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Was bewegt Banker, welchen Ängsten, Herausforderungen und Versuchungen sind sie ausgesetzt? Zum allerersten Mal wird ihre Welt von innen heraus beleuchtet - überraschend, provokant und unterhaltsam. In »Unter Bankern« treibt Joris Luyendijk in der objektiven Manier des Ethnologen die Entmystifizierung der selbst ernannten Herrscher der modernen Weltordnung voran.
Welches Bild haben Banker von sich selbst und vom Rest der Gesellschaft? Luyendijks Buch brilliert mit seinem unbestechlichen anthropologischen Blick und bringt dadurch auf beispiellose Weise Licht in ein undurchsichtiges System.
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Produktbeschreibung
Was bewegt Banker, welchen Ängsten, Herausforderungen und Versuchungen sind sie ausgesetzt? Zum allerersten Mal wird ihre Welt von innen heraus beleuchtet - überraschend, provokant und unterhaltsam. In »Unter Bankern« treibt Joris Luyendijk in der objektiven Manier des Ethnologen die Entmystifizierung der selbst ernannten Herrscher der modernen Weltordnung voran.

Welches Bild haben Banker von sich selbst und vom Rest der Gesellschaft? Luyendijks Buch brilliert mit seinem unbestechlichen anthropologischen Blick und bringt dadurch auf beispiellose Weise Licht in ein undurchsichtiges System. Dafür hat er umfangreiche Recherchen betrieben und unter anderem Hunderte Interviews mit Investmentbankern, Angestellten aus Rechts- und Risikoabteilungen, Rating-Agenturen, IT und HR sowie mit Kontrolleuren, Headhuntern und Therapeuten geführt. So erzielt er das, was oft eingeklagt, aber selten eingelöst wird: Transparenz in einem System, das eine Blaupause für kurzsichtiges Denken, schnellen Profit, Missbrauch und lukrative Verantwortungslosigkeit ist. Doch, so Luyendijks These, nicht der Mensch Banker ist verkommen, sondern das System. Eine aufschlussreiche, packende und schockierende Innenansicht der Finanzwelt, die zwingend benötigt wird.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2015

Die unendliche Toleranz des Geldes
Mit der Neugier eines Ethnologen erkundet Joris Luyendijk die Parallelwelt der Londoner Banker:
Er erzählt von einem Inselreich im Nebel, auf dem Söldner ihren Geschäften nachgehen
VON JENS BISKY
Was aber macht ein Goldman-Banker mit fünf Millionen Dollar? – Fragen wird er, wo der Rest geblieben sei. Das ist einer der Witze, die man sich am wichtigsten Finanzplatz der Welt, in der City of London, erzählt; ein Witz auch über das Klischee vom gierigen Banker. Der Labour-Premier Gordon Brown meinte 2007, die City verkörpere „genau die Form von avancierter und ideenreicher Industrietätigkeit mit hoher Wertschöpfung“, die Großbritannien im globale Wettbewerb brauche. Nach der Pleite von Lehman Brothers im Herbst 2008 saßen auch in der City Leistungs- und Zuträger ratlos in ihren Büros und starrten wie gelähmt auf die Bildschirme; einige riefen ihre Familien an und gaben Anweisungen zum Überleben: Geld abheben, Vorräte einkaufen, Gold erwerben, die Kinder aufs Land evakuieren.
  Der Herbst 2008 hat Bankern wie Gesellschaften eine Nahtoderfahrung beschert, ein Erlebnis der Ohnmacht und Verwundbarkeit. Dagegen hilft die Empörung über hohe Boni und verwerfliche Gier. Leider trägt das aber wenig zum Verständnis bei. Der Journalist Joris Luyendijk hält die „Fokussierung der Öffentlichkeit auf die Gier der Banker“ für den größten Fehler, den man nach dem Lehman-Fall machen konnte. Im Auftrag des Guardian begann er 2011 einen Blog über den Finanzdistrikt Londons zu schreiben, über den Planet Finance aus Vermögensverwaltung, Bankensystem und Versicherungswesen.
  Es war nicht einfach, dessen Bewohner zum Reden zu bringen. Mögen sie sich gern über alle Tabus hinwegsetzen, eines bleibt: das Gebot der Verschwiegenheit. Selbst über den Schweigekodex muss geschwiegen werden. Doch Luyendijk, der im Nahen Osten gearbeitet hatte und vom Finanzwesen nicht mehr verstand als wir alle, blieb beharrlich, sicherte Anonymität zu, traf sich mit Aussteigern und Redewilligen in Cafés oder Restaurants, veröffentlichte erste Gespräche und provozierte: „Die Demokratie wirkt immer mehr wie ein System, in dem die Wähler lediglich bestimmen, welcher Politiker die Weisungen des Finanzsektors ausführen darf – Aber wer seid ihr eigentlich?“
  Es meldeten sich immer mehr bei ihm, endlich auch Frauen. In zwei Jahren kamen gut 200 Interviews zustande, in seinem Buch „Unter Bankern“ – Originaltitel „Dit kan niet waar zijn. Onder bankiers“ – resümiert Luyendijk seine Erfahrungen. Dabei vermeidet er Fallen, etwa die der Verniedlichung durch Einfühlung. In kaum einem anderen Wirtschaftszweig kann ein einzelner Angestellter in kurzer Zeit so viel Schaden anrichten. Der existentielle Ernst – Finanzkrisen zerrütten Gesellschaften – ist immer zu spüren, ohne deswegen zur Dämonisierung zu werden, die bloß dem wahnhaften Selbstbild mancher „Masters of the Universe“ schmeicheln würde.
  Bei Georg von Wallwitz – „Odysseus und die Wiesel. Eine fröhliche Einführung in die Finanzmärkte“ (2012) – konnte man lernen, wie man die aufgeblasenen Egos auf das ihnen zustehende Maß schrumpft. Luyendijk bietet das Vergnügen einer ethnologischen Expedition zu den Bankern, Mitarbeitern von Ratingagenturen, Versicherungsangestellten, Kontrolleuren, also zu Leuten wie du und ich.
  Moment mal, mag da manch aufgeklärter Zeitgenosse einwenden, das stimmt nicht, die Banker sind nicht wie ich, sie sind anders: besser in Mathematik, besser bezahlt – na und dann auch noch gierig. Es macht den intellektuellen Charme von Luyendijks Buch aus, dass er diese Abwehr-gesten zurückweist. In den Kommentaren zum Blog wurden Investmentbanker als „Psychopathen“, „Spielsüchtige“ oder „Parasiten“ abgekanzelt. Er aber ließ sich sagen, dass viele Arbeiten in einer Investmentbank journalistischen Tätigkeiten ähneln. Man beobachtet Unternehmen, eine Branche, eine Region genau und über Jahre und sehr gründlich, schreibt Berichte, die von den Interessierten aufmerksam gelesen werden.
  Hinzu kommen ähnliche Prägungen: Uni, Auslandsaufenthalte, Fremdsprachenkenntnisse, Zeitungslektüre, Vorlieben für diesen oder jenen Film, diese oder jene Musik: „sie verdienten zwar mehr als ich, gehörten aber zur selben soziokulturellen Schicht“. Luyendijk ist klug genug, diesen Beobachtungen distanziert gegenüber zu stehen; er wäre nicht der erste Ethnologe, der sich mit den Menschen des von ihm erkundeten „Stammes“ identifiziert.
  In manchem erscheinen die Banker wie Pioniere einer Weltgesellschaft: Herkunft, Hautfarbe, sexuelle Neigungen zählen nicht, es geht um Leistung, wer besser ist, kann es weit bringen. In der deregulierten Finanzwelt können – anders als vor dreißig Jahren – „weiße heterosexuelle Männer aus der christlichen Mittelschicht“ Frauen, Homosexuellen, Arbeiterkindern und vielen anderen den Zutritt nicht mehr einfach verwehren. „Amoralität bedeute gleiche Chancen für alle“, sagen viele; die City sei „geradezu lächerlich tolerant“, sagt eine britische Muslimin.
  Eben weil er sich auf die Binnenperspektive einlässt, kann Luyendijk die strukturellen Probleme genau erkennen. Dazu gehört etwa die Verinselung der Abteilungen. Die Händler „an der Front“ und die klugen Rechner in den Risikoabteilungen kommunizieren wenig oder, was denselben Effekt hat, zu viel. Was die Mathe-Genies, die „Quants“, ausgetüftelt haben, versteht an der Spitze kaum einer. Banken, die zu groß sind, als dass man sie pleite gehen lassen könnte, sind auf jeden Fall auch „too big to manage“. Hinzu kommt die extreme Unsicherheit des Arbeitsplatzes. Wer von einer Minute zur nächsten gefeuert werden kann, wird sich kaum mit langfristigen Überlegungen plagen. Der ständige Ausscheidungswettbewerb befeuert Leistungsbereitschaft, aber auch allerlei Schlechtes im Menschen: Intrigantentum, Konformismus, Existenzangst.
  Ausgedehnte Arbeitszeiten, der Zwang, ständig mitspielen, stets die eigene Position verteidigen zu müssen, und die hohen Gehälter führen zur lebensweltlichen Entkoppelung. Man existiert in der Seifenblase, das Private hat vor allem die Gestalt von Zahlungsverpflichtungen, Hypothekenraten, Schulgeld für die Kinder. Deswegen ist, trotz der Einsicht bei manchen Bankern, trotz guter Absichten, mit einer Besserung von innen her kaum zu rechnen.
  So bliebt am Ende dieser Expedition die nun auch schon einige Jahre alte Frage, warum westliche Demokratien offenkundig nicht in der Lage sind, „Lösungen zu formulieren für eines der drängendsten Probleme unserer Zeit“. Luyendijk hält es für töricht, deswegen Politik selbst abzuschreiben, sich ihr gegenüber zynisch zu verhalten. Die Abschaffung der Sklaverei und die Emanzipation der Frauen seien schließlich auch gelungen.
  Aber daneben geistert ein Traumbild durch dieses Buch, eine Allegorie auf die Gegenwart nach 2008: der Traum von einem wie du und ich, der an Bord eines Flugzeuges sitzt, gelangweilt aus dem Fenster schaut, eine Stichflamme auflodern und wieder erlöschen sieht. Die Stewardess beruhigt, alles in Ordnung, Problem gelöst, alles im Griff; die Mitreisenden lesen, dämmern, trinken. Dennoch drängelst du dich raus, lässt dich von keinem aufhalten, eilst Richtung Cockpit, reißt die Tür auf – da sitzt niemand: „. . . das Cockpit ist leer“.
Die Händler „an der Front“ reden
zu wenig mit den Leuten in der
Risikoabteilung – oder zu viel
      
  
Joris Luyendijk: Unter
Bankern. Eine Spezies wird besichtigt. Aus dem Niederländischen von Anne Middelhoek. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2015. 320 Seiten, 19,95 Euro.
E-Book: 15,99 Euro.
Eine Karriere in der City hat viel mit Ausdauertraining zu tun: vor der Bank of England.
Foto: Matthew Lloyd/Bloomberg
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2015

Der Weg zum Gorilla beginnt mit einem Budget
Feldforschung im Finanzdistrikt: Der Journalist Joris Luyendijk hat sich im Milieu der Banker umgesehen

Die Finanzkrise, ihre Ursachen und Auswirkungen, beschäftigt immer noch viele Menschen. Das öffentliche Bild der Banker ist nach wie vor mit ihr verknüpft. Der niederländische Journalist Joris Luyendijk ist im Jahr 2011 im Auftrag des britischen "Guardian" nach London gefahren und hat mehrere Jahre im Finanzdistrikt der Weltstadt recherchiert. Er sprach mit Investmentprofis, Mitarbeitern von Ratingagenturen, Analysten. Er traf sie in Bars, schaute und hörte sich in Bankbüros selbst um. Entstanden ist daraus sein Buch "Unter Bankern. Eine Spezies wird besichtigt". Der Titel ist dabei Programm.

Kurzweilig und im Plauderton erzählt Luyendijk von seinen Treffen und wie er sich Zugang zu dem kleinen (oder großen) Kosmos der Banker verschaffte. Wie er zum Beispiel mit dem für Nicht-Banker unverständlichen Vokabular der Branche kollidierte - und wie er diese Sprache langsam lernte und zum "Einheimischen" wurde. Gerade wer im Investmentbanking arbeitet oder einmal gearbeitet hat, dürfte hier eine selbstgemachte Erfahrung leicht wiedererkennen. Und über die Anekdote eines Aktienhändlers lächeln, der davon erzählt, wie sich Banker um möglichst hohe Boni bemühen: Einem Ritual gleich lassen sie, so erzählt er, immer schon im September und Oktober in Anwesenheit ihrer Chefs fallen, an welchen Geschäften sie im jeweiligen Jahr beteiligt waren, welche Deals sie einfädeln halfen.

Ganz wichtig, dass dabei der eigene Name fällt - "Revenue tourism" nennen sie in der Branche dieses Verhalten. Sehr deutlich macht Luyendijk auch, dass es nicht den Banker gibt, ja nicht einmal den Investmentbanker. Er beschreibt, wie allein innerhalb einer Investmentbank unterschiedliche Subkulturen existieren - "ein gefundenes Fressen für jeden Ethnologen". Da sind beispielsweise die "Quants", hochspezialisierte Finanzmathematiker.

Die Nicht-Quants reden über Quants wie die Nicht-Nerds über Nerds - mit insgeheimer Bewunderung. Da nennt der Händler einen Dealmaker "reine Büroraumverschwendung". Und da ist der Investmentbanker, der Luyendijk zu Beginn ihres Interviews fragt, wohin sich ein dreihundert Kilo schwerer Gorilla setze, um dann selbst zu antworten: "Wohin er will. Als Newcomer bei einer Investmentbank bist du das Gegenteil von einem Gorilla. Du musst dir deinen Platz erkämpfen. Niemand hat Zeit. Niemand interessiert sich dafür, wer du bist. Du bekommst lediglich ein Budget: den Betrag, den du für die Bank verdienen sollst." Die Szene erinnert an den Stil des bislang nicht eingeholten Bestsellers "Liar's Poker" von Michael Lewis aus dem Jahr 1989.

Während Luyendijk von seinen vielen Begegnungen schreibt, lernt der Leser beinahe nebenbei einiges über Zusammenhänge in der Finanzwelt, darüber, was Banken, Hedgefonds, Aufseher und Verbriefungen sind. Was ihm fehlen mag, ist so etwas wie eine Leitfrage, eine zentrale Botschaft, die der Autor loswerden möchte. Die gibt es nicht, das gibt er auch gleich zu Beginn zu. Ein Fazit zieht er, wenn er seine Antwort auf die Frage von Freunden wiedergibt, was ihn denn bei seiner Feldforschung besonders erstaunt habe: "Am meisten erschütterte mich das zutiefst verwurzelte kurzfristige Denken in offensichtlich höchst gefährlichen Banken. Dass Leute ,ihre' Bank, ohne mit der Wimper zu zucken, als eine austauschbare Plattform oder ,Hülle' beschreiben und Dinge sagen wie: ,Man braucht nun mal einen Standort, um zu handeln.' Aber im Prinzip heißt es: Wir Händler gegen die Bank." Das ist eine beklemmende Aussage. Und eine, die nicht nur er trifft, sieben Jahre nachdem die Investmentbank Lehman Brothers pleiteging.

ALEXANDER ARMBRUSTER.

Joris Luyendijk: "Unter Bankern". Eine Spezies wird besichtigt.

Aus dem Niederländischen von Anne Middelhoek. Tropen Verlag, Stuttgart 2015. 267 S., geb., 19,95 [Euro].

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»Während Luyendijk von seinen vielen Begegnungen schreibt, lernt der Leser beinahe nebenbei einiges über Zusammenhänge in der Finanzwelt, darüber, was Banken, Hedgefonds, Aufseher und Verbriefungen sind.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.7.2015 »Luyendijk geht nicht volkswirtschaftlich vor und argumentiert auch nicht mit einem auf Zahlen basierten Blickwinkel, sondern aus den Augen der betroffenen Mitarbeiter heraus. So öffnen sich dem Leser wahrlich die Augen und er lernt eine andere Sicht der Dinge kennen.« Julian Achleitner, Bankingnews, 20.7.2015 »Wer Joris Luyendijks Buch liest, wird viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren haben.« Rebecca Hillauer, SRF Kultur Kompakt, 12.6.2015 »Eben weil er sich auf die Binnenperspektive einlässt, kann Luyendijk die strukturellen Probleme genau erkennen.« Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 3.6.2015 »"Unter Bankern" ist vor allem ungemein spannend, bietet es doch einen Einblick in die Gefühlswelt der Menschen, die in "The City", dem Londoner Finanzplatz, großes und ganz großes Geld bewegen.« Anja Kraus, Die Bank, Dezember 2015