nachwort Uwe Timms.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.12.2013

Gut zu wissen, wer man ist
Eduard Graf Keyserlings "Beate und Mareile"

Der Titel des Buches klingt geradezu heiter, fast gemütlich: "Beate und Mareile". Aber die "Schlossgeschichte", die Eduard Graf Keyserling 1903 darin erzählt, ist es keineswegs. Wenn zwei Frauen so harmlos annonciert werden, steckt dahinter sicherlich ein Mann, und der vermag, versteht sich, Schaden anzurichten. Ist der ebenso hoch- wie übermütige Graf Günther von Tarniff auf Schloss Kaltin im Baltischen also der Urheber alles Unglücks? Oder sind die Frauen dann doch vielleicht selbst an ihrem Schicksal schuld? Die eine, Beate von Loßnitz, heiratet besagten Nachbarssohn Günther, Mareile aber heißt schlicht Ziepe, und ihr Papa ist der ebenso warmherzige wie etwas rauhe Gutsinspektor Ziepe auf Kaltin, was um 1870 soziale Kollisionen bereits auf den ersten Blick zündeln lässt.

Dabei hat Mareile noch das Beste getan, was man tun kann, um sich gegen Nachteile des Standes und des Geschlechts zu wappnen: Sie hat einen Berliner Künstler, Hans Berkow, einen Maler, geheiratet und ist eine bekannte Sängerin in der Metropole geworden, die in besten Kreisen verkehrt und sich nun Cib nennt, "Ziepe" klingt nicht. Aber ach, "der arme Hans". Denn Gottes Mühlen mahlen langsam und leider meistens trefflich fein. Irgendwann wird Mareile, inzwischen geschieden, auf Besuch zu den alten Eltern auf das heimatliche Schloss kommen, und da Schlossherr Günther eine starke Neigung zum weiblichen Geschlecht in sich trägt, die eigene Frau Beate jedoch schwanger ist und er viel Spielraum mit seiner reichlichen freien Zeit, aber wenig Verantwortung besitzt, wird die heitere Schlossgeschichte bald grimmige Konsequenzen entwickeln.

Vom Musiksaal des Schlosses her tönt aus dem Munde Mareiles der Liebestod Isoldes. Es sind die Jahre von Wagners frühen Triumphen. Günther allerdings hört aus ihm nicht die Sehnsucht nach dem "einträchtiglich beieinander Wohnen", sondern "eine scharfe, klare, fast böse Leidenschaft" heraus, wie sie seiner Art gemäß ist. Und diese Leidenschaft wird ihn schließlich aus Kaltin nach Berlin zur Sängerin und Jugendgefährtin Mareile zurückdrängen, es kommt zum Duell dort mit einem anderen Verehrer der Künstlerin, und da Günther kein Pistolenheld ist, wird man ihn schwer verletzt ins kalte Kaltin zur langen Rekonvaleszenz und im Laufe der Zeit zu seiner Vaterrolle zurückbringen. "Er pariert Order."

Und Mareile? Sie ist die Erste nicht, und ihr beruflicher Erfolg wird sie die Schmerzen der Trennung leichter ertragen lassen. Ihretwegen allerdings mag Eduard Graf Keyserling ihre Geschichte und die des Grafen Günther nicht haben erzählen wollen - das wäre dann eher die Sache von Theodor Fontane gewesen, dessen Effi Briest am Ende unter den Platanen im heimatlichen Garten von Hohen-Cremmen früh schon ihre letzte Ruhe findet. Gegen sie jedoch ist dann dieser Günther eher "eine Null", wie Fontane das wohl genannt hätte, allerdings eine brutale: "Man muss doch wissen, was man ist. Irgendwelche Schlossideen sind Ihnen angeflogen", erläutert er der Geliebten, "Sie sind nun mal keine weiße, tugendhafte Frau. Sie sind Mareile, Sie zahlen bar. Aber plötzlich wollen Sie so'n Gemisch von Mareile und Fürstin Elise. Das ist unmoralisch. Wollen Sie was von mir? Gut - ich tu alles." "Verderben Sie mir meine Liebe nicht", wird Mareile darauf erwidern, als sie den Widerstand dagegen spürt, nur eine "Vorübung des Herzens" gewesen zu sein.

Bloß mag ebendas, dieses wahrscheinlichere Ende von dergleichen Episoden, den unverehelicht gebliebenen Keyserling als eine ihm naheliegendere Lösung berührt haben, ihn, der von einer tödlichen venerischen Krankheit befallen war und die letzten Tage seines Lebens erblindet und als Kranker verbracht hat. Es ist ein solcher Hauch der Tragödie, der über dieser ganzen, scheinbar so leichten und doch gewichtigen, bewegenden Schlossgeschichte liegt. "Du Armer", hätte wohl Mareile auch zu ihm, dem Grafen Keyserling, gesagt. Warum? "Weil ich arbeiten muss", ist ihre Antwort. Und auf ein zweites Warum: "Um Geld zu haben." Denn sie kehrt allein in ihr Künstlerleben zurück. Der schmale Roman ist unlängst in einer Neuausgabe mit einem das Wurzelwerk des Buches bloßlegenden, verständnisvollen Nachwort von Uwe Timm erschienen.

GERHARD SCHULZ

Eduard von Keyserling: "Beate und Mareile". Nachwort von Uwe Timm. Manesse Verlag, München, Zürich 2013. 222 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein Adelsroman mit revolutionärem Einschlag [...] Der Bohemien Graf Eduard von Keyserling ist ein glänzender Charakterschilderer und Psychologe ersten Rangs.« Stuttgarter Zeitung, 25.10.2013